14.Damian
Als ich sie auf meinem Bauch legte und ihren Kopf kraulte, entspannte Mystique sich und schlief auch bald ein. Ich ließ sie schlafen und sah mir mit den anderen einen Film an. Es schien ihr nichts auszumachen. Sie musste wirklich erschöpft gewesen sein.
Meine Gedanken wanderten zu Cassy. Wie gerne würde ich sie jetzt an mich drücken und mit meinen Händen über ihren Rücken streichen. Mein Wolf winselte. Er wollte seine Mate bei sich haben. Ich versuchte ihn zu beruhigen, aber es fiel mir schwer, da ich seine Gefühle teilte. Mystique war kein Ersatz für Cassy, aber ich tat mein bestes um für sie da zu sein, was ich bei meiner Mate nicht konnte.
Es gab immer noch kein Lebenszeichen von ihr. Meine Hoffnung schwand von Tag zu Tag. Ich hoffte nur, das Mystique mich nicht eines Tages verließ, denn dass würde mir endgültig mein Herz brechen.
Leon hatte heute seine Mate gefunden. Unsere Luna. Einfach so! Sie kam zufällig in unsere Stadt. Luna hatte wohl geplant, das ihr Auto genau in unserer Gegend den Geist aufgab. Ich freute mich für ihn, sie hatten sich sogar gleich gegenseitig markiert.
Leon gab sich Mühe nicht in meiner Gegenwart mit ihr zu schmusen oder zu küssen. Ich fand es rücksichtsvoll von ihm, wobei ich trotz allem ein schlechtes Gewissen hatte.
Mystique regte sich. Sie war unruhig und zappelte auf meinem Bauch. Sanft hielt ich sie fest, das sie nicht runterrutschte.
Ich hob sie höher und platzierte sie mit ihrem Kopf unter meinem Kinn. Ich streichelte ihren Kopf und strich mit den Fingern sanft von oben, über den Rücken und runter zu den Schwanzfedern.
Ich hatte vorher noch nie einen Vogel gestreichelt. Ihre Federn fühlten sich so weich an.
Es schien sie zu beruhigen, denn sie wurde ruhiger und bewegte sich nicht mehr.
Ich lächelte und richtete meine Aufmerksamkeit wieder dem Film zu.
Der Abend war lange. Wir hatte noch einige Zeit lang etwas getrunken und auch viel geredet. Ich liebte dieses Rudel.
Wir waren eine Familie, eine Familie die immer größer wurde.
Unsere Luna war sehr sympathisch. Ihr Name war Hannah. Ich mochte sie sofort. Sie war zu anfangs etwas schüchtern, doch je länger wir zusammen saßen, desto offener wurde sie.
Hannah sah an dem Abend öfters zu mir rüber. Ich meine, ich saß am Tisch mit einem 5 Kilo Adler auf dem Arm der seelig schlief. Sie fand es faszinierend und fragte mich alles mögliche über Mystique.
Ich verabschiedete mich von der Truppe und brachte Mystique auf mein Zimmer. Allmählich wurde sie wach.
Ich setzte sie vorsichtig in die Box und stellte ihr eine Schale mit frischen Wasser vor sie. Lächelnd sah ich ihr beim Trinken zu.
" Hast du Hunger?": fragte ich sie und stellte die Wasserschale etwas weiter von ihr weg.
Sie plusterte ihr Gefieder auf, was ich lustigerweise als ein ja interpretierte. Also ließ ich sie alleine und begab mich in Richtung Küche.
Dort durchwühlte ich den Kühlschrank, bis ich ein Päckchen mit Frischfleisch fand. Mit meiner Beute und einem Messer machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Zimmer.
Als ich die Tür öffnete, erschrak ich. Mystique saß nicht mehr in ihrer Box. Ich suchte sie überall, konnte sie aber nicht finden. Wo wie sie nur? Ich hatte überall nachgesehen. Mein Blick ging zum Fenster. Es stand offen. Scheisse!
Ich rannte hin und schaute hinaus. Dort saß sie seitlich auf dem Fenstersims und ließ sich vom Mond anstrahlen.
Ich sah ihr dabei zu, wie sie in den Sternenhimmel sah. Es schien, als würden ihre Augen strahlen. Sie bemerkte mich, denn sie drehte sich zu mir um und kam langsam zurück. Vorsichtig hob ich sie hoch und trug sie zu meiner Couch. Dort setzte ich sie auf ein Kissen und begab mich auf die Suche nach dem Fleischpäckchen und dem Messer, das ich vor Schreck habe fallengelassen.
Mit meiner Beute machte ich es mir neben Mystique bequem. Ich öffnete das Päckchen und hielt ihr die Fleischstücke entgegen, die sie sofort verspeiste.
Es war spät geworden. Ich setzte Mystique in ihre Box und ging duschen. Der Tag war lang und ich spürte die Müdigkeit in den Knochen.
Am nächsten Morgen war die Box wieder leer. Diesmal machte ich mir nicht die Mühe sie im Zimmer zu suchen. Ich schaute zum Fenster hinaus und da saß sie. Sie war ein Tier das im Freien lebte. Ich hatte es bei der ganzen Aufregung vergessen. Ich konnte sie nicht länger hier drinnen halten.
"Mystique?": fragte ich leise.
"Kommst du rein? Wir müssen zu Linus, dein Verband wechseln. Vielleicht brauchst du ihn auch gar nicht mehr!": sagte ich zu ihr und streckte meine Hand nach ihr aus.
Sie saß einen Moment still da und musterte mich. Ich hätte zu gerne gewusst, was sie in diesem Moment dachte.
Sie setzte sich in Bewegung und kam zum Fenster. Vorsichtig hob ich sie hoch und setzte sie wieder in die Box. Genauso vorsichtig nahm ich die Box in die Hände und machte mich auf den Weg zur Krankenstation.
Dort angekommen stellte ich Mystique mit der Box auf den Behandlungstisch.
Sie wurde unruhig. Sie wollte hier nicht sein. Ich versuchte sie zu beruhigen, doch es funktionierte nicht. Also hob ich sie hoch und drückte sie sanft an meine Brust.
Körperkontakt hatte bisher immer funktioniert.
Bisher!
Sie hielt nicht still. Ich konnte machen, was ich wollte. Nichts half.
Mir kam eine Idee.
"Mystique. Ich werde dir den Verband abmachen!": sagte ich zu ihr und streichelte ihr beruhigend über den Rücken.
Als sie etwas ruhiger wurde, nahm ich sie und legte sie auf den Rücken. Sie mochte diese Position überhaupt nicht, aber anders konnte ich den Verband nicht öffnen.
Als der Verband ab war, schüttelte sie sich und plusterte ihr Gefieder auf. Es sah verklebt und gerupft aus. Sie wollte gerade durchstarten, als ich sie erneut packte. Sie schrie und wollte nicht still halten.
"Bitte nur einen Moment Mystique! Er will es sich doch nur anschauen!": sprach ich beruhigend auf sie ein.
Ich hielt sie Linus entgegen. Er nickte mir zu und ich ließ sie los. Sie flog im Zimmer umher, als plötzlich Tyler die Tür öffnete.
Mystique nutzte die Möglichkeit und flog durch die Tür. Ich fluchte und rannte ihr hinterher. Ich ließ einen verdutzten Tyler zurück und sprintete hinter Mystique hinterher. Leider war die Terrassentür offen, durch die sie nach draußen flog. Sie drehte eine Runde und verschwand in Richtung Wald.
Ich war traurig. Mir war schon klar, dass ich sie nicht ewig im Haus halten konnte. Doch die Wunden waren verheilt und es gab keinen Grund sie noch länger im Haus zu halten.
Ich hatte mich an sie gewöhnt und würde sie schrecklich vermissen.
Meine Hoffnung war, das sie wieder zurück kam und uns bei den Patrouillen unterstütze.
Doch sie kam nicht mehr! Tagelang hielt jeder nach ihr Ausschau! Nichts war von ihr zu sehen.
Jetzt hatte ich beide verloren! Cassy und auch Mystique!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro