Lucifer (Teil Eins)
Das ist die Geschichte eines Jungen, der geboren wurde, um die anderen zu retten. Als er aufwuchs, lernte er jedoch, dass die Grenze zwischen dem, was ihm als böse und dem, was ihm als gut beigebracht wurde, bloße Ideologie war...
Sie lächelte, als sie sie im Gras spielen sah. Der blonde kleine Junge und das weißhaarige Mädchen. Sie jagten sich gegenseitig durch das hohe Gras in Eden, dem Garten des Himmels. "Fang mich, fang mich!" schrie der blonde Junge und das Mädchen jagte ihm nach. "Nicht fair!! Du bist viel schneller als ich!!" Sie musste kichern. "Hey, Junge!" rief sie dann. Der Blonde sah sich um. "Hmh? Was ist los, Kami-sama?" fragte er. "Komm zu mir", sagte sie mit einer warmen Stimme. Der Junge sah das Mädchen und dann Kami an. "In Ordnung." Er ging auf sie zu und sah mit seinen ozeanblauen Augen zu ihr auf, so unschuldig wie er vom ersten Tag an war. "Du hast noch keinen Namen, oder?" fragte die grünhaarige Göttin. "Ein... Name? Was ist das?" fragte der kleine Junge mit großen, fragenden Augen. "Ein Name ist so etwas wie deine Identität. Du gibst Dingen und Menschen einen Namen und erkennst sie jederzeit daran.",
"Wie... Kami?",
"Richtig, auch wenn das nicht mein echter Name ist.",
"Huh?",
"Mein echter Name ist Crypto. Aber das bleibt ein Geheimnis, okay?" Sie lächelte und tätschelte dem kleinen Jungen den Kopf. "Also... wie willst du genannt werden?",
"Ähm... ich weiß nicht ...", sagte der kleine Junge und sah nervös zu Boden. "Ich mag den Namen 'Lucy' sehr ...",
"Lucy? Das ist ein Mädchenname." Kami lachte leise. "Ein Mädchenname? Oh, das ist traurig...", "Hey, keine Sorge." Kami hockte sich vor ihn und lächelte ihn an. "Was ist mit Lucifer?",
"Lucifer? Huh... ich mag ihn..." Der kleine Junge legte den Kopf schief.
"'Lucifer' bedeutet 'Lichtträger.'" Kami legte eine Hand auf die Wange des kleinen Jungen. "Oder, wenn man es anders übersetzt, kann er auch 'Morgenstern' bedeuten.",
"Wirklich?",
"Ja. Weil... du wirst mein hell leuchtender Morgenstern sein." Sie streichelte sanft über seine Wange. "Du wirst derjenige sein, der die anderen rettet, wenn sie sich verirren... du wirst der Stern sein, der sie auf den richtigen Weg zurück führt.",
"Aber Kami..." Lucifer sah nach unten. "... Was ist, wenn ich falle?",
"Oh, Liebling, was ist, wenn du fliegst?" Kami legte beide Hände auf die Schultern des kleinen Engels. "Ich habe Vertrauen in dich, Kleiner. Ich weiß, dass du das kannst. Du kannst nicht versagen. Ich weiß es, weil du mein eigenes Blut bist.",
"Das klingt alles so einfach, aber ich bin nicht sicher, ob ich das wirklich kann...",
"Wenn du versagst, wirst du es erneut versuchen. Wenn du zweifelst, würdest du es nicht einmal versuchen." Kami legte eine Hand auf seinen Kopf. "Zweifel töten mehr Träume, als es Scheitern jemals könnte. Jeder kann aufgeben... es ist das Einfachste auf der Welt. Aber Stärke, wahre Stärke... kommt nicht von den Dingen, die wir tun können... sondern von der Überwindung der Dinge, von denen wir einst dachten, wir könnten es nicht." Lucifer sah sie an. "...",
"Wenn du hart trainierst, bin ich mir sicher, dass du stark genug werden kannst, um ein Retter zu sein.",
"Okay!" Lucifer nickte und ein unbekanntes Feuer loderte in seinen Augen auf. "Ich werde mein Bestes geben und dir zeigen, dass ich es kann!",
"So ist es recht." Kami lächelte und nickte. "Übrigens... ich möchte, dass du mit mir kommst. Ich möchte dir etwas Besonderes zeigen." Sie streckte dem kleinen Engel die Hand entgegen. Lucifer nahm sie und Kami ging mit ihm an ihrer Seite zu ihrem Schloss. Das goldene Tor öffnete sich von selbst, als Kami näher kam und sie hereinließ. Sie stieß die Holztür auf und ging die Treppe hinauf, bis sie vor einer Tür stehen blieb. "Aber Kami... wir dürfen doch gar nicht in dieses Zimmer rein", sagte Lucifer. "Also warum jetzt?",
"Ist es nicht kein Zimmer, Liebling." Kami lächelte. "Und ich möchte, dass du es siehst." Sie ließ seine Hand los und öffnete die Tür. Sie schwang auf und Kami ging durch den Türrahmen.
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Der Raum hatte keine Wände, keine Decke und keinen Boden. Sie schienen in der reinen Luft zu stehen. Der Himmel war dunkel und einige runde Sphären flogen durch das weite Gebiet. Kami breitete die Arme aus. "Es ist hübsch, nicht wahr?" Ihre Haare fingen an zu wehen, als einige dieser kleinen Kugeln um sie herum herab stiegen. Sie trieben scheinbar schwerelos nach unten. Lucifer sah sie mit großer Faszination an und nickte. "Ja, das stimmt!" Kami streckte die Hände aus, um eine zu fangen. Lucifer tat dasselbe und eine schwebte in seine Hände und erhellte sein Gesicht mit einem weichen, weißen Schimmer.
"Alle sind sich so nah. Und doch scheinen sie keine Ahnung zu haben, dass es so viele mehr wie sie gibt."
Verwirrt betrachtete Lucifer die Kugel in seinen Händen. "Ich verstehe es nicht... wie kann etwas so Kleines bewusst denken?" Er streckte die andere Hand aus und als eine weitere lichtdurchflutete Kugel sanft in seiner Handfläche landete, bemerkte er, dass die Muster von Hell und Dunkel auf jeder von ihnen unterschiedlich waren. Langsam wurde ihm klar, dass er ganze Welten in seinen Händen hielt, und seine Augen weiteten sich überrascht. "Sind das...?" Er konnte größere Landmassen inmitten der Ozeane und Inseln im Meer erkennen. Die hoch aufragenden Berge waren schneebedeckt und der Wüstensand wirbelte verlassen umher. Die Wellen spielten miteinander. Kami lächelte. "Ja, Schatz. Das sind ganze Welten." Aber ihr Blick fiel schnell auf die Welt zurück, die sie gerade hielt. "Es ist nur natürlich, dass sie nie lange bleiben." Gerade als sie das sagte, begann sich die Kugel in ihrer Hand zu verdunkeln und sich in Staub aufzulösen. Dasselbe geschah mit mehreren anderen Welten, die in der Luft schwebten, und die Überreste dessen, was sie einst waren, schwebten elegant in die Dunkelheit, obwohl der Raum, in dem sie standen, keinen Wind hatte. Ein überraschender Lichtblitz blendete Lucifer und zwang ihn wegzuschauen, aber als er sich umdrehte, hatte eine andere kleine Kugel die Dunkelheit ersetzt und begann, langsam hinab zu schweben. Kami zog ihre Hände zurück. "Asche zu Asche", flüsterte sie. "Staub zu Staub..." setzte Lucifer ihren Satz fort. "Aber ich verstehe das nicht. Kannst du nichts tun, um zu verhindern, dass sie verblassen?" Eine Träne rann seine Wange hinab. Kami streckte den Arm aus und deutete auf die Millionen von Welten, die fielen. "Alles hat sein Ende und von jedem Ende entsteht ein neuer Anfang. Genau wie du es eben gesehen hast. Trotz der Tatsache, dass der Himmel meine Domäne ist, habe ich keine Kontrolle über das Leben dieser Welten. Ich bin nur ein Zuschauer." Mit einem Lächeln wandte sie sich an den kleinen Jungen. "So wie du es bist." Lucifer schickte die Welten, die er hielt, zurück in den Himmel. "Aber das ist traurig... warum müssen die Dinge immer enden? Kann nichts für immer dauern?",
"Für immer ist eine lange Zeit, Lucifer." Kami ging auf ihn zu und legte ihm wieder eine Hand auf den Kopf. "Wenn die Dinge eine Ewigkeit dauern würden, verliert die Zeit ihren Wert. Wenn alles gleich bleiben würde, wenn sich nichts ändern würde, wäre die Welt ein sehr dunkler Ort." Sie tätschelte sanft seinen Kopf. "Diese Welten sind wie Träume. Träume werden lange gelebt, bis sie auseinander fallen und durch neue ersetzt werden. Ich bin sicher... eines Tages wirst du verstehen."
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