
Tag 1023
Den ganzen letzten Abend war Alby schlecht gelaunt, was auch nicht dazu beigetragen hatte, dass ich gute Stimmung hatte. Ich bin früher als sonst schlafen gegangen, da ich total müde war. Heute morgen hat mich Alby früh geweckt und hat mir die Aufgabe gegeben, dem Frischling die Griewer durch die Glasscheibe zu zeigen- er soll wissen, dass er niemals das Labyrinth betreten darf. Ich laufe also zu den Hängematten und entdecke den Frischling ziemlich schnell. Trotz Schütteln braucht er eine Weile, bis er aufwacht. Sofort öffnet er seinen Mund und ich lege ihm meine Hand darauf- er soll keinen Mucks von sich geben. „Psst, Frischling. Wir wollen doch Chucky nicht aufwecken, was?" Er nickt mir zu, das gibt mir das Gefühl, dass er verstanden hat und ich nehme meine Hand von seinem Mund. „Also los, Frischling", flüstere ich ihm zu und strecke ihm meine Hand hin, um ihm hochzuhelfen. „Ich muss dir vorm Wecken noch was zeigen." „Okay, wo gehen wir hin?", fragt er mich. Das wird er schon noch erfahren und dann wird er verstehen. „Komm einfach mit und bleib direkt hinter mir!", befehle ich ihm. Jetzt schlängeln wir uns zwischen den Hängematten voller schlafender Lichter durch. Der Strunk muss natürlich gleich jemandem auf die Hand treten, natürlich, das hätte ich mir ja denken können. Das kann ja heiter werden. Ich renne auf Richtung Ostwand zu und bleibe dort stehen, der Frischling ebenfalls. „Was sind das für Dinger?", fragt er mich. „Das wirst du schon noch rausfinden, Frischling, keine Sorge", informiere ich ihn. „Das ist ja wohl reichlich bescheuert, mich irgendwohin zu verfrachten, wo nichts einen Sinn ergibt, und dann meine Fragen nicht zu beantworten. Strunk!" Das »Strunk« spricht er ganz sarkastisch aus. Autmatisch muss ich anfangen zu lachen. „Du gefällst mir Frischling. Jetzt mal kurz Klappe, ich zeig dir was." Ich schiebe die Efeuranken beiseite, um das Fenster sichtbar zu machen. „Wonach halten wir denn Ausschau?", fragt er mich. „Mach dir nicht ins Hemd, Kleiner. Einer wird bald vorbeikommen." Es dauert meistens eine Weile bis ein Griewer kommt, so lange wird er wohl noch warten müssen. „Da draußen ist das Labyrinth. Alles was wir tun- unser ganzes schönes Leben, Frischling-, dreht sich um dieses Labyrinth. Jede verfluchte Sekunde, jeden verfluchten Tag verbringen wir im Labyrinth und versuchen aus dem Ding rauszukommen, obwohl wir keinen Schimmer haben, ob es einen Ausgang gibt. Und wir wollen, dass du kapierst, warum man dem werten Labyrinth liebe nicht auf die Füße tritt, verstehst du? Wollen dir zeigen, warum die Wände da jeden Abend zugehen. Dir zeigen, warum du nie, nie auf diese hirnrissige Idee kommen solltest, deinen Arsch da reinzubewegen." Ich trete beiseite, damit der Neue den Griewer auch mal sehen kann, wahrscheinlich wird er genau so geschockt sein wie Chuck letzten Monat. Er beobachtet ihn erst eine Weile, aber auf einmal schreit er auf und zuckt zurück, bevor er sich wieder vorlehnt. Nach einer Weile wender er sich wieder mir zu. „Was ist das?", fragt er verwirrt. „Griewer nennen wir die, eklige Schleimscheißer, was? Sei bloß froh, dass die Griewer nur nachts rauskommen. Freu dich über die Mauern.", antworte ich ihm. Ich blicke mich in der Gegend um. „So, jetzt weißt du, was im Labyrinth lauert, mein Freund. Jetzt weißt du, dass wir keine Witze machen. Du bist auf die Lichtung geschickt worden, Frischling und wir erwarten von dir, dass du überlebst und uns dabei hilfst, unsere Aufgabe hier zu erfüllen." „Und worin besteht die?", fragt er mich. Ich blicke ihm fest in die Augen. „Den Ausgang zu finden, Frischling. Wir müssen den Weg aus dem verfluchten Labyrinth finden, damit wir zurück nach Hause können."
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