Kapitel 9
Kapitel 9
~ Mei's Sicht ~
Die Wochen vergingen und es wurde immer kälter – was Anfang November sehr häufig so war- , wir näherten uns den ganzen Prüfungen, sodass wir richtig im Schulalltag versanken. Wir versuchten wenigstens Freitag Abend alle zusammen was zu unternehmen oder auch Samstags, aber durch das ganze Lernen und die ganzen Projekte blieb dafür wenig Zeit. Und dazu hatte ich ja noch meine Nachhilfe bei Law. Diese paar Stunden die wir immer zusammen verbrachten, genoss ich allerdings. Zwar musste ich mich in diesen Stunden immer sehr anstrengen, weil ich ihn mir eigentlich die ganze Zeit nur ansehen wollte. Law und ich lachten allerdings auch viel, was meine Nachmittage etwas erträglicher machte.
Ace benahm sich nach diesem einen Tag nicht mehr so merkwürdig und stellte auch nicht mehr so komische Fragen. Er war mir seitdem einfach näher, als sonst immer, was mir aber nichts ausmachte. Er war mein Bruder und ich hatte ihn gerne in meiner Nähe. Das Ding war nur ich wollte Law gerne näher sein. Abends diskutierte ich immer mit Koala, weil ich immer jammerte, dass ich es nicht schaffte ihm nahe zu sein. Ich hatte zwar eine große Klappe und ich konnte mich auch verteidigen, aber wenn es im Law ging, dann wurde ich immer schüchtern. Ich mochte ihn einfach zu sehr, als das ich selbstbewusst zu ihm gehen, ihn zu mir ziehen und dann einfach küssen könnte. Und das wir noch einmal solch einen Ausflug machten wie damals, kam auch nicht mehr vor, obwohl ich mich sehr gefreut hätte.
Heute war Freitag und es klingelte gerade zum Schulschluss für uns. Vivi stand auf und streckte sich erst einmal ausgiebig.
„Ich fahre gleich in die Stadt kommt einer von euch mit? Ich will ein bisschen shoppen." Sie zog ihren weißen Pulli nach unten und betrachtete sich. „Die neue Wintercollektion ist draußen und ich will einen neuen Mantel."
„Ich muss passen. Law und ich wollten noch was lernen", meinte ich nur und zog mir meinen schwarzen Mantel an.
„Wir schreiben doch erst am Montag, da könnt ihr Sonntag doch auch lernen", entgegnete Vivi. Ich biss mir auf die Lippe und schulterte meine Tasche.
„Na ja, also ... Sonntag lerne ich auch, aber ohne Law, weil er noch ein Projekt zuende schreiben muss und keine Zeit hat."
„Was? Law muss auch noch was anderes machen außer gut aussehen?"
„Du bist richtig blöd, weißt du das?" Sie grinste nur und drehte sich zu Koala, die zum shoppen Ja sagte. Zusammen gingen wir aus dem Schulgebäude und schlugen den Weg zum Wohnhaus ein, ich musste allerdings recht früh abbiegen, denn ich musste zur Sporthalle, wo Law noch Training hatte. Ich schlich mich leise in die Halle und schaute ein bisschen zu.
Selbst jetzt im Winter trainierten die Jungs in Shorts und sogar in T-Shirt, was für uns Mädchen ganz angenehm war, denn so konnte man noch ein bisschen mehr schmachten. Im Sommer natürlich mehr, wenn sie nur Achselshirts trugen, aber ein T-Shirt hatte auch etwas, vor allem diese speziellen Sportshirts, die so unglaublich eng am Körper anliegen. Sie sollten dazu dienen, dass die Jungs nicht zu sehr schwitzen, wenn der Stoff wie eine zweite Haut an einem klebte ... allerdings klappte das nicht wirklich. Sie schwitzen auch mit den Dingern, allerdings waren wir alle froh, dass sie die Shirts trotzdem tragen mussten, weil sie so wunderschön alles zeigten ... jeden einzelnen Muskel.
Das Team machte gerade Ausdauertraining, das hieß, sie liefen um Hütchen herum und mussten dabei auch noch den Ball kontrollieren. Also Ausdauer und Koordination. Gerade war Ace dran, der ganz locker um die Hütchen lief, der Ball immer an seiner Seite. Danach kam Law und ich konnte meine Augen einfach nicht von ihm nehmen. Das T-Shirt lag so eng an, dass sich wirklich all seine Muskeln abzeichneten und er hatte nunmal nicht wenige, auch seine Armmuskeln waren angespannt und ... seine Beinmuskeln erst recht. Ich schmolz richtig dahin und konnte an nichts anderes denken, als an ihn. Law glitt zwischen den Hütchen hindurch, der Ball an seinem Fuß, als sei er da festgeklebt.
Das Training dauerte nicht mehr so lange und als Smoker dann zum Ende pfiff, schlich ich mich schnell nach draußen und wartete da auf Law. Die Jungs gingen alle an uns vorbei, sahen mich von oben bis unten an und lächelten, aber keiner sagte ein Wort zu mir.
„Oh, hallo Mei", begrüßte Penguin mich als erster und blieb auch vor mir stehen. Ich lächelte ihn an. „Ach, du wolltest doch mit Law lernen oder?" Ich nickte und da kamen auch schon die anderen.
„Da ist mein kleiner Sonnenschein", grinste Kid mich an und schlang einen Arm um meine Schulter. „Du siehst heute wieder wundervoll aus."
„Kid du übertreibst", meinte ich nur und drückte ihn weg. Ich hatte nichts besonderes an. Bloß eine dunkle Jeans, schwarze Overknees Stiefel und einen weißen Pulli. Und jetzt draußen natürlich meinen Schwarzen, dicken Mantel und einen schwarzen langen Schal, den ich mir bestimmt drei Mal um den Hals geschlungen hatte. Auch die Jungs waren richtig eingepackt, vor allem jetzt nach dem Sport mussten sie das sein.
„Lass uns schon mal gehen", meinte Ace und schlang anstatt Kid jetzt einen Arm um mich. „Smoker wollte noch mit Law reden, der kommt was später." Ich biss mir auf die Lippe und sah über meine Schulter nach hinten, als wir schon losgegangen waren.
„Etwas ernstes?", fragte ich und die Jungs zuckten die Schultern.
„Sehr wahrscheinlich Lob", meinte Marco und lächelte mich an. „Law ist unser bester Spieler und der beste Käptain überhaupt, ich denke nicht, dass er ärger bekommt. Es geht bestimmt um die Scouts die im Sommer da waren."
„Die melden sich jetzt erst?"
„Es gibt nur eine bestimmte Anzahl an Stipendien, deswegen reisen sie um die ganze Welt, um die Besten zu bekommen", erklärte Penguin mir.
„Er wird den Platz schon bekommen haben", machte Kid eine wegwerfende Handbewegung. „Die Typen waren doch an vier weiteren Tagen bei den Spielen gewesen. Law hat eine unbeschreibliche Gabe, was das Fußballspielen angeht. Egal in welchem Team, er wird sich sofort einbringen, das liegt ihm einfach." Ich nickte, das beruhigte mich schon etwas ... aber das würde auch bedeuten, dass er das Stipendium bekam und nach Amerika verschwand.
Kid und Sabo verabschiedete sich im Wohnheim, weil sie ja in anderen Wohnungen wohnten. Bei Ace in der Wohnung setzte ich mich an unseren gewohnten Lernplatz: ins Wohnzimmer an den Wohnzimmertisch. Meine Beine streckte ich unter diesem aus und lehnte mich an das Sofa. Dann breitete ich schon einmal meine Unterlagen aus und sah mir noch einmal die Aufgaben an, die Kalifa uns aufgegeben hatte. Ich hatte sie einigermaßen verstanden und Law gebeten, es erst einmal selber zu versuchen, ohne seine Hilfe ... was mir glaub ich ganz gut gelungen war.
Es dauerte nicht lange, da kam Law dann auch in die Wohnung. Er sah erst die ganze Zeit auf den Boden, aber als er mich sah, bekam er ein Lächeln auf den Lippen.
„Hey", lächelte ich.
„Hey", erwiderte er und brachte seine Tasche in sein Zimmer. „Mei? Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich duschen gehe?"
„Nein, mach nur. Ich gucke mir in der Zeit noch was an." Er nickte und ging sofort ins Bad. Ich war ein wirklicher Scherzkecks. Als wenn ich mich jetzt auf irgendeine Aufgabe konzentrieren könnte. Ich saß ganz gespannt auf dem Boden und lauschte den Geräuschen ... und dann kam endlich das lang ersehnte tropfen. Natürlich machte es mir nichts aus, dass Law duschen ging, denn so konnte ich mir gut vorstellen, wie die ganzen Wassertropfen seinen perfekten Körper entlang liefen und seine noch von der Sonne gebräunten Haut küssten. Ich wäre gerne eine dieser Tropfen. Ich war richtig in das gleichmäßige tropfen vertieft, sodass ich gar nicht merkte, wie es aufhörte. Erst als Law mit einem Handtuch um seiner Hüfte vor mir stand, fing ich an zu blinzeln. Mein Blick glitt von seinen Füßen über seine muskulösen Beine über seinen durchtrainierten Bauch zu seiner starken Brust bis hin zu seinem wirklich attraktiven Gesicht.
„Geht's dir gut?", fragte er und sah mich lächelnd an.
„Ja, ich hab nur gerade etwas überlegt."
„Ich zieh mich gerade nur an."
„Natürlich." Das musst du aber eigentlich nicht. Mein Verstand spielte verrückt. Ich musste wirklich aufhören ihn so anzuschmachten, sonst dachte er noch ich bin verrückt.
Es dauerte auch nicht lange, bis Law wieder aus seinem Zimmer kam und sich neben mich setzte ... nah neben mich setzte. Ich liebte seine Nähe auch jetzt im Winter, wo es ein bisschen kälter wurde. Er strahlte einfach eine Wärme aus, die mir direkt unter die Haut ging. Aber auf eine gute Weise. Wobei er mir ja auch gefallen hatte, als er nur das Handtuch um der Hüfte gehabt hatte, allerdings war er jetzt auch nett anzusehen. Er trug eine dunkle Jeans und einen blauen Hoodi, der ziemlich dicke Schnüre hatte. Es stand ihm wirklich gut und ich hatte mich Stundenlang an ihm satt sehen können. Aber wir mussten ja Mathe machen.
„Zeig mal her", meinte er und zog sich mein Heft zu sich. Seine dunklen Augen rasten über meine Aufgaben und manchmal nickte er sogar. Ich stützte mich mit dem Ellebogen auf den Tisch und legte meinen Kopf in meine Handfläche, dabei beobachtete ich ihn wieder. „Alles richtig", meinte er dann und nickte. Lächelnd drehte er seinen Kopf zu mir. „Und du hast das wirklich alleine gemacht?" ich boxte ihn gegen seinen starken Oberarm.
„Du bist wirklich blöd. Natürlich habe ich das alleine gemacht. Nur ich und die Lösungen von Koala." Er lachte und ich grinste.
„Jetzt ernsthaft. Hast du es verstanden?"
„Ja, also es ist mir schlüssiger als vorher." Er nickte und holte dann ein Buch hervor. Wir machten noch einige Aufgaben und Law half mir noch bei den kleinen Sachen, die einfach nicht in meinen Kopf wollten.
„Ihr seid ja immer noch dran", meinte Ace und stellte sich vor den Wohnzimmertisch. Er stemmte seine Hände in seine Hüfte und sah auf uns herab.
„Ich bin eben schwer von Begriff, wenn es um Mathe geht", sagte ich unschuldig und sah ihn lächelnd an.
„Wir wollen in die Stadt fahren, kommt ihr mit?" Law machte den Mund auf und wollte etwas sagen, aber ich war schneller.
„Wenn es Law nichts ausmacht, würde ich gerne noch etwas weiter machen", sagte ich schnell und sah besagten Law fragend an. Dieser sah zu Ace und dann wieder zu mir.
„Sie hat noch ein paar Lücken ...", meinte er dann und sah wieder hoch zu seinem Besten Freund.
„Mei, du hast morgen Geburtstag, ich dachte wir feiern rein", sagte Ace dann und ich blinzelte überrascht. „Sag mir nicht, du hast es vergessen."
„Leider doch. Ich habe meinen eigenen Geburtstag vergessen", lachte ich und grinste ihn verkniffen an. „Aber wir können morgen immer noch was machen, Ace. Ich würde das hier wirklich gerne zuende machen." Jetzt kamen auch die anderen zwei aus ihren Zimmern und stellten sich zu uns. Ace seufzte und nickte.
„Macht aber nicht zu lange." Ich nickte und wir verabschiedeten die anderen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass es schon so spät geworden war. Es war egal, solange ich Zeit mit Law verbringen konnte.
Wir machten noch weitere Aufgaben und ich konnte Law wirklich alles Fragen ... auch wenn ich die Frage schon einmal gestellt hatte. Er war einfach super lieb und erklärte es mir auch noch ein fünftes Mal. Und dabei war er nie genervt oder so. Nach einiger Zeit schlug Law dann eine Seite in unserem Mathebuch auf und zeigte auf eine Aufgabe.
„Die erklärst du mir jetzt", verlangte er. Ich sah mir erst die Aufgabe an und dann ihn. „Wir tun jetzt so, als wenn ich es nicht verstehen würde und du mir Nachhilfe gibst." Ich atmete noch einmal ein und aus. Dann nickte ich und ließ mir die Aufgabe erst einmal in Ruhe durch. Ich musste mich wirklich konzentrieren, weil ich seinen Blick auf mir spürte. Aber ich bekam es trotzdem hin und machte es auch ganz gut. Law musste mich nur einmal korrigieren, aber auch nur weil ich mich ein bisschen falsch ausgedrückt hatte, mein Weg war trotzdem richtig. Es war ein richtig gutes Gefühl Mathe endlich verstanden zu haben ... und das nur mit seiner Hilfe. Law stand auf und streckte sich einmal. Draußen war es schon ziemlich dunkel geworden und spät hatten wir es auch. Schon Zehn Uhr. Wir hatten irgendwie die Zeit vergessen. Ich sah zu Law, der sich gerade streckte.
„Komm steh auf, wir vertreten uns etwas die Beine", meinte er dann und streckte mir die Hand entgegen. Das erinnerte mich an unseren ersten Ausflug. Ich lächelte und ließ mich auf die Beine ziehen. Wir zogen uns unsere Schuhe und Mäntel an und ich konnte für einen Moment meine Augen nicht von Law lassen ... na ja, wann konnte ich das mal nicht? Er trug jetzt schwarze Timberlans und einen schwarzen langen Mantel, indem er einfach nur fantastisch aussah.
Zusammen gingen wir runter in die Tiefgarage und zu seinem Camaro. Sofort als wir saßen, machte Law die Heizung an und parkte aus.
„Und wo geht es hin?", fragte ich ihn und sah zu ihm herüber.
„Lass dich überraschen."
„Warum willst du mir nie sagen, wo du mich hinbringst?"
„Ich entführe gerne", grinste er und ich musste lachen. Ich wusste nicht, wo er mich hin brachte, auch die Richtung in die wir fuhren, sagte mir nichts, bis wir dann ankamen. Er brachte mich zu einer Kirmes. Wir parkten auf dem ausgeschilderten Parkplatz und gingen dann nebeneinander auf die Kirmes.
„Wie kommst du immer auf sowas?", fragte ich ihn und sah mir die Stände an.
„Heute beim Training hat jemand hiervon gesprochen." Ich sah ihn wieder an und sah gerade noch, wie er die Achseln zuckte.
„Apropos Training. Was wollte Smoker von dir? Ich hatte vor der Halle auf dich gewartet und die Jungs haben mir gesagt, dass du noch mit ihm reden würdest."
„Es ging um die Scouts."
„Wollen sie dich?"
„Sie waren noch an anderen Spielen da gewesen, um meine Leistung zu bewerten und wollen jetzt, dass ich eine Woche zum Training nach Amerika kommen soll."
„Das ist doch gut oder nicht?"
„Ja, ist es."
„Aber du hörst dich nicht wirklich begeistert an." Wir sahen uns in die Augen und ich merkte sofort, dass es da einen Hacken gab.
„Dieses Probetraining ist in unserer Prüfungszeit und sie haben keinen anderen Termin für dieses Training." Ich blieb stehen und sah ihn aus großen Augen an. Law drehte sich zu mir um und vergrub seine Hände in seinen Manteltaschen.
„Aber du bist so gut in der Schule ..."
„Die Prüfungen muss ich trotzdem schreiben, um in die nächste Stufe versetzt zu werden, da kann ich keine extra Wurst bekommen."
„Aber können die nicht das Training verschieben?" Er lächelte mich an und nickte nach vorne, damit wir weiter gingen. Erst als ich auf seiner Höhe war, lief er neben mir her.
„Das hört sich ja so an, als würdest du mich los werden wollen."
„Nein, ich will nicht das du gehst", kam es wie aus der Pistole geschossen. Wir sahen uns in die Augen und erst da erkannte ich, was ich gesagt hatte und lief rot an. „Ich also ... ich ...", stammelte ich dann auch schon los und Law lachte.
„Hast du Hunger?", war er so nett und wechselte das Thema. Ich nickte und wir gingen an einen Stand, der Okonomiyaki verkaufte. Law bestellte uns zwei Portionen und wir stellten uns an einen kleinen Stehtisch.
„Aber was machst du jetzt?", fragte ich doch noch einmal und schob mir meine erste Gabel in den Mund.
„Leider kann ich nichts machen. In Amerika sind schon Ferien, wenn wir hier die Prüfungsphasen haben, deswegen können sie das Training nicht verschieben. Und dieses Training ist wie ein Einstellungstest."
„Können die nicht zu noch mehr Spielen von euch kommen, um zu sehen, wie gut du bist?"
„Das Training ist ein Auswahlverfahren, es wäre unfair den anderen gegenüber."
„Ich verstehe", nickte ich und nahm noch einen Bissen.
„Danke." Ich sah auf und in seine dunklen Augen. „Das du dir deswegen Gedanken machst."
„Es ist etwas, was du gerne gemacht hättest und du bist ziemlich gut. Eigentlich sind sie dumm dich nicht zu nehmen." Er lächelte mich an und dann aßen wir erst einmal. Danach liefen wir weiter bis wir an einem Stand vorbei kamen, wo man Dosen werfen spielen konnte. Gerade stand da ein Schrank von Typ und warf seinen einen Ball. Aber er traf nur die oberste. Sie fiel nach hinten und dann zu Boden.
„Noch mal", brummte er und klatschte sein Geld einfach auf den Tresen.
„Magst du auch mal?", fragte Law mich und zusammen stellten wir uns neben den Typen. Law bezahlte für uns beide und das junge Mädchen, was den Stand betrieb, gab uns jedem einen Ball. Ich wiegte diesen erst einmal in meiner Hand hin und her und sah mir die Dosen genau an. „Das ist keine Wissenschaft, Mei", lachte Law mich aus. Ich streckte ihm die Zunge raus und warf dann. Ich räumte wenigstens drei Dosen ab ... gewann aber trotzdem nichts. „Komm her", meinte er und winkte mich zu sich.
„Nur weil du in allem gut bist, musst du damit nicht angeben."
„Jetzt komm schon her." Ich ging zu ihm und wurde direkt von ihm am Arm gepackt. Law drehte mich mit dem Rücken zu ihm und griff dann um mich, sodass ich genau in seinen Armen stand. Ich schluckte, konnte aber nicht umhin mich wohl zu fühlen. Selbst jetzt, obwohl wir beide Mäntel an hatten, versprühte er eine Wärme, die so angenehm war. Mein Herz klopfte total schnell und auch in meinem Bauch flogen die Schmetterlinge hin und her. Warum konnte ich ihm nicht einfach sagen, was ich empfand? „Hier", meinte er dann und gab mir den Ball, dann umfasste er meine Hand und bewegte sie dann. „Du darfst nicht nach oben oder in die Mitte ziehen, du musst die unteren Dosen treffen, weil sie die Träger von allen sind."
„Aber das sind vier Dosen, wie soll ich da die Mitte treffen?"
„Nicht die Mitte." Er legte seine Wange an meine und zusammen warfen wir ... nicht gerade auf den Turm, sondern ein bisschen schräg. Sodass der Ball die äußerste Dose traf und die dann so ins rollen brachte, dass sie auch die drei weiteren unteren Dosen mit sich zog ... und so viel der Turm in sich zusammen. Ich rief einen Freundeschrei aus und freute mich total.
„Gewonnen, ihr dürft euch von allem etwas aussuchen", meine die junge Frau und zeigte einmal in ihrem Stand rundherum. Sie hockte sich hin und holte ein kleines Kästchen hervor. „Außerdem habe ich noch diese Ringe." Es waren natürlich keine hochwertigen Ringe, aber dennoch sahen sie hübsch aus. Law beugte sich vor und zeigte auf einen silbernen dünnen Ring, der rundherum kleine silberne Steinchen eingelassen hatte.
„Den bitte", meinte er. Die Frau lächelte, holte den Ring raus und gab ihn Law.
„Viel Spaß euch beiden noch. Ihr seid übrigens ein süßes Paar." Ich blinzelte und konnte einfach nicht antworten, auch Law sagte nichts dagegen, stattdessen nahm er sich meinen Finger und steckte mir den Ring an.
„Lass uns weiter", meinte er dann, als sei nichts passiert.
Ich konnte nur den Kopf schütteln und ihm nach laufen.
Wir unterhielten uns viel, machten aber alle möglichen Spiele, die es hier auf der Kirmes gab. Selbst Entchen angeln. Das wollte ich unbedingt machen. Law ging an den Schießstand und erschoss mir eine Blume ... natürlich eine künstliche, aber das war egal. Er war wirklich in allem gut, egal was er anfasste. Es machte wirklich Spaß mit ihm und wir lachten auch viel. Ich meine, er brachte mich eh schon mit seiner Anwesenheit zum Lächeln.
„Nur weil du es bist", meinte er und bezahlte die Karten. Ich hatte gerade meinen Hundeblick aufgesetzt, weil ich unbedingt mit dem Riesenrad fahren wollte. Ich weiß, dass Jungs das nicht so toll fanden, aber ich wollte unbedingt. Wir stiegen in die Gondel ein und setzten uns gegenüber hin. Die Gondel war nicht wirklich groß, sodass auch nur zwei Leute rein konnten und zudem war es ein geschlossenes Riesenrad. Es gab ja auch solche, wo man einfach nur auf Sitzen saß und herum fuhr. Die hier waren viel schöner und so konnte ich Law ins Gesicht sehen. „Warum fahrt ihr Mädchen immer so aufs Riesenrad ab?" Er lehnte sich zurück und sah mich fragend an.
„Ich finde es nur faszinierend die ganze Umgebung im Blick zu haben. Man hat einfach den Überblick", meinte ich und sah aus der Gondel heraus. „Die meisten Mädels wollen im Riesenrad nur knutschen, genauso wie in der Geisterbahn."
„Ich dachte, deswegen gehen Jungs in die Geisterbahn."
„Es gibt auch solche Mädchen."
„Und du bist keine davon?" Ich stupste ihn mit meinem Bein an.
„Trafalgar D Water Law! Ich glaub es ja nicht. Du bist auch so ein Lustmolsch?" Er lachte und stupste mich zurück an.
„Ich bin ein Mann mit Bedürfnissen, was hast du denn gedacht?" Mein Lächeln erlosch und ich konnte ihm nur in die Augen sehen. Sofort schoss mir sein Ruf wieder in den Sinn. Ob er auch letzte Nacht wieder jemanden in seinem Bett gehabt hatte ... ob Baby wieder bei ihm gewesen war? Ich hasste dieses Mädchen, sie lief in der Schule eh schon herum, als würde ihr die ganze Schule gehören und vor allem war sie immer noch der Meinung, dass Law ihr gehören würde. Als wenn er eine Sache wäre, die man besitzen könnte. „Alles okay?", fragte Law auch sofort und beugte sich zu mir nach vorne. Ich blinzelte und sah ihm in die dunklen Augen. Ich konnte einfach nicht verstehen, dass er so mit den Mädchen umging. Er war doch süß und nett und er wusste doch auch immer was er zu sagen hatte, warum konnte er dann keine Beziehung führen? Er war doch zuvorkommend und hatte auch gute Ideen für Dates ... auch wenn ich mir immer einreden musste, dass das hier keines war, dennoch wäre es eine gute Idee. Er tat doch alles, was ein Freund auch machte ... bei mir zumindest. „Mei?"
„Entschuldige, ich war in Gedanken."
„Ist denn alles in Ordnung? Du sahst traurig aus." Und er sorgte sich. Warum musste er so sein und ich so? Das hier war der perfekte Moment sich einfach vor zu beugen und ihn zu küssen ... die Initiative zu ergreifen und ihm auch zu zeigen, dass ich interessiert war. Aber ich hatte Angst ... Angst davor, dass er mich zurückweisen würde, mich nur als seine kleine Schwester sehen würde. Ich meine ... tief in meinem inneren wusste ich es. Ich wusste, dass er mich nur so sah und deswegen so mit mir umging. Ich wusste es, aber ich wollte es nicht bestätigt haben, deswegen musste ich mich damit abfinden. Hauptsache ich konnte in seiner Nähe sein.
„Ich mache mir immer noch Gedanken, wegen deinem Probetraining", log ich ihn an.
„Mei, das musst du wirklich nicht."
„Aber du hättest es verdient." Er beugte sich noch ein Stückchen weiter zu mir und streckte eine Hand aus. Leicht strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und streifte dabei leicht meine Haut.
„Es ist wirklich lieb von dir, aber es gibt auch noch andere Colleges."
„Aber nicht das, was du wolltest oder nicht?"
„Manchmal muss man Kompromisse eingehen. Was ist eigentlich mit dir?" Er lehnte sich wieder zurück, was ich gar nicht gut fand. Er sollte mir so nahe bleiben, sodass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte.
„Was meinst du?"
„Was willst du machen?" Ich verdrehte die Augen und lehnte mich auch zurück.
„Was ist denn los mit euch? Ace hat mich das auch schon gefragt. Ich habe noch drei Jahre, ich hab noch genügend Zeit."
„Das bedeutet, du hast noch keinen blassen Schimmer", lächelte er, was mich natürlich auch zum Lächeln brachte.
„Nein, hab ich nicht. Ace will mich dazu drängen in Dads Firma zu kommen, aber das ist einfach nichts für mich. Ich will auch kein Jura studieren."
„Du hast ja Recht. Du hast noch ein bisschen Zeit, um das richtige für dich zu finden." Ich nickte und ließ meinen Blick kurz über ihn streifen, bis sich unsere Blicke wieder trafen.
„Law? Willst du wirklich Fußballer werden? Oder ist es nur aus Protest gegen deinen Vater?" Sein linker Mundwinkel verzog sich nach oben, sodass er leicht lächelte.
„Berechtigte Frage."
„Ich will dir damit nicht zu nahe treten."
„Tust du nicht, aber du hast etwas Recht. Das hat meinen Vater wohl am meisten aufgeregt, weshalb ich es glaube ich so verfolgt habe, aber im Moment ist es wirklich das, was ich will. Das Fußball spielen gibt mir das Gefühl Herr meiner Lage zu sein, weißt du. Es ist zwar Fußball und immer das gleiche, aber jedes Spiel ist anders und ich muss mich anders anstrengen. Ich kann nicht in einem Büro sitzen und immer das gleiche machen, ich brauche meinen Auslauf, sage ich mal." Wie mit den Mädchen ...
~Law's Sicht~
Was war heute nur los mit ihr? So nachdenklich hatte ich sie noch nie gesehen, also nicht in ihrer Freizeit. Wenn es um eine Aufgabe ging, konnte sie sich echt rein hängen und ziemlich nachdenklich sein, was in solchen Momenten einfach nur niedlich fand, aber gerade jetzt? Was ging in ihrem hübschen Köpfchen vor sich? An was dachte sie die ganze Zeit?
„Mei, hör mal. Du musst dir wegen mir wirklich keine Gedanken machen. Mein alter Herr und ich waren noch nie wirklich einer Meinung." Sie sah mir in die Augen und musterte mein Gesicht, das machte sie ziemlich oft, aber ich musste zugeben, dass mir das gefiel ... und naja, ich sah sie mir ja auch oft genug an.
„Law?" Ich nickte und wartete, bis sie weiter sprach. „Warum die ganzen Mädchen?" Ich blinzelte und schluckte. Was war das für eine Frage ... damit hatte ich Null gerechnet.
„Willst du die Antwort wirklich hören?"
„Gibt es denn eine?" Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Wir sahen uns in die Augen und ich wusste einfach nicht, was Mei von mir hören wollte ... und sie wollte etwas von mir hören. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte ... obwohl es eigentlich egal war, was ich sagte, es würde alles falsch sein. Sie würde alles nicht verstehen.
Ich machte meinen Mund auf, um ihr eine Antwort zu geben. Doch genau in dem Moment stoppte unsere Gondel und die Türe wurde aufgemacht.
„Bitte aussteigen", sagte der Typ und zeigte nach draußen. Ich ließ Mei als erstes aussteigen und folgte ihr dann Schweigend.
„Du musst mir nicht antworten", sagte sie dann und sah zu mir. Sie lächelte eines dieser wundervollen Lächeln, die mich immer zum Schmelzen brachten und zuckte die Schultern. „Ich schätze, ich war einfach nur neugierig. Es ist ja deine Sache, das geht mich nichts an." Das ging sie nichts an? Eigentlich nicht, da hatte sie Recht ... wenn ich nicht diese Gefühle für sie haben würde. Ich war so ein Idiot, dass ich ihr nicht einfach ... das ich nicht einfach damit aufhören konnte, aber was sollte das ändern? Sie könnte niemals mit mir zusammen sein, dafür hatte ich zu viele Frauen in meinem Bett gehabt und mal davon abgesehen ... mit mir zusammen sein? Eine Beziehung? Ich? Was machte ich mir vor? Ich war unfähig eine Beziehung zu führen.
Mei ging vor mir und sah sich links und rechts um. Der leichte Wind der wehte, ließ ihre braunen Locken ein bisschen hin und her schwingen, was wunderschön aussah ... sie sah generell wunderschön aus. Die enge Jeans und die Overknees und dann der Pulli oder dieser Mantel. Eben als ich vom Fußball wieder gekommen war und sie in unserem Wohnzimmer gesehen hatte, sah sie einfach wunderbar aus. Selbst mit etwas weiteren Sachen, sah sie einfach nur gut aus. Ich konnte es nicht beschreiben, aber sie strahlte ... und jetzt dieser Mantel, den sie eng um sich geschlungen hatte. Er definierte ihre Figur, spielte perfekt mit ihrer Silhouette. Ich weiß nicht, was sie an sich hatte, aber ich hätte sie Tage lang ansehen können.
„Kettenkarussel?, fragte sie plötzlich und drehte sich schwungvoll zu mir um, sodass ihre Haare auch durch die Luft flogen. Sie hatte wieder ein Lächeln auf den Lippen, was mich auch direkt zum Lächeln brachte.
„Kettenkarussel? Willst du mich umbringen? Ich bin doch schon Riesenrad mit dir gefahren." Sie lachte und ich ging einen Schritt schneller, um neben ihr zu sein. Wir gingen ein bisschen weiter, bis wir bei den Autoscoutern ankamen. Mei grinste mich an und rieb sich dann schon die Hände. Ich konnte nur lachen und holte uns ein paar Chips. Autoscouter war immer geil, denn auch wenn man alleine war, man brauchte nur anderen anfahren und schon hatte man eine Rivalen. Aber das hier mit Mei war genauso lustig. Sie fuhr mir die ganze Zeit nach und wollte mich richtig hart rammen. Allerdings wurde sie auch die ganze Zeit angefahren und das natürlich von Jungs. Sie grinsten sie dann immer an und wollten flirten, aber sie reagierte einfach nicht.
Nach unserer letzten Runde stiegen wir aus und lachten.
„Hast du das gesehen? Ich musste mich die ganze Zeit im Kreis drehen, wegen diesen Idioten", lachte sie und hielt sich den Bauch. Wir gingen weiter, holten uns noch etwas Süßes und blieben auch noch an anderen Ständen an.
Die Kirmes verlief an einem der unzähligen Flüsse hier in Tokio, sodass wir uns dann irgendwann an die Absperrung stellten. Mei hatte ihre Arme verschränkt und auf das Gitter gelegt, ihr Blick lag auf dem stillen Fluss. Ich hatte uns etwas zutrinken geholt und gab ihr ihre Dose Cola. Es war fast zwölf Uhr ... ihr Geburtstag, aber auch das Feuerwerk, was sie hier veranstalteten. Deswegen war ich eigentlich mit ihr hier.
„Das war wirklich eine gute Idee gewesen, danke", lächelte sie und nahm einen Schluck. Ich stellte mich neben sie und trank auch meine Cola. „Sowas müssten wir öfter machen, auch mit ..." Sie konnte nicht weiter sprechen, weil genau in dem Moment das bunte Feuerwerk anfing. Ihre Augen wurden größer und die bunten Farben spiegelten sich in ihren dunklen Augen. Ihr Mund stand offen und sie staunte einfach nur. Ich konnte nicht anders, als sie anzusehen. Ich drehte mich mit dem Rücken an die Abtrennung und beobachtete sie weiter. „Law, guck sie dir doch an", meinte sie und wandte ihren Blick kurz von dem Feuerwerk ab. Ich war näher an sie heran gerückt, sodass sich unsere Arme berührten. Wir sahen uns in die Augen und in dem Moment schaltete sich mein Hirn einfach aus. Ich beugte mich automatisch nach vorne, bis sich unsere Lippen fast berührten.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mei", hauchte ich und küsste sie dann.
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