9.Kapitel
Ohne Henry hinterher zu schauen, setzt sich Siri wieder in Bewegung.
Wieso musst du nur immer wieder damit anfangen?
In absoluter Stille fährt sie durch die leeren Straßen.
Normalerweise fährt sie gerne Abends durch die einsamen Straßen und fragt sich dann bei den vereinzelten Autos, die ihr entgegen kommen, wohin sie wohl fahren, wo sie herkommen.
Was sie wohl in dem Moment denken.
Welche Musik sie hören.
Sie findet es interessant, darüber nachzudenken.
Doch heute nicht.
Henry hat durch seine Aktion alles kaputt gemacht.
Die Stille fühlt sich nun einfach bedrückend und unangenehm an.
Sie könnte das Radio anschalten, aber sie hat momentan kein Interesse an Musik, geschweige denn an die gekünstelt, heiteren Moderatoren.
Bis gerade eben ging es mir noch gut, aber du musstest meine Laune ja wieder verderben.
Danke Henry
Die Bürgersteige sind komplett verwaist und nur ab und zu kommt ihr überhaupt mal ein Auto entgegen.
Obwohl Siri in einer eher großen Kleinstadt wohnt, scheint sie spätestens ab 19 Uhr nahezu verlassen zu sein.
Nur die Lichter in den Häusern, an denen sie vorbeifährt, zeigen, dass noch Leben in der Stadt herrscht.
Oder es soll der Eindruck davon erweckt werden
Siri fährt noch weitere Minuten still und gedankenverloren durch die Straßen, als ihr einfällt, wenige Meter vor ihrer Wohnung, dass es da noch ein deutlich größeres Problem gibt, welches sie bis jetzt verdrängt hat.
Es ist kein Problem. Du machst es nur zu einem.
Rechts führt es in die Tiefgarage. Genauso gut könnte sie auch auf den Parkplatz direkt daneben parken.
Wenn du einmal damit anfängst, der Tiefgarage aus dem Weg zu gehen, wirst du es jedesmal machen.
Dazu hast du ja auch extra für den Parkpatz in der Garage gezahlt.
Nach mehreren Sekunden zögern lenkt sie zur Tiefgarage ein.
Sonst schieb ich es nur immer weiter auf
Vor dem Garagentor bleibt sie stehen.
Wenige Sekunden später hat der Scanner ihr Kennzeichen erkannt und das Tor öffnet sich lautlos.
Unnötige Technik
Siri fährt hindurch.
Das Tor schließt sich Sekunden später und sperrt sie in nahezu vollkommener Dunkelheit ein.
Sie schaltet ihre Scheinwerfer auf Fernlicht, um die Dunkelheit so weit wie möglich von sich fernzuhalten.
Die Scheinwerfer sind ihr Schutz gegen die Gefahren der Dunkelheit.
So lange wie möglich
Wie üblich ist die Tiefgarage nahezu komplett leer. Kaum jemand scheint sie wirklich zu benutzen.
Aber ich muss mich natürlich meiner Angst stellen.
Siri fährt in eine Parklücke, nur wenige Meter entfernt vom Ausgang.
Sind nur paar Schritte dann hast du es geschafft.
Sie lässt den Motor mit den Scheinwerfer noch einige Sekunden an, schaut sich in der Tiefgarage ein letztes mal um.
Nur paar vereinzelte Autos stehen in der Nähe, weit und breit keine Menschenseele.
Ok 3...2...1
Dann dreht sie den Schlüssel um und das Motor verstummt und das Scheinwerferlicht erlischt.
Die Dunkelheit, kombiniert mit der plötzlich eintretenden Stille verschlingen sie augenblicklich.
Es gibt kein Licht, keine Scheinwerfer mehr die sie vor den Dämonen, die in der Dunkelheit lauern, zu schützen.
Sie ist der Gefahr schutzlos ausgeliefert.
So viel Geld, wie sie für die Kennzeichenerkennung ausgegeben haben, hätten die Architekten auch für die Beleuchtung investieren können, denn außer den Ausgängen liegt die Tiefgarage komplett im Dunkeln.
Problemlos könnte man sie hier überraschen.
Jetzt mach dich nicht verrückt.
Du hast grad selbst gesehen, dass hier niemand war.
Siri zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss und verlässt ihr Auto.
Der Knall der Autotür, als Siri die Tür zuschlägt, hallt von den Wänden wieder und betäubt ihr Gehör.
Verdammt nochmal!
Angestrengt lauscht sie auf weitere Geräusche, doch es bleibt ruhig. Selbst von draußen dringt kein Lärm zu ihr. Die Stille drückt ihr auf die Ohren. Durch die hellen Scheinwerfer haben sich ihre Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt.
Da könnte jemand in der Dunkelheit stehen, mich angrinsen, mir auflauern und ich würde es nicht merken.
Es sind nur wenige Schritte bis zum Ausgang.
Doch sie bleibt wie versteinert stehen
Schafft es nicht sich zu bewegen.
Sobald sie sich bewegt, weiß ein möglicher Angreifer, wo sie ist.
Jetzt kann sie sich in der Dunkelheit noch verstecken.
Doch sobald du dich bewegst, wissen sie wo du bist.
Sie jagen dich, kurz vorm Ausgang packen sie dich dann und...
Schluss jetzt da ist niemand!
Sie fängt an zu zittern, teilweise durch die Kälte aber auch vor Angst.
Ihr Herz schlägt ihr bis zur Brust.
Hier ist niemand.
Klatsch
Ein leises Geräusch schallt durch sie Halle und reißt Siri aus der Versteinerung.
Panisch und von Angst gepackt rennt sie zum einzigen Licht, zum Ausgang, versucht zu schreien, doch es kommt kein Ton raus.
Klatsch Klatsch
Es kommt näher.
Gleich haben sie dich...
,,Nein geh weg!", schreit Siri heiser.
Klatsch Klatsch Klatsch
Das Geräusch kommt immer näher.
Lass mich in Ruhe!
Ungebremst stürzt Siri durch die Tür und schlägt sie hinter sich zu.
Im hell erleuchteten Treppenhaus bleibt sie vor der Tür stehen, in der Erwartung, dass gleich jemand hindurch stürmt.
Doch es kommt niemand.
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