Wir waren jetzt schon an so vielen Orten gewesen. Wo konnte sie nur sein! Ich war am Boden zerstört. Ich wollte unbedingt meine Schwester finden. Ich spürte sie. Sie war auf jeden Fall am Leben und ich hatte das Gefühl, das sie nicht mehr sehr weit weg war.
Kira und ich wanderten durch den Wald. Sie wollte eine geeignete Stelle finden. Am besten und magischsten waren Stellen an Lichtungen in Kombination mit Gewässer. Also einem See oder einen Fluss.
In dieser Gegend gab es einen Fluss. Der war perfekt geeignet für Kiras Zauber. Durch das fließende Wasser gab es sehr viel Energie in der Umgebung.
Kira malte ein Pentagramm auf den Boden des Waldes. In dieser Zeit zog ich mich aus und verwandelte mich in meine Wolfsform. Das knacken der Knochen war gefühlt im ganzen Wald zu hören. Ich hoffte, das es diesmal klappte, denn ich war am Ende meiner Kräfte. Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, aber jedesmal war die Enttäuschung groß gewesen.
Ich musste auch an Kira denken. Der Zauber kostete sie jedesmal viel Energie und Kraft, trotz der zusätzlichen Naturenergien. Sie tat es für mich. Wir liebten uns und waren immer füreinander da.
Kira nickte mir zu und ich stellte mich in die Mitte. Sie schloss die Augen und sang ihre Zaubermelodie. Die Luft um uns flimmerte, doch mehr passierte leider nicht.
Sie sah mich traurig an und ließ die Schultern hängen.
Ich stand immer noch in der Mitte des Pentagramms und hoffte auf ein Zeichen. Doch nichts passierte.
Ich legte mich auf den Boden, den Kopf auf meinen Pfoten und weinte. Meine Tränen liefen mir am Fell hinunter und benetzten den Boden. Mein Wolf winselte. Sie wollte Selene unbedingt finden.
Ich stand auf und drehte mich zu Kira. Sie sagte kein Wort. Was sollte man auch in diesem traurigen Moment sagen!
Plötzlich hörte ich ein summen. Ich hob den Kopf um zu lauschen, woher es kam.
Da! Da war etwas. Es sah aus wie ein Glühwürmchen. Es stand in der Luft und bewegte sich nicht mehr. Ich ging darauf zu und es bewegte sich von uns weg.
Mir gefiel es nicht und knurrte es an. Plötzlich spürte ich, wie Kira meinen Kopf berührte und ich sah zu ihr auf.
Sie lächelte und zeigte auf den kleinen Glühball.
"Das ist das Zeichen, auf das wir die ganze Zeit warten! Wir müssen ihm nur folgen!": sagte sie und streichelte mir meinen Rücken. Sie liebte es mit meinem Fell zu spielen. Ich beobachtete wie sie den Rucksack nahm und meine Kleidung und Schuhe einpackte und ihn sich auf den Rücken schnallte.
Sie kletterte auf meinen Rücken und ich sprintete los. Das Glühwürmchen schwebte vor uns her und ich folgte ihm brav. Das Auto würden wir später irgendwann abholen. Da wo es stand, würde es sowieso keinen stören.
Ich rannte. Immer parallel den Fluss entlang. Ich weiß nicht wie lange ich gerannt bin, denn ich spürte das Kira die Kraft verließ. Sie konnte sich nicht mehr festhalten und rutschte immer weiter runter. Ich rannte langsamer und blieb dann stehen. Langsam rutschte sie von meinem Rücken.
Ich winselte und stubste sie vorsichtig an.
"Alles gut! Mach dir keine Sorgen. Ich bin nur müde!": sagte sie leise.
Ich sah mich um. In der Ferne konnte ich Häuser ausmachen und versuchte Kira darauf aufmerksam zu machen.
Sie sah in die Richtung in der ich meine Schnauze streckte und kletterte wieder auf meinen Rücken. Diesmal lief ich den Rest des Weges, so war es für Kira nicht so anstrengend sich festzuhalten.
Hinter einem Busch, fast direkt vor der Straße blieb ich stehen. Langsam kletterte sie von mir runter und kniete sich hin. Sie öffnete den Rucksack und legte meine Kleidung vor mich.
Sie sah sich um und nickte mir zu. Ich konzentrierte mich auf meine Menschliche Form und verwandelte mich wieder zurück. Es war nicht schwer eine Pension zu finden. Kira buchte ein Zimmer und zusammen stiegen wir die Treppen nach oben .
Das Zimmer war gemütlich eingerichtet. Das einzigste was wir brauchten war eine Dusche und ein Bett.
Frisch geduscht kletterten wir ins Bett und kuschelten uns aneinander.
Ich gab Kira einen Kuss und streichelte ihren Arm.
"Ich danke dir, das du das für mich tust! Ich weiß wie viel Kraft dir der Zauber raubt! Er ist wirklich mächtig!": flüsterte ich und küsste ihre roten Lippen.
Sie war schon am einschlafen und nuschelte etwas im Schlaf. Ich deckte uns richtig zu und war auch bald darauf eingeschlafen.
Mein letzter Gedanke war, das ich noch nie meiner Schwester so nah war, wie jetzt. Wir würden sie auf jeden Fall finden.
Wenn nicht morgen, dann übermorgen. Dann überkam auch mich der Schlaf.
Frisch ausgeruht und mit dem leckeren Frühstück im Bauch machten wir uns auf den Weg zum Fluss. Der Zauber war vorbei, doch wir waren zuversichtlich, das es auch ohne das Glühwürmchen zu schaffen war. Wir beschlossen einfach dem Fluss zu folgen, was wir dann auch taten.
Vor uns lag eine riesige Villa und wir überlegten ob wir bei dem Grundstückbesitzer einfach klingelten und nach meiner Schwester fragten.
Ich hörte hinter mir plötzlich ein Knurren und starke Arme umarmte mich.
"Mate!": hörte ich es nur schnurren.
Das konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Hier meinen Mate zu finden? Dafür war ich nicht hier. Ich versuchte der Umarmung zu entkommen, jedoch erfolglos.
"Jona! Lass Nalani los! Ryan bringt dich noch um!": hörte ich eine andere Stimme sagen.
Nalani? Wer ist Nalani?
"Wann hast du deine Haare gefärbt und geschnitten? Daran muss ich mich erst gewöhnen!": sagte der unbekannte. Ich riss mich los und funkelte ihn böse an.
"Oh! Das ist gar nicht Nalani! Wer bist du?": fragte er mich, doch ich ignorierte ihn.
Ich hatte die Verbindung gespürt, keine Frage. Mein ganzer Körper kribbelte und meine Wölfin jaulte.
Der andere war definitiv mein Mate.
"Wo ist meine Schwester?": fragte ich meinen Mate. Alle sahen sie mich an. Ich nahm Kiras Hand und wollte mit ihr weiter, als sie plötzlich nach hinten gerissen wurde.
Ich hörte ein anderes knurren.
"Mate!"
Verdammt! Wo waren wir nur da gelandet!
Kira sah mich panisch an. Ein großer starker, wirklich gutaussehenden Typ stand hinter ihr und drückte sie an sich. Von der Aura her, war es ein Alpha.
"Lass sie sofort los!": brüllte ich ihn an.
"Du machst ihr Angst! Hörst du nicht ihren Herzschlag?": sagte ich wütend und ging auf sie zu. Ich nahm Kira an die Hand und zog sie von ihm weg.
Ich wollte gerade los laufen, als sich mein Mate mir in den Weg stellte. Kira umklammerte mich panisch und vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. Sie hatte Angst. Schreckliche Angst.
Meinem Mate schien es nicht zu gefallen, denn er knurrte.
Ich sah ihn wütend an und knurrte ebenfalls.
"Was hast du für ein Problem? Nur weil wir Mates sind, heißt das nicht, das ich dir sofort zu Füßen liege! Kira und ich sind seit einem halben Jahr zusammen und ich liebe sie. Ich werde sie nicht einfach fallen lassen! Wenn es mir zu blöd wird, werde ich dich ablehnen! Ich hatte genug Männer in meinem Leben die mir gesagt hatten, was ich zu tun und zu lassen habe!": brüllte ich und mir liefen die Tränen. Ich klammerte mich an Kira, was wiederum dem Alpha nicht passte.
Kira schloss die Augen und murmelte etwas vor sich hin. Es summte und ein Lichterkreis umgab uns.
Der Alpha Schritt auf uns zu und zog zischend seine Hand zurück, als er den Lichterkreis berührte.
"Eine Hexe! Und was für eine bezaubernde!": murmelte er und trat zurück.
"Wo ist meine Schwester?": rief ich ihm zu. Ich hatte noch kaum Kontrolle über meinen Körper. Ich zitterte. Ich spürte die Sehnsucht nach meinem Mate. Die Berührung hatte einiges in mir ausgelöst.
Kira schwankte. Schweißperlen bildeten sich an ihrer Stirn.
"Kira! Hör auf! Bitte! Du hast keine Kraft mehr!": sagte ich bittend und hielt sie fest. Der Lichterkreis verschwand und sie brach zusammen. Ich hielt sie immer noch fest, als ich plötzlich etwas spürte.
Meine Wölfin jaulte.
Meine Schwester.
Da war sie. Sie kam mit einem Typen um die Ecke.
"Geh zu ihr! Ich komme schon klar!": flüsterte Kira und sah mich lächelnd an.
Ich stand auf und ging ein paar Schritte auf sie zu. Sie sah glücklich aus.
"Hallo Selene!": sagte ich und sie sah zu mir.
Ihre Augen wurden groß. Sie erstarrte und Panik stand plötzlich in ihren Augen. Sie fing an zu schluchzen und schrie auf.
Der Typ nahm sie in die Arme und versuchte sie zu beruhigen. Mit schwarzen Augen sah er mich böse an.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich hatte in diesem einen Moment alles verloren. Auf der einen Seite Kira. Ich sah zu ihr. Der Alpha hielt sie im Arm und Kira lächelte ihn an.
Auf der anderen Seite meine Schwester, die immer noch weinte und mich panisch ansah.
Ich konnte nicht mehr und wollte nicht mehr. Warum tat mir Luna das an?
Ich drehte mich um und rannte los.
Weg!
Weg von alledem.
Ich rannte zum Fluss und blieb am Ufer stehen. Das Wasser rauschte ohne Widerstand flussabwärts.
Dann hörte ich ihn.
Ich spürte ihn.
Er stand hinter mir und kam ganz langsam hinter mich.
"Deine Schwester war damals gesprungen! Das liegt wohl in euren Genen! Bitte tu es nicht! Es gibt keinen Grund!": sagte er leise. Ich hörte die Traurigkeit in seiner Stimme. Er kam näher und stand fast bei mir. Er musste nur die Hand ausstrecken, um mich zu berühren.
"Bitte sag mir deinen Namen!": sagte er und berührte meine Schulter. Wärme. Wärme durchflutete meinen Körper. Es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an.
Ich drehte mich um und sah in seine Augen. Sie waren wunderschön. Trotzdem konnte ich die Angst in ihnen sehen.
Angst um mich.
Er hatte Angst. Angst mich zu verlieren.
Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich brauchte Wärme. Ich brauchte ihn.
Mein Mate. Mein Gefährte.
Ich konnte nicht weg von hier. Aber was war mit Kira? Ich liebte sie trotzdem noch. Ich konnte meine Gefühle nicht einfach so abschalten.
Er bemerkte meinen Zwiespalt. Mein Zögern. Er wusste was in mir vorging. Das Kira und ich uns liebten, war nicht zu übersehen gewesen.
Er hob mein Kinn und wischte eine Träne weg und lächelte mich an. Ich trat vor und er schloss mich in seine Arme und drückte mich an sich.
Es war eine schönes Gefühl. Ich wollte ihn nie wieder loslassen.
"MEINS!": hörte ich ihn sagen und er hob mich hoch. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an seine Brust. Er hielt mich noch fester an sich gedrückt, als er zurück zu den anderen ging.
Selene hatte sich scheinbar beruhigt. Zumindest hielt ihr Mate sie im Arm und sie sah mich abwartend an.
Kira war nirgends mehr zu sehen, was mir einen Stich ins Herz verursachte.
Mein unbekannter Mate brachte mich in die unglaublich große Villa und setzte mich auf die Couch in einem sehr schönen Wohnzimmer.
Alle sahen sie mich abwartend an.
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