Ist es falsch, als Verlobte weinend auf dem Sofa zu sitzen und an eine verlorene Liebe zu denken?

Ist es falsch, dass mein Herz anfängt, laut in meiner Brust zu hämmern, wenn meine Gedanken an ihm hängen bleiben?

"Halte ihn fest wie einen Schatz, denn im Innersten weißt du, dass es keinen Besseren als ihn gibt."

Ich weine weiter. Jede einzelne Träne ist ihm gewidmet. Es fühlt sich an, als würden sich seine Buchstaben in meine Haut bohren und mir etwas mitteilen wollen.

Ich erinnere mich, wie ich ihn gehen gelassen habe.

Ich erinnere mich.

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"Fleur?!" Chris ruft mich. Mit geröteten Augen setze ich mich auf, verstecke das Tagebuch unter dem Sofa und setze ein breites Lächeln auf, als würde es meine Tränen verstecken.

Doch das tut es nicht. Chris sieht es. Er kennt mich mittlerweile zu gut, als dass ich ihm so etwas verheimlichen könnte.

"Du hast geweint", bemerkt er schroff, erinnert mich etwas an einen Roboter. Ich nicke genauso stumpf und dann fällt mir wieder ein, was mein altes Ich an ihm auszusetzen hatte.

Chris ist liebevoll, humorvoll und nett, aber mit negativen Gefühlen kommt er  nicht klar. Chris verlor früh seine Mutter, wurde von seinem Vater zum Roboter erzogen. Wenn ich weine, dann ist das so. Wenn es mir schlecht geht, macht er einen Witz, um mich aufzumuntern und geht dann in die Küche, um etwas zu essen.

Ich erinnere mich aber auch daran, wie Carlos mich in den Arm nahm und mir das Gefühl gab, dass ich doch alles habe und es gar keinen Grund gäbe, traurig zu sein.  Warum habe ich ihn überhaupt gehen gelassen, frage ich mich.

Dann kommen mehr Erinnerungen... Vielleicht war es gar nicht so schlimm, dass er jetzt weg ist?

"Ich hatte etwas im Auge... Es hat nur ein bisschen gebrannt. Du kennst meine überempfindlichen Augen." Ich kichere, um die Stimmung aufzulockern. Es fällt mir leicht, alle Gedanken wegzuschieben und zu vergessen, wenn er bei mir ist. Mein emotionsloser Roboter. Er war immer bei mir. Wenn es mir schlecht ging, war er zumindest da.

"Ich kenne aber auch dich." Seine Roboterstimme hat sich verändert und gleicht nun seiner normalen. "Ist es wegen der Hochzeit? Geht es dir zu schnell? Ich weiß, dass du dich nicht so früh binden wolltest."

Mist, er kennt mich. Er kennt mich gut. Ich meine, wir leben seit so unglaublich vielen Jahren zusammen. Er steht in meinem Kindheitstagebuch.

"Nein, darum geht es nicht." Ich mache eine kurze Pause. Er ist zwar kein sehr gefühlsvoller Mensch, aber Eifersucht kenne ich an ihm nur zu gut. Bedeutet: Eine Ausrede muss her.

"Es klingt dumm, aber ich war vorhin mit Leyla auf dem Dachboden... Und auf einmal sind all die Erinnerungen an meine Mutter wieder hochgekommen. Ich vermisse sie manchmal." Eine weitere Träne, jetzt nur als Alibi, läuft über meine Wange. Ich kann überraschend gut auf Knopfdruck weinen. Ein Grund vielleicht, warum ich einmal Schauspielerin werden wollte.

"Wenn es nur das ist... Wir können deine Mutter gerne öfter in Frankreich besuchen. Sie ist nett." Chris' Lächeln ist aufrichtig. Auf einmal tut es mir leid, dass ich gelogen habe.

Aber wie soll ich meinem Verlobten sagen, dass ich wegen meinem Exfreund weine?

Dem Mann, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe.

Demjenigen, der wahrscheinlich ein glückliches Leben in Spanien lebt?

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Tipps?;-)

Liebe Grüße von mir