Agurith (Teil Eins)
Dies ist die Geschichte eines Jungen, der anfing, Opfer seiner eigenen, dunklen Gedanken zu werden, während sein Leben bergab lief...
"So! Das ist der letzte!" Sein Vater stellte einen großen Pappkarton auf einen Stapel an der Wand. Das ganze Haus war bis auf die riesigen Möbel fast leer. "Der Umzugs-Truck kommt in ungefähr zehn Minuten an, dann können die restlichen Möbel und Kartons darauf geladen werden. Dann können wir gehen.",
"Dad?" Seiji stand mit einem Rucksack über der Schulter im Wohnzimmer. "Wo genau gehen wir nochmal hin?",
"Nach Starfell", antwortete sein Vater.
"Äh... das ist buchstäblich am anderen Ende des Landes...", murmelte der 11-Jährige.
"Hast du das in der Geographie gelernt?" fragte sein Vater.
"Nicht direkt, ich habe es auf einer Karte gesehen." Der Junge zog seine Schultern hoch. "Uhm... warum gehen wir? Es ist schön hier.", "Dein Vater und ich haben neue Jobs in Starfell gefunden, wo wir besseres Geld verdienen können", antwortete seine Mutter.
"Und deshalb müssen wir gehen?",
"Das wirst du eines Tages verstehen." Seine Mutter zerzauste seine Haare. Seiji grummelte. "Starfell hat auch die beste Oberschule des Landes", fuhr sie fort. "Die Starfell Academy. Sie hat sich auch in anderen Ländern einen Namen gemacht. Ich bin sicher, dass das eine Schule für dich ist, Seiji. Mit einem Durchschnitt von 1,2 auf dem Endjahreszeugnis der Sechsten wirst du mit Sicherheit angenommen.",
"Glaubst du?",
"Ich bin sicher", sagte sie. Es klingelte an der Haustür. Seijis Vater öffnete die Tür. Seiji blickte um die Ecke und sah zwei Männer an der Tür. "Schön, dass Sie es geschafft haben!" Sein Vater lächelte strahlend. Seiji war nicht so froh darüber. Er würde lieber hier bleiben wollen... Hier kannte er die Nachbarschaft, die Straßen, seinen Weg zur Schule... und seine Freunde. Nachrichten mit ihnen zu schreiben wäre nicht dasselbe wie persönlich mit ihnen zu reden. Er wusste, dass... wenn er wegzog, er für alles und jeden ein völlig Fremder sein würde. Dieser Gedanke machte ihm irgendwie Angst... Er sah zu, wie seine Eltern und die Leute von der Umzugsfirma den Lastwagen mit allen Kartons und Möbeln beluden, bevor seine Mutter sich zu ihm umdrehte. "Es ist Zeit, Seiji! Wir gehen!" Seiji legte seine Hand fester um den Träger seines Rucksacks, als sie das sagte. Er nickte leise und ging mit gesenktem Kopf aus der Tür. Draußen drehte er sich noch einmal um, um einen letzten Blick auf ihr altes Haus und den Garten zu werfen. "Tschüss, Haus...", murmelte er. Sein Vater legte eine Hand auf seine Schulter. "Du wirst dich ziemlich bald an dein neues Zuhause gewöhnen, Seiji. Ich verspreche es." Seiji sah ihn an. "... Okay...",
"Komm." Sein Vater tätschelte seine Schulter und ging dann zu ihrem Auto, um die Tür für seinen Sohn zu öffnen. Seiji seufzte und setzte sich auf die Rückbank. Er schnallte sich an und setzte seine Kopfhörer auf. Der Motor des Autos dröhnte, als sein Vater ihn startete... und dann fuhren sie weg. Seiji starrte aus dem Fenster und weigerte sich, wieder zurückzuschauen. Es machte sein Herz schwer, allein daran zu denken.
Nach einigen Stunden fuhren sie über eine Autobahn durch einen dichten Wald. Seine Mutter hatte ihm gesagt, dass die Stadt, in die sie ziehen würden, tief im Wald lag. Das war ziemlich cool... Als sich der Wald teilte, fuhren sie in die Stadt hinein. Sie war alles andere als klein. Starfell war eine moderne, aber schöne Stadt, was Seiji nicht erwartet hatte. Sie fuhren durch die Straßen und kamen an einigen engen Gassen, einem Park und dem zentralen Plaza der Stadt vorbei. Ihr Ziel war ein Haus im Faystorm-Viertel. Als Seiji es zum ersten Mal sah, war er enttäuscht. Das Haus war kleiner als das, in dem sie vorher gewohnt hatten, war langweilig weiß und hatte ein rotes Dach. Der Garten war jedoch größer als der alte. Seiji stieg aus dem Auto. "...", "Der Schlüssel ist unter der Matte, oder?" fragte seine Mutter. Sein Vater nickte und öffnete das Tor, um zur Haustür zu gehen. Er hob die Matte ein wenig an und enthüllte einen silbernen Schlüsselbund. Er hob ihn auf und schloss die Tür auf. Dann hielt der Lastwagen der Umzugsfirma vor der Tür an. "Seiji, willst du das Haus erkunden?" fragte sein Vater. Seiji nickte. "Großartig, du kannst uns sagen, was du gefunden hast, okay? Dann bist du unser Guide. Wir helfen diesen netten Leuten in der Zwischenzeit mit den Kartons." Das brachte den Jungen tatsächlich zum Lächeln. "Okay, Dad!" Er nickte und ging ins Haus. Die Treppe hinauf war direkt neben der Tür. Die Flure waren ziemlich breit und er entdeckte die Küche am Ende und das riesige Wohnzimmer links. Seiji ging nach oben und fand ein Badezimmer und drei Schlafzimmer. Drei? Naja, was auch immer.. Er schaute in eines davon. Es war klein, aber bequem. Die Wände waren weiß gestrichen, aber der Boden war mit Holzlaminat ausgelegt. Er spähte auch in die anderen Räume. Das Badezimmer war der einzige mit Fliesen ausgelegte Raum in diesem Stockwerk, die anderen Schlafzimmer hatten den gleichen Boden, waren aber viel größer. Er hoffte innerlich, dass er das erste bekommen würde, die anderen Räume waren seiner Meinung nach zu groß.
Nachdem seine Eltern den letzten Karton irgendwo im Haus abgestellt hatten, führte Seiji sie im Haus herum. Er durfte tatsächlich das Zimmer behalten, das er wollte, und das war eine Art Trost dafür, dass sie ihr altes Haus zurückgelassen hatten.Einige Tage nachdem sie ihre Möbel aufgebaut und alle Kartons ausgepackt hatten, fühlte sich Seiji immer noch nicht ganz zu Hause. Er hatte all seine alten Sachen in seinem neuen Zimmer... sein Bett, seinen Schreibtisch, seinen Stuhl, seinen Bücherschrank, seinen Kleiderschrank und all die anderen Sachen, aber es fühlte sich immer noch nicht wirklich wie zu Hause an. Seine Mutter hatte inzwischen eine Bewerbung für ihn zur Starfell Academy geschickt. Er würde auf eine Antwort warten müssen. Einige Tage später kam genau das. Ein Brief, der fröhlich verkündete, er sei angenommen worden. Am Ende der Sommerferien würde Seiji eine neue Schule besuchen. Sein erstes Jahr in der Mittelschule. Er hoffte, dass es keine totale Katastrophe sein würde...
An seinem ersten Tag fuhren ihn seine Eltern zur Schule und begleiteten ihn zur Sekretärin. Mrs. Aston schien sehr nett und freundlich zu sein, als sie ihm seinen Stundenplan überreichte, ihm die Klasse 7-C zuteilte und ihm den Schlüssel seines Schließfachs gab. Bevor er ins Klassenzimmer kam, wünschten ihm seine Eltern viel Glück und viel Spaß und gingen dann. Seiji war sehr nervös. Er war jetzt ein Siebenklässler und er war sehr besorgt. Hinter dieser Tür waren so viele neue Leute, Leute, die er eigentlich gar nicht kannte. Er klopfte schüchtern an die Tür und hörte eine Stimme von innen, die ihn hinein bat. Er öffnete langsam die Tür. Die Schüler der Klasse sahen ihn an. Der Lehrer war schon da und begrüßte ihn. Das einzige, was Seiji tröstete, war, dass keiner dieser Schüler den anderen kannte - zumindest der Großteil von ihnen. Er sah sich um und setzte sich dann neben einen weißhaarigen Jungen mit violetten Augen. Er hoffte nur, dass er nicht anfangen würde zu reden... aber seine ganzen Hoffnungen wurden zerstört, als sobald sie in seinen Gedanken erschienen war. "Hallo." sagte der Weißhaarige. "Mein Name ist Hirato! Und wer bist du?" Seiji zog seine Schultern hoch. "S-Seiji.",
"Schön dich kennenzulernen! Hey, du musst nicht schüchtern sein! Ich werde dich nicht beißen!" Dieser weißhaarige Typ schien ziemlich freundlich zu sein. "I-ich auch nicht", antwortete Seiji. "Freut mich... dich zu treffen... Hirato-kun...",
"Hey, ich habe dir gesagt, du musst keine Angst vor mir haben!" Hirato grinste breit.
"Tut mir leid... ich bin zu Beginn der Sommerferien gerade erst hierher gezogen, also... ist mir noch alles neu...",
"Du bist hierher gezogen? Von wo?",
"Aroonshire.",
"Äh... das ist ... weit weg, oder?"
Seiji nickte. "Und du? Woher... kommst du?",
"Oh, ich wohne eine halbe Stunde von hier weg mit meinen Adoptiveltern!",
"Adoptiveltern? Das heißt, du bist nicht bei deinen echten Eltern?",
"Nein. Ich wurde in ein Waisenhaus gebracht in... äh ... Ich glaube, es war das Lostvein-Viertel, als ich sechs Jahre alt war. Ich wurde ein Jahr später adoptiert. Ich mag meine Eltern, sie sind wirklich wie echte Eltern für mich, also..." Hirato lächelte. "... nichts zu beanstanden!" Durch die Offenheit von Hirato fühlte sich Seiji zumindest ein wenig wohl. Er sah das als seine Chance, tatsächlich seinen ersten Freund zu bekommen.
Als die Schulglocke läutete, stellte sich der Lehrer vor und forderte die Schüler auf, dasselbe zu tun. Die Schüler sagten ihre Namen und ihre Hobbys, sowas wie eine Kurzvorstellung eben. Hirato stand vor Seiji auf. "Mein Name ist Hirato Funai und meine Hobbys lesen und Tischtennis mit meinem Vater spielen!" Er setzte sich wieder. Seiji holte tief Luft, bevor er aufstand. "Ä ... ich bin Seiji Aoi und meine Hobbys sind... ähm... Äh... ich ... höre sehr gerne Musik und... ja ..." Er zitterte leicht. Dann hörte er einige Schüler, die in der Nähe saßen, flüstern. "Ist er ein Typ oder ein Mädchen...?",
"Ein Typ", antwortete der andere.
"Wirklich? Sieht für mich wie ein Mädchen aus. Hat er Eier?",
"Ich weiß nicht ..." Seiji wurde rot und setzte sich schnell wieder. Er sah verlegen auf seinen Tisch. Es war wahr, sein Gesicht hatte tatsächlich einige weibliche Züge und die langen Haarsträhnen, die es umrahmten, machten es nicht besser. "Stimmt etwas nicht?" fragte Hirato. Seiji schüttelte den Kopf. "Nein, mir geht es gut..."Zu diesem Zeitpunkt wusste er nicht, dass der Albtraum bereits begonnen hatte, heran zu ziehen...
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