Kapitel 45: Der Fall
WARNUNG
Dieses Kapitel die Beschreibungen von körperlichem sowie seelischem Schmerz. Blut, Gewalt und Tod, die für Kinder unter 18 Jahren , sowie zartbeseitete Leser nicht geeignet sind!
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Schmerzen.... Schmerzen wie ich sie seit tausend Jahren nicht mehr verspürt hatte. Schmerzen, schlimmer als in jener Nacht als man mir die Klinge aus Silber durch den Körper getrieben hatte. Schmerzen, als hätte man mir das Herz aus der Brust gerissen. Ich spürte es. Das Brechen des Bandes, wie ein Leben endete. Geschmückt von dem Lachen eines Wahnsinnigen.
Die Zeit schien langsamer zu verlaufen. Herzschläge dumpf langsam, die meinen Körper mit jedem rucken des Muskels in meiner Brust nur noch schwerer machten. Meine Bewegungen waren langsam, schienen wie in Zeitlupe, als ich mich umwandte. Ich sah es. Den karmesinroten Lebenssaft der über helle, weiße Haut sickerte. Hervorsprudelnd, wie Wasser aus einer Quelle. Entspringend an ihrem zarten Hals, dort wo sich Zähne tief in ihr Fleisch gegraben hatten. Ihre Haut schien noch blasser zu werden, mit jeder Sekunde die verstrich und sich für mich wie Minuten anfühlten. Nein... NEIN... NEIN!
Ich wirbelte herum. Mein Körper reagierte, schneller als mein Verstand. Wind zerzauste mein glattes Fell. Die Wirklichkeit um mich herum verschwamm. Ich hörte es nicht, das wütende, vielstimmige Brüllen was die Nacht durchriss. Körper strömten an mir vorbei. Stürmten dem Feind in der Nacht entgegen. Zwei Seiten prallten in einem wütenden Kampf aufeinander. Schmerzerfülltes Jaulen hob sich dem dunklen Nachthimmel entgegen, sowie das Geräusch von brechenden Knochen, zerrissenem Fleisch und der immer dicker werdende Nebel von Blut. Der schmale Körper, der sich von hinten an sein Opfer herangeschlichen und seine Zähne in ihren Hals geschlagen hatte wurde von der wogenden Menge, einem entfesselten Sturm von blitzenden Krallen, hinfort gerissen. Sein schmerzerfüllter Schrei hob sich dem Himmel entgegen ehe er in einen gurgelnden Laut verstummte und die Meute über ihn hinweg fegte, sich auf ihr nächstes Opfer stürzte.
Doch all das interessierte mich nicht. Mein Blick war fest auf den Körper gerichtet, der nun langsam in sich zusammensackte. Mein Herz schlug langsamer in meiner Brust. Ich spürte ihren Schmerz. Spürte die Kälte die ihr in Muskeln und Knochen kroch und mit jedem Augenblick immer stärker wurde. Nein... Nicht schon wieder. Nicht noch einmal. Warum?
Der zarte Körper sackte zusammen, fiel in meine Arme, als ich sie erreichte bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte. Sofort spürte ich es, das klebrige Blut welches aus ihrer Kehle in mein Fell sickerte. Der Kampflärm um uns herum verstummte für meine Ohren. Als ich voller Schmerz auf die sterbende Gestalt in meinen Armen herabblickte. Röchelnd hörte ich ihren Atem, gurgelnd ringend mit dem Tod.
„Mein Licht... Mein Mond...." Hörte ich meine eigene leise, wimmernde Stimme jeglicher Kraft beraubt. Tiefe Trauer überkam mich, Trauer eines Mannes um seine große Liebe. Es zerriss mein Herz, das Blut zu sehen. Zu spüren, wie ihre Lebenskraft schwand. Erneut. „Verlass mich nicht..." wimmerte ich, spürte die Tränen in meinen Wolfsaugen aufsteigen. „Ich lass nicht zu, dass du mich erneut verlässt...." Wimmerte ich Herzzerreißend. Langsam hob ich ihren immer schwächer werdenden Körper meinem entgegen, neigte mein Kopf ihr entgegen und schloss meine Augen. Rief in meinem Inneren nach den Kräften, die mir der blutrote Mond bei meiner Wiedergeburt verliehen hatte. Die Kräfte, jede Wunde zu heilen und Leben zu retten. Es war mir egal, welchen Preis ich bezahlen würde, wieviel meiner Lebenskraft es mich kosten würde. Solange sich die Wunde schloss. Solange sie an meiner Seite blieb und mich nicht verließ.
„Lykanon..." leise, röchelnd perlte mein Name von ihren Lippen. Ich spürte eine sanfte, weiche Berührung an meiner von Fellbedeckten Brust. Zarte, schwache Finger die sich langsam und schwerfällig unter Anstrengung ihren Weg durch mein dichtes Fell bahnten, ehe sie die Unterseite meines Kinnes erreichten. „... hör auf, mein Geliebter..." Ihre Worte brachten mich dazu meine Augen zu öffnen. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre blass gewordenen Lippen. Ihre stehts so warm funkelnden Augen hatten ihr Licht verloren und waren halb geschlossen. Immer mehr erlosch die Lebenskraft in ihnen. „... es ist zu spät... du kannst nichts mehr tun..." hörte ich ihre immer Schwächer werdende Stimme.
„Ich werde wie früher über dich wachen... von hoch oben am Himmelszelt, wie es schon immer war. Ich liebe dich, mein König der Wölfe..." mit diesen Worten, glitt ihre Hand aus meinem Fell. Mit diesen Worten schlossen sich ihre schillernden Augen. Ein letzter, weißer Atemzug hob dich der Nacht entgegen. Mit diesen Worten, spürte ich wie das Band zwischen uns erneut brach. Fühlte, wie mein Herz einen Schlag lang aussetzte nur um dann qualvoll ruckelnd weiter zu schlagen, während mein Inneres mit ihr von dieser Welt schied.
„Nein..." hörte ich mich selbst murmeln. Schloss erneut meine Augen, als ich den erschlafften Körper in meinen Armen an mich drückte. Trauer überflutete meine Sinne... Trübte meinen Verstand, als ich dort am Boden hockte während der Kampf um mich herum tobte. „Nein..." wiederholte ich leise, als die Kraft meine Muskeln verließ und ihr erschlaffter Körper aus meinen Armen sackte. Hinab auf den kalten Boden. Mein Körper begann zu zittern.
„NEIN!!" die Augen aufreißend erhob sich mein Brüllen über das Schlachtfeld. Den Kopf in den Nacken werfend, erhob sich mein Klageruf dem dunklen Himmel entgegen.
Trauer, Schmerz... einen Moment hockte ich dort. Kniend über der leblosen Gestalt meiner geliebten Göttin. Meinem Elysium, meiner Seele. Den Kopf dem Himmel zugewandt und doch allem Willens beraubt. Wieder... Wieder verlor ich alles, was mir am Herzen lag. Wieder schlug der Fluch meiner Existenz erbarmungslos zu. Wieder war es das Leid was mich heimsuchte. Warum... Warum immer ich... Warum wurde mir stehts genommen, was mir Wichtig war? Warum wurde ich immer wieder verraten von denen, in den ich einen Freund sah. Langsam senkte sich mein Kopf, blickte auf eine andere leblose Gestalt nur wenige Meter von uns entfernt. Dem Schwarzen Wolf der dort regungslos auf der Seite lag. Obwohl der Geruch von Blut ihm anhaftete, erkannte ich seinen eigenen nur zu gut. Lucian Leaf. Das Zittern meines Körpers wurde stärker. Meine Letzen zuckten, offenbarten immer wieder meine blitzenden Reißzähne. Langsam stemmte ich mich auf die mächtigen Pranken. Zitternd unter der neuen Welle die mich überrollte. Wut... ungebändigte Wut...
Verräter... zischte es in meinem Kopf. Sie haben mich zum Narren gehalten.... Meine Gedanken fielen heillos übereinander in dem reißenden Sturm. Ich erinnerte mich an die Zeit, indem ich dem vor dem Untergang stehendem amerikanischen Rudel zur Hilfe gekommen war. Ich hatte mein Blut für sie vergossen. Hatte mit ihnen Gelacht und gelitten. Und wieder war das der Dank? Wieder nahm man mir alles. Wieder verhöhnte man mich.
Nicht mehr... Nie wieder... NIE WIEDER!
„ALEXANDER!!" mein Brüllen übertönte den Kampflärm, als ich den Namen des Lykaners dem Himmel entgegen sandte, der sich an mir vorbei geschlichen hatte. Dessen Geruch ich erkannt hatte, als er sich an mir vorbei auf Blackbone gestürzt hatte. Mein Brüllen sorgte dafür das die Kämpfe stoppten. Augenpaar um Augenpaar heftete sich auf mich, als ich mich langsam wieder aufrichtete und allen entgegen starrte. Wölfe und Lykaner hielten mitten in ihrem Hieben inne. Bisse, die sich fest um ihre Gegner geschlossen hatten lockerten sich. Sprünge landeten nicht mehr auf den Rücken eines Anderen sondern neben ihm. Langsam wichen die verfeindeten Parteien voneinander zurück. Bildeten eine Schmale Gasse, ehe sie den Blick auf einen einzelnen schwarzen Lykaner freigab der in Mitten einer Masse aus Toten Brüdern und Schwestern lag. Der viel kleinere Lykaner hatte den Blick auf mich gerichtet. Das Fell um seine Schnauze war von dem Blut seiner Feinde von einem mörderischen Glanz geschmückt. An seinem ausgestreckten Arm hielt er einen viel kleineren, weißlichen Wolf an der Kehle gepackt in der Luft. Das Blut seines Gegners lief aus den grausamen Wunden, welche der Lykaner in die Flanken des Wolfes geschlagen hatte. Mich sehend, zogen sich die Letzen des wahren Alphas des Red-Leaf-Packs höher, ehe er den Wolf mit wenig Kraft die Kehle zerquetschte und den schlaffen Körper aus seiner Pranke fallen ließ.
Das Grinsen in seinem Gesicht ließ mich rot sehen. Wie ein Lauffeuer breitete sich die Wut in meinem Körper aus. Wild brüllend, stürzte ich voran und warf mich auf meinen einstigen Freund.
Krachend trafen unsere massigen Gestalten aufeinander. Zwei Gewalten die aufeinander schlugen. Wild brüllend gruben sich meine Krallen in sein dichtes schwarzes Fell. Mein Schlag hatte auf seine Brust gezielt. Verräter! LEIDE! Donnerte es durch meine Gedanken. Im letzten Moment wich Alexander meinem Hieb aus, sodass ich statt Fleisch nur Fellbrocken aus seinem Körper riss. Jaulend machten Wölfe und Lykaner um uns herum Platz um unserem Kampf nicht im Weg zu stehen.
Ruckartig wirbelte mein Kopf herum um mein Gegner nicht aus den Augen zu lassen. Kurz warf er einen Blick auf das ausgerissene Fell an seiner Seite. Bleckte die Zähne weiter. „Überrascht, Lykanon?" hörte ich seine Stimme und antwortete mit einem weiteren Brüllen als ich erneut absprang und dieses Mal mein Ziel traf. Krachend trafen unsere Körper aufeinander. Meine viel massigere Gestalt und mein Schwung rissen den kleineren Alphalykaner von seinen Pfoten. Ließ uns in einem Haufen von Fell, Krallen und Zähnen zu Boden gehen. Einen Moment rollten wir Knurrend über den steinigen Untergrund, ehe Alexander über mir zum Liegen kam, ehe ich ihn herumwarf um über ihn zu thronen. Ich spürte, wie Krallen in mein eigenes Fleisch griffen, erbarmungslos meinen Rücken herabfuhren und klaffende Wunden hinterließen. Den Kopf ein wenig zu Seite reißend, hörte ich wie scharfe Zähne dicht neben meinem Ohr zusammenschlugen und ihr Ziel – mein Hals- somit verfehlten. Meine Krallen fuhren, wild trommelnd immer wieder über die Brust meines Gegners, rissen Fell heraus. Zogen immer wieder klaffende Wunden in den Körper des schwarzen Lykaners. Ich war umhüllt von feinem Bluttropfen die wie Nebel um mich herum schwebte. Der Geruch des Blutes machte mich nur noch rasender. Nicht genug... Es war noch nicht genug. Mehr... Ich will mehr! Die Zähne nun meiner Seitz bleckend, zielte ich auf seine Kehle, doch bevor ich zuschnappen konnte, traf ein Tritt mich in meinen Bauch und sandte mich wieder von ihm herunter. Knurrend, krachte ich auf den Boden. Bemerkte, dass Alexander schwer atmend auf die Pranken kam um sich nun seiner Seitz auf mich zu stürzen. Instinktiv rollte ich mich zur Seite. Hörte das Krachen neben mir, Erde und Steine spritzen mir entgegen, als sein Satz neben mir ins Leere ging. Sofort war ich auf den Beinen. Auch wenn es unehrenhaft war, in diesem Moment war mir das Egal. Ich warf mich meinem Feind in den Rücken, grub meine Zähne in seinen Nacken. Schmeckte erst sein nasses Fell, dann sein Blut auf meiner Zunge, während meine Krallen sich an den Seiten in seinen Brustkorb bohrten. Sein schmerzerfülltes Knurren, spürte ich in meinen Knochen. Er warf seinen Kopf umher um ihn aus meinem Griff zu lösen, doch ich verstärkte nur die tödliche Umklammerung meiner Zähne, schmeckte mehr Blut. Er streckte seine Arme nach hinten aus um mich zu greifen. Spürte das Streifen seiner Krallen an meinem Fell, doch bevor er sie in meinen Hals schlagen konnte, mir so die weitaus schlimmere Wunde zufügen konnte öffnete ich meine Todesumarmung. Mein Körpererhob sich wieder, ragte über dem blutendem auf. Sein Kopf wand sich mir zu, doch bevor er wieder auf die Beine kommen konnte, trat ich ihm in den Rücken. Sorgte dafür, dass der schwarze, kleinere Lykaner erneut zu Boden ging.
„Verräter..." zischte ich leise, als ich um seinen am Boden liegenden, blutenden Körper herum trat. „Du hast mich benutzt..."Mein Knurren ließ unsere Zuschauer noch ein wenig mehr zurückweichen. „Du warst es... der sie getötet hat... Du hast sie mir entrissen..." Alexanders Pranken kratzten langsam über den Stein, als er sich versuchte wieder nach oben zu stemmen. „Es waren vielleicht nicht deine Klauen.... Deine Zähne und doch war es dein Befehl..." Alexander lachte leise. „Du machst einen Fehler Lykanon..." hörte ich ihn husten, als er sich ein wenig nach oben stemmte. „Glaubst du ich bin der einzige?"
Mein Knurren ließ die Ebene erbeben, als meine Aura aus mir ausbrach. Rasend griff ich nach der Kehle der Armenseele die vor mir im Dreck lag. Hob ihn in die Luft, bis seine Pranken den Boden verließen. Kopierte die Pose, die er eingenommen hatte, als er dem kleinen Wolf sein Leben nahm. Es erschien mir mehr als nur passend.
Seine Krallenbesetzte Hand klammerte sich an meinem Arm, grub sich in mein Fleisch und doch hielt ich ihn Erbarmungslos in der Luft. Sah zu ihm auf. „Sag was du weißt... Verräter..." zischte ich leise, meine freie Hand bereits erhoben um den Tödlichen Schlag zu führen. Lediglich ein Lachen bekam ich als Antwort, ein wahnsinniges, schrilles Lachen. „Dein Leid wird nie Enden, Lykanon!" erklangen seine Worte in meinem Ohr, ehe ich erneut knurrte. Meine Hand schnellte nach vorn. Grub sich mit einem widerlichen Knirschen in die Brust meines Gegners. Kurz spürte ich die Wärme seines Körpers, ehe meine Krallen genau das fanden was sie suchten – den Lebensspendenden zuckenden Muskel seines Herzens. Meine Krallen schlossen sich darum, ehe ich meine Pranke aus seinem Körper riss und das schwere Herz in meiner von Blut durchtränkten Pfote hielt. Zufrieden sah ich zu wie das Lebenslicht meines wahren Feindes erlosch. Zufrieden... schaute ich zu wie sein Körper in meiner Pranke erschlaffte, ehe ich die Krallen lockerte und sein Körper zu Boden fiel.
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