1. Party
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Keira pov.
Schweigend saß ich auf dem bequemen Stuhl, meine Arme hatte ich auf den runden Glastisch vor mir platziert. Gelangweilt stützte ich meinen Kopf auf meine Hände und fing an meine beste Freundin zu beobachten. Diese saß vor dem Spiegel und war gerade dabei sich für einen Lippenstift zu entscheiden.
"Dunkelrot oder hellrot?", fragte sie mich schließlich, als sie sich zu mir umdrehte. Mein Blick fiel auf das Kleid, was sie trug. Es war ein etwas dunkles rotes Kleid ohne Träger. Es hatte verzierte Ärmel, die bis zu den Ellenbogen gingen und war, wenn ich mich nicht täuschte, ungefähr knielang. "Dunkel", riet ich ihr und sah zu, wie sie kurz ihre Lippen verzog, nur um sich dann wieder zum Spiegel zu drehen. "Danke Süße", lächelte sie mir noch kurz über den Spiegel zu. Kurz darauf hatten ihren sonst rosafarbenen Lippen die Farbe des Lippenstifts angenommen.
Zufrieden drehte sie einmal ihren Kopf in alle Richtungen und stand dann vom Stuhl auf. Bevor sie sich aber wieder zu mir drehte, nahm sie die grüne Bürste in die Hand, um sich damit dann durch die roten Haare zu fahren. "Meine Haare lass ich offen", verriet sie mir, nachdem sie das Plastikteil wieder zur Seite gelegt hatte. Unbekümmert schaute ich nur kurz zu ihr auf. Sie seufzte und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. "Du willst doch nicht so gehen?", fragte sie skeptisch und beäugte mich argwöhnisch. Verwirrt blickte ich an mir hinunter.
Ich hatte mir eine einfache, schwarze Hose angezogen, dazu wurde mein Oberkörper von einem normalen, weißen T-Shirt bedeckt. "Warum ich...", "Ach Keira, du bist doch so wunderschön. Warum ziehst du dich..." sie versuchte das passende Wort zu finden. "So" dabei deutete sie auf die Klamotten, die ich trug. "An" beendete sie ihren Satz. Genervt verdrehte ich die Augen. "Ich bin wirklich nicht in Stimmung", entgegnete ich nur.
Sie zog die Augenbrauen zusammen und marschierte zu meinem Schrank, um darin herum zu wühlen. Kurz darauf zog sie ein schwarzes Bauchfreies Top und eine enganliegende, schwarze Hose hervor. Zufrieden schnipste sie einmal mit den Fingern und die Sachen lagen auf dem Tisch vor mir. "Aline aber...", "Nichts aber!", zischte sie nun etwas sauer. "Du musst endlich drüber hinwegkommen das Ith..." sie biss sich sofort auf die Zunge. Eine unangenehme und zugleich vertraute Leere machte sich in mir breit, während sich gleichzeitig ein großer Kloß in meinem Hals bildete.
Sie schien ihre Worte sofort zu bereuen. "Keira...","Alles gut", unterbrach ich sie und lächelte gezwungen. Ohne etwas zu sagen, kam sie auf mich zu und umarmte mich. Keiner sagte ein Wort. Diese Situation hatten wir schon öfter, sie war nicht neu und Aline wusste, was sie zu tun hatte. Nach ein paar Minuten ließ sie mich wieder los. Die Leere und der Schmerz waren zwar nicht ganz verschwunden, aber ich fühlte mich besser. Ich zwang mich zu einem weiteren Lächeln. "Du musst die Sachen nicht anziehen. Du kannst auch hierbleiben" meinte die Rothaarige, als sie sich wieder einige Schritte von mir entfernt hatte.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ihren Worte Folge zu leisten, seufzte aber dann. Sie hatte Recht. Ich sollte mich nicht so anstellen. Er war weg und wird wahrscheinlich auch nicht wieder kommen. Ich sollte endlich damit klarkommen. "Nein. Ich komme mit", lächelte ich, diesmal echt, und schnappte mir die Klamotten. Eilig fing ich an, mich umzuziehen.
Ich merkte, wie sich mich beobachtete. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass du die damals gezeichnet hast", fing sie plötzlich an. Ein Fremder würde wahrscheinlich nicht verstehen, was sie meinte, ich hingegen schon. Sie redete von den Tattoos, die meinen Körper zierten. Aline hatte ebenfalls welche, genauso wie ihr älterer Bruder, Kilian. Flüchtig musterte ich sie kurz. Durch das Kleid konnte man nicht alle von ihren sehen. Sie hatte mehrere an den Armen, eins auf dem Handrücken, einige auf ihren Oberkörper, eins an der Schulter, zwei am Rücken, eins verschönerte ihren Nacken und zwei schmückten ihre Beine.
Das eine fiel immer besonders auf. Es war das auf ihrem Handrücken, ein Pentagramm. Ich hatte dasselbe Tattoo. "Mädels", kam es von der Tür. Aus meinen Gedanken gerissen, schaute ich zum Übeltäter. Groß, rote Haare, grüne Augen und Sommersprossen. Kein geringerer als Kilian, der Bruder von Aline. "Seid ihr fertig?" fragte er, während er sein Hemd zu knöpfte. "Jap" bestätigte ich. Aline stimmte mir nickend zu.
Der Rothaarige lächelte zufrieden. "Keira. Erweist du uns die Ehre?", er hatte noch schnell sein Handy in die Hose gesteckt, als er die Worte an mich richtete. Ich zuckte nur mit den Schultern und schnipste einmal mit den Fingern. Die Magie durchströmte in Sekunden meinen kompletten Körper, bis sie ein Teil davon in meinen Händen sammelte. Sie hatte eine dunkelblaue Farbe. Im Kopf hatte ich mir mein Ziel überlegt und formte ein Portal, das leise zischende Geräusche von sich gab.
Die beiden gingen voran. Nachdem ich das Portal durchschritten hatte, verschwand es. Wir waren in einer kleinen Seitengasse. "Komm, Kleine", sprach Kilian und grinste. Mieser Drecksack. Nur, weil ich ein bisschen über 100 Jahre jünger war als er. Mit erhobenem Haupte lief ich an ihm vorbei, natürlich nicht ohne ihn anzurempeln. Als wir die Gasse verlassen hatten, stach mir auch schon sofort die LED-Buchstaben in die Augen. 'Pandemonium' zierten die Großbuchstaben den Eingang. In Abständen von wenigen Sekunden hörten einige Buchstaben auf zu leuchten. Jetzt stand dort nur noch 'Demon'. Ich schmunzelte leicht.
"Komm endlich, Kleine", diesmal war es Aline, die mich so nannte. "Hör auf mich so zu nennen. Ich bin nur 98 Jahre jünger als du!", bekam sie eine schnippische Antwort. Erst jetzt bemerkte ich den Van einige Meter von mir entfernt. Vier Personen standen dort wobei mich drei mit einem verwirrten Blick musterten. "Mundies", seufzte ich leise und schaute kurz nur vierten Person. Muskulös gebaut, blondes Haar. Ich musste nicht lange überlegen, um zu wissen, was er war. Die Runen an seinem Körper waren nicht zu übersehen. Ein Shadowhunter.
Ohne etwas zu sagen, machte ich mich auf den Weg in den Club, wo meine beiden Freunde schon drin verschwunden waren. Laute Musik dröhnte sofort in meinen Ohren. Lange musste ich die Beiden nicht suchen. Aline war an der Bar und bestellte sich einen Drink und Kilian war im hinteren Bereich des Clubs verschwunden. Er wird wohl jetzt zu seiner Freundin gehen. Laila, eine hübsche Vampirin. Sie war wirklich sehr nett und ich mochte sie.
Ich schaute mich weiter um und erblickte auch so gleich meine Zielperson. Zielstrebig lief ich auf die Sitzlandschaft zu. Sie bestand aus mehreren gemütlichen Sofas, wo ein paar Glastische davor standen. Mein Ziel saß gelassen auf einem drauf, neben ihn hatte sich eine dunkelhäutige Frau niedergelassen und auf der anderen Seite saß ein Typ ohne T-Shirt. Da hinter der Couch ebenfalls Abstellflächen waren, konnten sich darauf ebenfalls zwei Typen breit machen, also hinlegen. Einer war wieder Oberkörperfrei und der andere hatte ein Tank-top an. Der Dunkelhaarige, der wohl bemerkt dieselbe Haarfarbe wie ich besaß, schlürfte gerade genüsslich an seinem Drink. Ich war eigentlich überrascht, ohne Zwischenfälle hier anzukommen. Leider hatte ich mich zu früh gefreut.
Ein großer, gut gebauter Typ stellte sich mir direkt in den Weg. Wirklich? Ich war doch fast da. Warum? Er grinste mich breit an. Er hatte kurze, blonde Haare und dunkelgrüne Augen, die mich musterten. "Hey. Ganz allein hier, Süße?" wollte er wissen. Da die Musik ziemlich laut war, schrie er fast. Genervt verdrehte ich die Augen. Typisch irdische Männer. "Kein Interesse", gab ich nur gelangweilt von mir und lief einfach an ihm vorbei.
Er war aber nicht so begeistert. Ich konnte spüren, wie er versuchte nach meinem Arm zu greifen, aber ich zog diesen ruckartig weg und er griff ins nichts. Kurz schaute er mir noch nach, ließ mich dann aber glücklicherweise in Ruhe.
Einige Schritte später hatte ich mein Ziel endlich erreicht. Als er mich erblickte, erhellte sich sein Gesicht sofort etwas. "Keira", kam es freudig aus seinem Mund. "Hey Magnus", lächelte ich leicht. Sofort deutete er dem Typen neben sich zu verschwinden, dieser rutschte aber nur so, dass ich gerade so genug Platz hatte mich zu setzten. Ein giftiger Blick von mir reichte und schon war er aufgestanden und hatte sich auf die Couch nebenan gequetscht. Zufrieden lächelnd ließ ich mich neben den Schwarzhaarigen nieder.
Beschützerisch legte er einen Arm um mich. Das sah ich als Einladung und rutschte etwas näher an ihn heran. Er wusste genau, wie sehr ich Partys verabscheute. Aline und Kilian hatten mich aber mit großen Teddybär Augen angesehen, ich konnte einfach nicht nein sagen und vorhin war es mein Stolz gewesen, der mich daran gehindert hatte, ihr Angebot anzunehmen und Zuhause zu bleiben.
"Kilian und Aline sind dann wohl auch hier?", wollte Magnus wissen. Ich nickte nur stumm. "Laila soll wohl auch hier sein und Aline.- Naja. Du kennst sie. Sie liebt Partys", schmunzelte ich leicht und ließ meinen Blick über die Menge streifen. "Und warum genau bist du hier?", fragte er mich und trank etwas aus seinen Glas. "War eigentlich eine blöde Idee her zu kommen", versuchte ich einfach von seiner Frage etwas abzulenken. Er kannte mich. Er wusste, was mit mir los war. Und ohne etwas darauf zu erwidern, drückte er mich näher an sich.
Eine Welle von Geborgenheit überschwemmte meinen Körper. Bei ihm fühlte ich mich sicher, ich konnte mich glücklich schätzen, so einen großartigen großen Bruder zu haben. Kurz seufzte ich und drehte meinen Kopf etwas auf der Schulter des Schwarzhaarigen.
"Sind das nicht Kreismitglieder?", mir stachen zwei Typen in Anzügen ins Auge. Sie hatten diesen widerlichen Kreis am Hals. Wut und Hass staute sich in mir auf. Mein Bruder erblickte sie ebenfalls, schob mich sachte zur Seite und stand auf. Das könnte lustig werden, aber ich sollte nach den anderen sehen. Kurz schaute ich die Frau an, die neben Magnus saß und ihm immer wieder sein Glas gereicht hatte. Ohne etwas zu sagen, nahm ich ihr sein Getränk aus der Hand und stand auf. Ich trank einen kleinen Schluck und fing an Aline und Kilian zu suchen.
Ich fand sie auch recht schnell. Sie waren im hinteren Abteil des Clubs und beobachteten wie ein paar Shadowhunter gegen Dämonen kämpften. Es war sehr unterhaltend. Mir fiel aber die eine Mundie auf, die hier irgendwie rein geraten war. Obwohl mir fällt grad etwas auf. Sie war keine Mundie, sie war eine Nephilim. Ich konnte es spüren und ich konnte noch etwas spüren oder sehen. Ich weiß es nicht. Etwas war anders an ihr. Nur ich bin noch nicht sicher was es ist. Irgendwas wirkt so vertraut.
Bevor ich aber weiter drüber nachdenken könnte, rannte sie schon davon. Sie war mächtiger, als es den Anschein machte.
Aline und Kilian hatten sich mittlerweile auf eine Couch gesetzt und genossen das Spektakel. Die Rothaarige jubelte immer wieder und feuerte die Shadowhunter an. Ihr Blick fiel dabei aber häufig auf den jungen Burschen mit den rötlichen Haaren. Die vier haben ordentlich zu tun, bis schließlich auch der letzte Dämon getötet wurde, obwohl töten ein schlechtes Wort dafür ist. Sie werden nur in ihre Dimensionen zurückgeschickt.
"Gehört ihr zu denen?" der Blonde vom Eingang kam auf uns zu. Seine Seraphklinge, die deaktiviert war, hielt er fest in den Händen, während er einige Schritte von uns entfernt zum Stehen kam. Hat er etwas Angst? Kilian schien denselben Gedanken, wie ich zu haben, denn er schmunzelte und gab ein abwertendes Lachen von sich. "Mit dem Ding würdest du uns nicht mal ein Kratzer zufügen", sprach Kilian spöttisch und schlug ihm die Klinge mit seiner Magie einfach aus der Hand. Aline lachte vergnügt.
Imponierend, ließ der Rothaarige seine Magie über seiner Hand tanzen. Die dunkelrote Energiekugel versprühte immer wieder kleine Funken, die ihn aber nicht störten. Sie taten einem selbst nicht weh. Der Blonde machte einen Schritt nach hinten. Seine drei kleinen Freunde gingen in Angriffsposition.
Genervt verdrehte ich die Augen. Manchmal fragte ich mich, ob ich nicht doch die Ältere von uns dreien war. "Lass gut sein, Kilian. Wir brauchen keinen Kampf", versuchte ich ihn davon abzubringen, die vier Nephilim anzugreifen. Er zögerte, gehorchte mir aber. Sie lieferten sich ein Blickduell, bis plötzlich Kilians Handy anfing zu klingeln. Eilig fischte er es aus seiner Hosentasche. "Hallo?", kurze Stille. "Was!? Wir sind sofort da.", und er legte auf. Meine beste Freundin blickte ihn verwirrt an. "Milo und Joseph haben das Haus fast komplett abgefackelt. Wir sollen sie abholen", erkläre er leicht gereizt.
Ich musste leicht schmunzeln. Ja, so kenne ich die Kleinen. Die vier Nephilim beobachteten uns nur skeptisch. Beide standen auf und liefen auf mich zu. "Kommst du klar? Hast du was, wo du schlafen kannst?", fragte Kilian mich besorgt. Manchmal hatte ich das Gefühl, er behandelte mich wie seine kleine Schwester. Ich nickte nur grinsend. Die Beiden umarmten mich flüchtig und verschwanden durch ein Portal aus dem Club.
Nachdem sie weg waren, wandte ich mich an die vier Shadowhunter. Ich sollte mal meine Informationen aufstocken, ich kannte nämlich keinen von ihnen. "Du solltest mal nach deiner kleinen Freundin schauen. Sie steckt wahrscheinlich bald in Schwierigkeiten", gab ich dem Blonden meinen Rat mit. Kurz überdachte ich meine Wortwahl und bemerkte, dass es ganz stark nach einer Drohung klang. "Also. Ich werde ihr nichts tun, nur damit ihr es wisst. Und eigentlich war ich auch nie hier" murmelte ich leise vor mich hin, schritt durch den Vorhang und fand mich sogleich auf einer gut befüllten Tanzfläche wieder.
Ok. Ich sollte mich jetzt nach einem Schlafplatz kümmern. Natürlich wäre es einfach, wieder in den Himmel zu gehen oder nach Edom zu verschwinden, aber ich hatte im Moment nicht wirklich Lust einen meiner Eltern zu begegnen. Also machte ich mich auf die Suche nach Magnus, den ich auch schnell fand. Er war am Telefonieren. Da es vielleicht wichtig sein könnte, wartete ich geduldig, bis er auflegte.
"Du bist immer noch hier?", fragte er leicht verwundert. "Äh. Ja. Ich wollte fragen, ob ich bei dir schlafen kann. Eine Weile werde ich wohl in New York bleiben und meine Schlafmöglichkeit hat mich gerade vor die Tür gesetzt", erkläre ich ihm meine jetzige Situation. Er wirkte etwas komisch. "Das geht nicht", meinte er dann schließlich. "Ich muss meine Hexenmeister in Sicherheit bringen. Ich erklär dir später, was los ist", entschuldigend schaute er an. "Was ist mit Kilian und Aline? Und den Zwillingen?" fragte ich sofort, als mir einfiel, dass diese vier nicht hier waren. "Ich kontaktiere sie keine Sorge", versuchte er mich zu beruhigen, was nicht funktionierte.
Ein ungutes Gefühl, in meinem Bauch, sagte mir, dass etwas nicht stimmte. "Was ist los, Magnus?" wollte ich wissen. Mein Bruder antwortete nicht. "Sag es mir. Jetzt!" langsam wurde ich sauer, er bemerkte es und faste mir an die Schulter. Kurz schwieg er, ehe er anfing zu erzählen
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