Assaku (Teil Zwei)
Als das Auto langsamer wurde, sah Aru ein riesiges Gebäude vor sich auftauchen. Er konnte nicht sagen, was für ein Haus das sein könnte, aber es sah irgendwie beeindruckend aus. Und freundlich. Das Auto hielt davor an. "Okay, da wären wir." Ryouta stieg aus dem Auto und öffnete Arus Tür. Er stieg langsam und vorsichtig aus. "Ist das der Ort?" fragte er. Ryouta nickte. "Ja. Komm." Er streckte seine Hände nach Aru aus und der kleine Junge nahm sie. Er suchte Sicherheit und diese Hand war das einzige, was ihm genau das geben konnte. Ryouta führte ihn ins Gebäude... das ein bisschen aussah wie ein Krankenhaus. "Ist das ein Krankenhaus?" fragte Aru.
"Mehr oder weniger", antwortete Ryouta.
"Aber Mama sagte, ich wäre nicht krank!",
"Naja..." Ryouta atmete tief ein und blieb stehen. Er drehte sich zu Aru um und hockte sich vor ihn. "Du bist nicht krank in dem Sinne, aber... es ist eine andere Art von Krankheit, mit der du alleine ziemlich schwer umgehen kannst. Jemand anderes wird dir das später erklären. Okay?", "Also hat Mama gelogen?",
"Mehr oder weniger, ja. " Ryouta nickte. "Aber keine Angst, okay? Hier sind viele andere Kinder.", "Äh... Okay ...",
"Ich bringe dich jetzt in dein Zimmer. Mr. Chiba wird dich in wenigen Stunden für eine Befragung abholen.",
"In Ordnung." Aru nickte. Ryouta lächelte und nahm wieder seine Hand. Er ging mit ihm durch die stillen Gänge. Hier und da konnte Aru jemanden weinen hören. Er blieb einen Moment stehen. "Warum sind sie so traurig?",
"Ähm..." Ryouta kratzte sich am Kopf. "... lass dich nicht von ihnen irritieren. Sie haben nur Heimweh.",
"Aber warum können sie nicht nach Hause gehen? Oder warum besuchen ihre Eltern sie nicht?", "Das dürfen sie noch nicht", antwortete Ryoura.
""Warum?",
"Manchmal ist Isolation notwendig, um Menschen zu helfen, mit ihren Problemen umzugehen.", "Ähm... Wirklich? Aber wenn es sie traurig macht, ist das nicht der Sinn dahinter, oder irre ich mich?",
"Du hast vollkommen recht, aber ihre Eltern werden sie bald besuchen kommen.",
"Ich hoffe das. Ich möchte nicht, dass sie weinen."
Ryouta brachte ihn in sein Zimmer. Es hatte ein Fenster mit Vorhängen, einen Holzstuhl und einen Tisch und ein Bett mit zwei Kissen. "Was denkst du?", fragte Ryouta. "Es sieht... einem Krankenhaus ziemlich ähnlich", sagte Aru. "Ich hatte einmal Grippe, ich glaube, ich war damals acht. Deshalb kann ich mich genau daran erinnern, wie Krankenhäuser aussehen.",
"Ich weiß. Aber es ist nicht ähnlich wie in einem Krankenhaus. Du musst nicht die ganze Zeit im Bett bleiben. Betrachte das hier... als eine Art eigenes Zimmer. Ein Rückzugsort. Genau wie dein Zimmer zu Hause.",
"Okay... Aber die Wände sind weiß gestrichen, das macht es irgendwie ungemütlich. Eine Wand in meinem Zimmer ist rot gestrichen...",
"Es tut mir leid, aber ich kann daran nichts ändern. Versuche wenigstens, dich hier zu Hause zu fühlen, okay?",
"Okay." Aru nickte.
"Fein." Ryouta lächelte. "Eine Sache noch... die Tür wird abgeschlossen.",
"Warum?",
"Gründe.",
"Welche Gründe?",
"Einige der Patienten versuchen manchmal, von diesem Ort abzuhauen. Deshalb schließen wir die Türen ab und die Fenster können nur auf eine besondere Art und Weise geöffnet werden. Und sie können nicht so leicht kaputt gemacht werden.",
"Sie versuchen, abzuhauen? Warum?",
"Diverse Gründe. Ich denke, du willst sie nicht wirklich wissen.",
"Okay ...",
"Warte hier, bis Mr. Chiba dich abholt. In der Schublade des Nachttisches findest du Bleistifte und Papier. Du kannst zeichnen, wenn du dich langweilst.",
"Okay."
Ryouta machte die Tür hinter sich zu und schloss sie ab. Aru ging zum Fenster und sah nach draußen. Er konnte die Straßen und Häuser der Stadt sehen. "Wie weit ist Mama gerade weg?" fragte er sich. Dann seufzte er, ging zur Schublade und holte Bleistifte und Papier heraus, setzte sich an den Tisch und begann, etwas zu zeichnen.
Nach einer Weile schlief er fast mit dem Kopf auf dem Papier ein und hörte jemanden die Tür aufschließen. Es war ein blonder Mann mit strahlend blauen Augen und dem freundlichsten Gesicht, das Aru jemals gesehen hatte. "Hallo. Aru ist dein Name, oder?" Aru nickte. "Ja.",
"Ich bin Akito Chiba. Ich möchte dir einige Fragen stellen. Würde es dir etwas ausmachen, mir in mein 'Büro' zu folgen?",
"Nein.",
"Gut." Mr. Chiba lächelte ihn an. Er brachte Aru in einen Raum mit einem riesigen Holztisch, einem Computer und zwei Stühlen. Die Wände waren grün gestrichen.
"Das ist nicht fair!" sagte Aru. "Hm?" Chiba sah ihn an. "Was meinst du?",
"Die Wände! Sie sind grün gestrichen! Meine sind weiß! Ich möchte meine Wände auch gestrichen haben.",
"Oh." Chiba lachte. "Äh... Es wäre unfair gegenüber den anderen Kindern, wenn du farbige Wände hättest. Alle ihre Wände sind weiß gestrichen.",
"Huh... lahm.",
"Komm schon, hör auf dich zu beschweren, Aru. Das ist nicht nett."
Aru schmollte. "Es ist immer noch gemein." Chiba lachte nur. "Setz dich auf den Stuhl." Aru tat es. Chiba setzte sich ihm gegenüber und nahm einen Stift. "Okay, Aru. Du bist zehn Jahre alt.", "Ja.",
"Das ist ziemlich jung. Also... Wir haben gestern einen Anruf von deiner Mutter erhalten und sie hat erklärt, was los ist. Du... kannst sehen Geister, richtig?",
"Ja. Sie sagt, sie sind nicht real. Aber wenn sie nicht real wären, würde ich sie nicht sehen, richtig?",
"Nun... "Akito Chiba räusperte sich. "Es würde mich nicht überraschen, wenn du nie davon gehört hast, aber ich frage dich trotzdem: Hast du jemals was von Schizophrenie gehört?",
"Nein. Ich habe davon noch nie gehört, bis meine Mutter es gestern während des Telefonats erwähnt hat.",
"Okay. Lass mich es dir erklären. Schizophrenie ist eine schwere psychische Krankheit, die zu Halluzinationen, Gedankenstörungen und Wahnsinn führt", begann er. "Es ist nicht normal. Und es ist auch sehr belastend. Für dich und deine Familie. Deine Beziehungen zu anderen Menschen werden darunter leiden.",
"Was?",
"Wenn du Leuten sagst, dass du Geister sehen kannst, werden sie dich als verrückt bezeichnen und höchstwahrscheinlich werden sie dann nichts mit dir zu tun haben wollen. Das kann sogar zu noch schlimmeren Sachen führen. Depressionen zum Beispiel, um eine der schlimmsten Sachen zu nennen.",
"Ist es wirklich so schlimm?",
"Ja.",
"Oh...",
"Mach dir keine Sorgen. Wir wissen, wie wir damit umgehen sollen. Ich werde dein Therapeut sein.",
"Wie lange muss ich hier bleiben?" fragte Aru.
"Huh... das hängt davon ab, wie gut die Therapie funktioniert. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.",
"Okay... Wird Mama mich besuchen, während ich hier bin?",
"Ich bin sicher, dass sie es wird.",
"Okay...",
"Ich werde morgen mit der Therapie beginnen, okay? Du brauchst etwas Zeit, um dich hier einzufinden.",
"Okay." Aru nickte.
"Gut, ich bringe dich jetzt zurück in dein Zimmer. Komm mit mir." Chiba ging zurück in Arus Zimmer. Der kleine Junge ging hinein. "Gegen drei Uhr ist Mittagessen angesagt, okay?" informierte Chiba ihn.
"Okay..." Aru nickte. Chiba schloss die Tür wieder ab und Aru wurde mit seinen Gedanken allein gelassen. Er setzte sich aufs Bett und sah auf die Füße. "Mom, warum hast du mich angelogen...", murmelte er. Dann ließ er sich fallen und landete mit dem Kopf auf den Kissen. Er fühlte sich müde und überfordert. Nach einer Weile schloss er die Augen und schlief ein.
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