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Kapitel 11 - Alitheia

Die Menschen sehen mich so an, als sei ich etwas Besonderes. Dabei bin ich einer von ihnen. Mit Fleisch und Blut. So wurde ich doch auch von ihnen geschaffen. Sie erwarten etwas von mir, dass ich ihnen nicht geben kann. Traurig beobachte ich sie. Betrachte jeden einzelnen von ihnen. Nehme einen der Zettel aus dem Glas und schließe die Augen. Vor mir erscheint ein Licht, das sich zu einem Schriftzug formt. Deutlich sehe ich vor mir, was drauf geschrieben ist. Das gelbe Licht ist von einer angenehmen, weichen Farbe.

Wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Welt mit anderen Augen.

Das ist alles, was auf diesem Zettel steht, doch wenn ich die Ruhe genieße und versuche, einen Blickwinkel zu erlangen, der mir bisher unzugänglich war, spüre ich diese Worte. Fühle den Wahrheitsgehalt in ihnen. Weiß einfach, dass sie wahr sind und ich es nachvollziehen kann. Vor deinen Augen kannst du dir die Welt selbst bauen. Kannst dir aussuchen, was auf dem Blatt geschrieben steht, dass leergezeichnet vor dir liegt.
Mein Atem hält die Luft an. Sanft berühre ich den Zettel. Versuche die Buchstaben und ihre Bedeutung zu erahnen. Fühle das Papier.

Das Licht erbaut sich zu einem Segel und lässt mich so Sachen sehen, die mir bisher verborgen lagen. Geblieben sind, die ich nicht sehen konnte. Nachdenklich streiche ich an dem Papier entlang und erwarte schon fast, den vertrauten Schmerz zu spüren. Wenn ich die Augen schließe und die Welt um mich herum, mit den anderen Sinnen wahrnehme, fühlt sie sich lebendig an. Wenn ich die Augen öffne, sehe ich in die gebrandmarkten Gesichter. In die Hinterlassenschaften der einstigen Schönheit einer unberührten Welt. Einer Welt, in der die Wahrheit mehr zählte, als eine gut verstrickte Lüge.

Manchmal wünsche ich, es wäre noch immer so. Manchmal wünsche ich mir, dass ich in eben dieser Welt leben könnte. Eine Welt, die noch nicht durch menschliche Eingriffe zerstört wurde. Eine Welt, in der das Leben noch etwas Lebenswertes besaß, etwas, für das sich jeder Atemzug lohnte. Jeder einzelne Atemzug.

Jetzt sitze ich hier am Fluss und höre auf das Plätschern des Wassers und auf das Zwitschern der Vögel. Warum kann ich nicht in dieser Welt leben? Warum muss ich zurück in eine Welt, in der derjenige verliert, der aufs Vertrauen setzt und diejenigen gewinnen, die nur an sich denken? Warum ist das Leben für die grausamsten Menschen am lebenswertesten? Warum können sich die am meisten leisten, die die anderen am meisten auszunutzen wissen und nicht diejenigen, die der Welt und der restlichen Bevölkerung gutes wollen? Sind wir wie ein Gebäude? Dazu gebaut, irgendwann zerstört zu werden oder von selbst zusammenzubrechen. Dazu gerüstet, anderen einen Platz zu geben, nur um weitergegeben zu werden, wenn wir nicht mehr gebraucht werden? Sind wir nur das Angebot, das seinen Nutzen erbringen muss, um seinen Preis wert zu sein? Das auf die Nachfrage hören muss, um seinen Preis zu erfüllen. In welcher Welt leben wir, dass Vertrauen weniger wert ist, als Betrug?

Vergib mir, aber ich kann das nicht mehr.

Schluckend schließe ich meine Augen. Warum können wir nicht alle in Frieden miteinanderleben und das Glücklich sein auskosten, solange es uns obliegt? Warum müssen wir jeden Tag die Augen schließen, um in der Welt leben zu können, in die wir geboren wurden? Und was passiert, wenn wir es irgendwann nicht mehr können? Wenn wir die Augen nicht mehr schließen können. Wenn sie voller Schrecken geweitet erstarrt sind. Was machen wir dann?

Wenn wir die Welt bloß tauschen und ändern könnten, indem wir die Augen schließen. Mein Atem geht schneller. Meine Gedanken rasen. Doch ich atme tief durch, halte meine Augen noch immer geschlossen. Wenn wir die Wahrheit sehen wollen, müssen wir unsere Augen vor den aufgetischten Lügen verschließen, die als Speise der Götter vor uns steht. Wenn wir bloß von dem Apfel kosten könnten, ohne unseren Glauben zu verraten.

Wenn wir die Augen schließen, können wir unsere Welt selbst bauen. In mich gekehrt betrachte ich den Lichtschein und die Worte, die deutlich vor meinen Augen stehen, als wären sie in Holz geritzt. Und das Taschenmesser ist der Stift mit dem die Worte geschrieben sind. Die goldgelbe Schrift mischt sich erneut in einem Wirbel und eröffnet einen neuen Korridor. Wenn ich diesen entlang gehe, kann ich alles hinter mir lassen.

Seufzend ergreife ich das Glas. Fische einen der anderen Zettel heraus und schraube das Glas erneut zu. Lasse es wieder in die Lücke im Fluss gleiten, aus der ich es genommen habe.
Tief durchatmend entfalte ich den Zettel und fahre über die Buchstaben. Der Korridor verändert sich. Die beiden Sätze verbinden sich zu einem. Werden wie der Fluss. Fließende Übergänge, in die ab und an eine Strömung gerät. Sobald ich den vorigen Zettel aus der Hand lege, erscheinen die Buchstaben in Leuchtschrift, diesmal rot. Verwundert blicke ich auf. Das Licht hat sich nicht geändert. Wieder mit geöffneten Augen lese ich die Worte auf dem Zettel, den ich soeben auseinandergefaltet habe.

Gib mir nur die Kraft, jemanden anzusehen, ohne gleich zu glauben, dass er mich verrät. Schenke mir das Vertrauen, das nötig ist, um sich fallen zu lassen. Um mehr zu sehen, als nur in der Welt, in der wir leben. Um über das beschreibbare hinaus zu gehen und das Zwischenmenschliche zu fühlen, als wäre es etwas ganz Wertvolles. Etwas, für das es sich zu leben lohnt. Erteile mir die Perspektive von jemanden, der auf Leute zu gehen kann, ohne Angst haben zu müssen, etwas falsch zu machen. Schenke mir eine Welt, in der wir unseren Sinnen vertrauen können, ohne unseren Verstand nutzen zu können. Gib mir die Kraft, jemanden anzusehen, ohne Misstrauen in den Augen zu erblicken. Zeige mir, dass die Welt das Vertrauen verdient, das in sie gestellt wird.

Dem Plätschern des Flusses lauschend, sinne ich über das Geschriebene nach. Die Vögel verstummen, Die Sonne taucht den Fluss in ein Meer aus rotem Licht. Orangene Streifen schwirren dazwischen. Die Wolken brauen sich zusammen. Fast schon erwarte ich den einsetzenden Regen. Doch ebenso wie der Schmerz bleibt er aus. Was stimmt bloß nicht mit dieser Welt?
Die Menschen lachen, während sie in Wahrheit weinend in ihrem Bett liegen und im nächsten Moment vor sich hinträumen. 

 

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