
58.Kapitel
Es ist zu viel für Siri.
All diese Informationen überfordern ihren Kopf.
Sie wollte das alles gar nicht so genau wissen und jetzt weiß sie nicht nur wer der Mann ist, sondern kennt auch seine Beweggründe und seine Vergangenheit.
Ihre Emotionen sind kurz davor überzukochen, im Wechsel zwischen Wut, Erleichterung und tatsächlich auch ein Hauch von Mitleid.
Und während sie mit ihren Gefühlen kämpft, sitzt Sven seelenruhig auf der Couch und starrt emotionslos ins Leere, hin und wieder zuckt mal kurz seine Hand, als würde er einen lebhaften Traum erleben.
Was ist los mit dir?!
Wie kannst du jetzt so ruhig sein?
Sein Blick hängt die ganze Zeit an einem bestimmten Punkt, wenige Meter neben Noras Leiche.
Dann trifft Siri die Erkenntnis, vermutlich aber viel zu spät.
Sven ist nicht ruhig oder entspannt.
Er kämpft innerlich mit sich selbst und bevor Siri eingreifen kann, hat Sven seinen Entschluss schon gefällt.
Mechanisch, fast schon wie ein Roboter, steht er von der Couch auf und geht zu Nora.
,,Sven was hast du vor?", fragt Siri, doch sie kann es sich schon denken.
Sie hätte es sich schon vorher denken können.
Er hat sich nicht nur aus Interesse über Tore Malmquist informiert.
,,Nachdem der Verdacht aufkam, dass er seine Kinder mishandelt hatte, kam ein riesen Shitstorm gegen ihn auf. Er wurde sogar wegen des Brandes verdächtigt. Dazu wurde auch seine Adresse von paar Selbstjustizlern veröffentlicht", erklärt er monoton, als würde er einen langen einstudierten Text aufsagen.
Er bückt sich und hebt den Gegenstand auf, den er schon die ganze Zeit im Blick hatte.
Seine Pistole.
,,Sven du...", bevor sie den Satz beenden kann, verlässt er schon das Wohnzimmer und schlägt die Tür hinter sich zu.
Siri will am liebsten aufspringen und Sven hinterher rennen, doch sie kann sich nicht bewegen.
Ihre Beine verweigern ihr den Dienst.
All die Informationen und Emotionen scheinen sie in Schockstarre versetzt zu haben.
War das Svens Plan?
,,Sven mach das nicht!", schreit sie ihm noch hinterher, doch er hat das Haus schon längst verlassen.
Henry musste sich selbst davon überzeugen.
Er hatte es auch schon zuvor geglaubt, aber es mit eigenen Augen zu sehen, ist nochmal was ganz anderes.
Er sitzt in seinem Auto vor Siris Haus, mit perfekter Sicht auf die Tiefgarage. Die komplette Umgebung ums Haus herum ist abgesperrt, doch die anliegende Straße ist noch normal befahrbar. Eine Unachtsamkeit, die Henry natürlich direkt ausnutzen musste.
Es wimmelt von Polizisten
So viel Aufwand für eine Person
Noch dazu hat er den Tot ja auch verdient
Noch nie hat er so eine Genugtuung gespürt, wie in diesem Moment.
Und das Alles nur wegen des Geldes
Wenn ich mich doch nur irgendwie beim Mörder bedanken könnte
Henry hoffte, dass er vielleicht auch Siri hier antreffen könnte, um sie zu trösten.
Oh nein das tut mir so leid
Er war so ein guter Kerl
Kann ich irgendwas für dich tun?
Ich bin für dich da, immer und jederzeit
Schon beim Gedanken daran, sie endlich wieder zu haben, sie zu trösten und endlich wieder in die Arme schließen zu können, kribbelt sein ganzer Körper vor Aufregung, aber noch muss er sich zurückhalten.
Aber bald
Bald gehörst du wieder mir
Und du wirst merken, wie viel besser ich doch bin, als er
ob sie wohl grad an mich denkt, mich vermisst?
Vielleicht will sie ja, dass ich bei ihr bin
,,Wie gerne ich dir diesen Wunsch erfüllen würde", murmelt Henry leise vor sich hin.
Jetzt steht uns niemand mehr im Weg
Beim Gedanken an die frühere Zeit mit Siri, werden Henrys Hände am Lenkrad schon ganz schwitzig.
Sie war sein Mittelpunkt.
Er hätte alles für sie getan, einfach nur damit sie glücklich ist. Noch nie hatte er jemanden jemals so sehr geliebt wie sie. jeden Punkt ihres Körpers, jeden einzigen Makel war perfekt an ihr und machte sie für ihn vollkommen. Umso wütender war er dann nach der Trennung.
Wie konnte sie nur?!
Nachdem ich ihr die Welt zu Füßen gelegt habe!
Doch seine Wut auf sie schlug schnell in Verständnis um.
Sie musste sich von ihm trennen, um zu sehen, wie gut sie es bei ihm hatte.
Deswegen ging sie auch zu diesem Möchtegern-Adonis.
Und da er jetzt weg ist, wird sie wieder zu mir zurück kommen
Nachdem er mehrere Minuten vor ihrer Wohnung wartete, setzt er sein Auto nun doch wieder in Bewegung und entfernt sich vom Haus.
Die Polizisten sollen mich ja nicht für einen Stalker halten
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