Kapitel 33 - Kain Highwind
Mein Kopf, mein Herz und die Wunden an meinem Körper. Alles brannte. Ich hockte auf dem Stuhl und stützte meine Arme auf einen der Tische ab. Mein Kopf hing in meinen Händen. Den Helm hatte ich in eine Ecke gefeuert. Das war knapp gewesen. Zu knapp. Ganz gleich, was meine innere Stimme Milly erzählt hatte, es ging mir alles andere als gut. Durch unsere Verbindung wusste ich, wie er sie nach draußen geschickt hatte. Ein heimtückischer Plan, um sich an Thyra rächen zu können. Er wurde zunehmend gefährlicher. Joshua hatte recht. Wenn ich nichts unternahm, dann würde er Milly verletzen. Wenn nicht körperlich, dann auf jeden Fall seelisch.
„Kain ...", ihre zaghafte Stimme riss mich aus meinen Gedanken in den Raum zurück. Ich sah auf. Sie war wie das Licht. Hell und warm. In ihren schönen Augen lag Sorge und ein Hauch Angst. Außerdem noch ... sie hatte geweint. Ich erkannte es sofort. Nein.... Noch konnte ich nicht mit ihr über alles reden. Sie fürchtete sich zu sehr. Das wollte ich ihr nicht antun. „Verzeih. Ich musste kurz die Augen schließen. Ich bin müde", erklärte ich und lächelte beruhigend. Ich konnte in ihrem Blick erkennen, dass sie mir nicht glaubte. Sie ahnte, dass da mehr war, aber sie wollte mich nicht drängen. Solch eine gute Seele ... Es war die Art von Charaktereigenschaft, die mich schon bei Rosa angezogen hatte. Aber Milly war ... anders. Besonders ...
Sie reichte mir die Potion, während Skalli mich kritisch musterte. Er spürte genau, dass ich einen inneren Kampf ausgetragen hatte und sorgte sich sicher darum, dass dies erneut geschehen würde. Ich sah keinen von beiden an, während ich die Medizin einnahm. Die Schmerzen in den Wunden verschwanden. Ich erhob mich, nahm meinen Helm und setzte ihn mir wieder auf den Kopf.
„Wie fühlst du dich?", wollte Milly sofort wissen. Ein kleines Zwicken im Körper erinnerte noch an die Verletzungen. Das, was die Potion allerdings nicht hatten, heilen können, war der Schmerz tief in meinem Inneren. Der Angriff hatte seelisch deutlich mehr Schaden angerichtet als körperlich. Trotzdem lächelte ich.
„So gut wie neu", erklärte ich. Skalli knurrte leise, während die Weißhaarige seufzte. Ja, sie musste sehr erleichtert sein. Das dachte ich allerdings nur so lange, bis sie ihre Hand auf meine Brust legte. Ein Schauder lief durch meinen Körper. Mein Herz machte einen Satz, mir wurde mit einem Mal sehr warm und ich war verdammt froh, dass ich meinen Helm wieder angezogen hatte. Da er den Großteil meines Gesichts verbarg, konnte man die Röte nicht direkt erkennen, von der ich gerade deutlich spürte, wie sie hochgestiegen war.
„Ich rede eigentlich nicht von deinen Verletzungen", gestand sie. Mir blieben sämtliche Worte im Hals stecken. Ihre Nähe, ihr Blick und die plötzliche Berührung. All das half meinen ohnehin schon angeschlagenen Nerven nicht wirklich. Ich wollte einfach nur weg. Weg.... mit ihr zusammen. Der Wunsch, sie in die Arme zu nehmen ... Sie einfach hochzuheben und mit ihr irgendwohin zu verschwinden, wo uns keiner mehr schaden konnte, wurde fast übermächtig. So hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Nein.... Ich durfte diesem Wunsch nicht nachgeben. Ich schob sie eilig von mir und wandte mich um.
„Wir sollten uns beeilen", brachte ich dabei endlich hervor. Skalli knurrte bedrohlich. Ihm schien es nicht zu gefallen, dass ich so grob zu Milly war. Ich ignorierte ihn und ging zur Tür. Arme schlangen sich plötzlich um mich. Mein Herz machte einen Satz. Ich blieb abrupt stehen. Die junge Frau hatte mich von hinten umarmt. Ich war wie erstarrt, während sie mich fest umklammerte. Ich konnte ihr Zittern spüren.
„Kain, bitte sei ehrlich. Wie fühlst du dich?", hörte ich ihre verzweifelte Stimme. Furchtbar. Es ging mir einfach furchtbar. Aber das war nichts Neues. Es steigerte sich einfach nur von Tag zu Tag. Nein ... Das musste sie nicht wissen. Ich beschloss, so nah an der Wahrheit zu bleiben, wie es ging. „Ich bin müde und die Verletzungen haben mir etwas zugesetzt", erklärte ich und schaffte es, mich vorsichtig von ihr zu befreien. Von der Seite her sah ich sie an. Sie stand da, als wollte sie mir jeden Moment wieder in die Arme springen. Ich unterdrückte den starken Wunsch, sie an mich zu ziehen und verschränkte stattdessen die Arme vor die Brust. „Aber was mich nicht umbringt, macht mich stärker. Du wirst schon sehen. Ein Dragoon lässt sich nicht so leicht unterkriegen", erklärte ich und sprach dabei so, als würde ich mit ihr eine Trainingsstunde abhalten. Ihre Augen schimmerten kurz besorgt, dann nickte sie. Ich bekam das Bedürfnis, ihr über die Wange zu streichen. Dagegen ankämpfend, ging ich erneut zur Tür.
„Wollen wir aufbrechen? Wir wollten doch zum Königreich Phönix zurück, oder?", fragte ich nach und trat dann einfach nach draußen.
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