Teil 1: "Die Reise beginnt.": Kapitel 2
Claw Wildwalker
Ihre Füße fanden von selbst den Weg durch die „Graswüste", wie dieser Ort im Rudel genannt wurde. Das Gras raschelte als sie in einen leichten Trab viel. Kurze Zeit später sah sie bereits, denn Baumriesen aufragen, welcher im fahlen Mondlicht etwas Gespenstisches an sich hatte. Zwischen seinen gigantischen Wurzeln befand sich ein Höhleneingang. Ihr Zuhause. Die Menschen hielten sich von diesem Ort fern, und wer sich doch einmal in die Nähe wagte, wurde bald von einem Krähen vertrieben die sich im Geäst des Baumes breitgemacht hatten. Tief sog sie die Witterung des Ortes sein. Eine Mischung aus Harz, Staub und diesem ganz speziellen Wandlerduft. Keiner konnte genau beschreiben, wie er roch. Vielleicht ja für jeden anders. dachte sie. Für Claw war es eine Mischung aus Honig, Kiefernadeln und Meeresbrise. Sie umrundete den Baum, nickte einer der Krähen kurz zu und betrat den, von zahllosen bunten Bändern geschmückten, Höhleneingang. Claw durchquerte den Tunnel, der gerade mal hoch genug war, um darin aufrecht zu stehen. Vom Ende des Tunnels kamen ihr Licht, Gelächter und Musik entgegen. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. In letzter Zeit war die Stimmung ziemlich bedrückt gewesen, es hatte eine Weile nicht genug geregnet und war drückend heiß gewesen, weshalb die Tümpel und Seen in der Nähe beinahe vertrocknet währen. Dass ihre Leute in Feierlaune wahren, konnte nur eines bedeuten – es gab gute Neuigkeiten!
Barnabas Violence
Er saß auf dem Dach seines Zuhauses und beobachtete die Wachen, welche noch immer den Dämon suchten. „Das Vieh ist doch bestimmt schon wieder in seine dreckige Höhle zurückgekrochen." hörte er eine von ihnen sagen. Dann entfernten sie sich. Barnabas schluckte. Konnte es sein, dass er einer dieser Dämonen, Pardon, Gestaltwandler war? Was würden seine Eltern wohl sagen, wenn er ihnen erzählte, was auf dem Dach passiert war? Seine Mutter würde vermutlich sagen „Ach Barnyschätzchen, das hast du dir doch bestimmt nur eingebildet!" und sein Vater: „Mein Junge, jetzt denk dir doch nicht immer solche Lügengeschichten aus!". Seufzend stieg Barnabas vom Dach herunter und betrat das heruntergekommene Haus. Es war schon spät und morgen hatte er Schule.
In der Nacht träumte er. Bernsteinfarbenglühende Augen. Reißzähne. Ein Monster, das sich auf ihn stürzte, er wollte weglaufen, doch er konnte sich nicht rührend. Kurz bevor fingerlange Krallen ihm das Gesicht zerfleischten, wechselte sein Traum.
Er stand im Wald. Kühler Wind strich um seinen Körper. Der Geruch nach Harz und Moos stieg ihm in die Nase. Er spürte den polsternden Boden unter seinen Pfoten. Moment, seinen Pfoten?! Er blickte an sich herunter. Zimtfarbenes Fell. Krallen. Er fuhr mit der Zunge über seine Zähne. Sie waren spitz und seine Eckzähne waren Reißzähne. Erstaunlicherweise versetzten diese Tatsachen nicht in Panik. Ganz im Gegenteil- so ruhig und ausgeglichen hatte er sich noch nie gefühlt. Wie von selbst fand er einen kleinen Teich, in dessen Oberfläche er sich gründlich musterte. Er war eine große zimtfarbene Raubkatze. Da hörte er Stimmen, die näherkamen. Einem Instinkt folgend, krallte er sich an einem Baumstamm fest und kletterte problemlos daran hoch. Ein paar Leute tauchten in seinem Blickfeld auf. Sie trugen Klamotten, wie sie in seiner Zeit nur die Reichen trugen. Ein Mädchen und ein Junge. Das Mädchen hatte lange, schwarze Haare und hielt die Hand des Jungen. Der Junge ähnelte ihm. Dieselben goldblonden Haare. Die gleiche hochgewachsene Gestalt. Der Junge drehte den Kopf und schaute direkt in seine Richtung. Ah, da bist du ja, Holly! hörte Barnabas eine Stimme in seinem Kopf sagen. Vor ihm fiel plötzlich etwas Rotes aus den oberen Ästen und landete vor ihm. Ein Rothörnchen wie man sie heutzutage nur noch selten sah. Es tat einen waghalsigen Sprung und landete auf der Schulter des Jungen. Keiner schien ihn zu bemerken.
Erneut wechselte sein Traum. Er war noch immer im Wald. Noch immer eine Raubkatze. Er lag auf dem weichen Moos und neben ihm kniete ein Mädchen. Seine langen schwarzen Haare vielen ihm ins Gesicht, so dass er es nicht sehen konnte. Mit einer Hand kraulte sie ihn hinter den Ohren. Er schmiegte sich an sie. Gerade drehte sie ihren Kopf...
Ein seltsames Geräusch hatte Barnabas geweckt. Es hatte Abprubt geendet, sobald er hochgeschreckt war. Ein wenig hatte es geklungen wie die Nähmaschine seiner Mutter. Sein Blick suchte, dass Zimmer ab, doch er konnte niemanden entdecken. Irgendwie fühlte er sich komisch. Sein Gesicht kribbelte, als würden tausende Ameisen darauf herumkrabbeln. Leise, um niemanden zu wecken, stand er auf und ging zu seiner Kommode. Er wühlte darin herum und wurde kurz darauf fündig. Barnabas zog eine, in einen Stofffetzten gewickelte Spiegelscherbe heraus. Er hielt sie sich vor's Gesicht. Ihm entfuhr ein Schrei. Sein Herz pochte wie wild. Von seinen Wangen standen Schnurrhaare ab. Die Pupillen seiner Augen waren schlitzförmig. Fangzähne ragten aus seinen Mundwinkeln. Das Mädchen hatte recht gehabt. Er war einer von ihnen. Ein Dämon. Seine Mutter kam ins Zimmer gestürzt. „Barny? Was ist los? Ist alles in Ordnung? Du hast ge... Aaaaaah!". Sie hatte es gesehen. Er hatte es sich nicht eingebildet. Es polterte und sein Vater kam ins Zimmer. Er hatte das Messer in der Hand, mit welchem er immer unter dem Kopfkissen schlief. „Barnabas, Clarisse? Was ist... Ach du heilige!"
Claw Wildwalker
Als sie den Hauptraum der Höhle betrat, wurde sie fröhlich begrüßt. Claw drängte sich durch die Leute und entdeckte bald darauf Tail, einen gutmütigen Wieseljungen, der außerdem der Koch des Rudels war. Er kniete neben der Feuerstelle und rührte in einem riesigen Kessel. „Claw, schön dich zu sehen! Hast du alles bekommen?" begrüßte er sie. „Natürlich, ich musste ein paar Händler abklappern, aber es hat sich gelohnt.", mit diesen Worten griff sie in ihren Beutel und zog einen kleinen Beutel mit Gewürzen hervor. „Salz, Pfeffer, Basilikum, Oregano und Zimt. So wie du es mir aufgetragen hast." Sagte sie, mit einer gewissen Spur von Stolz. All diese Gewürze aufzutreiben ohne ein Vermögen auszugeben war nahezu unmöglich, doch sie hatte mit ihren Verhandlungskünsten schon mehr geschafft. Das Strahlen auf dem Gesicht ihres Freundes machte die ganze Zeit, die sie mit Verhandeln verbracht hatte, wieder wett. „Danke, danke, danke!" quietschte Tail und umarmte sie. Claw antwortete nicht. Stattdessen suchte sie mit ihren Augen den Raum ab. „Wo ist Sam? Normalerweise lässt sie sich doch keine Mahlzeit entgehen." fragte Claw. „Hat sich schon schlafen gelegt. Sie, Wynter und Sun haben den ganzen Tag damit verbracht, nach einem neuen Teich zu suchen. River hat währenddessen auf das Rudel aufgepasst." antwortete er. Das sah ihr ähnlich. Bevor sie zur Nachfolgerin von Moon gewählt worden war, war sie Kundschafterin gewesen. Sie war zwar eine gute Anführerin, doch Claw hatte das Gefühl, dass sie diesen Posten demnächst an River, Moon's Sohn abgeben würde.
Samantha (Sam) Johnson
Sie kraulte den Puma hinter den Ohren. Schnurrend rieb er seinen Kopf an ihr. Barnaba's vertrauter Duft stieg ihr in die Nase. Eine Mischung aus Kater, Tannennadeln und Straßenstaub.
Sie wachte auf. Tränen strömten ihr über die Wangen. Sie fühlte sich schuldig, so unfassbar schuldig. Sie schluchzte, die Tränen strömten immer heftiger. Es tat ihr so unfassbar leid, leid dass sie nicht gewusst hatte was dieses Gefühl zwischen ihnen bedeutete, leid dass sie sich nicht hatte verabschieden können, leid dass er nie von seinem Erbe erfahren würde, leid dass er noch immer auf dem Holzweg tappte was ihre Verbindung anging, leid dass sie Moon nicht hatte retten können, leid dass sie nicht die Anführerin sein konnte, die diese sich gewünscht hatte.
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