Prolog
Ich beobachte, wie das Glas mit den brennenden Zetteln drinnen ins kalte Wasser fällt. Die brennenden Zettel sind Stiche in meinen Herzen und das kalte Wasser ist die Kühle der Menschen, die mich umgibt. Auf den Zetteln stehen Wünsche, Sprüche, Friedenbringer mit Humor. Aufmunterungen und Komplimente. Sehnsüchte. Erkenntnisse. Die Wünsche nach etwas, entstanden in Zeiten aus Freude. Jetzt brennen sie wie die Zettel bei der Beichte. Die Zettel, auf denen die Sünden geschrieben werden und das Feuer mit denen die Sünden vergeben werden.
Das Wasser mag in dem Zusammenhang vielleicht an eine Art Taufe erinnern. Oder an einen Neubeginn. Das Glas an eine schützende Hülle, die einen auffängt, wenn man in die unendliche Tiefe stürzt. In der Deutung der Kirche wären die brennenden Zettel die Beichte, das schützende Glas, dass sie schützt, bis es aufs Wasser trifft, Jesus und das Wasser der Weg zur Erkenntnis.
Aber das sind alles nur Interpretationen, Annahmen, Deutungen. Doch dies ist es nicht. Die Schmerzen in meinem Herzen können von keinem schützenden Glas gehalten werden und der Weg der Erkenntnis sieht meiner Meinung nach auch anders aus. Nein, das Glas ist eine trügerische Hülle. Es gibt vor, einen zu schützen, aber wann lässt es einen entkommen? Wann lässt es einem Freiheit? Es verschnürt doch nur die Gefühle, darauf wartend, sie irgendwann entkommen zu lassen und dennoch in sich behalten zu können.
Das Glas ist wie eine Mauer. Eine Mauer von uns errichtet. Und das Wasser ist die Bevölkerung um uns herum. Sie könnte uns empfangen mit einer Erfrischung. Mit einer angenehmen Temperatur. Doch wann beachtet sie uns? Nein, nicht, wann sie uns anschaut, ich mein, wann nimmt sie uns wahr? Wann schenkt sie uns wirklich ihre Aufmerksamkeit? Wann sind diese Versprechen keine leeren Phrasen mehr, sondern Anwendungen der Wirklichkeit. Wann sind diese Versprechen ein Segen des Lebens? Wann werden wir wirklich angenommen und so akzeptiert wie wir sind? Müssen wir alle brennen oder gibt es einfachere Wege zur Erlösung? Zur wahren Erlösung. Nicht eine Erlösung, die an ein Versprechen einer Religion knüpft, denn woher soll ich dann wissen, dass dieses nicht auch nur ein leeres Versprechen ist? Woher wissen wir überhaupt irgendwas? Woher wissen wir, dass wir echtlebende Personen sind und nicht Gegenstände in einem Drehbuch, die beliebig hin und hergeworfen werden, weil sie ja kein Leben haben? Woher wissen wir, dass wir Wirklichkeit sind? Woher wissen wir, dass wir existieren?
Wir fühlen es. Wir fühlen uns mit anderen verbunden. Aber fühlen wir uns nicht auch mit Personen aus Büchern verbunden? Was würde passieren, wenn diese brennende Zettel das Buch wären, in dem ich existiere? Würde ich weiterleben? Würde ich sterben? Würde meine Existenz komplett gelöscht werden?
⌛
Die brennenden Zettel schneiden sich ins Glas, doch noch lässt das Glas die Zettel nicht entweichen. Noch ist das Ziel das Wasser. Entweder eines der warmen Wässer oder eines der kalten. Das Glas schützt die Zettel vor einem harten Aufprall, aber selbst wenn die Zettel ohne Glas ins Wasser fallen würden, so würden sie nicht gleich untergehen. Vielleicht würde das Wasser sie durchweichen, doch im ersten Moment würden sie auf der Oberfläche schwimmen. Auf der Wasseroberfläche. Bis das Wasser beginnt, die Zettel zu seinem Eigen zu machen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Zettel brennen. Zuallererst würde das Wasser das Feuer stillen. Es ist kein Brand, der dadurch verstärkt werden würde. Er würde gelöscht werden. Zumindest im ersten Moment. Zumindest vorerst. Die Zettel würden sich verteilen. Auf die unendlichen Weiten zugehen, bevor sie untergehen. Bevor das Meer sie an sich reißt. Bevor das Meer sie sich zerteilt. Das Brennen würde aufhören. Im Glas würden die Zettel nach Sauerstoff suchen. Einen Weg zu atmen. Vielleicht die Zettel nicht, aber das Feuer ganz gewiss. Das Glas würde allmählich zersetzt werden, es sei denn nichts könne ihm etwas anhaben. Die Zettel würden entweder geschützt oder frei sein. Welch Ironie es doch sein kann. Welch Ironie, wie weit eine einfache Metapher gedeutet werden kann. Die Karten liegen in meiner Hand.
Ich bin das Glas. Ich lege meine schützende Hand über meine Untertanen. Die brennenden Zettel sind meine Untertanen. Sie brennen für ihre Sache. Sie brennen für ihr Ziel. Sie sind Feuer und Flamme. Sie brennen, um zu leben. Um zu überleben. Das Wasser, in das sie fallen, ist das Vertrauen. Das Vertrauen, dass sie mir gaben. Das Vertrauen, das ich sie unterstütze. Helfe. Selbst wenn sie mich nicht persönlich kennen. Sie legen mir ihr Vertrauen in meine Hand und hoffen darauf, dass ich gut darüber wache. Doch das Wasser ist die Wahrheit. Jede einzelne Spur, wie sie gewaschen wurde. Jeder einzelne Verrat, der durch meine Hand begangen wurde.
Sie haben alles auf eine Karte gesetzt und sind nun von der Kühle überrascht. Ich kann ihnen noch helfen. Natürlich kann ich ihnen noch helfen. Es wäre auch Schwachsinnig wenn nicht. Schließlich liegt meine schützende Hand noch über ihnen. Aber sie verlangen nach mehr. Sie verlangen nach Wahrheit. Nicht nach einer Wahrheit, die sie blind erscheinen lässt. Nicht nach einer Wahrheit, die taub für die Welt ist. Nein, sie trachten nach der Wahrheit, die stumm über uns allen liegt. Sie trachten danach und speisen dennoch jede einzelne der Lügen. Vielleicht nicht jede, aber Lügen existieren. Sie vertrauen auf etwas, das ich ihnen nicht geben kann.
Vielleicht bin ich die Wahrheit. Vielleicht bin ich stumm. Vielleicht bin ich das, nach dem sie trachten, doch ich kann ihnen nicht helfen. Sie wollen mich und zugleich doch nicht. Vielleicht habe ich sie verletzt, doch sie mich ebenso sehr. Sie haben nach mir verlangt, doch als ich zu ihnen kam, da wollten sie mich nicht mehr. Lieber sind sie gefangen in einem Netz voll Lügen, als der wahren Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Ich bin einer von ihnen. Ein Mensch. Auch ich bin mit Fehlern betrübt. Doch ist es wie ein Pinselstrich. Sie setzen mit der Wasserfarbe an und erst, wenn es zu spät ist, um den Fehler auszugleichen, merken sie, was sie getan haben. Lieber schweigen sie, als sich ihre Fehler einzugestehen. Lieber kämpfen sie gegeneinander, als sich anzusehen, einander zuzuhören und auf die Wahrheit einzugehen. Aber was ist daran so schwer?
Die Wahrheit ist doch das einzig Wahre in ihrer Welt. Nichts Subjektives. Nicht die sinnlosen Subjektiven Wahrheiten, die sich in ihr Leben schleichen, sondern die Wahrheit, die jedes noch so feinste und geschickt gestrickte Netz aus Lügen überblickt. Die Wahrheit, die still über ihnen wacht. Die Wahrheit, die alles wahrnimmt, die aber nicht gefragt wird. Die Wahrheit, die stumm ist und dennoch alles sich Untertanen macht. Da sich alles ihr unterordnet.
⏳
Die Flamme brennt und verlangt zu leben. Die Zettel werden im Glas hin und her geschleudert und verlangen nach Ordnung. Das Glas versucht alles zusammenzuhalten, doch trifft zu schnell aufs Wasser auf. Das Wasser ist das tiefe Loch, in das alles zu versinken droht und die Temperatur ist der Empfang. Wenn die Menschen kalt sind, sind auch die Wässer kalt. Sind die Menschen warmherzig und freundlich zueinander, so sind die Wässer angenehm warm. Wir alle werden fallen gelassen. In diese Welt. Wir alle kriegen einen Platz zugeteilt. Wir dürfen uns nicht beschweren.
Wenn ich das Glas bin, das sogleich Schutz als auf Freiheitsnehmer ist, wenn ich die Wahrheit bin, wenn alles nach mir verlangt, so will ich euch etwas sagen und mögen eure Lügen nicht auch diese Worte verraten.
Solange die Wahrheit fällt,
Ihr Schutz entfällt,
Die Lügen genährt,
Die Wahrheit verzehrt,
Die Lügen sich aufeinander bauen,
Der Wahrheit nicht trauen,
Solange wird nichts auftauen.
Die Wahrheit sich ihre Gruben gräbt,
Der Wind über sie hinweg weht,
Das Vertrauen den Wenigen nimmt,
Der Fall ihnen allen Bestimmt.
Wenn du fällst,
Sei sicher, dass du an dir hältst,
Du wieder aus den Gruben kommst,
Du dich nicht in ihnen sonnst.
Dein Vertrauen geht tief,
Tief dein Vertrauen ist,
Du dir nicht immer selbst vergibst.
Nicht alles, wie du willst, verlief.
Ich an jeden von euch meine Worte richte,
Sie für euch alle hier dichte,
Vertraut ihr doch dem Lichte,
Das die Dunkelheit verzehrt.
Ich stehe hier.
Ihr seid bei mir.
Ihr seht mich an.
Ich nehme euch bei der Hand.
Tief
Ich sehe dich, weiß, dass du da bist.
Du weißt auch um mich.
Du fragst dich, warum alles so läuft, wie es laufen muss.
Ich kann es dir nicht sagen, aber trau dir zu etwas zu wagen.
Dein Vertrauen reicht bis in die Wurzeln der ältesten Bäume.
Du bist für mich da, du fragst nach mir.
Bei alle dem steh ich bei dir.
Vertrauen
Vielleicht kannst du niemanden trauen, aber Vertrauen ist wichtig.
Sehe dich an, sei vorsichtig, sei umsichtig.
Vertrauen reicht bei dir tief, doch du hast Angst. Du hast Angst davor, zu vertrauen. Angst davor, dich zu binden.
Deine Angst reicht soweit, dass du kaum einen vertraust, der versucht dich zu finden.
Wie ich sagte, Vertrauen ist wichtig, manchmal ist Verrat nur nichtig.
Fallen
Lass dich fallen.
Vertraue darauf, es wird jemanden geben, der dich hält, der dich auffängt.
Falle in die unbekannten Tiefen.
Jemand wird da sein, der dir hilft, jemand wird da sein, der dich auffängt.
Manchmal hast du das Gefühl, dass niemand dich aufhält, dass du immer tiefer fällst.
Du weißt es, ich weiß es auch, aber schließe die Augen und nimm wahr, was wahrzunehmen ist.
Tiefes Vertrauen
Ich werde euch finden, meine Wurzeln in euch graben.
Eure Herzen werden schlagen.
Vielleicht habt ihr Angst, aber manchmal muss es seien, manchmal ist es wichtig.
Ihr fragt euch, ob ihr euch trauen könnt, doch euer Vertrauen reicht tief.
Vielleicht sogar zu tief.
Euer Vertrauen wurde hintergangen, doch Misstrauen nimmt euch nur gefangen.
Vertrauen fällt
Das Vertrauen in eurem Herzen, ihr in euren Händen hält.
Ich werde nicht zulassen, dass es fällt.
Ihr auf dem Rande des Abgrunds steht.
Ihr in die endlosen Tiefen seht.
Das Vertrauen zerbrochen wie ein morscher Ast.
Ihr zerbrecht unter jeglicher Last.
Tief fallen
Die unendliche Tiefe tut sich auf.
Wenn wir fallen, dann unendlich weit.
Nichts wirkt, als könne es etwas halten, euch aufhalten, den Sturz abhalten.
Ihr fallt, erlebt die Tiefe, ihre Schmerzen, ihre Tiefe.
Du weißt nicht, was du machen sollst.
Vielleicht seid ihr zu tief gefallen, um euch aufzurichten, wenn ich euch die Hand reiche.
Tiefes Vertrauen fällt
Ein klagender Aufruf.
Das Vertrauen ist zu tief, um nicht daran zu halten, selbst wenn es fällt.
Die Wurzeln zu tief verankert, um nicht zu schmerzen.
Der Sturz fühlt sich an, als würdet ihr ewig fallen.
Das Vertrauen auf den Boden fällt, so wie ein Glas an Felsen zerbricht.
Das Vertrauen war zu tief verankert, um zu verhindern, dass es so schmerzend fällt.
Vielleicht habt ihr mir zugehört. Vielleicht auch nicht. Es ist eine Warnung, die zu mir spricht. Ich weiß die Wahrheit. Ich bin die Wahrheit. Ich bin nicht taub für eure Welt. Ich bin keine Wahrheit, die zu den Lügen zählt. Ich bin die Wahrheit, die euch hält, selbst wenn ihr fallt. Ich bin die wahre Wahrheit. Doch zuhören wollte mir keiner. So bin ich verstummt. Allein diese Worte hinterlasse ich euch. Diese Widmungen und dieses Gedicht. Wenn ihr mich sucht, so müsst ihr graben, in keinem Haufen Erde, nein in dem Netz, das über euch alle gestrickt ist. Von euch allen. Ihr fragt, warum ich euch verlassen habe. Aber ich bin noch da. Nur zerschmettert wie das Glas am Felsen.
Ich sehe euch alle. Ich erzähl euch Geschichten. Ich erzähle von eurem Leben. Ich habe die Kraft euch alle zu vereinen, aber ich denke, niemand legt einen Wert darauf. Keinen wahren Wert. Keinen wertvollen Wert. Ich bin das Glas, das am Felsen zerbricht, als es ins Wasser fällt. Bin das Glas, das versucht hat zu beschützen. Bin das Glas, das für euch einsteht. Bin das Glas, das euch die Freiheit nimmt. Bin alles und nichts zugleich, bin der Herrscher, der seinen Untertanen die Wahrheit schenkt, aber die Freiheit die Wahrheit zu verändern nimmt. Ich bin wie ihr. Ich bin benetzt mit Fehlern. Umschwirrt von Lügen. Ich bin die objektive Wahrheit, die Wahrheit, die alle Geschehnisse verzeichnet. Nur diese eine Wahrheit ist wahr. Alles andere ist Gefasel, doch das ist euch egal.
Ihr die subjektive Wahrheit für euch nehmt, denn sie ist frei, was eure Lügen angeht. Sie ist geschmückt von euren Lügen. Von den Lügen, die ihr euch und allen anderen aufnimmt. Sie ist die Wahrheit, die ihr wahrnehmt. Warum sollte ich mich beschweren? Ihr seid doch die brennenden Zettel. Die Zettel, die brennen. Auf der Suche nach etwas, das ich euch geben kann, dass ihr aber nicht von mir nehmen wollt. Das Wasser ist wie euer Leben. Eins rein doch dann verschmutzt.
Wenn ich ehrlich bin, dann will ich euch nicht, denn ihr wollt mich nicht. Was bringt es, nach etwas zu streben, dass einen doch eh schon alle nehmen?
🃏
Ich beobachte das brennende Glas, das ins Wasser fällt. Ich beobachte es, so wie ich jeden einzelnen von euch sehe. Vielleicht mache ich es euch nicht leicht, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Selbst wenn ihr sonst nichts trauen könnt, so könnt ihr mir vertrauen. Ich bin ehrlich zu euch. Die ehrlichste Art der Ehrlichkeit, die überhaupt geht. Aber ihr seht mich an, als könntet ihr mich nicht verstehen. Vielleicht bin ich deswegen so traurig. Vielleicht. Aber wer sieht die Wahrheit schon gerne? Das Glas zerbricht an einen Stein, der verdeckt von Wasser im Wasser liegt. Die brennenden Zettel bekommen ihre Freiheit, aber wer weiß schon für wie lange? Ich weiß es nicht. Aber das ist es, was sie sich wünschten. Das ist es, was ihr euch wünscht. Und so lasse ich euch. Ich lasse euch frei, denn das ist alles, was ich euch schenken kann. Eure Freiheit. Aber von nun an, könnt ihr nicht darauf vertrauen, dass ich euch antworte, wenn ihr nach mir ruft, denn auch ich bin zerbrochen. Zerschmettert durch euer Handeln, durch eure Wünsche. Verstummt, weil ihr es euch so wünscht. Das habt ihr davon, auch wenn ihr nichts für könnt.
Manche fragen sich, wie ich heiße. Einer meiner Namen ist Alitheia. So heiße ich, auch Asli genannt.
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