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"Eine Tomatensuppe kostet so viel wie acht Tiefkühlpizzen! Ein stilles Wasser so viel wie zehn Flaschen aus dem Supermarkt. Was denkst du ist an dem Wasser so besonders? Haben sie es per Hand gefiltert oder ist es eine Art Lebenselexir?"
Nachdem ihnen ein Mitarbeiter die Mäntel abgenommen hatte und sie zu ihrem Tisch geführt worden waren, hatte man ihnen die Karten gereicht. Noch bevor Nina sie aufgeschlagen hatte, wusste sie, daß die Preise durch die Decke gehen würden. Nina hatte noch nie verstanden, wieso Menschen ein halbes Vermögen für einmal Essengehen ausgeben konnten. Sie wusste gutes Essen zu schätzen - ja, sie liebte nichts mehr als ein leckeres Essen. Aber das konnte man auch für weitaus weniger Geld haben. Nichtsdestotrotz... wenn der Teufel zahlte, sollte sie vielleicht einfach mal reinhauen?
Taehyung warf ihr einen amüsierten Blick über die Karte zu. "Wenn du mich nicht in den finanziellen Ruin treiben willst, wäre es wohl am besten, wenn du tatsächlich die Tomatensuppe nimmst. Wir könnten zudem fragen, ob du ein Leitungswasser bekommen könntest." Nina schnaubte auf, doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Lippen sich zu einem Lächeln bogen.
"Ich denke, ich nehme die Trüffel Pasta mit Tagliatelle und geriebenen Parmesan.", erwiderte Nina grinsend, nachdem sie auf den Preis geschaut hatte. Es war nicht die teuerste Speise auf der Karte, doch mit den 60.000 Won, umgerechnet rund 40 Euro gut dabei. "Und du?"
Bevor der Teufel antworten konnte, kam der Kellner zu ihnen an den Tisch und lächelte sie höflich an. "Haben Sie schon etwas gefunden?"
Nina sah zu Taehyung, der ihr wiederum bedeutete zuerst zu bestellen. "Ich hätte gerne die Trüffel Pasta." "Darf es auch etwas zu trinken für die Dame sein?" Überfordert blickte Nina zu Taehyung, der ihr jedoch keine Beachtung schenkte - stattdessen schien er nochmals ausgiebig die Karte zu studieren. "Ich hätte gerne einfach ein Was-" "Könnten Sie uns eine Weinempfehlung geben?", funkte Taehyung dazwischen. "Ich hätte gerne das Rumpsteak, Medium Rare."
Der Kellner wandte sich dem gutaussehenden Mann zu und nickte höflich. "Natürlich. Für Ihre Frau würde ich den Oltrepò Pavese Riesling empfehlen. Zu dem Steak würde der Cabernet Sauvignon oder aber ein Glas Malbec passen."
Taehyung hörte dem Kellner aufmerksam zu, während Nina, seit der Kellner sie als seine Frau wahrgenommen hatte, abgeschaltet hatte. Erst als die Augen beider Männer auf ihr lagen, war sie wieder bei der Sache. "Was meinst du, Schatz? Sagt dir der Riesling zu?", wollte Taehyung breit grinsend wissen. Ninas Wangen färbten sich augenblicklich rot, woraufhin der Kehle des Teufels ein amüsiertes Glucksen entwich. "Ja, ich hätte gerne ein Glas davon.", sagte Nina an den Kellner gewandt, der die Bestellung nickend notierte. "Ich nehme die Flasche vom Cabernet Sauvignon.", erwiderte Taehyung leichtfertig, nachdem der Kellner sich zu ihm gedreht hatte.
Der Kellner verschwand und Nina sah ihren Gegenüber fassungslos an. "Willst du dich betrinken?!"
Taehyung zog die Augenbrauen zusammen und musterte sie einen Moment - so als wäre die junge Frau komplett bescheuert. "Ich kann so viel Alkohol trinken wie ich will, Nina. Ich spüre die Wirkung von Alkohol so gut wie nicht." "So gut wie?!", wiederholte Nina die Worte des Teufels, während sie sich kopfschüttelnd zurücklehnte.
Was machte sie eigentlich hier? Es war für alle offensichtlich, dass sie nicht hierher gehörte. Sie fühlte sich schlicht und ergreifend fehl am Platz. Und als wäre es nicht schon anstrengend genug in einem so noblen Restaurant zu sitzen, war auch noch der Teufel an ihrer Seite. So fühlte sie sich zwar auf eine seltsame Art und Weise wohl in seiner Gegenwart, jedoch wusste sie nicht, ob sie ihm trauen konnte. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass das hier kein normales Date war. Sie versuchte sich innerlich auf das kommende vorzubereiten, doch er war einfach unberechenbar.
Taehyung zwinkerte Nina charmant zu. "Keine Sorge, ich fange nicht an mich in ein rotes Monster zu verwandeln, dass Deinesgleichen beim lebendigen Leibe packt und in die Hölle schleift." "Das ist ungemein beruhigend.", entgegnete Nina sarkastisch, während ihre Augen unruhig durch das Restaurant flogen. Die anderen Gäste, vorwiegend Paare oder Geschäftsleute, schienen sich allesamt prächtig zu amüsieren. Wüssten sie, dass sie mit Satan höchstpersönlich in einem Raum saßen, würden sie sich bestimmt anderes verhalten.
"Du wirkst abwesend. Was liegt dir auf dem Herzen?", wollte Taehyung nach wenigen Minuten des Schweigens wissen und beugte sich gespielt besorgt nach vorne. Ninas Stirn legte sich in Falten, als sie die Mimik des Teufels sah. Er konnte ihre Gedanken zwar nicht mehr hören, aber ihm etwas vor zu machen, wäre hoffnungslos. "Hilf mir die Person zu finden, die mir das angetan hat." Die Worte sprudelten aus ihr heraus, bevor sie groß darüber nachdenken konnte. Wie war dieses Video auf ihre Präsentation gekommen? Wie wurde das Video überhaupt aufgenommen, ohne dass sie davon Wind bekommen hätte? Alles Fragen, auf die sie eine Antwort bekommen wollte.
"Liebend gern, meine Hübsche.", erwiderte Taehyung mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Aber nun lass uns erst einmal das Abendessen genießen." Kaum hatte der Teufel zu Ende gesprochen, wurde zuerst der Wein und wenige Minuten später auch das Essen an den Tisch gebracht.
~
Nina krallte ihre Fingernägel in den Arm des Teufels, während sie sich bemühte mit aufrechter Haltung zur Garderobe zu kommen. Zwar hatte sie nur ein Glas Wein getrunken, aber dieses hatte es ganz schön in sich gehabt und da Nina noch nie gut Alkohol verkraften konnte, stieg er ihr sofort zu Kopf. Der Teufel, der fast die ganze Flasche entleert hatte, war nun derjenige, der sie neben sich herschleifen musste - und nicht anders herum.
"Ich habe dir gesagt, dass du dir um mich keine Gedanken machen musst. Hättest du mir gesagt, dass du keinen Alkohol verträgst, hätten wir dir wirklich ein Glas Wasser bestellt." "Ich dachte, du weißt alles über mich.", konterte Nina mühelos, ehe sie dem Mitarbeiter des Restaurants ein charmantes Lächeln schenkte, als dieser ihren Mantel bereits in den Händen hielt. Gerade als der Mann Nina dabei helfen wollte den Mantel über zuwerfen, griff Taehyung nach dem dicken Stoff. "Ich mache das.", sagte er grimmig und half der jungen Frau dabei, in die Ärmel zu schlüpfen. Der Mitarbeiter nickte höflich, ehe er nach dem Mantel des Teufels griff und ihm diesen entgegenstreckte.
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, verließ das ungleiche Paar das nobele Restaurant, Arm in Arm und mit vollem Magen.
An der frischen Luft angekommen, atmete Nina einmal tief ein. Erst jetzt fiel ihr auf, wie warm es in dem Schuppen gewesen war. Ihre Hände wanderten zu ihren glühenden Wangen. Ob es an der heißen Luft des Restaurants, dem Alkohol oder an der Tatsache lag, dass sie Taehyung schon wieder so verdammt nah war, wusste sie nicht.
"Was sollte das gerade eben?", fragte Nina so leise, dass sie fast dachte, er hätte sie nicht gehört. Doch die funkelnden Augen des Teufels überzeugten sie vom Gegenteil. "Der Typ hatte schmutzige Gedanken.", erwiderte Taehyung schlicht und lief voraus. Für ihn war das Thema gegessen. Aber Nina machte sich wie immer viel zu viele Gedanken. Warum störte ihn es, wenn ein Mann schmutzige Gedanken hatte? Warum sah er sich dazu verpflichtet in solchen Fällen einzuschreiten? Wohl kaum, weil er ein Gentleman war.
"Warte auf mich!", rief Nina, als sie bemerkte, dass Taehyung schon einige Meter vorausgelaufen war. Leicht schwankend holte sie zu ihm auf. "Danke nochmal für das Essen.", sagte sie ehrlich und schenkte dem Teufel ein sanftes Lächeln. Dieser drehte seinen Kopf zu ihr, sah in ihre wunderschönen hellen Augen und war für einen Moment wie versteinert.
Der Teufel spürte wie sein Herz begann schneller zu schlagen und wie der Wunsch ein Mensch zu sein immer größer wurde. In einem andern Leben wäre es ihm vielleicht möglich sie zu lieben. In einem anderen Leben würde er vielleicht nicht geschaffen worden sein, um ihr Leid zuzufügen. In einem anderen Leben... müsste er nicht der Inbegriff des Bösen darstellen.
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