63. Cassiopeia
Stöhnend richtete ich mich auf. Mein Bauch war so riesig, dass es mir schwerfiel aufzustehen oder irgend etwas anderes zu machen.
Hannah ging es genauso, obwohl sie nur einen Welpen in sich trug. Er war ein großer Brocken und würde sicher einen starken Alpha abgeben.
Heute wollte ich mit Hannah zu unserem Lieblingsgeschäft gehen, um zu shoppen. Eigentlich hatten wir ja schon alles in -keine-Ahnung -wie -vielen-Ausführungen, aber es entspannte mich.
Damian stand kopfschüttelnd neben mir und legte seine Hand auf meinen Ballon, wie er ihn liebevoll nannte.
"Schatz. Brauchen wir wirklich noch mehr Klamotten? Sie haben jetzt schon mehr als wir zwei zusammen.": tadelte er. Doch mir war es egal.
"Damian. Du gehst jetzt zur Arbeit und ich bin wieder alleine. Ich brauche etwas, wo ich mich entspannen kann. Außerdem habe ich Sachen bestellt, die ich abholen möchte.": entgegnete ich ihm und nahm meine Handtasche, um zu gehen.
"Aber ich will nicht, dass du alleine gehst. Ein Krieger soll dich begleiten.
Keine Widerrede, sonst lasse ich dich nicht gehen.": sagte er und ich sah ihn beleidigt an. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht. Sein Wolf war nah an der Oberfläche. Ich trat vor ihn, soweit es mir mit meinem Bauch möglich war, und gab ihm einen Kuss. Leise knurrte er und nahm mich in die Arme.
Seufzend ließ er seine Nase in meiner Halsbeuge verschwinden und inhalierte meinen Duft.
"Dann soll Micah mit mir fahren.": sagte ich schnell und küsste ihn wieder.
Damian lächelte und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr.
Er nahm mich an die Hand und gemeinsam gingen wir runter in das Foyer. Micah stand schon bereit und bot mir seinen Arm an. Ich deutete einen Knicks an und wir lachten.
Ich hatte mich in der Vergangenheit mit ihm angefreundet. Er war ja der Mate von Aileen, die das Welpen-Rudelhaus betreute. Ich war oft dort, wenn es mir langweilig war, und spielte und malte mit den Kids. Dadurch sind wir Freunde geworden und ich mochte ihn.
Damian war anfangs nicht so glücklich, aber mit der Zeit gewöhnte er sich daran.
"Cas. Unsere Luna hat mir gerade mitgeteilt, dass sie leider nicht kommen kann.
Der Kleine ist sehr unruhig und sie will lieber in der Nähe von Leon bleiben.": gab er mir auf dem Weg in die Stadt bekannt.
"Kein Problem. Ist zwar schade, aber sie sollte sich unbedingt ausruhen.
Außerdem liegt es bestimmt auch an Leon, dass sie nicht kommt.": sagte ich lachend und sah wieder zum Fester raus. Es würde jetzt nicht mehr so Spaß machen, aber ich wollte unbedingt dorthin.
Manchmal fand ich es schade, dass ich im Mindlink nicht teilnehmen konnte. Ich war kein Wolf. Einzig und allein mit Damian funktionierte es. Ich streichelte meinen Bauch. Die zwei waren etwas unruhig, aber sollten bald wieder schlafen. Zumindest war das ihre Schlafenszeit.
Ich stieg aus und Micah war so nett, mir zu helfen. Ich kam mir vor wie ein Wal auf dem Trockenen.
"Danke Micah.": sagte ich und er führte mich ins Geschäft. Ich lief eine Weile durch die Gänge. Mir fiel ein junges Mädchen auf, das Kleidung zusammenlegte und mich freundlich anlächelte.
"Micah du kannst auch draußen warten, wenn was ist, melde ich mich. Ich bin ja nicht allein.": sagte ich lächelnd und nickte ihm zu. Er verließ das Geschäft, um bestimmt sein Buch weiterzulesen, das er mitgenommen hatte. Sicher wusste
er von Damian, dass es länger dauern würde.
Ich suchte noch einige Strampler aus und noch einige Spielsachen. Ich merkte nicht, wie die Zeit verging, als ich doch zur Kasse schlenderte und bezahlte.
Ich ging mit meinen Tüten auf den Parkplatz um die Ecke, denn er war etwas abgeschiedener. Ich wunderte mich, wo Micah war, er wollte doch beim Auto warten. Schulterzuckend öffnete ich die Tür des Wagens und stellte die Taschen hinein, als mich plötzlich jemand festhielt und einen Sack über den Kopf zog. Ich spürte etwas an meinem Bauch und bewegte mich nicht mehr.
"Ein Mucks oder irgendetwas über den Mindlink und du wirst es bereuen. Mitkommen.": sagte ein anderer und ich ließ mich führen.
Ich hatte so eine Angst, dass ich einfach tat, was sie von mir wollten.
Ängstlich ließ ich mich in ein Auto setzen und hörte, wie sie die Tür zuschlugen. Einen Moment danach starteten sie das Auto und fuhren los.
Nach einer Weile hielten wir an. Jemand öffnete die Tür und packte mich am Arm. Es dauerte einen Moment, bis ich draußen war, aber zumindest half derjenige mir, aus dem Auto zu steigen. Es roch nach Wald und ich hörte es in der Ferne plätschern.
Etwas zu schnell wurde ich ins Haus geführt und auf einen Stuhl gesetzt. Ich versuchte mich zu beruhigen, denn die Zwillinge waren unruhig und traten um sich.
Einatmen. Ausatmen. Ich hörte Stimmen, die diskutierten. Sie waren sich wohl nicht einig, bis eine Person vor mir stand und den Sack entfernte.
Vor mir stand ein Junge, der nicht viel älter war als ich und sah mich mit schwarzen Augen an. Ich hielt instinktiv meine Hände über meinen Bauch. Eine Gänsehaut durchzog mich und ich schluckte hart.
"Verdammt. Ihr Idioten. Das ist nicht die Luna.": brüllte er wütend und kam noch einen Schritt auf mich zu. Er schnupperte an mir und sah mich an. Er hob seine Hand und ich drehte mein Gesicht weg, schloss die Augen und wartete auf den Schlag.
Aber nichts passierte.
Ich öffnete die Augen und sah ihn Tränen verschleiert an.
Er griff nach meinem Oberteil und legte mein Mal frei. Er trat wieder einen Schritt zurück, seufzte tief und schüttelte den Kopf.
Sie wollten Hannah. Zum Glück hatten sie mich erwischt und nicht unsere Luna.
Ich streichelte meinen Bauch, um mich und die Zwillinge zu beruhigen.
"Wer bist du und wie heißt du?": fragte er mich.
Ein Mädchen kam neben ihn und sah mich entschuldigend an. Es war das Mädchen aus dem Laden. Meine Gedanken überschlugen sich.
"Mein Name ist Cassiopeia, ich bin die Mate von Beta Damian.": sagte ich und sah mich vorsichtig um. Jetzt konnte ich alle sehen, auch die zwei, die mich entführt hatten.
Sie waren noch so jung und ich fragte mich, warum das alles.
"Warum wolltet ihr die Luna entführen?": fragte ich leise.
"Was ist mit meinem Fahrer?": fügte ich noch hinzu.
Einer der Jungs trat vor mich und ging in die Hocke. Er sah dem Anführer sehr ähnlich, daher ging ich davon aus, dass es Brüder waren.
"Geht es dir gut? Was macht der Welpe? Du musst ruhig bleiben und dich nicht aufregen. Hörst du?": fragte er mich und wollte seine Hand auf meinen Bauch legen. Er sah mich an und wollte mein Einverständnis. Ich hatte Vertrauen zu ihm, denn er schien mit der Situation nicht einverstanden gewesen zu sein. Er
tastete meinen Bauch ab und sah zum Anführer.
"Matt. Sie muss sich ausruhen. Der Welpe ist unruhig. Ich will nicht, dass er jetzt schon kommt.": sagte er und sah wieder zu mir.
"Der Fahrer wird es schon überleben. Wann ist der Termin?": fragte er leise
und legte beide Hände an meinen Bauch.
"In etwa zwei Wochen.": sagte ich und wollte endlich antworten, also holte ich tief Luft und fragte erneut.
"Warum die Entführung?"
Der andere trat jetzt neben Matt, den Anführer, und sah mich wütend an.
"Meine Schwester ist schwer krank. Eure Luna hatte damals dafür gesorgt, dass wir aus unserem Zuhause geworfen wurden. Sina ist seit Tagen nicht mehr bei Bewusstsein und wir haben kein Geld für einen Arzt oder Medikamente. Euer Alpha soll jetzt
dafür bluten und zahlen. Egal ob Luna oder Betamate.": sprach er und Matt legte ihm die Hand auf die Schulter. In diesem Moment tat er mir leid. Er hatte Angst um seine Schwester, das konnte ich verstehen.
"Warum seid ihr nicht zu uns gekommen? Wir haben einen Arzt, er hätte ihr geholfen.": sagte ich und sah Matt an. Seine Augen verdunkelten sich und er kam wieder auf mich zu. Ich wäre am liebsten aufgesprungen und weggerannt, aber mit dieser Kugel und den Wölfen unmöglich.
"Wir hatten den Anwalt öfters angerufen und nur seine Sekretärin war dran. Sie hatte uns immer nur vertröstet.": sprach er wütend und versuchte seinen Wolf zu kontrollieren.
Ich dachte einen Moment darüber nach und irgendetwas stimmte da nicht, als es mir kam.
"Die Anwälte von unserem Rudel haben keine Sekretärinnen. Schon lange nicht mehr. Sie haben alle Welpen oder bekommen welche.": sagte ich und wartete auf den nächsten Ausbruch.
"Wir haben es schon lange aufgegeben, ihn zu erreichen. Wir waren damit beschäftigt zu überleben.": sagte die jüngere Ausgabe von Matt.
"Andrew. Bring sie auf dein Zimmer und bleib bei ihr. Ich nehme nicht an, dass sie in diesem Zustand flieht oder weit kommt, also brauchst du sie nicht zu fesseln.": sagte Matt und half mir mit Andrew hoch.
Andrew führte mich in sein Zimmer, das zum Glück unten war. Das ersparte mir das mühselige Treppensteigen. Er deutete mir an, auf das Bett zu steigen, was mir eher mittelmäßig gelang. Ich legte mich hin und verschnaufte. Andrew zog mir die Schuhe aus und ich sah ihn dankbar an.
Sanft streichelte ich meinen Bauch. Die Zwillinge spürten, dass was nicht stimmte, und waren dementsprechend unruhig. Plötzlich klopfte es und das Mädchen steckte den Kopf durch die Tür. Nach einem Moment kam sie rein und trug ein Glas Wasser in der Hand, das sie mir reichte.
"Mein Name ist Kira und der jüngere von den Jungs ist mein Bruder Nigel. Der andere Typ war Nate. Nimm es ihm nicht übel. Er hat wie wir alle Angst um Sina.": sagte sie entschuldigend und setzte sich an den Rand des Bettes.
"Weißt du schon, was es wird?": fragte sie mich und sah auf meinen Bauch. Ich lächelte und nickte. Eigentlich waren sie ganz nett, wenn die Tatsache nicht wäre, dass sie mich entführt hatten.
Ich nickte und dachte an Damian. Ich hatte Angst, ihn zu kontaktieren, aber was sollte ich auch sagen, wo ich bin? Ich hatte keine Ahnung und somit probierte ich es auch nicht.
Ich schloss die Augen und versuchte, mich weiter zu entspannen.
"Es wird ein Junge und ein Mädchen!": flüsterte ich und legte meine Hände auf mein Gesicht.
"Das ist toll. Nigel und ich sind auch Zwillinge.": erzählte sie aufgeregt, doch konnte ich mich nicht für sie freuen und die ersten Tränen kullerten mir über das Gesicht.
"Kira, lass uns mal alleine. Cassiopeia braucht jetzt Ruhe.": sagte Andrew und ich hörte, wie sie das Zimmer verließ.
"Hey. Versuch etwas zu schlafen. Es war anstrengend und aufregend.": sagte er und gab mir nochmal das Glas in die Hand. Ich trank es aus und legte mich hin.
Leise weinte ich und drifte bald ins Traumland.
Mein letzter Gedanke galt Damian.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro