Kapitel 96- Vor den Flammen fliehen
Hiko ging im Schatten einer riesigen, aber dunklen Höhle umher. Das einzige, was Licht gab, waren einige Fackeln an der Wand. Sie hielt ihren Bogen in der Hand und hatte einen Pfeil eingelegt. Sie hatte lange nicht mehr mit Kiki gesprochen... seit sie gefangen genommen worden war. Kiki wusste wahrscheinlich gar nicht, dass sie hier war. Hoffentlich nicht. Die Höhle weitete sich und Hiko verlor die Decke aus den Augen. Sie konnte nur ein Feuer in einer Feuerstelle brennen sehen. Und sie sah Kiki in der Nähe sitzen. Sie sah ins Feuer. Hiko blieb stehen und zielte mit ihrem Bogen auf sie. Nur ein Schuss... Nur ein Schuss war notwendig... "Es ist ziemlich gemein von dir. Zu versuchen, mich aus den Schatten zu erschießen", murmelte Kiki. Hiko seufzte und senkte ihren Bogen. "Es war einen Schuss wert...",
"Aber du hast noch nicht geschossen, oder?",
"Nein...",
"Warum setzt du dich dann nicht zu mir ans Feuer?" Hiko musterte sie und ging dann zu ihr hinüber, um sich dazu zu setzten.
"Also willst du ein Volldämon werden, hm..." Kiki sah ins Feuer.
"Ja..." Hiko entschied sich dagegen, ihren Bogen auf den Boden zu legen. Sie vertraute Kiki kein bisschen. Kiki starrte weiter ins Feuer. "... du vertraust mir nicht? Wie traurig...",
"Woher weißt du...?",
"Schau ins Feuer", forderte Kiki sie auf. "Sag mir, was kannst du sehen?" Hiko kniff die Augen zusammen und warf einen genauen Blick ins Feuer. Zuerst konnte sie nichts anderes als die Flammen sehen, aber dann konnte sie Bilder darin erkennen. "Ich... ich kann mich selbst sehen", antwortete sie.
"Korrekt." Kiki hob eine Hand und hielt sie ins Feuer, ohne sich zu verbrennen. "Was ich und du im Feuer sehen können, sind die Tiefen deiner Gedanken. Alles, was du denkst, ist nur ein weiteres Bild inmitten dieser Flammen." Hiko drehte den Kopf weg. "Das ist seltsam...",
"Nein, es ist überhaupt nicht. Du bist schließlich in deinem eigenen Kopf." Kiki senkte wieder ihre Hand. ".... Was denkst du, Hiko? Was ist 'Böse'?",
"Warum fragst du mich das?",
"Weil ich deine Antwort hören will."
Hiko sah wieder ins Feuer.
"Ist 'Böse' Tod, Krankheit und Schmerz? Oder ist es etwas ganz Anderes?",
"Ich denke... das Böse ist eine Wahl. Genau wie das Gute eine Wahl ist. Das Böse lauert an Orten, an denen man es nie erwarten würde und versucht, sich einen Weg in dein Leben zu liebäugeln.",
"Was für Orte?", fragte Kiki weiter.
"...Deine Gedanken", antwortete sie. "Kein Feind oder Gegner kann dich auf einen bösen Pfaden locken, aber dein Verstand kann dich dorthin führen.",
"Das ist wahr." Kiki nickte. "Aber niemand wählt das Böse, weil es böse ist... Man verwechselt es nur mit einem Weg, der einen zum Glück führt."
Hiko sah sie schweigend an. Kiki erwiderte ihren Blick. "... Wenn du an das Leben eines anderen gebunden wärst, was würdest du tun?",
"Versuchen, ihn zu beschützen.",
"Das klingt nach einer einfachen Sache, nicht wahr?" Kiki lächelte. "Aber würdest du dann nicht eines Tages müde davon werden?",
"Vielleicht...",
"Nun, ich bin es leid.",
"Bist du das?"
Kiki nickte. "Ich bin hier eingesperrt und kann nur raus, wenn du mich brauchst. Ich will keine Existenz wie diese, es ist viel zu trostlos für mich.",
"Also, was du willst ist...?",
"Freiheit", antwortete Kiki und stand auf. "Ich kann sie nur auf eine Weise bekommen.",
"Mich umbringen", vermutete Hiko.
"Genau." Kiki sah auf sie herab. "Es war schön mit dir zu reden, Liebes... Aber ich fürchte, das ist das Ende unseres kleinen Smalltalks." Flammen erschienen in ihren Händen. Hiko sprang auf. "Ich werde dich niederbrennen und dann endlich hier raus kommen... Dann kann ich mich erheben und ein eigenes Individuum werden!",
"Nicht, wenn ich dich aufhalte.",
"Du kannst mich nicht aufhalten, Mensch. Was willst du tun? Mir ins Herz schießen? Das ist viel zu offensichtlich. Aber... ich will ein bisschen Spaß." Kiki zeigte auf Hiko. "Diese Höhle hier ist voller Möglichkeiten, sich zu verstecken. Lass uns Verstecken spielen! Ich werde bis zwanzig zählen. Du wirst dich verstecken. Wenn ich dich finde, werde ich dich töten, also verstecke dich gut." Sie bedeckte ihre Augen mit ihren Händen. "Zwanzig, neunzehn, achtzehn..." Hiko sah sich um und rannte los. Ihre Schritte hallten durch die Höhle. 'Mistverdammter, sie kann hören, wohin ich gehe... So ein Dreck... Wie soll ich einen guten Ort finden, um mich zu verstecken?' Sie sah sich um. Überall hier konnte Hiko Felsen sehen, die aus dem steinigen Gelände ragten. Sie sah auf und sah einen Vorsprung weiter oben. 'Wenn ich nur dort hochkommen könnte... Aber wie?' Sie sah sich um. 'Nein, ich darf nicht denken... Sie würde sofort wissen, was ich vorhabe...' Sie rannte weiter.
"Drei... zwei... eins... ich komme!!" Kiki grinste breit und sah dann in die Richtung, in die Hiko rannte. "Ich kann dich hören. Du bist so verdammt laut." Sie rannte ihr nach.
Hiko konnte hören, dass Kiki die Verfolgung aufgenommen hatte. Sie näherte sich immer schneller. Schnell sprang Hiko hinter einen Felsen und wartete. Kikis Schritte kamen näher und wurden langsamer. "Ich kann deine scharfen Atemzüge hören~" Kiki ging direkt zu Hiko. 'Mist...!!' Hiko klammerte fest die Hand um ihren Bogen und rannte weiter. Kiki sah ihr nach und lächelte. "Wie süß. Du rennst einfach weg... Okay, ich werde mitmachen~" Sie wartete noch ein paar Momente, bis Hiko einen Vorsprung von hundert Metern erlangt hatte, bevor sie ihr erneut nachjagte. Hiko sah über ihre Schulter, nahm einen Pfeil aus ihrem Köcher und schoss. Zum Glück hatte Tir'an mit ihr trainiert, wie man präzise schießen konnte, während man selbst in Bewegung war. Kiki wich dem Pfeil aus. "Süß! Aber das wird mich nicht aufhalten~" Hiko schoss zur Seite und änderte ihre Richtung, aber sie konnte Kiki nicht abschütteln. Sie war nah. Kiki wusste, dass Hiko schon fast Geschichte war. Sie entzündete ihre Hände und warf Feuerbälle auf sie. Hiko bemerkte das und wich ihnen beim Laufen aus. Kiki schnippte mit den Fingern und eine Feuerwand erschien vor Hiko und schnitt ihr den Weg ab. "KACKE!" Sie drehte sich zu Kiki um, die einige Meter von ihr entfernt anhielt. "Oooh, was für ein Mist. Ich habe dich in die Enge getrieben. Jetzt kannst du nicht mehr weg... Wie traurig. Jetzt... BRENN!!!"
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