Agurith (Teil Vier)
Immer mehr Schnitte fügten sich seinem Körper hinzu. Dünne rote Linien liefen über seine Haut, aber er ignorierte sie und ließ seinen Pullover bald wieder in seine ursprüngliche Position zurück fallen. Er wischte das Blut mit einem Tuch von der Klinge und legte sie zurück, dann ging er zurück in sein Zimmer.
Das tat er öfter. Narben waren bereits seinen Oberkörper sichtbar, aber er war gut darin, sie zu verstecken. Selbst in Sport, wo sie ihre Kleidung austauschen mussten. Seiji zog sich einfach auf dem Klo um. Hirato wunderte sich darüber, aber er fragte nicht. Seiji fühlte sich durch das Ritzen nicht wirklich besser... nur ein bisschen. Und er machte weiter, obwohl er hoffte, dass er eines Tages damit aufhören könnte. Die Situation änderte sich nicht. Überhaupt nicht. Seiji versuchte in der Schule nichts zu verpassen, aber zu Hause lag er nur in seinem dunklen Zimmer und starrte mit leerem Gesichtsausdruck an die Decke... "Am Leben zu sein... das ist das Problem hier... denke ich... ich habe verzweifelt versucht, mich besser zu fühlen... aber stattdessen... fühle ich mich nur schlechter ... wenn das überhaupt möglich ist... gibt es nicht irgendwo einen Ausweg...? " murmelte er vor sich hin.
In derselben Nacht wurde er von Albträumen heimgesucht. Er schlief, von Angst geplagt, und zitterte im Schlaf. Er wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere, als er plötzlich heftig zusammen zuckte. Er fühlte einen atemberaubenden Schmerz, der sich wie eine Messerklinge mitten im Schlaf in ihn hinein bohrte. Er wurde sofort wach und hielt den Atem an, als er bemerkte, dass der Schmerz nicht nur in seinem Traum war... er war real. Er krallte seine Hand in seinen Pullover. "Was ist das für ein Schmerz...? Was ... ist das ..." Sein Atem stockte, der Schmerz wurde heftiger und er schrie. Sein Körper zitterte immer noch und seine Augen waren weit aufgerissen... Im nächsten Moment hörte der Schmerz auf und die Spuren verblassten. Die Tür wurde aufgerissen und Seijis Mutter kam ins Zimmer. "Seiji? Bist du okay?!",
"S-schlecht geträumt...", antwortete er. "... Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe ...",
"Uff ... und ich dachte schon..." Seine Mutter tätschelte seine Schulter. "Nein, es ist okay. Mach dir keine Sorgen, Sei-chan. Versuche, noch ein bisschen zu schlafen, okay?" Seiji nickte ohne sie anzusehen und legte sich wieder hin. Seine Mutter verließ den Raum. Seiji versuchte etwas zu schlafen, aber er konnte es nicht. Er wusste, dass er sich den Schmerz nicht eingebildet hatte. Seine Fantasie würde ihn sich niemals so seltsame Sachen vorstellen lassen. Das war echt gewesen...
Er hatte keinen Erfolg beim Versuch zu schlafen, also stand er stattdessen vom Bett auf und setzte sich ans Fenster - wo er fast an einem zweiten Schock starb. Seine grünen Augen ... schienen im Fensterglas rot zu sein. Er unterdrückte einen Schrei und starrte ihn eine Weile an. "... was zum Teufel ..." Dann starrte er nach draußen. "... Was für eine komische Nacht ... ich werde wirklich verrückt ..."
Er hatte keinen Erfolg beim Versuch zu schlafen, also stand er stattdessen vom Bett auf und setzte sich ans Fenster- wo er fast an einem Schock starb. Seine grünen Augen... schienen im Fensterglas rot zu sein. Er unterdrückte einen Schrei und starrte sein Spiegelbild für eine Weile an. "... was zum Teufel..." Dann starrte er nach draußen. "... Was für eine komische Nacht ... ich werde wirklich verrückt..."
Am nächsten Tag bemerkte er, dass er dunkle Ringe unter den Augen hatte. Ja, er hat schlecht geschlafen. Wen kümmerte es? Er murmelte seinen Eltern ein 'Guten Morgen' zu, ohne sie anzusehen, frühstückte kurz und ging dann zur Schule, obwohl er es nicht wirklich wollte. Aber leider hatte er da keine Wahl. Einfachste Übung: Überlebe den Schultag. Er war Meister darin geworden. Mehr oder weniger. Also überlebte er den Schultag ohne große Probleme... bis Satoru in einer Pause auf ihn zuging. "Hey, Zombie. Hast du heute nichts zu sagen? Bist du jetzt sogar schon zu ängstlich, den Mund aufzumachen?" Seiji wurde im nächsten Moment wütend und zischte: "Ich wünschte, ein Baum würde dich erschlagen, damit du endlich mal deine Klappe hältst..." Satoru lachte. "Pffft, haha. Sehr lustig, Aoi. Denkst du echt, das lässt dich tough? Du klingst nur wie ein Idiot." Etwas Schwarzes erschien an Satorus Hals, aber bevor Seiji näher hinsehen konnte, unterbrach Hirato sie. "Verpiss dich, Satoru, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten und lass Seiji in Ruhe. Du hast bessere Dinge zu tun, habe ich recht?" Satoru lächelte. "Sicher. Ich wollte nur 'Hallo' zu Seiji sagen. Ist das schlimm?",
"Absolut nicht, solange es beim 'Hallo' bleibt."
Satoru drehte sich um und ging weg. Seiji sah ihn an. "Ich sehe schrecklich aus, nicht wahr?",
"Ja, das tust du. Sag mal, trägst du Kontaktlinsen?",
"Hm? Was?",
"Deine Augen sind rot. Früher waren sie grün.",
"U-uh... j-ja... " Seiji nickte schnell. "Ich dachte... es wäre cool.",
"Ist es." Hirato grinste. Seiji hörte nicht zu. Was zum Teufel? Meine Augen sind wirklich rot? Ich dachte... ich hätte mir das nur... aber... wie? Sie ändern nicht einfach aus dem Nichts ihre Farbe, oder...? Ich verstehe verdammt noch mal nicht, was los ist... Er stützte sein Kinn auf seine Hand. Seltsam...
Nach der Schule packte er schnell die Sachen in seinen Rucksack und ging die Treppe hinunter in der Hoffnung, den Mobbern zu entkommen, aber das war verschwendete Energie. Satoru folgte ihm. Und auf dem Schulhof holte er ihn ein. „Hey, Aoi, warum hast du ew so eilig?",
„Lass mich in Ruhe.",
„Warum? Ich würde gerne bleiben und mit dir plaudern." Seiji blieb stehen und sah ihn an. "... eher mich beleidigen, denke ich.",
"Dich beleidigen? Niemals. Nur die Wahrheit sagen. Süßes Mädchen Aoi." Satoru lachte. In diesem Moment weiteten sich Seijis Augen, als die Eiche, in deren Nähe sie standen, sich stark neigte, ein lautes Knacken folgte und sie fiel. Satoru bemerkte, dass der Schatten des Baumes größer wurde und sah auf. "Was zum Teufel?" Im nächsten Moment traf ihn der Baum und begrub ihn unter sich. Seiji hielt eine Hand vor den Mund. "...?!" Er wich zurück und starrte auf den Baum. Satoru lag darunter, Blut breitete sich auf dem Boden aus. Seijis Herz schlug schneller und das Blut rauschte in seinen Ohren. Das hätte nicht passieren können... Das musste ein großer Zufall gewesen sein... Er hatte gewünscht, Satoru würde sterben, indem er unter einem Baum begraben wurde. Und genau das war passiert. Das konnte nicht sein. Seiji blieb einige Momente bewegungslos, bevor er so schnell er konnte davonlief. Über die Straße. Weg. Seine Gedanken spielten in seinem Kopf verrückt und er atmete schwer. Seine Lunge würde jeden Moment platzen. Das ist nicht meine Schuld. Das ist nicht meine Schuld. Es kann nicht meine Schuld sein. Ich habe nichts damit zu tun. Es ist Zufall. Es ist nicht meine Schuld. Er rannte weiter, bis er zu Hause ankam. Er schloss schnell die Tür auf und tauchte in sein Bett. Er versteckte sich unter der Decke. Was er vor einem Moment gesehen hatte... es verfolgte ihn immer noch, wenn er seine Augen schloss... Er konnte es deutlich sehen. Der Baum, der langsam fiel. Satoru, der überrascht aufblickte. Der Baum, der ihn traf und unter sich begrub. Das Blut, das sich wie eine scharlachrote Pfütze ausbreitete... Ob seine Augen offen oder geschlossen waren, alles, was er sehen konnte, war diese schreckliche Szene. Wieder und wieder. Wie ein Film in Endlosschleife, die sich immer wieder wiederholte. Er hörte sich selbst wünschen, dass Satoru sterben sollte. Jedes Wort kristallklar. ... Es ist meine Schuld...
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