Kapitel 43 - Snowwing
„Snowwing! Snowwing!“, hörte ich ein besorgtes Krächzen neben mir.
Ich schlug mein unverletztes Auge auf. Ich lag auf einem von dichtem Grün bewachsenen Waldboden. Ich hatte kurz verschnaufen müssen. Der Angriff dieser Wahnsinnigen hatte alles weggefegt. Nur durch diese seltsame Rubinkraft und die Warnung hatten wir das alles einigermaßen heil überstanden. Karfunkel … wir hatten ihm nicht einmal Danke sagen können, bevor das Chaos über uns hereingebrochen war. Ich sah mich um. Neben mir hockte die blaue Chocobo Dame Belle. Sie stupste mich sanft mit dem Schnabel an.
„Snowwing. Geht es dir gut?“, wollte sie dabei wissen.
Ich erhob mich langsam und schüttelte mein Gefieder. Dann prüfte ich meine Beine, indem ich ein paar Mal auf den Boden auftrat. Schließlich sah ich sie an.
„Ja. Ich bin okay. Und du?“, fragte ich anschließend.
Sie senkte den Kopf.
„Thyra …“, war alles, was sie leise quäkte.
Mein Herz wurde mir schwer. Ihr Gesicht blitzte in meinem Geist auf. Milly. Meine Reiterin, meine Freundin, meine Schwester. Sie war meine Familie gewesen. Aber jetzt … das Königreich war zerstört. Sie konnte es nicht geschafft haben. Ich hob den Schnabel Richtung Himmel und gab einen qualvollen Klagelaut von mir. Wäre ich doch nur da gewesen um sie zu beschützen.
Belle war inzwischen aufgestanden und schmiegte sich eng an mich. Ich senkte den Kopf wieder und wir standen einfach nur da. Schnabel an Schnabel. Ihr Zittern zeigte deutlich, dass sie sich genauso fühlte wie ich mich. Nicht nur unsere Freunde waren verloren, unsere Artgenossen auch. Ich war kein Krieger. Nur ein einfacher Chocobo. Dennoch … in meinem Herzen flammte der Wunsch nach Rache auf. Doch wie sollte ich diese Frau besiegen können?
„Belle, lass uns gehen“, beschloss ich.
Traurig und gebrochen hob sie den Kopf.
„Wohin denn? Wir haben nichts mehr“, klagte sie ganz leise.
Ich dachte nach. Gute Frage. Recht hatte sie ja. Aber irgendwie …
„Wir … sehen uns mal hier um“, schlug ich vor.
Belle schnaufte traurig, willigte dann aber trotzdem ein. Etwas anderes konnten wir nicht tun. Ich drückte erneut sanft meinen Schnabel an ihrem.
„Thyra und Milly würden nicht wollen, dass wir hier in unserer Trauer versinken“, versuchte ich ihr klarzumachen.
Die blaue Chocobo Dame schloss die Augen, ehe sie sich selbstbewusst aufrichtete. Zufrieden ging ich voran. Ich musste stark bleiben, um Belle eine Stütze sein zu können. So wie ich immer, Milly … Trauer überkam mich erneut und ich zwang meinen ganzen Körper dazu dies nicht nach außen hin scheinen zu lassen.
Wir stapften weiter durch den Wald. Der vertraute Geruch von Chocobos hing in der Luft, vermischt mit dem starken Geruch eines anderen Wesens. Kein Wunder, dass es uns hierher verschlagen hatte. Rein instinktmäßig waren wir unserer Nase gefolgt, weil uns die Panik gelähmt hatte. Ich brauchte nicht zu hoffen, ob diese anderen Wesen uns freundlich gesinnt waren. Da sie mit Chocobos zusammen lebten, würden sie uns akzeptieren.
„Snowwing ich rieche Mogrys“, krächzte Belle gerade.
Mogrys? Ich hatte mein ganzes Leben an Millys Seite verbracht. Ich kannte keine Mogrys. Die Neugierde siegte für einen Moment über meine Trauer. Ich wollte mehr erfahren. Aufmerksam sahen wir uns um, während wir weiter durch den Wald gingen. Etwas Weißes und Flauschiges huschte an uns vorbei.
„Hey warte!“, rief ich und eilte sofort nach.
Belle folgte mir. Wir rannten über Stock und Stein, an mehreren Bäumen vorbei und über umgefallene Baumstämme. Das Wesen war wirklich flink. Dachte ich zumindest. Ich kam kurz zum Halten. Entweder es war verdammt, schnell oder wusste sich gut zu verstecken.
„Wir sollten die kleinen Kerle nicht jagen. Sie sind nicht unsere Beute und das hier ist ihr Wald“, bemerkte meine Begleiterin.
Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Ich drehte mich zu ihr um. Sie sah noch immer müde und gebrochen aus. Die Verfolgung schadete nicht nur den Mogrys, sondern auch ihr. Ich sollte mehr Rücksicht nehmen. Doch ich bekam meine Neugierde kaum in den Griff. Etwas blitzte in meinem Augenwinkel auf. Da hinter ihr … was war das?
Eine seltsame flauschige Kugel zuckte hinter einem Baum hervor. Langsam trat ich darauf zu. Die Kugel schien an, etwas zu hängen. Das war eines dieser weißen Wesen, dieser Mogrys. Geschwind war es wieder verschwunden. Beobachtete es uns oder hatte es … Meine Frage wurde sogleich beantwortet. Dort am Flussufer erkannte ich eine vertraute Gestalt. Ein gigantischer Wolf mit vereistem Fell. Fenrir. Er lag bewusstlos an einem Flussufer.
„Belle hier her!“, rief ich der blauen Chocobo Dame zu und eilte zu dem Wolf.
Vorsichtig stupste ich ihn mit dem Schnabel an. Keine Reaktion. Oh bitte … Lass ihn bitte nicht auch noch tot sein.
„Skalli!“, kreischte Belle und kam schlitternd vor ihm zum Halten.
Ich schüttelte mein Gefieder.
„Das hier ist im Moment Fenrir“, verbesserte ich sie.
Sie legte sich neben ihm und sah mich ernst an.
„Fenrir, Skalli. Wen kümmert das? Er ist unser Freund“, entgegnete sie.
Wieder hatte sie recht. Er war der Einzige neben uns, der noch übrig war. Ich wagte kaum zu fragen.
„L… lebt er?“, brachte ich dann hervor.
Sie lehnte ihren Kopf an die riesige Flanke. Ihr Blick war traurig. Nein … Bitte nicht … schließlich hob sie den Kopf.
„Ja, aber er ist schwach“, verkündete sie dann und ein Stein fiel mir vom Herzen.
Eigentlich hatte ich es mir denken können. Wäre er tot gewesen, dann hätte hier Skalli gelegen. Oder …? So genau hatte ich das mit den Espers nie verstanden. Ich ging zu Fenrir und legte mich auf seine andere Seite hin. So verharrten wir bei ihm. Wir würden ihn beschützen, bis er erwachte.
Nektar
„Boss, Kupo, komm schnell Kupo. Schnell, schnell. Fenrir ist verletzt, Kupo“, sagte einer der Wachen immer wieder und flog voraus. Ich folgte ihm so schnell meine kleinen Flügel es zuließen oder eher es mein Pommel auf den Kopf schaffte, der durch das Fliegen wild hin und her flog.
Wir kamen beim Flussufer an und ich sah mich um. Erblickte Fenrir aber nirgendwo, aber dafür zwei Chocobo, einen schneeweißen und einen blauen. Die bei etwas lagen und schliefen.
»Ist das Belle? Kupo«.
Ich flog zu den beiden Chocobos da öffnete der schneeweiße seine Augen, nein es war nur eines. Ich blieb sofort stehen, er sah mich neugierig an, nachdem er aufgestanden war.
„Hey du. Schau unseren Boss nicht so an, als würdest du ihn fressen, Kupo. Wir Mogrys sind überhaupt nicht genießbar, Kupo“, versuchte die Wache den Chocobo einzuschüchtern und zeigte mit seinem Stock auf ihn. Ich verdrehte die Augen.
„Snowwing kennt keine Mogrys, deswegen sieht er euch so an“, hörte ich eine vertraute weibliche Stimme und sah zu ihr.
„Belle, schön dich wiederzusehen Kupo. Erkennst du mich noch?“
Belle sah mich mit leicht zur Seite geneigten Kopf an, ehe sich ihre Augen vor Überraschung weiteten.
„Nektar?“, fragte sie noch einmal nach und ich nickte.
„Ich … ich wusste gar nicht das du hier der Anführer bist“, krächzte sie.
„Posaune es nicht herum, Kupo. Aber was macht ihr hier? Und was ist mit Fenrir passiert? Kupo.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Erzählt mir das im Dorf. Wir müssen ohnehin Fenrir dorthin bringen, Kupo.“
Belle und Snowwing sahen mich verwirrt an.
„Wie sollen wir Fenrir ins Dorf bringen? Und welches Dorf?“, fragte dieser Snowwing.
„Das Dorf der Mogrys und der Chocobos. Und wie wir Fenrir dahin bekommen? Na so …“, sagte ein weiterer Mogry der plötzlich neben mir erschienen war. Der Mogry trug eine rosafarbene Schleife am Kopf.
„Mognila? Was machst du hier?“
Die Mogry Dame sah mich an.
„Na helfen, Kupo“, antwortete sie zeigte mit ihrem Stab auf Fenrir und wedelte damit herum, ein Glitzern umgab Fenrir plötzlich und hob ihn dann in die Luft. In der Luft schwebend und Mognila vorausfliegend folgte der bewusstlose Fenrir den Mogry. Ich sah ihn nach und dann zu Belle und ihren Gefährten. Ehe ich mich an die Wache wandte.
„Verstärkt die Grenzzauber und bettet zu Nophica, dass ihr Schild hält und wir verborgen bleiben von dem Bösen. Kupo.“
Die Wache nickte und flog sofort los, ich nickte Belle und Snowwing zu, diese mich besorgt ansahen.
Wir begaben uns dann zum Dorf.
In diesem Mognila Fenrir zu den unter anderem Verletzen Chocobo brachte und ihn dort versorgte.
„Was ist das hier?“, hörte ich Snowwing fragen. Ich sah ihn an.
„Das ist das Dorf der Mogrys und Chocobos, hier leben wir mit den Chocobos und jeder Mogry hat eine eigene Aufgabe“, erklärte ich. Und drehte mich einmal Kreis.
„Und ich bin der Boss von hier. Gebe aber nicht nur Befehle, sondern helfe auch, wo ich kann. Mognila wird sich jedenfalls erst einmal um Fenrir kümmern und sich dann euch anschauen.“
Wir blieben von einem kleinen Haus stehen, was meines war und daneben war ein Liegeplatz für Chocobo, welchen ich Belle und Snowwing anbot, die beiden legten sich hin, wenn auch mit Sorge in den Augen.
„Aber wenn ich euch beiden so anschaue, habt ihr keine Verletzungen. Aber wie zuvor erwähnt, was ist eigentlich passiert?“, fragte ich die beiden. Sie erzählten mir dann von dieser Frau, diesem Bösen, welche einige Mogry schon begegnet waren und dass sie das Königreich des Phönix angegriffen hat.
Belle und Snowwing nur durch Karfunkel überlebt hatten und dessen Schild. Diese Frau hatte das gesamte Königreich in die Luft befördert und es dann zerstört, wodurch die Freundinnen von Snowwing und Belle dabei umkamen. Samt des Phönix und Shiva, welcher ein junger Mann namens Joshua und eine junge Frau namens Thyra gewesen waren. Fenrir hatte das Chaos ebenfalls überlebt, wohl auch durch Karfunkel.
Ich blickte traurig zu Boden.
„Das erklärt, warum der Stein von Karfunkels Statue erloschen ist, weil es selbst tot ist.“
Ich sah die beiden Chocobos an.
„Wir haben in einem kleinen Schrein, wo wir zur Göttin Nophica immer beten, sie hat den Wald der Chocobos oder eher den Schild darum errichtet. Dieser Schild hält das Böse fern und unser Wald bleibt auch verborgen, nur Chocobos und Espers können diesen Wald passieren und es geschieht ihnen auch nichts.“
Belle sah mich an.
„Wie meinst du das? Es geschieht ihnen auch nichts?“
Ich hatte einen Moment zu Fenrir geschaut, Mognila gab ihr Bestes, doch seine Wunden würden Zeit zum Heilen benötigen. Ich wandte mich wieder an Belle.
„Die Zeit hier bei uns vergeht schneller, doch Chocobos und Espers, altern nicht so schnell, oder gar nicht.“
„Wie schnell vergeht die Zeit?“, fragte Snowwing. Ich sah zu ihm.
„Ein Jahr hier ist ein Tag außerhalb des Waldes“, erklärte ich. Snowwing und Belle sahen sich einen Moment an, ehe Belle durchatmete.
„Na ja, hier wären wir sicher und … und sonst haben wir ja keine Heimat … wenn …“
Belle sah zu mir, Hoffnung spiegelte sich in ihren Augen wider.
„Ja sicher könnt ihr hier bleiben und vielleicht … erfüllt sich dein größter Wunsch noch. Kupo“, sagte ich mit einem Kichern, während ich zwischen Belle und Snowwing hin und her sah. Belle senkte verlegen den Kopf.
„Ich muss nun zu Mognila, wir sehen uns bald wieder, spätestens heute Abend bei eurer Willkommensfeier, Kupo“, teilte ich den beiden noch mit. Ehe ich mich zu Mognila begab und mich nach Fenrir erkundete. Die Wachen berichteten mir, dass das Schild verstärkt wurde und dass die Statuen von Shiva und des Phönix leuchteten, aber schwach. Dies warf weitere Fragen auf. Ich hoffte das Shiva und Phönix noch unter uns weiten und sie bald Bahamut fanden, denn nur er konnte diesen Wahnsinn ein für alle Mal beenden.
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