
46 - Frühstück
Die Tage vergingen wie im Flug.
Alpha Franko war in der Zwischenzeit hier gewesen. Die Besprechung über unser neues Bündnis war friedlich und vor allem einvernehmlich vorübergegangen. Ich durfte sogar dabei sein und meinen Senf dazugeben, auch, wenn Eliah der Hauptredner war.
Mein Gefährte hatte sich wirklich zusammengerissen, war sogar recht freundlich und hat sich von seiner besten Alpha-Seite gezeigt.
Franko war sichtlich überrascht und hat sich bei der Verabschiedung überschwänglich bei mir bedankt.
Weil Eliah noch immer bis zu den Ohren in Arbeit steckte, hatte er von den Veränderungen, die ich klammheimlich eingeführt hatte, noch nichts bemerkt.
So gingen die Welpen jetzt einmal die Woche zusammen auf die große Wiese auf der das Kampftraining immer stattfindet um sich richtig austoben und auch in ihrer Wolfsgestalt miteinander spielen zu können.
Außerdem versuchte ich eine Vertrauensbasis zu schaffen in dem ich offen auf einzelne Rudelmitglieder zuging, sie in Gespräche verwickelte, ihnen zur Hilfe kam.
Ich wollte, dass sie mir vertrauten.
Damit jeder unbedenklich zu mir kommen konnte, wenn sie Hilfe brauchten oder ein Problem hatten. Sie sollten wissen, dass ich ihr Ansprechpartner bin und dass sie jederzeit über alles mit mir reden können, auch ohne das Eliah davon erfuhr.
Da ich natürlich verstehen konnte, dass Eliahs Rudel von den Jahren der Tyrannei geschlaucht war und sich wohl nie trauen würde Verbesserungsvorschläge auszusprechen, auch, wenn man sie direkt danach fragen würde, habe ich zusätzlich noch eine Art Kummerkasten ins Leben gerufen.
Ich erhoffte mir, dass sie im Schutz der Anonymität wenigstens auf mich zu kommen, denn nur so kann ich ihnen wirklich helfen.
Doch weder mein Kummerkasten noch das Angebot auf ein direktes Gespräch wurden bis jetzt genutzt.
Aber immerhin hatten die Welpen draußen ihren Spaß und die Jugendlichen standen dem Training positiver gegenüber.
Luise war innerhalb des Rudels meine engste Vertraute geworden. Sie stand mir mit Rat und Tat zu Seite und sprach mir gut zu, dass ich nicht verzweifelte, weil meine Hilfe im Rudel noch nicht wirklich anklang gefunden hatte.
Außerdem fütterte sie mich beinahe ununterbrochen mit diversen Kuchenarten. 'Du bist viel zu dünn' sagt sie dabei immer.
Auch Eliah achtete pingelig genau auf die Menge meines Essens und dass ich mehrmals täglich auch warme Speisen zu mir nahm.
Ihm zu liebe tat ich es.
Auch, wenn die anhaltende Übelkeit mich immer weiter in den Wahnsinn trieb.
Ich versuchte ruhig zu bleiben, schob es auf den krankheitsanfälligen Omega in mir und konzentrierte mich vollends darauf, hinter Eliahs Rücken das Rudel zu stärken.
Ein Rudel ist nur so stark wie ihr schwächstes Mitglied und ganz nach diesem Leitsatz versuchte ich jeden auf seine Art weiterzuhelfen, damit jeder das bestmögliche aus sich herausholen konnte.
Zwar wurde auch das noch nicht wirklich genutzt oder gewertschätzt, aber mit genügend Geduld würde ich mein Ziel schon noch erreichen. Dem war ich mir sicher.
Aufgrund der anstrengenden Tage, schlief ich tief und fest, wachte dafür aber umso geräderter auf.
Auch heute saß ich wieder fix und fertig auf der Couch, während Eliah sich für den Tag bereit machte.
Ein dicker Pullover von Eliah und die weiche Sofadecke versuchten vergeblich meinen kalten Körper zu wärmen, aber selbst der heiße Tee, den Eliah mir zubereitet hatte, half nicht.
Ich wünschte mir Eliah her. Er sollte mich Wärmen und mit mir kuscheln, aber er war gerade in der Küche und machte Frühstück, weil ich 'unbedingt' etwas essen muss.
Die letzten Tage hatte ich immer ohne Eliah gefrühstückt, weil ich mich nicht aus dem Bett schälen konnte. Eliah hatte aber leider schnell durchschaut, dass mein Frühstück nicht unbedingt viel war, weshalb er jetzt darauf bestand wirklich jeden Morgen gemeinsam zu frühstücken, damit er überprüfen konnte, ob ich ausreichend aß.
Kindergarten meiner Meinung nach, aber wenn es ihn glücklich machte.
»Finn. Frühstück ist so weit.« Mit einem Lächeln trat er zu mir ins Wohnzimmer. »Ist dir immer noch so kalt?«, fragte er leicht besorgt und strich mir zärtlich durch die Haare.
Ich nickte nur und schälte mich aus der Decke. Alles in mir sträubte sich gegen ein Frühstück, aber ich wusste selber, dass ich zumindest ein bisschen etwas essen musste.
Eliah nahm mir den halb vollen Tee ab und griff nach meiner Hand.
»Gott Babes, deine Finger sind eiskalt.« Zarte drückte er kleine Küsse auf meine kalten Finger, ehe er mich in eine Umarmung zog.
Er war so schön warm. Genüsslich seufzend lehnte ich mich gegen meinen Gefährten und schob meine Eiszapfen-Hände unter seinen Pullover um auf seiner warmen Haut zum liegen zu kommen.
Ein Gänsehaut entstand auf seiner Bauch, was mich frech grinsen ließ.
»Ich habe dir eine heiße Schokolade hingestellt und Porridge mit Früchten. Das sättigt schnell und hat Vitamine, ok?«
Ich nickte stumm und schmiegte mich fester an ihn.
»Musst du heute viel arbeiten?« Ich nuschelte gegen seine Schulter, während Eliah mich ohne Probleme hoch hob und in die Küche brachte.
»Ja, leider. Ich versuche trotzdem früher nach Hause zu kommen.« Diese Antwort ließ mich niedergeschlagen nicken.
Heute würde ich gerne den ganzen Tag mit Eliah alleine verbringen.
Das üppige Frühstück, das den Küchentisch zierte, konnte sich wirklich sehen lassen. Eliah hatte sich dabei wirklich Mühe gegeben.
Um ihn nicht zu enttäuschen, nippte ich an der heißen Schokolade, welche erkennbar aus richtiger Schokolade zubereitet wurde, und aß ein paar der Him- und Blaubeeren, die auf dem Porridge lagen.
Währenddessen erzählte Eliah mir ein wenig davon, was heute alles auf seinem Plan stand.
Es erfüllte mich mit stolz, dass er mittlerweile so weit war und mir so etwas erzählte, anstatt ein riesiges Geheimnis daraus zu machen.
»Iss etwas vom Porridge bevor es kalt wird.«, tadelt er und unterbrach dafür extra seinen Monolog.
"Ja, Daddy.«, antwortete ich frech und zwinkerte ihm zu.
Eliah schluckte sichtbar, starrte mir einige Augenblicke entgegen, ehe er einfach den Kopf schüttelte.
»Finn, nenn mich nicht so. Ich bin nicht dein Vater und ich möchte nicht, dass ein Kosename für einen Vater so sexualisiert wird.« Streng blickte er mir entgegen, was mich nur mit den Augenrollen ließ.
»Ok. Schon gut. Das war eh nur ein Spaß.«, lachte ich und langsam erschien auch ein Grinsen auf Eliahs Lippen.
»Ich habe zu Rolf als kleiner Junge auch immer Daddy gesagt und ich würde mir wünschen, dass meine Kinder mich auch irgendwann so nennen können, ohne, dass jemand es in den falschen Hals bekommt.«
»Du meinst unsere Kinder.«, korrigierte ich ihn woraufhin er sofort nickte.
»Ja, unsere Kinder. Irgendwann dann.«
Ich nickte nur. Irgendwann ist schonmal besser als nie.
»Iss. Bevor es kalt ist.«, tadelte Eliah abermals, ehe er sich frischen Kaffee nachschenkte.
Zögerlich und bereits vom Obst satt, löffelte ich langsam den Haferbrei in meinen Mund.
Das schlucken fiel mir schwer, aber ich zwang mich für Eliah die gesamte Schüssel zu essen, die Eliah zugegebenermaßen nicht gerade voll gemacht hatte, weshalb es sowieso nur wenige Löffel waren bis die Schüssel leer war.
Ich war Eliah wirklich dankbar, dass er versuchte mich zum Essen zu bringen, mir jedoch keine utopischen Mengen aufdrückte. Er gab mir genau so viel, wie er dachte, dass ich schaffen konnte, ohne, dass ich mich überfraß.
Und selbst das musste ich dann nicht aufessen, wenn es nicht mehr ging oder ich mich unwohl fühlte.
»Ich bin stolz auf dich.«
Zärtlich legte er seine Lippen auf meine und fuhr mir während des Kusses sanft durch die Haare. Wohlig seufzte ich auf und lehnte mich ihm weiter entgegen.
Als er sich löste, konnte ich ihm nur glücklich entgegen lächeln.
Er ist stolz auf mich, weil ich meine gesamte Portion gegessen hatte.
Er war wegen einer solchen Kleinigkeit stolz auf mich.
»Ich muss jetzt leider weg. Wenn was ist, du weißt wo du mich findest.« Er küsste mich erneut.
»Wenn du möchtest, kann ich Bernard fragen, ob er Zeit hat. Dann könnt ihr euch etwas die Beine vertreten. Was sagst du dazu?«
»Das hört sich gut an.«, lächelte ich und lehnte mich ihm zu einem erneuten Kuss entgegen.
Es freute mich, dass Eliah wirklich daran arbeitete mir mehr Freiheiten zu lassen. Mit Emilia war ich letztens auch im Wald unterwegs und selbst Henrik, der die letzten Tage zwei, drei Mal hier bei uns zuhause war, wurde von Eliah geduldet.
Es tat mir immer noch leid, dass ich Emilia gegenüber anfangs solche Vorurteile gehegt hatte, aber in Anbetracht dessen, dass sie damals noch die feste Freundin meines Gefährten war, konnte ich gar nicht anders. Deswegen brauchte ich auch eigentlich kein schlechtes Gewissen haben. Eigentlich.
Mit Henrik verstand ich mich wirklich gut. Wir waren in etwa im selben Alter und das merkte man einfach.
»Dann bis später.«, hauchte er gegen meine Lippen und drückte seine dann sanft auf meine.
»Tschüss.«
Als er das Haus verlassen hatte, machte ich mich daran die Küche noch etwas in Ordnung zu bringen, bevor ich heiß duschen gehen wollte. Vielleicht würde mir ich dadurch wieder etwas wärmer werden.
Das Essen lag mir unangenehm im Magen und ich ärgerte mich darüber alles gegessen zu haben.
So empfindlich wie mein Magen zurzeit war, wunderte es mich nicht, dass er nach dieser Ladung K.O. war.
Mein Blick schweifte zur Uhr im Schlafzimmer als ich gerade ins Bad trat - 08:24 Uhr.
Kaum hatte ich das Bad dann betreten, sackten meine Beine zusammen und reflexartig klammerte ich mich an der Toilettenbrille fest und entledigte unvorhergesehen meinen gesamten Mageninhalt.
Mal wieder.
Das war der Grund warum ich das frühstücken mit Eliah gemieden hatte.
Er sollte hiervon nichts mitbekommen.
Wenn ich weniger frühstückte und nur ausgewählte Sachen zu mir nahm, konnte ich das hier vermeiden. Das war jedoch mit Eliah beinahe unmöglich, weil er so sehr auf meine Ernährung achtete.
Es ihm sagen, war für mich jedoch auch keine Option. Er würde sich nur noch mehr Sorgen machen als bereits jetzt schon und ich würde noch stärker unter Beobachtung stehen.
Außerdem war es die letzten paar Tage auch nicht mehr aufgetreten, aber das Porridge war anscheinend doch zu viel für meinen Magen.
Schwerfällig schleppte ich mich ans Waschbecken, wusch meinen Mund aus und putze meine Zähne, ehe ich mich vom heißen Wasser der Dusche berieseln ließ.
Als ich nach meiner ausgiebigen Dusche angezogen ins Erdgeschoss trat, grinste Bernard mir von der Küchenzeile aus zu. In seiner Hand hielt er einen Joghurt, den er genüsslich verspeiste. Allein der Anblick des Milchproduktes ließ mich unwohl fühlen.
»Hey Finn. Ich hab mich bedient. Hoffe, dass war ok.«
»Hey Bernard. Schon ganz schön frech.«, grinste ich und er begann zu lachen.
Ich mochte den Krieger. Er war wirklich lustig und ein angenehmer Zeitgenosse, der ab und an vielleicht etwas aufgedreht war, aber allem in allem wirklich in Ordnung. Ich konnte nachvollziehen, warum Eliah so viel auf ihn hielt.
»Willst du dann gleich los? Hast du ein bestimmtes Ziel?«, fragte er enthusiastisch und entsorgte den leeren Becher, ehe er den Löffel genüsslich sauber leckte und in die Spülmaschine beförderte.
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