Kapitel 4
Die Nacht in dieser einsamen Zelle erwies sich als äußerst unangenehm. Etwas anderes hatte ich kaum erwartet, wenn man bedenkt an einem Pfosten gefesselt zu sein.
Deidara hatte seine Wache nach draußen verlegt und hielt diese vor der Tür ab.
Nicht einmal die vielen französischen Kinderlieder, die ich absichtlich in den miserabelsten Tonlagen sang, brachten ihn dazu wieder in den Raum zu kommen. Ich hoffte ihn somit erzwingen zu können, mir wenigstens die Fesseln in der Zelle zu lösen, damit ich im Bett schlafen konnte. Doch es gelang mir nicht, weshalb ich nach dem fünfzehnten Lied, das ich sogar auf Latein sang, nicht mehr konnte und tatsächlich entschlief.
Und so wachte ich mit brennenden Rückenschmerzen am nächsten Tag auf und funkelte jeden böse an, der den Raum betrat. Natürlich kam nur Deidara herein und rollte jedes mal genervt mit den Augen, wenn er mich sah.
„Ihr könnt Euch von Eurer Aufgabe, die Euch so schwerzufallen scheint, lösen." Ich grinste ihn listig an. „Ihr müsst mir nur die Flucht ermöglichen."
„Regan", Deidara sprach meinen Namen besonders langsam aus, „Egal, was du tust und versuchst, nichts wird dich aus deiner misslichen Lage befreien."
„Doch, der edle Ritter auf seinem Ross", murmelte ich ironisch.
„Falls du damit deinen Freund Marl meinst, muss ich dich leider enttäuschen, Liebes."
Jetzt hatte Deidara meine volle Aufmerksamkeit. Woher wusste er von meinem Freund? Er konnte es eigentlich gar nicht wissen, da wir erst seit 2 Monaten zusammen waren und der Presse noch kein öffentliches Statement abgaben.
„Woher wisst Ihr von ihm?", böse funkelte ich ihn an.
„Wir wissen alles über dich, Regan."
Er sprach meinen Namen immer gar so langsam aus, dass ich langsam dachte, er mochte es meinen Namen laut auszusprechen. Komischer Vogel!
Ich zögerte nicht lange und überlegte mir eine List. Deidara reichte mir währenddessen einen Teller voll Reis mit Gemüse. Unter dem Gemüse erkannte ich ein paar Nüsse, die als Geschmacksverstärker dienen sollten.
Deidara mochte mein Schweigen als mein Aufgeben interpretieren, doch ich sah das nicht so.
„Ihr wisst also alles über mich", murmelte ich und aß das Essen genüsslich. Nachdem ich einige Nüsse hinuntergeschluckt hatte, schaute ich entsetzt zu Deidara auf.
Ich schlug mir fest gegen die Brust. „Ihr wisst also alles über mich, aber nicht, dass ich gegen Nüsse allergisch bin!"
Nach Luft ringend warf ich mich zu Boden, da passte es mir gerade recht, dass Deidara meine Ketten zuvor löste, damit ich Essen konnte.
Natürlich täuschte ich die Allergie nur vor, aber so müssten sie mich in ein Krankenhaus bringen. Hoffte ich zumindest und dann könnte ich von dort aus flüchten.
Mit weit geöffneten Augen starrte Deidara auf mich. „Du...du bist allergisch?"
Hustend und mit Tränen gefüllten Augen sah ich zu ihm auf, während ich leise murmelte, „Krankenhaus."
In selben Moment täuschte ich eine Ohnmacht vor und warf mich auf den Boden.
„Verflucht und Pain ist nicht da! Was soll ich jetzt nur machen", hörte ich Deidara fluchen. Wieso war er nur so inkompetent? Hatte ich ihm nicht mit „Krankenhaus" einen Tipp gegeben.
Waren alle in dieser Organisation unfähig ohne Pain selbständig zu handeln?
Da hörte ich schon wie die Zellentür mit einem lauten Krach aufgerissen wurde und Deidara mich etwas unsanft packte und über seine Schulter warf.
Besonders Gentleman like war er ja nicht. Ich musste unweigerlich an meinen Freund denken, er würde solch ein Verhalten nicht dulden. Denn Marl war ein Lord, ein sehr hoch-geachteter noch dazu!
Ein wenig konnte ich etwas von der Inneneinrichtung dieses Hauptquartiers aufschnappen, während Deidara mit mir auf den Schultern aus der Wohnung rannte.
Ich sah wie jemand mit Kürbismaske uns nachsah. Gerade wollte ich noch schnell meine Augen schließen, damit auch er dachte, ich wäre ohnmächtig, da fing der Maskenträger plötzlich an mir nachzuwinken.
Reflexartig winkte ich zurück. Anscheinend war das eine alltägliche Situation, dass Deidara mit einer Frau auf den Schultern durchs Quartier rannte.
Als ich hörte wie etwas Schweres neben uns landete, wurde mir sofort Bewusst, dass der Vogel wieder hier war. Die Taube, um das Tier nicht zu verallgemeinern.
Ein wenig wurde meine Hochangst gedämmt, dank meinen geschlossenen Augen. Zwar konnte ich spüren wir das Tier vom Boden abhob, doch es war lange nicht so schlimm, als wenn ich die Prozedur mit geöffneten Augen erlebt hätte. Deidara legte mich auf den harten Grund. Mit seinen Armen hielt er mich gerade so fest, dass ich nicht hinunterflog.
Lange dauerte es nicht und Deidara nahm mich wieder stürmisch auf seinen Schultern und sprang auf den Boden. Ich traute mich nicht meine Augen zu öffnen, schließlich wollte ich alles so lange hinauszögern bis ich mit dem Arzt allein reden konnte.
„Sie hat Nüsse gegessen, obwohl sie allergisch ist", erklärte Deidara irgendeiner Person.
Seine Worte hörten sich so an, als hätte ich absichtlich die Nüsse gegessen!! Obwohl mir nicht einmal gesagt wurde, dass Nüsse im Essen drin waren.
Ach halt, ich habe ja gar keine Nuss-Allergie. Es lohnte sich nicht, wegen Deidaras Worte einen Wutanfall zu bekommen. Außerdem führt sowas zu Falten, meinte meine Kosmetikerin. Wie viel Falten wohl Deidara bereits hatte?
„Kümmere dich um sie", befahl Deidara. „Leg sie dorthin", eine sanfte Frauenstimme ertönte neben mir, „Tami, hol schnell die Kräuter und ein paar Tücher!"
Die Frauenstimme klang wirklich sehr freundlich.
„Wird sie wieder?", der besorgte Ton in Deidaras Stimme verwunderte mich. Machte er sich etwa Sorgen?
„Wie lange ist sie schon so?", hakte die Frau nach.
„Meinst du Ohnmächtig?"
„Ja."
„Seitdem sie die Nüsse vor einer halben Stunde gegessen hatte."
Der Tonfall in der Frauenstimme machte mir Angst. „Tami, stell die Kräuter wieder zurück. Wir brauchen etwas starkes... Hol die Spritze."
„Die Spritze!", hellwach sprang ich auch und blickte in das Gesicht einer älteren Frau, die ihr dunkles Haar zu einem Dutt geflochten hatte. Im Hintergrund trat ein Mädchen herein, deren rötliche Locken ihr herzförmiges Gesicht umrandeten. Beide Frauen sahen sich ziemlich ähnlich. Wahrscheinlich Mutter und Tochter.
Mein Blick fiel auf mein Umfeld. Das hier war kein Krankenhaus. Man hatte mich auf ein schäbiges Sofa in eine recht klein eigerichtetes Wohnzimmer gelegt.
„Du!!", die Wut brodelte förmlich in Deidaras Stimme, „Du hast das nur vorgetäuscht!"
„Bitte Sie müssen mir helfen", ich richtete meinen Blick auf die Frau, „Ich bin Regan Ascott vom großen Kunai-Unternehmen, sicher haben sie von mir gehört. Er da hat mich entführt", ich deutete auf Deidara. Flehend versuchte ich den beiden Frauen meine ausweglose Lage darzustellen.
„Was willst du damit bezwecken, Regan?", Deidara lächelte schelmisch, „Mara und Tami werden dir nicht helfen."
„Ist das wahr?", traurig schaute ich von der Frau zum Mädchen, das vielleicht gerade mal ein Jahr jünger als ich selbst war.
„Wir können dir leider nicht helfen", meinte die Frau in einem traurigen Tonfall.
Stumm nickte ich. Beide hatten wohl Angst vor diesem Idioten namens Deidara. „Nun gut, ich gehe wieder mit dir mit, Deidara."
„Keine Spielchen mehr?", hakte er nach.
„Keine Spielchen mehr", antwortete ich.
„Steh auf", befahl er mir und wand sich an Mara, „Danke für die Bemühungen. Wie du siehst, bereitet uns unsere Geisel ein paar Umstände."
Nun schaute Deidara mich an, als ich mich mit bester Gesundheit aufrichtete. „Noch einmal und du wirst es büßen", flüsterte er in mein Ohr, während wir den Raum verließen und ins Freie traten.
Ein atemberaubender Anblick tauchte vor mir auf. Das kleine Holzhäuschen stand auf einen großen Berg, umringt von Wäldern. Sah man ins Tal hinab konnte man das ganze Ausmaß des gigantischen Waldes erkennen. Ein Fluss schlängelte sich im Tal hindurch. Auf einen Menschen zu treffen, der mir helfen könnte, wäre hier sehr unwahrscheinlich geworden.
Schweigend starrte ich zum Himmel hinauf und beobachtete die vorbeiziehenden Wolken. Sie wirkten so nah.
Diese Aussicht zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Das letzte Jahr verbrachte ich überwiegend in meinem Büro und hier war ich stets in diese gottverdammte Zelle eingesperrt. Erst jetzt erkannte ich die Schönheit und vor allem den hohen Wert der Natur.
„Komm", Deidara war bereits auf der Taube und schaute auf mich hinab. Langsam machte ich einen Schritt auf ihn zu bis mir einfiel wie dumm ich eigentlich bin.
Diese Freiheit werde ich so schnell nicht mehr bekommen.
Finster lächelte ich Deidara an, drehte mich um und rannte hinters Haus in den aufragenden Wald hinein. Sein Fluchen drang bis an meine Ohren, doch ich war flink auf den Beinen.
Hinter einem hohen Brombeerstrauch versteckte ich mich und wartete darauf, dass Deidara aus Versehen vorbeilief.
Tatsächlich hörte ich Schritte, die sich dann aber in die andere Richtung wanden. Minuten vergingen, aus Minuten wurden Stunden, in denen ich hoffte er würde mich nicht finden.
Der Himmel wurde bereits dunkler und langsam kehrte die Nacht ein.
Als mich nur noch Dunkelheit umgab, begann ich mich von meinem Versteck zu entfernen und rannte im Schutz der Dunkelheit immer gerade aus.
Eine Weile ging es gut bis mein Bein keinen Boden mehr spürte. Schnurstracks stolperte ich in den vor mir aufragenden Abgrund. Trotz der Dunkelheit versuchte ich mich an Wurzeln oder sonst irgendwelche Erdteile festzuklammern. Doch mein Sturz wurde erst durch den Aufprall des Bodens gebremst.
Ich stieß einen lauten Schmerzensschrei aus, in dem Moment war es mir egal, ob mich jeder im Umkreis von 3 Kilometer hören konnte. Der Schmerz durchzuckte meine Glieder vom Fuß bis hin zu meinem Kopf, doch am meisten schmerzte mein Kopf.
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