12
Beide Männer starrten sie mit offenen Mündern an. Yeonjuns Miene sah erleichtert aus, Taehyung war einfach nur geschockt. Wie konnte sie nur? Er hatte sich zwar einige Male dabei erwischt, wie er Männer attraktiv fand, aber das konnte sie unmöglich wissen.
"Ist das wahr?", wollte Yeonjun langsam wissen und musterte den Dunkelhaarigen eindringlich. Der Teufel schloss für einen Moment die Augen.
Er könnte die Zeit anhalten und mit der Kleinen ein ernstes Wörtchen reden. Er könnte den Typen zum Sünden bringen und so dieses verdammte Date beenden. Oder aber, er würde die Umstände hinnehmen und sich wie der wahre Teufel verhalten. "Glaubst du etwa, meine Nina lügt dich an?", sagte er und verschränkte die Arme. "Es ist vielleicht etwas früh, dass du, bevor du meinen Namen kennst, über meine Sexualität bescheid weißt, aber ja es stimmt. Und du, mein Hübscher, bist genau mein Typ."
Nun war es Nina, der die Kinnlade herunterklappte. Er spielte seine Rolle verdammt gut. Sie war sich nicht sicher, ob er ihr einfach nur half oder ob sie ins Schwarze getroffen hatte und er wirklich schwul war. Beides war möglich. Auch Yeonjun schien überrascht, denn er nickte langsam, nachdem er sich verlegen den Nacken gekratzt hatte. Verdammt, musste sie jetzt Angst haben, dass der Teufel ihr ihren Seelenverwandten ausspannte?!
"Was machst du hier, Taehyung?", fragte sie also schnell, um das unangenehme Thema zu wechseln. Aber als der Dunkelhaarige sie anschaute, bereute sie es sofort. Sein Blick sagte alles. Wer nicht hören will, muss fühlen.
"Ach, weißt du, ich wollte einfach nur einen guten Kaffee trinken. Willst du mir nicht deinen neuen Freund vorstellen?" Nina nickte langsam. "Chin Yeonjun, das ist ähm-", sie stockte. Sie kannte seinen Nachnamen nicht - wenn er denn überhaupt einen besaß. "Kim Taehyung." Der Teufel schenkte seinem Gegenüber ein bezauberndes Grinsen, welches dieser zögerlich erwiderte.
"Freut mich sehr, Yeonjun.", er lehnte sich zurück und seufzte. "Endlich hat Nina mal einen Mann gefunden. Du musst wissen, sie ist seit ihrer Geburt single." Irritiert huschte Yeonjuns Blick zu der jungen Frau, die am liebsten im Erdboden verschwunden wäre. Woher wusste er das?!, dachte Nina panisch, bis ihr einfiel, dass er der Teufel war. Es war nicht so, dass es ihr peinlich war, dass sie noch nie in einer Beziehung gewesen war, dennoch hatte sie es beim ersten Treffen nicht unbedingt erwähnen wollen.
"Oh, wirklich?", wollte Yeonjun wissen und musterte die hübsche Frau eindringlich. Während Nina glaubte, er würde nach einem Grund suchen, warum sie noch nie einen Freund gehabt hatte, wusste Taehyung ganz genau, was sein Gegenüber dachte. Es machte Yeonjun an, dass er der Erste sein könnte. "Du denkst jetzt bestimmt, dass sie noch Jungfrau ist, aber das ist sie beim Besten Willen nicht.", erklärte Taehyung beiläufig mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Ertappt starrte Yeonjun erst ihn, dann Nina an. Zufrieden hörte der Teufel, wie sich die Ideen und Pläne des Mistkerls in Luft auflösten.
Nina spürte wie ihre Wangen heiß anliefen, bevor sie den Dunkelhaarigen mit geweiteten Pupillen ansah. Zwar konnte Taehyung ihre Gedanken nicht mehr hören, aber er war sich sicher, dass sie ihn umbringen wollte. "Das muss dir nicht peinlich sein, Schätzchen.", meinte er und zwinkerte ihr belustigt zu. "Ich bin mir sicher, dass er ohnehin damit gerechnet hat." Yeonjun starrte sie überfordert an, nicht wissend, ob er die Worte Taehyungs bejahen oder verneinen sollte. "Verdammt, hör damit auf!", zischte die junge Frau und schlug dem Teufel gegen den muskulösen Oberarm.
Taehyung musterte sie mit seinen schwarzen Augen. Nein, noch nicht. Er würde sie noch ein wenig quälen.
"Womit soll ich aufhören? Was mache ich denn?", wollte Taehyung gespielt nichts ahnend wissen und hob die Hände in die Luft. "Nachdem du ihm gleich zu Beginn meine Sexualität mitgeteilt hast, kann ich doch auch über dein Sexualleben auspacken."
Yeonjun fühlte sich zunehmend unwohler. Das Gespräch verlief in eine Richtung, das nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollte. "Ich sollte vielleicht gehen und wir treffen uns wann anders-" "Ich war noch nicht fertig, Süßer.", unterbrach ihn Taehyung in Plauderlaune. "Du glaubst nicht, mit welchen Typen sie schon ihre Nächte verbracht hat. Im Vergleich zu denen bist du ein Heiliger." "W-Was?", stotterte Yeonjun und sah Nina mit einem Blick an, der ihr überhaupt nicht gefiel.
"Oh, ja. Einer schlimmer als der andere. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie sich bei einem von denen eine Geschlechtskrankheit eingefangen hätte.", fuhr der Teufel sachlich fort, als er ihren stechenden Blick auf sich spürte. Er drehte den Kopf zu ihr und wusste, dass er zu weit gegangen war.
Ihre Augen glitzerten gefährlich, er glaubte Tränen in ihnen zu sehen. Taehyung bereute in seinem ewigen Leben nur wenige Momente, aber dieser gehörte dazu. Warum war er nicht einfach gegangen, nachdem beide das Café gewechselt hatten? Warum hatte er unbedingt mitkommen wollen und warum hatte er eine ihrer größten Unsicherheiten vor einem Fremden entblößt? Er konnte die Zeit anhalten, sie aber nicht rückgängig machen.
"Ich sollte wirklich gehen.", meinte Yeonjun, sprang von seinem Stuhl auf und flüchtete fast aus dem Café. "Bist du jetzt glücklich?", fragte Nina leise, nachdem ihr angeblicher Seelenverwandte verschwunden war und kämpfte sichtbar gegen die Tränen. "War das dein Plan? Mir Hoffnung zu machen, sie in Greifweite zu bringen und dann vor meinen Augen zu zerstören?" Sie schluchzte und Taehyung dachte, sein Herz würde zerspringen. "Immer, wenn ich mich in deiner Nähe wohlfühle oder denke, dass du mir wirklich helfen willst, machst du etwas Furchtbares." Nina presste ihre Lippen aufeinander und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. "Womit habe ich das verdient? Was habe ich gemacht, dass der Teufel höchst persönlich dafür sorgt, dass es mir schlecht geht?"
Er war niemand, der Pläne machte, er ergriff die Chancen, wenn sie sich ergaben, aber ihr das beizubringen, war sinnlos. Taehyung war impulsiv. Und genau deshalb, ohne über mögliche Folgen und Konsequenzen dachzudenken, teleportierte er sie beide in die Dunkelheit. An einen Ort, an dem er zu viel Zeit verbracht hatte.
Erschrocken schnappte Nina nach Luft. "Wo sind wir?", presste sie hervor, während sie ihre ganze Konzentration auf ihre Atmung legte, um sich nicht zu übergeben. Orientierungslos blickte sie sich um, doch konnte nichts sehen, nicht einmal Taehyung, welcher direkt vor ihr stand. "Bring mich von hier weg!", schrie sie, aber der Teufel machte keine Anstalten.
Die anfängliche Verzweiflung war brodelnder Wut gewichen, als Nina begann, wie wild um sich zu schlagen. "Ich habe gesagt, du sollst mich von hier wegbringen!" Sie hätte ihn längst mit ihren Armen erwischen müssen, allerdings war nichts außer leere Luft um sie herum.
"Taehyung!", rief sie und schämte sich sogleich für die Angst, die in ihrer Stimme mitschwang. "Nicht bewegen.", wies er sie an, und dann spürte sie, wie ihre Finger gegen seine strichen. Er hielt sie fest und zog sie zu sich. Seine starken Arme schlangen sich um ihren Körper und die Angst, der Schmerz verschwanden augenblicklich. Nina merkte, dass ihre Glieder schwer wurden und ihr Herzschlag sich beruhigte. "Hör auf damit.", murmelte sie und erinnerte sich an jenen Tag in ihrem Büro. Als er sie gerettet hatte. So sehr es sie auch schmerzte, war sie sich sicher, dass er sie diesesmal nicht retten würde.
Plötzlich wurde es um sie heller, heiße, grelle Flammen umringten sie und Taehyung stand genau vor ihr. Er war ihr gefährlich nah, sie spürte, wie sein Atem gegen ihr Gesicht schlug. "Hast du Angst vor mir, Kleine?", fragte er, seine Stimme so tief und dunkel wie die Nacht vor der Dämmerung. Trotzig schüttelte die junge Frau den Kopf. "Ich habe keine Angst vor dir.", antwortete sie leise und obwohl sie zitterte, stimmte es. Sie hatte keine Angst. Nicht mehr.
"Warum klopft dein Herz dann so wild und lässt sich gar nicht beruhigen?", wollte der Teufel schmunzelnd wissen, während er sich weiter zu ihr vorlehnte. Nina sah ihm tief in die Augen und vergaß, ihre Wut und Enttäuschung. Sie vergaß, dass er der Teufel war und was er ihr alles angetan hatte. Das einzige, an was sie denken konnte, waren die schönen Momente, in welchen sie endlich wieder lachen konnte. Verdammt, tu das nicht, sagte eine Stimme in ihr, doch sie wurde sogleich unter der Begierde begraben.
So schnell, dass der Teufel nicht reagieren konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seine.
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