Prolog
Liebes Tagebuch,
Ich habe nicht die geringste Ahnung was ich hier gerade tue. Er meinte es würde mir helfen meine Gefühle in ein dämliches Buch zu schreiben. Vermutlich wird er, sobald ich das Haus verlasse, in diesem Buch lesen.
Am Liebsten würde ich jetzt schon die verfluchte Seite herausreißen. Das bringt rein gar nichts, was haben sich diese Menschen bei sowas gedacht? Ein Stück Papier soll mir also nun da helfen, wo meine Familie gescheitert ist. Kommt dir das genauso sinnlos vor?
Verdammt, jetzt fang ich schon an mit diesem Blatt Papier zu reden. Ich drehe durch, so wie es alle befürchten. Aber ich bin nicht so wie sie denken. Sie denken sie könnten mich heilen, dabei haben sie nicht die leiseste Ahnung von irgendetwas.
Sie meinen zu wissen was passiert ist, doch das tun sie nicht. Sie tun alles um mich zu erlösen, von den Qualen, deren Ursprung ihnen unbekannt ist.
Nur er weiß alles... Er war der einzige, der mich gesehen hat, wie ich bin. Er war der Einzige, der nicht Vermutungen angestellt, sondern gewusst hat. Er war der Einzige, der mich genauso gut kannte, wie ich mich selbst. Doch sogar er hat sich verändert.
Ich bin nicht krank, weil ich das denke was ich denke. Das Leben ist scheiße. Die meisten Menschen merken das irgendwann. Nur er nicht, für ihn war immer alles perfekt, ohne Probleme. Er konnte glücklich leben, ich nicht.
Keiner hat versucht mich zu verstehen. Keiner wollte verstehen, warum ich nicht mehr leben wollte. Alle versuchten mir einzureden, dass das Leben lebenswert wäre. Irgendwann fingen sie an Unsinn zu reden. Ohne Sinn und Verstand wollten sie meine Meinung ändern, ohne zu bemerken, dass es nichts brachte.
Er schaut mir zu, während ich das hier schreibe. Er denkt er hätte mich geändert, das soll er auch. Er lächelt, vermutlich denkt er, dass das Schreiben mir hilft. Ich weiß nicht ob er Recht hat, ich weiß gar nichts mehr. Er wollte mir helfen, doch er hat nicht gesehen wie zerstört ich schon war.
Er will von mir, dass ich alles aufschreibe, was er mir gezeigt hat, ich werde es tun damit er glücklich ist. Er meint, dass ich dann den Sinn des Lebens für mich entdecken könnte. Ich höre ihm zu und nicke als würde ich verstehen, seinen Vorschlag sogar gutheißen. Doch es ist sinnlos, heimlich schreibe ich schon den Abschiedsbrief.
Ich habe ihn oben liegen. In meinem Zimmer. Unter meiner Matratze. Jeden Tag nehme ich ihn heraus und schreibe ihn weiter. Spiele mit dem Gedanken ob ich etwas hinzufügen soll.
Ich habe es schon so oft innerlich durchgespielt. Mir seinen Gesichtsausdruck vorgestellt, wenn er meinen Körper sehen würde, meinen leblosen Körper. In meiner Vorstellung weint er und schreit. Ich habe eindeutig zu viele Filme geschaut...
Die Realität ist härter als jeder Film. Keiner kann einen auf die Realität vorbereiten. In der Realität gibt es kein Leben nach dem Tod. Keine Wiedergeburt. In der Realität können sie nicht meine Gedanken lesen um zu sehen wie es mir geht. Und wenn ich ehrlich bin, ich möchte nichts von diesen Dingen haben.
Wenn ich den Entschluss fasse mein Leben zu beenden, dann soll es vorbei sein, ich will nicht nochmal leben. Und ich will nicht, dass sie wissen was ich denke, denn dann würden sie noch schlimmer von mir denken, als sie es eh schon tun.
Jetzt soll ich gehen, sagt er. Ich werde dieses Buch mitnehmen. Ich will nicht, dass er das hier liest. Das soll unter uns bleiben. Ich soll morgen wiederkommen, sagt er. Dann soll ich aufschreiben, was er mir gezeigt hat. Sinnlos, wenn du mich fragst, doch nötig, meint er.
Er hat mein gebrochenes Inneres schon einmal geheilt, doch dann wurde es wieder zerstört. Er wird es nicht wieder schaffen und schon gar nicht mit den Erinnerungen an dieses eine Mal, als das Leben lebenswert schien.
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Heyho. Wie schon erwähnt freue ich mich immer über Kommentare. Davon lebt ein Buch schließlich. Schreibt was ihr wollt haha (es sei denn ihr habt essen, sonst werd ich eifersüchtig c.c)
See/Read you im nächsten (längeren) Kapitel
xoxo Hannah
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