22.7.2017
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Twenty Øne Piløts - Doubt
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Liebes Tagebuch,
Hier bin ich wieder. Drei Stunden später, aber diesmal schreibe ich in meinem Zimmer. Der ganze Lärm unten macht mich verrückt. Jeder redet von dem Scheiß den er jeden Tag erlebt. Doch keiner hört zu. Und mittendrin sitze ich und schreibe diese Worte, die nie jemand lesen soll. Worte, die nie jemand verstehen würde. Weil sie ja immer mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind.
Sie hören nicht zu. Sie stehen einfach da und reden und reden. Sie wollen nicht, dass man sie versteht, bedauert oder ihnen überhaupt zuhört. Sie wollen einfach nur Aufmerksamkeit. Sie haben Angst einsam zu sein.
Doch was sie nicht wissen ist, dass einsam sein manchmal besser ist. Ruhe ist besser. Besser als die Stimmen in meinem Kopf. Ich habe aufgehört mich mit ihnen zu streiten. Ich tue was sie sagen. Immer.
Nur bei einer Person schweigen sie und ich genieße diese Ruhe in mir jedes Mal. Bei ihm fühle ich mich sicher. Keiner sieht mich. Keiner urteilt über mich. So könnte es immer sein.
Und genau das dachte ich als er am 23.6. plötzlich vor meiner Tür auftauchte. Ich weiß noch wie er lachte und mich dann einfach an der Hand nach draußen zog, sodass ich gerade noch Zeit hatte nach meinem Schlüssel zu greifen. Dann rannte er mit mir die Straße entlang bis wir nach Luft schnappend eine Pause machen mussten. Ich zog ihn auf den Park zu.
Ich weiß noch wie er einen Arm um mich legte und mich neben ihn auf den Boden zog. Erst dann begann ich zu lachen. Ich erinnerte mich wie befreiend dieses Gefühl durch meinen Körper schoss. Es erfüllte mich und jeder Muskel meines Körpers konzentrierte sich auf dieses Lachen.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt Wochen nicht mehr gelacht. Oder Monate. Die Zeit war kein Begriff mehr für mich. Sie war bloß noch ein Wort. Ein bedeutungsloses.
"Das hier", hat er nach Luft schnappend gesagt, als ich aufgehört hatte zu lachen, "nennt sich Spaß." Mir hätte klar sein sollen, dass er bloß weitermachen wollte mit seinem Versuch mir zu helfen. Scheiße, er ist so ein Sturkopf. Schon immer gewesen.
Ich glaube er hat gemerkt wie ich plötzlich nicht mehr ganz so fröhlich war. Denn er sah mich ernst an. "Du könntest jeden Tag Spaß haben wenn du bleibst. Ich kann dich jeden Tag glücklich machen. Du wirst jeden Tag lachen können. Und..."
Ich unterbrach ihn. "Ich glaube du verstehst nicht, dass ich schon längst meine Entscheidung getroffen habe. Ich werde nicht bleiben. Find dich damit ab und nimm lieber Abstand zu mir statt die ganze Zeit bei mir zu sein."
Seine nächsten Worte gingen mir nicht aus dem Sinn. Auch noch Wochen später schwirrten sie durch meinen Kopf und hielten mich vom Schlafen ab. "Abstand? Finde dich damit ab dass du nie wieder Abstand von mir haben wirst. Denn weißt du was? Wenn ich weggehen würde, dann würde ich mir selbst die Schuld geben. Die Schuld für deine Gedanken und deine Einsamkeit. Und damit könnte ich nicht leben."
Wenn er gewusst hätte, dass ich auf eine schreckliche Art und Weise nicht einsam war, dann... Ich hab keine Ahnung was dann wäre. Vielleicht hätte er es wissen sollen, aber vermutlich hätte er versucht auch das 'wieder hinzukriegen'.
Was er danach tat ist in meinem Gedächtnis auf unterschiedliche Arten abgespeichert. In der einen Erinnerung packt er mich und wir rennen weiter. In der anderen reden wir davor noch. In einer dritten geht er weg.
Ich könnte ihn jetzt anrufen und fragen wie es war, doch ich will ihm nicht beichten, dass ich soviel Zeit in dieses blöde Buch investiere. Ich verstehe sowieso schon nicht warum ich den Quatsch überhaupt mache, aber es fängt an mir... Spaß zu machen.
Scheiße, er hatte schon wieder Recht gehabt. Es löste etwas in mir aus. Das Schreiben meine ich. Nicht, dass sich etwas an meinem Beschluss geändert hätte. Nachdem was er getan hatte... Ich war wütend. Das war ich immer noch. Die Wut pulsierte in mir wenn er in der Nähe war. Es machte mich krank. Aber ich war sowieso schon krank, deshalb merkte es keiner.
Auch ich habe es lange Zeit nicht bemerkt. Bemerkt wie sehr mich seine Tat wirklich verletzt hat, aber mittlerweile reißen die Narben wieder auf. Durch das Schreiben strömt wieder Blut aus den Wunden, die er auf meinem Herzen gerissen hat. Und diese Wunden tun weh. Tun so schrecklich weh.
Aber ich schreie nicht. Ich habe gelernt mit Schmerz umzugehen. Habe gelernt ihn auszuschließen wenn andere dabei sind. Doch wenn ich alleine bin wie jetzt, dann überfällt er mich. Die Zeiten vor seinem Verrat erneut zu erleben lässt mich denken, dass er vielleicht doch ein anderer Mensch ist. Doch tief in mir drin weiß ich, dass all das nur Fassade ist.
Scheiße. Es hat geklingelt unten. Ich sollte zur Tür gehen, aber ich glaube er ist es. Ich werde nicht gehen. Mein Handy zeigt einen Anruf. Ty steht in großen Buchstaben auf dem Display. Dahinter ein Herz. Ich habe es nicht entfernt, weil es ein kleiner Teil der guten Erinnerungen ist. Ty hat es selbst hinter seinen Namen gefügt und ich habe gelacht dabei.
Eine Nachricht lässt mein Handydisplay erneut aufleuchten. "Mach die verdammte Tür auf. Ich weiß dass du zuhause bist", steht dort unter Tys Namen. Ich weiß nicht ob ich ihm öffnen soll. "Jetzt. Sonst komm ich durch dein Fenster." Das hatte er schon einmal gemacht und es hatte mächtig Ärger mit meinen Eltern gegeben. Ich gehe ihm aufmachen. Bis morgen.
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Ich hatte Spaß an diesem einen Tag. Mit dir hatte ich immer Spaß. Und deine Worte hätten vielleicht meine Rettung sein können. Oder kämen dieser ein Schritt näher. Aber du musstest ja alles wieder zerstören. Irgendwie ist es deine Schuld. Du glaubst gar nicht wie gut es tut das zu sagen. Endlich nicht für alles die Schuld tragen zu müssen. Das Gefühl ist befreiend.
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Die beiden wachsen mir ans Herz. Leider wird es eine Kurzgeschichte. Das bedeutet nicht allzu viele Teile. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich mein Plot ja plötzlich noch
Kapitellänge okay? Oder kürzer/länger?
xoxo Hannah
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