19.Jona
Als Noah und ich zurückkamen, spürten wir beide, dass etwas nicht stimmte. Die negativen Schwingungen waren im ganzen Gebäude deutlich zu spüren. Ich hoffte, dass es nichts mit Jocelyn zu tun hatte, denn eigentlich hatte ich das Gefühl, dass wir auf einem guten Weg waren.
<Jona. Kommst du bitte in mein Büro.>: hörte ich Jeremias über den Mindlink sagen. Ich erstarrte. Es konnte kaum etwas mit dem letzten Auftrag zu tun haben, denn wir waren eben erst zurückgekommen.
Ich machte mich auf den Weg zum Büro und klopfte an. Jeremias saß auf der Couch und eine weinende Luna in seinem Arm.
Ich kam näher und stand etwas unsicher vor ihnen.
<Jona. Wir haben gleich eine Besprechung, kannst du Jocelyn beschäftigen? Wir haben etwas zu bereden>: sagte er ernst.
Also ging es doch um Jocelyn. Mir war plötzlich total unwohl und ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl. Meine Hände fingen an zu zittern und ich musste mich setzten. Ich versuchte das Zittern unter Kontrolle zu bekommen, aber auch meinem Wolf ging es nicht gut.
<Ist alles in Ordnung? Du schaust sehr blass aus>: sagte Jeremias und sah mich aufmerksam an.
<Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl, dass etwas schlimmes passiert ist, oder noch passieren wird>: sagte ich vorsichtig. Ich konnte es Jeremias ansehen. Es war was schlimmes. Da Kira weinte, ging ich davon aus, dass es mit meiner Mate zu tun hatte.
Ich stand auf und verabschiedete mich von den Zweien. Mit gemischten Gefühlen ging ich zu meinem Zimmer und öffnete die Tür.
Jocelyn war nirgends zu sehen, dennoch spürte ich, dass sie im Raum war. Sie lag im Bett und weinte. Als ich näher kam, versuchte sie die letzten Tränen weg zu wischen.
Ich wollte sie berühren, aber sie signalisierte, dass sie das nicht wollte. Seufzend ging ich ins Bad und ließ heißes Wasser in die Wanne. Ich goss einen Lavendel Vanille Zusatz hinzu und sah dem Schaumberg zu, wie er wuchs.
Ich ging zurück ins Zimmer, wo meine Mate auf dem Bett saß.
<Ich habe dir eine Wanne volllaufen lassen. Es wird dir gut tun>: sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. Sie nahm sie und ließ sich hochziehen. Langsam lief sie mir hinterher.
Ich hatte noch ein paar Kerzen angezündet und einen Cocktail hingestellt. Leicht lächelte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange.
Ich schloss die Tür und ließ sie alleine. Mit einem unguten Gefühl schlenderte ich zum Konferenzraum, wo schon alle auf mich warteten. Fast alle waren da, außer meine Mate, was mir gar nicht gefiel.
<So, da wir jetzt alle da sind, komme ich direkt zum Punkt. Jocelyn schafft es nicht sich einzugliedern und uns als Alpha und Luna anzuerkennen. Ich bin daher dazu geneigt, die Zwangsmarkierung anzuordnen>: sagte er und es fing ein Gemurmel an.
Ich sollte Jocelyn Zwangsmarkieren? Keine Frage, ich würde sie auf der Stelle markieren, aber nur mit ihrem Einverständnis. Doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, sprach jemand anderes.
<Ich bin dagegen. Definitiv dagegen. Ihr könnt ihr nichts schlimmeres antun als das>: sagte Noah. Er sah jeden an. Er meinte es ernst. Noah war sonst der Typ, der immer still war. Er sprach nicht, wenn es nicht unbedingt sein musste. Aber jetzt drei Sätze am Stück von ihm zu hören, war besorgniserregend.
<Meine Freundin, mit der ich einige Zeit zusammen war, hatte ihren Mate gefunden. Sie hing aber noch sehr an mir, deshalb wollte sie sich nicht gleich markieren lassen. Ihre und seine Familie haben ihn dazu gedrängt>: sagte er und seine Stimme begann zu zittern.
<Sie kam damit nicht zurecht. Ihr wurde quasi Gewalt angetan. Ihre Wölfin zog sich zurück und sie hatte versucht ihr Leben zu beenden. Jetzt sitzt sie im Rollstuhl in der Psychiatrie. Ich besuche sie jede Woche. Er bezahlt zwar für sie, hat aber von einer Hexe die Markierung rückgängig machen lassen und hat eine andere markiert.
Ihre Eltern haben sich von ihr distanziert. Sie hat nur noch mich. Ich hatte schon überlegt, hier zu kündigen und sie zu mir zu holen. Ich liebe sie immer noch und würde gerne für sie da sein>: erklärte er.
Mir steckte ein Kloß im Halse fest. Für mich kam eine Zwangsmarkierung jetzt nicht mehr in Frage. Ich wollte sie nicht verlieren.
<Warum hast du nie mit mir darüber gesprochen? Ich kann dir auch Innendienst geben und du ziehst in den Bungalow am Ende des Waldes>: sagte Jeremias enttäuscht.
<Was ist, wenn du deine Mate findest?>: fragte ich ihn und er lächelte mich gequält an.
<Ich habe sie schon getroffen. Sie hat mich abgelehnt. Sie hatte jemand der viel Kohle und ein gutes Ansehen hat.>: erklärte er uns und sah mich traurig an.
Ich ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. Ich denke, das hatte er mal gebraucht!
<Ich helfe dir beim Umzug. Meinst du, die Familie hat etwas dagegen?>: fragte ich ihn, doch er schüttelte nur den Kopf.
Ich sah zu Jeremias und er nickte mir zu, also war es beschlossene Sache. Noah holte seine große Liebe. Wenigstens ein gutes hatte die Sache dann doch noch.
<Was ist jetzt mit Jocelyn?>: fragte ich ihn ohne Umschweife.
Sein Blick wurde mitfühlender.
<Die Zwangsmarkierung ist jetzt vom Tisch. Ich fand sie auch mittelalterlich, aber mir fiel nichts anderes ein. Auf jeden Fall kann es so nicht weitergehen.>: sagte er bestimmend.
Ich nickte ihm zu.
<Kann ich vielleicht zwei Wochen Urlaub bekommen? Ich würde gerne mit Jocelyn zusammen weg fahren. Vielleicht kommen wir uns dann näher>: sagte ich und er fand die Idee gut.
<Mach das. Ihr könnt zu der Hütte am See fahren. Da seid ihr ungestört. Ich hoffe das ihr die Idee gefällt, sonst müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen>: sprach er und hob die Sitzung auf.
Ich schnappte mir Noah und nahm ihn beiseite.
<Ich danke dir dafür das du dich für sie eingesetzt hast. Ich weiß nicht, was sonst passiert wäre, hätte ich sie zwangsmarkiert>: flüsterte ich und er nickte mir zu.
<Ich danke dir. Ich hatte zuvor noch nie mit jemanden darüber gesprochen und jetzt wird mein Traum wahr. Ich kann sie endlich zu mir holen>: schluchzte er und ich legte meinen Arm um seine Schultern.
Nachdem ich mit Noah noch ein wenig gesprochen hatte, ging ich wieder zu meinem Zimmer. Jocelyn lag im Bett und schlief.
Ich zog mich aus und legte mich hinter sie. Vorsichtig umgriff ich sie und zog sie an mich.
Sie seufzte, schlief aber weiter. Morgen wollte ich sie fragen, ob sie ein paar Tage mit mir weg fahren wollte.
Mit diesem Gedanken schlief auch ich ein.
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