Der Auftrag war nervenzerreißend. Als die Verbindung abbrach, gingen mir tausend Szenarien durch den Kopf.
Glücklicherweise war dem Team nichts passiert. Sie waren meine Familie, mein Rudel.
Ich verließ die Einsatzzentrale und war auf dem Weg in Richtung meines Büros, als mir auffiel, das ich die ganzen Unterlagen in der Einsatzzentrale habe liegenlassen. Also drehte ich um und ging zurück zur Zentrale. Da hörte ich Nalani nach mir rufen. Sie klang verzweifelt und ich roch ihre Angst.
Was ich da sah, verschlug mir die Sprache. Jona stand vor Nalani und versuchte sie zu markieren. Sie weinte und versuchte vergeblich ihn wegzudrücken.
Ich sah rot. Sie war die Mate meines Bruders.
Mein Wolf kratzte an der Oberfläche. Ich stürmte auf Jona zu. Um Nalani würde ich mich danach kümmern. Ich riss ihn von ihr weg und schlug auf ihn ein. Ich ließ meine ganze Wut an ihm aus. Mir war in diesem Moment egal, ob er dabei draufging oder nicht. Sie war nicht seine Mate!
Wie konnte er es nur wagen!
Er stand wieder auf, gerade als ich erneut zuschlagen wollte, schob sich Nalani zwischen uns um mich davon abzuhalten ihn zu töten. Doch es war zu spät. Mein Schlag traf sie mitten ins Gesicht und sie fiel.
Ich war geschockt, denn das wollte ich nicht.
Ich trat wieder auf die zwei zu, um nachzusehen, wie schwer ich Nalani getroffen hatte. Es war wirklich ein kräftiger Schlag gewesen.
Jona sah zu mir hoch. Seine Augen waren tiefschwarz und er knurrte.
Dann sagte er etwas, was mir die Haare zu Berge stehen ließ.
"MEINS!!!!"
Das konnte nicht sein! Er konnte nicht der Mate von Nalani sein. Aber sein Wolf beanspruchte sie, trotz das sie von Ryan markiert wurde.
Das war unmöglich!
Jona knurrte lauter und tiefer.
Ich rief Lionel und Sebastian zu Hilfe, denn ich war mir sicher, das ich das nicht alleine bewältigen konnte.
Ich war zwar stärker als er, aber ein männlicher Wolf der sein Weibchen beschützte, war unberechenbar.
Lionel und Sebastian trafen nach etwa fünf Minuten bei mir ein. Ich hatte ihnen schon vorher einen kurzen Bericht über Mindlink gegeben.
"Jona! Wir wollen Nalani auf die Krankenstation bringen, aber dazu musst du sie loslassen! Wir werden ihr nichts tun, aber sie braucht ärztliche Behandlung!"
"Sie ist verletzt! Verstehst du das?": fragte ich ihn
Ich versuchte mich ihm zu nähern, aber es brachte nichts. Er war so in seinem Wahn gefangen, dass er nicht logisch denken konnte.
Zu allem Überfluss hörte ich seine Knochen knacken und Kleider reissen.
Jetzt hatte sich er sich verwandelt und war jetzt noch gefährlicher. Sein Wolf hatte die Kontrolle und er würde alles tun, um sie zu beschützen. In diesem Moment waren wir eine Bedrohung für seine Gefährtin.
Er stand über Nalani und knurrte ununterbrochen. Er war zu allem bereit. Unter normalen Umständen würde sich niemand ihm nähern, aber Nalani blutete immer noch stark aus der Nase.
Lionel nickte mir zu und verschwand durch die Tür. Ich vertraute darauf, das er einen Plan hatte, denn auch mit meiner Aura und beruhigenden Worte, würde ich bei Jonas Wolf auf taube Ohren stoßen.
Lionel kam zurück.
Mit einem Gewehr!
Ich ahnte was er vor hatte. Als er das Gewehr anlegte, lenkte ich Jonas Wolf Aufmerksamkeit auf mich, indem ich auf ihn zutrat.
Genaugenommen war es ein Himmelsfahrtkomando. Es könnte sonst was passieren und ich wollte Jona nicht wehtun. Er folgte seinem Instinkt und der sagte ihm,, beschütze dein Weibchen,,.
Er sah mich an und knurrte. Er wollte gerade zum Sprung ansetzen, als Lionel abdrückte und ihn in der Flanke traf.
Er jaulte und winselte. Er versuchte zu Nalani zurückzukriechen. Doch er schaffte es nicht mehr. Winselnd schlief er ein.
In diesem Augenblick tat er mir leid. Doch anders kamen wir nicht an Nalani ran.
Es kamen zwei Assistenten von Lionel und hatten eine Trage dabei. Vorsichtig hoben wir zu viert Nalani auf die Trage. Lionel war sich nicht sicher, wie schwer ihre Verletzung war, deshalb die Vorsichtsmaßnahmen. Mein schlechtes Gewissen plagte mich. Ich fragte mich, wie ich das Ryan beibringen sollte.
Seine Mate hatte zwei Gefährten. Ich musste unbedingt im Buch der Wölfe nachschlagen, ob so etwas schon mal vorgekommen war.
Ich veranlasste, das Jona auch auf die Krankenstation kam, allerdings im Silberkäfig, wie wir ihn nannten.
Er sollte sich dort ausschlafen, bis die Wirkung nachließ, danach konnten wir immer noch beraten wie es mit ihm weiterging. Er hatte nichts falsch gemacht, deshalb hielt ich eine Bestrafung für nicht gerechtfertigt.
Ich musste jetzt abwarten bis Ryan und die anderen zurückkamen und mir kam es vor wie eine Ewigkeit.
Gut gelaunt kamen sie Stunden später in den Gemeinschaftsraum! Ich saß im Sessel mit dem Buch der Wölfe und blätterte darin.
Ryan spürte, das was nicht stimmte und kam gleich auf mich zu.
"Jeremias! Was ist hier los? Hier ist eine ganz merkwürdige Stimmung! Was ist passiert?": fragte er und sah sich um.
Seine Augen suchten nach Nalani.
Besorgt drehte er sich wieder zu mir.
"Was ist passiert?": fragte er vorsichtig. Ich sah ihm an, das meine Antwort ihm nicht gefallen würde.
Denoch blieb er gefasst.
Ich stand auf und legte das Buch zur Seite. Ryans Blick blieb auf dem Einband haften.
Stirnrunzelnd sah er mich an.
"Ryan! Setz dich bitte hin und ihr anderen auch! Ihr solltet es auch wissen!": sagte ich und sah Ryans Blick der sich immer mehr verdunkelte.
"Also!": begann ich. Es fiel mir schwer, doch ich musste die Wahrheit sagen.
"Nalani ist auf der Krankenstation! Ich habe sie geschlagen!"
"DU HAST WAS???? ": brüllte Ryan und sprang auf.
"Setz dich wieder hin! Ich war noch nicht fertig!"
"DU SOLLST DICH WIEDER HINSETZEN" : grollte ich in einem tieferen Ton.
Ryan setzte sich hin, doch sein Blick sagte mir, das er gleich aufspringen würde um mir an die Kehle zu gehen.
"Es war keine Absicht! Ich hatte mich mit Jona geprügelt und sie ist bei dem einen Schlag dazwischen gegangen.": sagte ich bedauernd.
Ryan sah mich immer noch hasserfüllt an. Ich sah zu Lionel und er nickte. Ich bereitete mich auf die Eskalation vor und holte tief Luft.
"Ryan! Jonas Wolf hat Anspruch auf Nalani erhoben. Er sagt das sie seine Mate wäre!": sagte ich langsam und deutlich.
Ich hörte wie Noah die Luft einzog.
Ryan sagte gar nichts. Er musste es erst mal verarbeiten, was ich da gerade gesagt hatte.
"Nalani und Jona sind Mates?": fragte Calvin und sah mich zweifelnd an.
"Aber Ryan und Nalani sind Mates! Er hatte sie doch markiert!": schaltete sich Noah ein.
"Ja, ich weiß! Aber es ist so! Ich habe im Buch der Wölfe nachgeschlagen, da steht nichts davon drin! Aber ich kann mir nicht vorstellen, das Jonas Wolf sich so getäuscht hatte. Er wollte uns auf Abstand halten! Er hatte uns nicht zu ihr gelassen, obwohl sie blutend vor ihm lag. Er muss die vollständige Kontrolle an sich gerissen haben! ": stellte ich klar.
"Wo ist er jetzt?": fragte Ryan gefährlich ruhig. Ich meine, er hatte gerade erfahren, das unser Beta Besitzansprüche an seine Mate gestellt hatte.
"Er ist auf der Krankenstation im Silberkäfig! Wir mussten ihn betäuben!": sagte ich und beobachtete Ryan genau. Er sank in den Sessel und seufzte tief.
"Ich hatte es geahnt!": sagte er traurig.
"Ich hatte ihn schon öfter dabei gesehen, wie er sie beobachtete!": erzählte er uns.
Ich war fassungslos. Warum hatte er nicht mit mir darüber geredet? Ich konnte es einfach nicht nachvollziehen.
Wir mussten warten bis beide wieder aufwachten. Ob man mit Jona reden konnte? Das war die große Frage.
Ich war froh, das Ryan nicht ausgeflippt war. Das hätte die Situation noch schwieriger gemacht.
Wir mussten abwarten!
Ryan verzog sich in sein Quartier. Er wollte jetzt nicht auf die Krankenstation. Denn dort waren zwei der wichtigsten Personen in seinem Leben.
Doch von jetzt an, wurde alles nur noch komplizierter.
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