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"Einen Wunsch?!", wiederholte Nina irritiert, woraufhin der Mann nickte. "Du kannst dir alles wünschen und ich erfülle dir deinen Wunsch.", erklärte er lächelnd und beobachtete, wie die junge Frau genervt ihr welliges Haar aus dem Gesicht strich.
"Dann wünsche ich mir den Weltfrieden, ein großes Haus hier in Korea, eins in Deutschland, genug Geld - etwa zehn Millionen -, ein Pony, einen Hubschrauber und dass ich fünf Kilo abnehme.", erwiderte Nina und stemmte ihre kleinen Hände in die Hüften. "Kriegst du das hin?"
Der gutaussehende Fremde warf lachend den Kopf in den Nacken. "Ob ich das hinkriege? Natürlich." Kopfschüttelnd seufzte die junge Frau. Der Typ war wohl eindeutig verrückt.
"Aber ich kann dir nur etwas erfüllen, was du wirklich willst.", fügte er langsam hinzu. Gereizt stieß Nina Luft aus. "Glaub mir, das will ich wirklich."
Der Mann musterte sie eindringlicher. "Mag sein, aber es gibt da einen Wunsch, der die anderen in den Schatten stellt."
"Und der wäre?", fragte Nina ungeduldig. Sie hatte keine Lust mehr sich mit dem Verrückten herumzuschlagen. Aber auf der anderen Seite wollte sie auf gar keinen Fall zurück in ihre Wohnung.
Das schwache, gelbe Licht der Laterne fiel auf das Gesicht des jungen Mannes, als er einen Schritt auf Nina zuging. Seine Lippen hatten sich zu einem belustigten Grinsen geformt, während seine Finger ein Herz bildeten. "Liebe.", hauchte er, woraufhin Nina erstarrte.
Er hatte recht. Sie wollte jemanden finden, den sie aufrichtig und von ganzem Herzen lieben konnte und von dem sie ebenso geliebt wurde. Jemanden, der ihre innere Leere füllen würde. Ihr Wunsch mochte sich kitschig anhören, doch wer sehnte sich nicht nach bedingungsloser Liebe?
"Ich kann dir helfen, deine große Liebe zu finden.", fuhr der Mann amüsiert fort.
Als seine Worte sie erreicht hatten, wachte Nina endlich auf. "Sicher. Meine große Liebe bist wahrscheinlich du.", erwiderte sie zornig und lief einfach los. So leicht ließ sich der Fremde allerdings nicht abwimmeln.
"Ich kann dir versichern, dass deine Liebe das letzte ist, was ich will.", meinte er, nachdem er sie eingeholt hatte und neben ihr herlief. "Aber ich möchte dir helfen, jemanden zu finden, der dich schätzt und liebt."
Abrupt blieb Nina stehen und sah dem jungen Mann direkt in die schwarzen Augen. "Warum? Was stimmt mit dir nicht? Hast du nichts besseres zu tun?", wollte sie ernsthaft interessiert wissen.
Der Fremde zuckte nur mit den Schultern. "Würde ich hier stehen, wenn ich etwas zu erledigen hätte? Du hast mich durchschaut, Kleine. Mir ist höllisch langweilig." Da war es schon wieder. Seine Lippen waren zu einem Grinsen verzogen, während seine Augen keinerlei Emotionen zeigten. Neugierig musterte Nina ihren Gegenüber. Warum lachte er immer so, wenn er innerlich bereits tot zu sein schien?
"Ich fühle mittlerweile weder Hass noch Freude.", erklärte der Mann sachlich. "Ich habe keine Emotionen, aber würde ich immer ernst schauen, würden sich deine Mitmenschen in die Hose machen."
Erschrocken hielt Nina den Atem an und legte ihre Hände vor den Mund. Mit geweiteten Augen starrte sie den Mann an. Konnte er etwa ihre Gedanken lesen? Oder hatte sie alles laut ausgesprochen?!
"H-Habe ich das gerade laut ausgesprochen?", fragte sie zögerlich. "Was? Nein.", antwortete ihr Gegenüber mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht.
"Was willst du von mir?", wollte Nina vorsichtig wissen. "Und wer zur Hölle bist du?!"
"Die richtigen Fragen, Kleine.", entgegnete der Mann glucksend. "Mit den Antworten lasse ich mir allerdings noch etwas Zeit." Er beobachtete wie sie ihn aus zusammengekniffenen Augen musterte. "Aber du kannst mich vorerst Taehyung nennen."
Taehyung. Kein ungewöhnlicher Name in Korea. Aber der Mann vor ihr, schien alles andere als gewöhnlich zu sein.
"Und jetzt, da du meinen Namen kennst, werde ich dir helfen deine große Liebe zu finden."
"Was willst du dafür?", wollte Nina zögerlich wissen. Abgesehen davon, dass er ihr in dieser Sache nicht wirklich helfen konnte, würde er dies sicher nicht umsonst machen. Wenn sie eines gelernt hatte, dann, dass nichts im Leben umsonst war.
Taehyung lächelte und beugte sich zu ihr herunter. "Dass du mir in die Hölle folgst."
Nun war es an Nina aufzulachen. "In die Hölle? Für wen hältst du dich? Den Teufel?" Taehyungs Grinsen wurde bei ihren Worten immer größer. "Machst du mit? Willst du dich von deinem bisherigen, armseligen Leben endgültig lösen?"
Nina trat einen Schritt zurück. "Du hörst dich wie ein Sektenanführer an.", stellte sie nüchtern fest, während sie ernsthaft über sein Angebot nachdachte. Was hatte sie schon zu verlieren? Sein raues Lachen ertönte, bevor er mit den Schultern zuckte und den Kopf schief legte. "Also?"
Nina wurde unerwartet nervös und begann mit ihren Fingern zu spielen. Wie war sie nur in diese Situation gekommen? Wer hätte gedacht, dass sie, nachdem sie vergewaltigt worden war, einen Fremden im Park treffen würde, der ihr anbot, ihre wahre Liebe zu finden. Das klang wie ein schlechtes Drama.
"Du kannst es gerne versuchen.", sagte sie schließlich und sah ihn herausfordernd an. "Ich bin mir sicher, dass du scheitern wirst."
Ein teuflisches Lächeln, so wie Nina es noch nie gesehen hatte, breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Abgemacht.", meinte er höchst zufrieden, ehe er seine Handfläche ausstreckte. Zögerlich legte sie ihre kleine Hand in seine und schüttelte sie.
Und gerade, als sie loslassen wollte, spürte sie eine glühend heiße Hitze, die sich durch ihren ganzen Körper brannte.
Erschrocken zog die junge Frau ihre Hand aus seiner und riss die Augen weit auf, nachdem sie in seine geblickt hatte. Seine Iris war nicht mehr länger so dunkel wie die Nacht, sondern feuerrot.
Ängstlich stolperte sie nach hinten, wollte schreien, doch kein Ton verließ ihre Kehle. Sie fiel über einen Stein und landete unsanft auf dem harten Kiesweg. "W-Was?!", stotterte Nina überfordert, unsicher, ob sie dem Glauben konnte, was sie gesehen hatte.
"Du verkraftest es äußerst gut.", stellte der junge Mann belustigt fest, während er langsam auf sie zuging. "Normalerweise fallen Deinesgleichen in Ohnmacht oder haben einen Herzinfarkt. Ich schätze diesesmal, habe ich endlich Glück gehabt."
"Was bist du?!", brachte Nina zitternd hervor, während sie immernoch auf dem Boden saß.
"Du weißt genau, wer ich bin, Kleine.", erwiderte Taehyung leichtfertig und streckte seinen Arm aus, um ihr hoch zu helfen. "Das Wichtigste ist, dass ich dir nichts tun werde und wir beide nun ersteinmal aneinander gebunden sind."
Ein Albtraum. Den Teufel gab es nicht. Sie würde jeden Moment aufwachen und über diesen abstrusen Traum lachen.
"I-Ich verstehe n-nicht.", stotterte die junge Frau irritiert, ihr Blick war immer noch wie gebannt auf seine leuchtend roten Augen gerichtet.
"Du hast soeben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, Nina."
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