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Es ist, als hätte ich mich verraten. Während ich mich in mein Zimmer eingeschlossen habe und das Buch erneut lese. Vielleicht suche ich nach dem Satz, der mir sagt, dass ich alles richtig gemacht habe. Doch je weiter ich lese, desto mehr triefen meine ehemaligen Sätze vor Sarkasmus.
Mein altes Ich lacht mich aus. Vielleicht will es mich leiden sehen, weil ich es leiden lassen habe. Aber ist das fair?
Ich bin erfolgreich, was meinen Job angeht. Ich habe Leyla, die immer zu mir steht. Leyla mochte die Tatsache, dass ich Chris heiraten werde. Ehrlicherweise muss ich aber zugeben, dass sie nie erfuhr, wie ernst und real das mit Carlos war.
Tatsächlich schmerzt meine Brust unfassbar, als ich an den Moment denke, in dem mir bewusst wurde, dass er nun weg ist. Er hat geweint. Ich erinnere mich an die erste Träne, die er je gezeigt hat.
War es das alles wert?
Ich will mir selbst zunicken. Doch es geht nicht. Mein Kopf ist auf meinem Hals festgefroren.
Selbst mein Herz ist auf einmal eiskalt.
Ich bin krank. Ist mein erster Gedanke. Mein Körper zuckt leicht, während mich ein kalter Schauer überkommt. Es muss alles eine dumme Erkältung sein. Was sonst?
"Fleur, Liebes?", Leylas vertraute Stimme ertönt, bevor sie kurz sanft gegen die Tür klopft. "Bist du hier drin?"
Ich nicke, bis mir einfällt, dass Leyla das nicht sieht. "Ja." Höre ich mich sagen. Wie von selbst steigt mein Körper aus dem Bett, behält das Buch aber in der Hand. Langsam geht er dann auf die Tür zu und dreht den Schlüssel dreimal im Schloss, bsi es klickt und die Tür knarzend aufgeht.
Leylas besorgtes Gesicht lugt durch den kleinen Spalt, dann öffnet sich die Tür ganz.
Kurz sieht sie mich entsetzt an. Wenig später liegemn wir uns beide in den Armen.
"Ich kann das nicht mehr..." Flüstere ich an ihrem Ohr.
"Was kannst du nicht mehr?" An den Schultern drückt mich meine beste Freundin von sich und inspiziert mich kurz.
"Alles... Ich muss etwas ändern." Ihr Blick fällt auf das Tagebuch in meiner Hand.
"Was hast du vor?" Fragend sieht sie mich an, bevor ich ihr das Buch reiche. In der Mitte schlägt sie es auf. Vor ihr liegt die Doppelseite über unsere Anfänge. Damals, als das mit Carlos gerade erst seinen Anfang fand. "Du... du hast mir das nie richtig erzählt. Er war ein Flirt, meintest du nachdem er ging."
Ich fühle mich schlecht. Damals hielt ich meine Lüge für berechtigt. Ich hätte ja nicht wissen können, dass ich jemals wieder fühlen konnte.
"Er war so viel mehr..." Eine Träne bildet sich in meinem Auge. Weitere folgen, bis sich mein Blick verschleiert. Ich war nicht darauf vorbereitet, dass ich so sehr lieben konnte.
"Was jetzt? Du wirst heiraten!"
"In einem halben Jahr. Gib mir fünf Tage, eine Entscheidung zu treffen."
"Wofür?"
"Ob ich hier bleibe oder nach ihm suchen werde..."
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