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KAPITEL 5 | TIEF UNTER DER ERDE

»Musste das wirklich sein?«, fragte Alloy, der vom Lärm der Explosion noch immer die Ohren klingelten.

»Nein, aber ich mag es, wenn Dinge explodieren«, erwiderte Prinz Cassian mit einem süffisanten Lächeln. »Außerdem wird es unsere Verfolger aufhalten. Vielleicht denken sie sogar, wir wären bei der Explosion umgekommen.«

Diesen Gedanken wollte Alloy lieber nicht weiter verfolgen. Außerdem bezweifelte sie, dass ihr Bruder und ihre Freunde so einfach aufgeben würden. Jaxon, Viper und Bishop würden Cassian jagen. Sie würden nicht eher ruhen, bis sie ihn und Alloy gefunden hatten. Aber das würde der Prinz noch früh genug herausfinden. Sollte er sich vorerst in falscher Sicherheit wiegen.

»Was hat es mit dem Vogel auf sich?«, fragte Alloy, in der Hoffnung, damit ein unverfängliches Thema anzuschneiden.

»Das ist Pea«, antwortete der Cassian, während er ihr den Käfig abnahm und mit seiner Pulswaffe wedelte, um ihr zu signalisieren, dass sie weitergehen sollte.

Alloy hielt sich das schmerzende Steißbein und setzte ihren Weg durch den schlauchförmigen Tunnel fort. Im schwachen Schein von Cassians Pulswaffe konnte sie erkennen, dass die Steinwände grobe Spuren menschlicher Bearbeitung aufwiesen. Linien und Ornamente, wie Alloy sie auch schon an der Oberfläche gesehen hatte.

»Wir werden Pea noch brauchen.«

»Wofür?«

»Das wirst du dann schon sehen.«

Alloy rollte unmerklich mit den Augen, aber sie sah ein, dass sie nicht in der Position war, den Prinzen zu verhören. Wenn sie überleben wollte, durfte sie ihn unter keinen Umständen verärgern. Sie musste tun, was er sagte, und darauf hoffen, dass er sie am Ende gehen ließ oder dass sich ihr eine Gelegenheit zur Flucht bot.

»Was weißt du über die Ruinen?«, fragte Cassian nach einer Weile.

»Nicht viel«, antwortete Alloy mit einem zögerlichen Schulterzucken. »Sie waren schon da, bevor wir auf Nova Kauri angekommen sind. Es heißt, sie wären viele Jahrhunderte alt.«

Der Prinz schnaubte verächtlich. »Natürlich. War ja klar, dass sie das behaupten würden.«

»Was meinen Sie?« Alloys Schritte verlangsamten sich. »Wollen Sie damit sagen, dass-«

»Nicht stehenbleiben!« Cassian versetzte ihr einen Schubs und Alloy trottete weiter. »Und hör auf, mich zu Siezen. Da komm ich mir so alt vor.«

»Aber du bist der Prinz«, wandte Alloy ein.

Cassian seufzte. »Dann rede mich mit Eure Herrlichkeit an, wenn du dich damit besser fühlst.«

Wohl eher Eure Selbstherrlichkeit, dachte Alloy, aber sie hütete sich davor, diese Worte laut auzusprechen. Der Prinz konnte sie jederzeit in ihre atomaren Komponenten zerlegen und sie wollte ihm keinen Anlass dazu geben.

Nach ein paar Minuten, in denen sie dem Tunnel schweigend tiefer unter die Erde gefolgt waren, verengten sich die Steinwände. Die Decke kam ihnen entgegen und sie mussten sich durch einen schmalen Spalt quetschen, um in eine größere Höhle zu gelangen. Hier hingen Kalksinter in langen Schnüren von der gewölbten Decke und bildeten Tropfsteine und terrassenförmige Ablagerungen, die von Cassians Pulswaffe bläulich angestrahlt wurden.

Alloy warf dem Prinzen einen fragenden Blick zu.

»Weiter«, sagte er.

Schicksalsergeben setzte Alloy ihren Weg fort, zwängte sich zwischen imposanten Tropfsteinsäulen, hauchzarten, steinernen Vorhängen und bizarren, tortenförmigen Kalksteingebilden hindurch. Die Luft war kalt und feucht, der Boden rutschig. Ihr Hintern schmerzte und sie verlor zunehmend die Nerven. Die Ungewissheit ihres Schicksals zehrte an ihren Kräften. Sie konnte Cassian nicht einschätzen. Wenn sie sich in der Vergangenheit nur mehr für die patrier Klatschpresse interessiert hätte, dann wüsste sie jetzt vielleicht mehr über ihn. So wusste sie nur, dass er als Enfant terrible verschrien war und seinen Vater umgebracht hatte. Beides nicht unbedingt ein gutes Vorzeichen. War er möglicherweise geistesgestört? Dafür würde sprechen, dass er sie zwang, immer tiefer in die Höhlen unter den Ruinen vorzudringen. Und was hatte es mit diesem Vogel auf sich?

Kaum hatte Alloy das gedacht, gab Pea einen leisen, gurrenden Laut von sich und Cassian hielt abrupt inne.

»Was ist?«, fragte Alloy.

Cassian hatte die Pulswaffe in seinen Gürtel gesteckt und stützte sich mit einer Hand an einem Stalagmiten ab. Schweißtropfen glitzerten auf seiner Stirn und seine Augen waren von tiefen Schatten umgeben. »Wir sind ganz nahe«, hauchte er.

Alloy sah sich um, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. »Ganz nahe ... woran?«

Cassian wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Weiter. Wir müssen weitergehen.«

»Wenn Eure Herrlichkeit mir sagen würden, was das Ziel ist-«

Der Prinz fasste nach seiner Pulswaffe.

»Schon gut.« Alloy hob beschwichtigend die Hände. »Ich gehe ja schon.« Als sie sich zum Gehen wandte, glaubte sie, aus dem Augenwinkel ein flüchtiges Lächeln über Cassians Lippen huschen zu sehen. Offenbar genoss er es, sie herumzuscheuchen.

Arrogantes Arschloch.

Alloy kletterte über einen Wall, der aussah, als wäre eine gewaltige Portion Zuckerguss verschüttet worden, und watete durch einen flachen See mit glitzerndem Wasser. Von der Decke hingen gefährlich aussehende Stalaktiten, so dünn und spitz wie Nadeln. Sollte einer davon abbrechen, würde er sie vermutlich problemlos von Kopf bis Fuß durchbohren.

Instinktiv zog Alloy die Schultern hoch und beschleunigte ihre Schritte. Dabei verließ sie den Leuchtradius von Cassians Pulswaffe und musste feststellen, dass es dennoch nicht vollständig dunkel war. In den Steinwänden zeichneten sich feine, violett glimmende Adern ab.

»Hier lang«, sagte Cassian und führte sie zu einem engen Durchgang. Dahinter lag ein finsteres Gewölbe. Auch hier verströmten die Wände ein zartes, violettes Licht, das sich mancherorts zu leuchtenden Klumpen verdichtete.

»Ist das ... Kopernium?«, flüsterte Alloy.

Cassian nickte. »Ja. In seiner Roh-Form.«

Staunend ließ Alloy den Blick schweifen. Die Wände in dem unterirdischen Gewölbe waren nicht nur aufgrund der Kopernium-Einlagerungen beeindruckend, sondern auch wegen ihrer glattgeschliffenen Formen und ihrer Maserung. Dünne und breite Streifen wechselten sich ab, wie bei den Jahresringen eines Baumes. Als wären Schicht um Schicht um Schicht unterschiedlicher Gesteine übereinander gestapelt worden.

Alloy und Cassian setzten ihren Weg fort. Die Tropfsteine und die Feuchtigkeit blieben hinter ihnen zurück. Stattdessen stieg die Temperatur merklich an und es breitete sich eine beinahe gewittrige Atmosphäre aus. Alloy konnte den Druck spüren, der auf ihnen lastete. Ab und zu vernahm sie ein Knacken und Summen in den Wänden, wie von einem nahegelegenen Strommast. Ein starkes Gefühl von Beklemmung schnürte ihr den Brustkorb zusammen. Pea schien es ebenfalls zu spüren. Sie gurrte und wurde zunehmend unruhig.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Alloy nach einer Weile und schlang schützend die Arme um den Körper.

»Das ist es, was sie Anpassungsstörung nennen«, antwortete der Prinz sachlich.

Alloy runzelte die Stirn. »Aber nur alte Leute kriegen eine Anpassungsstörung.«

»Das, was du jetzt fühlst, ist eine Vorstufe der Erkrankung.«

»Was ich fühle ...?« Alloy horchte in sich hinein. Ihr war kalt. Sie fühlte sich unsagbar elend. Traurig. Hohl. Als würde ein Loch in ihrem Herzen klaffen. Als hätte sie etwas oder jemanden verloren, ohne zu wissen, was oder wen. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß und sie musste hart schlucken, um ihn loszuwerden. »Galen hat gesagt, das Roh-Kopernium würde irgendeine psychoaktive Substanz an die Umgebung abgeben.«

»Hm ...« Cassian schürzte anerkennend die Lippen. »Das ist ziemlich nahe dran.«

»Ja?«, fragte Alloy verwirrt.

Der Prinz nickte. »Dieser Galen muss ein schlauer Kopf sein.«

»In der Alten Welt war er Biologe.«

»Tatsächlich handelt es sich um Lichtwellen, die in den menschlichen Neurotransmitterhaushalt eingreifen können.«

Alloy blinzelte. »Das heißt?«

»Wie soll ich das erklären?«, murmelte Cassian und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Lippen »Du hast doch bestimmt schonmal davon gehört, dass Tageslicht die Stimmung heben kann, oder?« Er wartete nicht auf ihre Antwort. »Dieses Licht dagegen-« Cassian deutete mit den Augen auf einen der violett glühenden Kopernium-Klumpen. Das grelle Leuchten spiegelte sich in seinen Iriden und schien sie von innen heraus zu erfüllen. »-verursacht dagegen Kummer.«

»Woher weißt du das?«

»Wissenschaftler auf Neo Patria haben das untersucht.«

Alloy fröstelte. »Und ...« Sie suchte nach den richtigen Worten. »... weiß man auch, wieso?«

Ein harter Zug trat auf Cassians Gesicht. Seine Miene schien sich zu straffen, seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. »Genau deswegen sind wir hier.«

Alloy musste gestehen, dass sie mit vielem gerechnet hatte, aber sicher nicht damit, dass sich der Prinz auf einer wissenschaftlichen Mission befand. Wie gestört musste man sein, wenn man seinen Vater ermordete und sich im Anschluss daran vollkommen ungerührt auf Forschungsreise begab?

Sie musterte den Prinzen noch einmal vor dem Hintergrund dieser neuen Erkenntnis. 

Mit was für einem Monster hatte sie es zu tun? War er ein eiskalter, psychopathischer Killer? So wie Ender Day, der attraktive Endzeit-Mörder, der in den letzten Tagen der Alten Welt seine ganze Familie ermordet hatte, um ihre Reise in die Neue Welt zu verhindern? Alloy wusste nicht, wieso man ihn nicht einfach zurückgelassen hatte, aber sie hatte gehört, dass er derzeit im Gefängnis auf Nova Lu einsäße und jede Woche bergeweise Post von Verehrerinnen bekäme, die mindestens so gestört sein mussten, wie er selbst.

Aus der Nähe betrachtet, wirkte Cassian schon ein wenig verrückt. 

Alloy kannte sich mit dem Thema nicht aus – vielmehr war es so, dass es unter den Schiffsmechanikern zum guten Ton gehörte, sich über das medizinische Schiffspersonal lustig zu machen, vor allem über die Psychologen – aber es war etwas Verdächtiges an seinem fiebrigen Blick und an den Schweißtropfen, die auf seiner Stirn glitzerten. Er wirkte, als würde er etwas zurückhalten. Vielleicht das wilde, unzähmbare Verlangen, zu töten? Oder kämpfte er gegen die Stimmen, die ihm einflüsterten, er solle Alloy dematerialisieren und sich den Weg zum Madrefio aus eigener Kraft suchen?

Cassian schien auf Alloys strenge Begutachtung aufmerksam zu werden. »Was ist?«, fragte er. »Wieso starrst du mich so an?«

»Nichts«, beteuerte Alloy schnell.

»Ich bin nicht dein Liebhaber«, erwiderte der Prinz, stellte den Vogelkäfig am Boden ab und kämmte sich mit der Hand die losen Strähnen aus dem Gesicht. »Den kannst du vielleicht mit einem Nichts abspeisen. Ich will die Wahrheit hören.«

»Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst«, erwiderte Alloy.

»Komisch«, sagte Cassian mit spöttisch gespitzten Lippen. »Jetzt will ich es nur umso mehr.«

»Nur, wenn ich die Garantie bekomme, dass du mich nicht erschießt.«

Cassians Grinsen schwächte sich zu einem blasierten Lächeln ab. »Du starrst mich also an, willst mir aber nicht sagen, warum du mich so anstarrst, weil du befürchtest, dass ich dich dann erschießen könnte.« Er schnalzte mit der Zunge. »Ich muss schon sagen, das gibt mir zu denken.«

Alloy wollte etwas einwenden, aber er hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.

»Warte. Lass mich raten.« Cassian legte den Kopf schief und zog die Stirn kraus. »Wenn du darüber nachgedacht hättest, wie unglaublich begeistert du davon bist, mit einem derart attraktiven und-« Er zog bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch. »-äußerst zuvorkommenden Mitglied des Hochadels hier unten festzusitzen, müsstest du dich kaum dafür schämen, oder?«

Alloy kniff die Lippen zusammen, um sich von einem vorschnellen Kommentar abzuhalten.

»Daher gehe ich davon aus, dass du mich nicht ganz so attraktiv und zuvorkommend findest«, ergänzte Cassian. Ein vergnügtes Lächeln tanzte über seine Lippen. »Könnte ich damit richtig liegen?«

»Ich habe mich nur gefragt, ob du vielleicht geistesgestört bist«, platzte es aus Alloy heraus.

Cassian lachte. »Ja ... das ...« Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab. Sein langer, athletischer Körper schüttelte sich wie ein Weidezweig im Wind. »Das ist eine gute Frage ...«

Alloy beobachtete ihn aufmerksam, vor allem seine Hände. Sie wollte vorbereitet sein, falls er zur Waffe griff.

»Und ja, vielleicht bin ich geistesgestört.«

Cassian Gelächter verebbte. Er blickte über Alloy hinweg an die gestreifte Wand. Seine Augen wurden glasig, als würde sein Blick in die Vergangenheit wandern.

Alloy überlegte, ob sie sich seine Waffe schnappen sollte.

Doch noch ehe sie eine Entscheidung treffen konnte, kehrte Cassian wieder zu ihr zurück. »Ja«, sagte er ernst. »Vielleicht bin ich wirklich verrückt.« Er betrachtete Alloy mit einem müden Lächeln. »Aber vielleicht auch nicht ... Ally.«

»Ich heiße nicht Ally«, erwiderte Alloy.

»Aber dein Freund hat dich vorhin Ally genannt.«

»Das war mein Bruder«, sagte Alloy. »Nur meine Familie und meine Freunde dürfen mich Ally nennen.«

Cassian fasste nach dem Griff seiner Waffe. »Ich denke, wir sind Freunde.« Seine Augen verengten sich. »Oder, Ally?«

Alloys Herz hämmerte wie ein kaputtes Kühlaggregat. Ihr ganzer Körper versteifte sich. »Ja, wir sind Freunde«, hörte sie sich murmeln. »Beste Freunde sogar.«

Cassian nahm die Hand von der Waffe und hob den Vogelkäfig auf. »Nun, mal nicht übertreiben, ja?« Er deutete mit einem Kopfnicken zur anderen Seite des Gewölbes. »Lass uns weitergehen. Wenn meine Informationen stimmen, kann ich dir bald etwas Tolles zeigen – und dann kannst du selbst entscheiden, ob du mich für geistesgestört hältst.«

Widerwillig fügte Alloy sich in ihr Schicksal.


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