88 - Babytalk
»Hey, Eliah. Schau mich an.« Doch der Alpha ignorierte mich und ging erst auf mich ein als er die Schlafzimmertür hinter uns abgeschlossen hatte. »Eliah.«
Kurz sah er zu mir auf, wodurch ich feststellen musste, dass das so bekannte Feuer in seinen Augen nur schwach sichtbar war.
Er hatte gerade vor Rage gesprüht, wie konnte sich sein Wolf innerhalb weniger Augenblicke so schnell beruhigen? Warum war das Feuer so schwach? Normalerweise würde sein Wolf noch immer vor Wut toben.
Doch auch bei der letzten Auseinandersetzung mit Eren war Eliah so ruhig geblieben und in der Vollmondnacht war er auch ganz er selbst.
Das alles bereitete mir ein ungutes Gefühl.
Eliah hatte gesagt, dass sein Wolf ruhiger geworden war, aber derart ruhig? Es war beinahe als hätte sein Wolf eine komplett neue Persönlichkeit bekommen.
Eliah setzte mich auf dem Bett ab, ging vor mir auf die Knie und legte seinen Kopf auf meinem Bauch ab. Die Geste ließ Schmetterlinge in meinem Bauch Amok fliegen und automatisch wanderte meine Hand in seine weichen Haare.
Er atmete zittern ein, klammerte sich an meinen Rücken und rutschte noch etwas näher zu mir, suchte mehr Körperkontakt. In dieser Position wirkte er so verletzlich, wie ein kleiner Junge und es erschreckte mich, dass ein starker Alpha, wie er es war, derartig klein wirken konnte. Seine plötzlich aufkeimende Angst schwappte spürbar auf mich über und traf mich unvorbereitet.
»Eliah, schau mich an.«, flüsterte ich mit sanfter Stimme und kraulte durch seine schwarzen Haare. Ich wollte ihn unbedingt etwas beruhigen. Sein aufgewühltes Inneres lag schwer auf meinen Schultern und ließ mich schwerfällig atmen. Meinem Gefährten ging es schlecht und das musste ich ändern.
Er holte ein weiteres Mal tief Luft und hob langsam seinen Kopf. Erschreckend musste ich dabei feststellen, dass Eliah Tränen in den Augen hatte. Vorsichtig legte ich meine Hände an seine Wangen und strich mit dem Daumen zärtlich über seine Haut.
»Eliah?«, fragte ich leise und lehnte mich etwas zu ihm hinunter um meine Stirn gegen seine drücken zu können.
»Ich möchte ihn nicht mehr in unserer Nähe haben, Finn.«, murmelte er mit gebrochener Stimme und bohrte seine Finger fester in meinen Rücken als hätte er Angst, ich würde jeden Moment aufstehen und davon gehen. »Ich ertrage diese ständige Angst nicht mehr.«, schluchzte er beinahe und drückte die Augen schmerzhaft zusammen.
»Wovor hast du Angst, Eliah?« Meine Stimme war auch nur ein Hauchen. Der Schmerz, den mein Gefährte gerade empfand, ging in all seiner Intensität auf mich über und jagte eine schmerzhafte Gänsehaut über meinen Körper.
Es dauerte lange bis eine Antwort von ihm kam. »Davor dich zu verlieren.«
Seine Worte schossen wie Stromschläge durch meinen Körper, brachten meine Muskeln zum erzittern und ließen mir ebenso Tränen in die Augen steigen. Woher kam seine Angst? Wie kam Eliah darauf, dass er mich verlieren konnte?
»Du wirst mich nicht verlieren. Ich bleibe bei dir, Eliah. Immer. Du bist mein Gefährte. Wir gehören zusammen.« Meine Stimme klang deutlich mitgenommen und Panik schwang unterschwellig mit, reflektierte was in meinem Inneren gerade vor sich ging. Wieso hatte Eliah solche Gedanken?
»Ich habe das Gefühl als würde ich dich verlieren.«, antwortete er mit tränenerstickter Stimme und drückte seine Lippen unvorhergesehen forsch auf meine. Ich erwiderte seinen verzweifelten Kuss und zog ihn noch näher zu mir um jeden Abstand zwischen uns zu überwinden.
»Du wirst mich nicht verlieren, Eliah. Niemals.«, wiederholte ich und küsste ihn ein weiteres Mal. Ich wollte ihm deutlich machen, dass ich da war, dass ich immer da sein werde.
Dazu sagte er nichts mehr. Er drückte sich einfach nur an mich und ließ seinen Tränen freien Lauf. Es tat mir in der Seele weh, ihn weinen zu sehen. Er sollte glücklich sein und lachen, stattdessen saß er hier und weinte.
Die Verbindung zwischen uns harkte immer wieder und ließ mich schwer atmen.
»Ich kann meine Gefühle nicht mehr abschotten...«, keuchte Eliah und presste sich fester an mich, legte dabei seinen Kopf wieder auf meinem Bauch ab.
»Du musst deine Gefühle nicht vor mir abschotten.«, flüsterte ich, küsste seinen Schopf und strich durch seine Haare.
Seine Tränen durchnässten langsam mein Oberteil und ließen es feucht an meiner Haut kleben, während Eliahs Hand sanft über den Ansatz meines Bauches streichelte. Unsere Kinder freuten sich über die Nähe zu ihrem Vater und gleichzeitig spürte ich ihre Trauer, darüber, wie schlechtes es ihm ging.
»Ich möchte, dass unser Sohn Hudson heißt.«, wisperte er plötzlich an meinen Bauch und ich konnte glücklich beobachten, wie ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erschien. »Und für ein Mädchen Ava oder Josie... oder Minou. Elin gefällt mir für einen Jungen auch sehr.«
»Mir gefällt der Name Cosmo.«, flüsterte ich und streichelte weiter seine Haare. »Josie gefällt mir auch sehr gut.«, stimmte ich ihm zu und konnte ein breites Lächeln nicht verhindern. Wir redeten tatsächlich über die Namen unserer Kinder. »Oder Keno.«
Ich war froh, dass Eliah nicht bei der Namensgebung seiner Eltern bleiben wollte und das 'E' weiterführen. Das wäre bei so vielen wirklich unübersichtlich. Vor allem, wenn neben Eliah und Eren auch noch Eliahs Geschwister dabei waren.
Eliah nickte leicht. »Ich freue mich so auf unsere Kinder.«, hauchte er und drückte seinen Kuss auf meine Kugel.
»Hört ihr? Euer Papa freut sich auf euch.«, wisperte er dagegen. Ein glückliches Lächeln lag auf seinen Lippen, während er weiterhin über meinen Bauch streichelte und kleine Küsse darauf verteilte.
»Ich liebe dich, Eliah.«
Überrascht sah mein Gefährte auf, begann breit zu lächeln und küsste ich stürmisch. »Ich liebe dich, Finn. So sehr, dass glaubst du mir nicht.« Ich musste leicht schmunzeln und stibitzte mir einen weiteren Kuss.
»Doch, das glaube ich dir aufs Wort.« Eliah begann leise zu lachen und legte seine Hand sanft an meine Wange, während wir intensiven Blickkontakt hielten.
»Ich möchte dich heiraten, Finn.«
Überrascht blinzelte ich, konnte jedoch nicht antworten, weil Eliah gleich weiterredete. »In der Wolfswelt sind wir mit dem Biss schon aneinander gebunden, aber ich... ich bin mit dem Wunsch aufgewachsen irgendwann die Person, die ich liebe, im Beisein meiner Familie zu heiraten. Also richtig zu heiraten, wie es bei den Menschen üblich ist.«
»Das hört sich schön an, Eliah. Ich würde dich gerne heiraten.« Ich lächelte glücklich. »Ich kenn mich damit nicht wirklich aus, aber in den Filmen bekommt man einen Antrag und einen Ring.«, schmunzelte ich und küsste seine Nasenspitze.
»Ich wollte vorher bloß abklären, wie du dazu stehst, nicht dass ich dann einen Korb kassiere, aber dann weiß ich jetzt Bescheid.« Er lachte leise, zwinkert mir zu und kopfschüttelnd initiierte ich einen weiteren Kuss.
»Komm. Kuscheln wir uns ins Bett.« Eliah nickte auf meinen Vorschlag hin und schnell hatten wir uns bis auf die Boxershorts ausgezogen und rutschten unter die Decke. Eliah legte seine Arme gleich wieder um mich, platzierte seine Hände dabei auf meinem Bauch und küsste sanft meinen Nacken.
Ich genoss die Zweisamkeit mit ihm und dass seine Gefühlswelt wieder etwas positiver war, ließ mich auch besser fühlen.
»Wegen Lukas waren wir gar nicht bei Ilka.«, murmelte ich und kuschelte ich näher in seine Umarmung. »Gehen wir heute noch hin? Ich möchte endlich wissen, welches Geschlecht unsere Kinder haben.«
Eliah begann leise zu lachen und nickte. »Nichts lieber als das.«, schmunzelte er und küsste meine Wange.
Als sein Finger plötzlich aus dem nichts über meine Narben an meiner Hüfte strichen, zuckte ich ungewollt etwas zusammen. Hauchzart fuhren seine Fingerkuppen über das vernarbte Fleisch und ließen meine Haut dabei leicht kitzeln.
»Ich kann mich daran erinnern.«
Überraschte drehte ich mich etwas zu ihm"»Du erinnerst dich wieder?« Die Begeisterung schwang hörbar in meiner Stimme mit und das breite Grinsen auf meinen Lippen konnte nichts mehr weglöschen.
»Nicht wirklich. Nur ausschnittweise. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Gespräch mit meinem Vater über unsere Kinder und dass ich mich mit Enno wieder vertragen habe. Ich weiß, wie das mit deinen Narben passiert ist.« Er atmete tief durch. »Und sonst noch ein paar Kleinigkeiten, kurze Ausschnitte. Oder auch wie sehr es dich zum Beispiel mitgenommen hat, dass die Kinder im Kindergarten vor mir Angst hatten und an das erste Gespräch mit deinen Eltern.«
»Das bedeutet, dass deine Erinnerung langsam wieder zurückkommt.«, grinste ich begeistert und küsste ihn stürmisch. »Vielleicht kannst du dich noch vor der Geburt an alles erinnern.«
Eliah nickte lächelnd. »Ich hoffe es. Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, wie viel Zeit vergangen ist, aber man keinerlei Erinnerung daran hat.« Er zuckte leicht mit den Schultern und begann kleine Kreise auf meinen Bauch zu malen. Verständnisvoll nickte ich.
Die Stille, die daraufhin aufkam, war angenehm und beruhigend. Eliah sanfter Herzschlag und sein gleichmäßiges Atmen ließen mich langsam weg dösen und seine Zärtlichkeiten an meinem Bauch brachten mich leise zum schnurren.
Ich konnte nur so ruhig sein, weil ich - oder besser gesagt mein Kind - spürte, dass Eren in Ordnung war. Er war nicht verletzt, außer dem Knick in seinem Ego. Ich hörte seinen Herzschlag unten im Wohnzimmer und zu wissen, dass er noch da war, reichte mir vollkommen aus um mich entspannt hier liegen zu lassen.
»Eliah?«
»Mhm?«, brummte er offenbar auch etwas verschlafen.
»Wie geht es deinem Wolf?« Augenblicklich spannte sich Eliah an. Seine Muskeln verfestigten sich und gaben mir das Gefühl auf Eisen zu liegen.
»Warum fragst du?«, murmelte er hörbar angespannt und rutschte deutlich unwohl etwas hin und her.
»Du bist so ruhig geblieben und auch letztes Mal warst du überraschend ruhig... naja, und in der Vollmondnacht...«, antwortete ich leise, weil ich seine Reaktion nicht einschätzen konnte.
»Ja, er ist sehr ruhig.«, kam nach einigen Augenblicken die leise Antwort.
»Er wird auch immer ruhiger. Kann das sein?«, fragte ich weiter nach und drehte mich etwas, damit ich ihn ansehen konnte. Doch Eliah zuckte nur mit den Schultern und küsste meine Nasenspitze.
»Er sammelt wohl Kraft um dich und unsere Kinder bestmöglich beschützen zu können.« Er sah mich bei seiner Antwort nicht an, sondern küsste meine Stirn und schmiegte sein Gesicht dann in meine Haare.
Die Antwort beunruhigte mich nicht weniger, aber ich beließ es dabei und kuschelte mich wieder fester an meinen Gefährten und zog die Decke noch etwas höher. Es war zwar gerade Mal Nachmittag, aber gegen einen kurzen Powernap mit Eliah an meiner Seite konnte niemand etwas sagen.
Aus dem kurzen Powernap wurden beinahe zwei Stunden, wobei ich vor Eliah wach wurde, der mehr als erschöpft war als ich ihn dann weckte. Eigentlich hätte ich ihn schlafen lassen, aber ich wollte endlich zu Ilka und er wollte das auch, deswegen hielt sich mein schlechtes Gewissen auch in Grenzen.
Als wir die Treppe hinunterkamen, lag Eren auf dem Sofa und schlief tief und fest. Selbst von hier aus, konnte man den deutlichen blauen Fleck an seiner Kehle erkennen, doch mit seinen Selbstheilungskräften müsste er spätestens morgen früh wieder weg sein.
Ich hinterließ ihm einen Zettel, damit er wusste, wo wir waren und mit einem breit lächelnden Eliah an der Hand machten wir uns auf den Weg zu Ilka.
Die Rothaarige begrüßte uns wie immer überschwänglich und schnell lag ich oben ohne auf der Liege und Ilka verteilte das Gel auf meinem Bauch, nachdem sie ihn sanft abgetastet hatte.
Ein begeisterter Schrei entkam plötzlich ihrer Kehle und mit einem breiten Honigkuchenpferdgrinsen strahlte sie uns an.
»Heute liegen sie perfekt. Einfach nur perfekt.«, schmunzelte sie und drehte uns den Bildschirm zu.
Diesmal konnte sogar ich als Laie die Babys erkennen. Ihre Köpfe waren deutlich zu sehen und eng aneinander - Platz hatten sie wirklich nicht viel -, sah es beinahe aus als würden zwei von ihnen Händchen halten. Auf den ersten Blick konnte man auch eindeutig erkennen, welcher Koloss sich immer vor die anderen gedrängt hatte. Er oder sie hob durch die Größe deutlich ab.
Sie erklärte uns einige interessante Dinge, die man erkennen konnte und auch Verhaltensweisen der Kids. Sie zeigte sie aus unterschiedlichen Winkeln und mit jeder Sekunde, die ich meine Kinder länger ansehen konnte, machte mein Vaterherz einen Sprung mehr und ich verliebte mich mehr und mehr.
»Wollt ihr die Geschlechter wissen?«, grinste Ilka dann und zwinkerte uns zu. »Oder wollt ihr euch jetzt doch überraschen lassen?«
»Ich platze vor Neugier.«, lachte ich und drückte Eliahs Hand, die meine hielt, fester. Eliah stimmte mir lachend zu.
»Na dann.« Sie drehte sich schwungvoll wieder dem Bildschirm zu. »Das hier« Sie zeigte auf das größte Baby, das sich die letzten Male immer so in den Vordergrund gedrängt hatte. »ist ein Junge. Eigentlich kann man vor der Geburt den Rang nicht bestimmen, aber bei ihm bin ich mir fast zu hundert Prozent sicher, dass er ein Alpha ist.«
Eliah drückte mein Hand sofort fest und begann wortwörtlich zu strahlen. Als Alpha sprach es ihm natürlich umso mehr zu, wenn eines seiner Nachkommen ebenfalls ein Alpha war.
Ich erwiderte sein breites Lächeln und zog ihn zu einem kurzen Kuss zu mir.
»Das hier ist auch ein Junge und die zwei etwas kleineren hier« Sie deutete nacheinander auf den Bildschirm um uns zu zeigen, wer wer war und begann mit jedem Baby breiter zu grinsen. »sind zwei Mädchen.«
Sie freute sich eindeutig genauso sehr wie wir über die Kleinen.
»Zwei Jungs und zwei Mädchen. Schön ausgeglichen, würde ich sagen. Gute Arbeit ihr zwei.« Sie zwinkerte uns lachend zu und kümmerte sich dann darum ihre Geräte zu säubern, während Eliah über mich herfiel und stürmisch küsste.
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