Wenn mein sechsjähriges Ich mir was sagen wollen würde:
Solche wie wir sind sonderbar,
das war uns irgendwie schon klar.
Wurden mit diesem Wunder geboren,
als wären wir dazu auserkoren.
Mit Buchstaben zu experimentieren,
uns in spannenden Träumereien zu verlieren.
Auch wenn ich deine Lage nicht verstehe,
bitte tu dir jetzt nicht weh.

Wenn mein zehnjähriges Ich mir was sagen wollen würde:
Es war nicht immer leicht,
wir wussten, dass uns kaum einer gleicht.
Wir wollten immer wie die anderen sein,
doch fühlten uns dadurch mehr allein.
Als Außenseiter irgendwie bekannt,
träumten wir uns nach Nimmerland.
Ich spüre, unsere Lage is sehr zäh
doch bitte tu dir jetzt nicht weh.

Wenn mein dreizehnjähriges Ich mir was sagen wollen würde:
Hier geht das Drama los,
unser Hass, er war so groß.
Die Musik zu lieben fiel uns schwer,
doch sie glaubten alle, wir seien wie er.
Ich weiß, wir wollten das Holz brennen sehen,
dass das falsch war, mussten wir zu spät verstehen.
Ich weiß, da kommt keine gute Fee,
doch bitte tu dir jetzt nicht weh.

Wenn mein fünfzehnjähriges Ich mir was sagen wollen würde:
Dies ist das Jahr in dem wir brechen,
fiel zu jung, um sich so sehr zu schwächen.
Wir glaubten, die Freundschaft vergeht nie,
sie verließ uns und doch lieben wir sie.
Tiefe Wunden, alle versteckt in Gedichten.
Doch nichts konnte diesen Einschlag wieder richten.
Mir gefällt nicht, wie ich dich dort seh,
doch bitte tu dir jetzt nicht weh.

Wenn mein sechzehnjähriges Ich mir was sagen wollen würde:
Viele Nächte werden wir noch weinen,
das Universum wirft dauernd mit Steinen.
Die Gedanken und die Seele gespalten,
damit sich die Schmerzen nicht so extrem entfalten.
Was hat uns bisher nur so geschützt,
ich frage mich, was das alles noch nützt.
Du bist am Boden, egal wie ich es dreh,
doch bitte tu dir jetzt nicht weh.

Wenn mein Achtzehnjährigs Ich mir was sagen wollen würde:
Ich weiß, wir wären fast umgekommen
und ganz sind wir dem noch nicht entronnen.
Nach Jahren willst du aufgeben, es hat ja keinen Sinn,
doch es ist keinem geholfen, wenn ich nicht mehr am Leben bin.
Weine, schrei, verfluche meine Bitte zu bleiben.
Ich weiß, es ist nicht die Zeit, denn du musst noch schreiben.
Drum höre wie ich dich auf Knien anflehe,
Tu dir bitte jetzt nicht weh.

Wenn sie alle etwas sagen würden:
Wir wollen bei dir sein,
du bist nie allein.
Wir sind schon immer in dir
und wir bleiben hier.
Denk an den Wunsch, diesen Traum,
lass uns Luftschlösser bauen.
Gib nicht auf, lass diese Nacht vorüber gehen,
gemeinsam können wir es vielleicht überstehen.
Dann bilden unsere Tränen irgendwann noch einen See,
doch bitte tu uns niemals weh.