Kapitel 76 - Milly Valyria
Milly Valyria
Ich ging durch die Gänge des Tempels. Mein Ziel war die Eingangstür. Ich wollte es mit eigenen Augen im wachen Zustand sehen. Auch wenn die Angst wieder in mir hoch kroch. Ich wusste ja eigentlich was ich zu erwarten hatte. Dennoch war ich neugierig. Wieso nur? Schritte näherten sich mir.
"Milly warte!", hörte ich Kains Stimme hinter mir.
Mein Herz sprang in die Höhe. Ich musste daran denken was Ultima gesagt hatte und das machte mich nervös. Wie sollte ich das Gespräch anfangen?
"Milly? Geht es dir gut?", fragte er als er mich erreicht hatte.
Ich drehte mich zu ihm um und schenkte ihm ein Lächeln.
"Ja. Sehr gut.", entgegnete ich.
Er stand schweigend vor mir. Suchte anscheinend nach Worten. Was beunruhigte ihn so?
"Es ist nur.... Du warst vorhin.... So kalt.", gab er endlich von sich.
Ich sah ihn überrascht an. War ich das? Dann erinnerte ich mich. Ja. Das war ich. Ich hatte Joshua einen direkten klaren Befehl gegeben. So etwas hatte ich mich noch nie gewagt. Ich senkte den Kopf.
"Ich wollte nur... dass er sich ausruht.", murmelte ich entschuldigend.
Kains Hände legten sich auf meine Schultern und ich musste ihn wieder ansehen. Sein leichtes Lächeln war sowohl beruhigend als auch heilend für mich.
"Das war kein Vorwurf. Ich war nur überrascht. Aber du hast richtig gehandelt. Ich... Äh.... Ich bin stolz auf dich.", gab er sehr ungeschickt von sich.
So ungeschickt dass ich lachen musste.
"Du bist stolz? Wie darf ich das denn verstehen?", lachte ich.
Ich konnte deutlich erkennen dass er rot wurde und ihm das alles sehr peinlich war.
"N... Nun. Ich bin dein Lehrer!", versuchte er sich noch zu retten, doch ich musste dadurch noch mehr lachen.
Es tat mir gut. Ich spürte wie sich meine Seele allmählich begann zu entspannen. Wie sehr hatte ich es vermisst mit Kain einfach nur zu lachen. Es wirkte alles so normal. Sollte ich jetzt mit ihm reden? Ich öffnete den Mund aber die Worte wollten nicht raus.
"Kommst du mit?", fragte ich stattdessen.
Er wirkte verwirrt und ich hätte mir am liebsten gegen den Kopf gehauen. Ich war so dämlich.
"Wohin?", wollte er wissen.
Ich sah den Gang hinunter zur Eingangstür die ich fast erreicht hatte. Der Dragoon begriff schnell. Erneut legte er die Hände auf meine Schultern und zwang mich ihn anzusehen.
"Das ist keine gute Idee.", gab er zu bedenken.
Ich konnte deutlich die Sorge in seiner Stimme hören. Mein Herz sprang in die Höhe. Ich schloss die Augen. Ich hatte bereits alles gesehen und mich entschieden. Es wäre ein Schock das Chaos draußen direkt real mitzuerleben aber es wäre nicht neu. Ich hatte alles unter Kontrolle. Aber ich verstand auch seine Reaktion. Er hatte Angst um mich. Angst davor dass ich zusammenbrechen könnte. Ich war drauf und dran ihn wieder zu umarmen. Endlich öffnete ich wieder meine Augen und sah ihn fest entschlossen an.
"Deswegen möchte ich dass du mitkommst. Es ist besser als allein nachzusehen. Und ich möchte es einfach wissen.", gab ich von mir, senkte den Kopf und murmelte so leise, dass ich mir nicht sicher war ob er mich hörte: "Ich brauche dich Kain."
Kurze Stille trat ein. Ich wartete angespannt. Seine Antwort jedoch war eine einfache Umarmung. Wunderschön, warm und Kraft spendend. Ich verlor mich kurz darin und spürte wie ich rot wurde. Seine ganze Art zeigte mir eigentlich schon deutlich, dass Ultima die Wahrheit gesprochen hatte. Also wieso schaffte ich es nicht ihn direkt darauf anzusprechen? Bahamut hatte mich doch jetzt schon ein kleinen wenig mutiger gemacht. Aber... Vermutlich war das nicht genug. Zögernd löste ich mich aus seinem Griff und lächelte schüchtern. Mehr schaffte ich nicht.
"Gut. Aber wir hauen ab wenn es zu viel wird.", sagte er endlich.
Ich nickte nur. Ich war mir nicht sicher ob ich hätte sprechen können. Eilig drehte ich mich um und lief weiter, damit er mein Gesicht nicht mehr sehen konnte. Warum? Ich war wie blockiert. Warum nur war das so schwer? Wir erreichten die Tür. Ich nahm den Griff in die Hand, da legte sich die Hand des Dragoons auf meine. Mein Herz raste als ich ihn überrascht ansah.
"Bist du sicher?", fragte er vorsichtig nach und hielt mich gleichzeitig mit der Aktion davon ab die Tür zu öffnen.
Seiner Reaktion nach zu urteilen wusste er genau was hinter dieser Tür lag. Aber ich wusste es ja mittlerweile auch. Ich hatte es nur nicht im realen Leben gesehen. Ich legte eine ordentliche Spur Entschlossenheit in meinen Blick. Auch wenn ich mich nicht so fühlte.
"Kain bitte lass mich gehen.", sagte ich dabei mit fester Stimme.
Er schwieg. Dann senkte er den Kopf, ließ meine Hand los und trat zurück. Er sah so niedergeschlagen aus. Das Chaos da draußen hatte ihm offenbar mehr zugesetzt als er sich eingestehen wollte. Ich war dumm. Ich war egoistisch, fies und gemein. Ich hätte nicht darauf bestehen sollen dass er mitkam. Er selbst hatte Angst vor dem Anblick draußen. Aber er sagte es nicht. Er hielt sich zurück. Unterdrückte seine Gefühle um mir helfen zu können. Oh Kain.... Ich drehte mich zu ihm um und nahm sein Gesicht in meine Hände. Er zuckte zusammen. Ich lächelte um ihn zu beruhigen.
"Es tut mir leid ich hab nicht nachgedacht. Du wolltest das nicht mehr sehen nicht wahr?", fragte ich nach.
Er öffnete den Mund um etwas zu sagen. Ein Protest vermutlich. Eine Lüge um den Schein zu wahren. Ich ließ ihn gar nicht erst dazu kommen.
"Du musst das nicht nochmal sehen. Keine Sorge. Warte hier einfach bitte okay?", bat ich.
Dann ließ ich ihn los, drehte mich einfach um und trat endlich nach draußen.
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