Nicht mehr lange und ich habe mein Geld zurück
Und dann auch Mats und Leila
Zum ersten Mal seit Tagen fühlt er sich mal wieder gut.
Es scheint endlich bergauf zu gehen für Tore.
Seine Gedanken sind zum ersten Mal, seit er sich erinnern kann, wieder frei. Nicht mehr eingeschränkt von Angst und Sorgen. Er macht sich keine Panik darüber von der Polizei geschnappt zu werden oder, dass seine Kinder womöglich schon Tod sind.
Es wird alles gut werden
Und dann sind wir wieder eine Familie

Über den begangenen Mord gestern Abend denkt er gar nicht nach. Für Tore war es einfach nur ein Kollateralschaden.
Selber Schuld, wenn er sich mit solchen Leuten umgibt
Er fühlt sich bestärkt es nun endlich durchzuziehen.
So eine Entschlossenheit und Stärke hätte er zu seiner Schulzeit dringend gebraucht.
So hätte er sich gegen seine Mobber wehren können oder wenigstens den Lehrern berichten können, obwohl es fraglich wäre, ob sie mehr Interesse zeigen würden, als seine Eltern.
Sie sagten ihm immer nur, dass er bloß nicht mit solchen Problemen bei ihnen ankommen soll. Sowas müssen Jungs untereinander lösen und klären, notfalls mit Gewalt, war die Ansicht seines Vaters. Seine Mutter hat meistens nur stumm zugestimmt.

Ganz so unrecht hatten sie vielleicht auch gar nicht damit, merkt Tore momentan.
Gestern stand er am Scheideweg seines Lebens. Er hatte die Wahl dazwischen, sich zu wehren und um sein Recht kämpfen oder aufgeben und sich sein Schicksal zu fügen.
Er hat sich für Ersteres entschieden und ist so stolz, wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Tore sitzt in seinem Auto, vor Svens Haus, als er aus der Haustür kommt, in sein Wagen steigt und davonfährt. Sven wundert sich nicht über das fremde Auto, das am Straßenrand steht. Vielleicht hat er es auch erst gar nicht bemerkt.
Als Svens Auto aus seinem Sichtfeld verschwindet, steigt Tore aus und geht zu seiner Haustür.

Siri sitzt auf ihrer Couch und versucht sich zu beruhigen.
Einatmen
Ausatmen
Ihre Kopfschmerzen haben sich noch weiter verstärkt, dazu fing auch noch der Raum an sich zu drehen, nachdem sie sich auf den Schlafzimmerboden übergeben hat.
Die Sauerei hat sie noch nicht sauber gemacht, stattdessen ging sie mit wackelnden Beinen zurück ins Wohnzimmer, um alle Fenster zum lüften zu öffnen und den Geruchsmix aus Essen und Erbrochenem loszuwerden.
Danach ließ sie sich erschöpft auf die Couch fallen.
Zuerst wollte sie etwas runterkommen.

Ihr Herz schlägt ihr weiterhin bis zum Hals, gleichzeitig kann Siri vor Müdigkeit kaum die Augen offen halten. Sie fühlt sich, als hätte sie nur eine Stunde geschlafen und sich danach mit zu viel Kaffee zugeschüttet.
Jetzt beruhig dich mal
All die Anzeichen bedeuten noch gar nichts

Von Noah fehlt weiterhin jede Spur und würde sie in die Tiefgarage gehen, würde dort garantiert weiterhin sein Auto stehen.
Wo kann er nur so lange bleiben und das ohne Auto?
Dann kam ihr plötzlich ein neuer Gedanke, der sie aber auch nicht wirklich beruhigt.
Er betrügt mich!
Doch genauso schnell, wie der Gedanke kam, verabschiedet er sich auch wieder.
Ah klar logisch so eine spontane Affäre oder was?

Er sieht mich wahrscheinlich in der Tiefgarage und denkt sich, dass er heute lieber mit einer anderen schlafen will und geht dann zu Fuß einfach weg

Kurz muss sie auch über ihren Gedankengang lachen.
Dennoch fällt ihr keine logische Erklärung für sein Fehlen ein.
Wie kann er so plötzlich einfach für eine Nacht fehlen?
Am besten ich frag ihn, sobald er durch die Tür kommt

Siri erhebt sich mit viel Mühe von der Couch. Das Schwindelgefühl und die Übelkeit geben ihr bestes, um sie wieder zurück auf die Couch zu ziehen, aber übergeben wird sie sich wohl nicht nochmal.
Ihr kompletter Mageninhalt liegt schon im Schlafzimmer verteilt.
Das sollte ich besser sauber machen, bevor er kommt
Als sie ins Schlafzimmer tritt und ihr der ekelerregende Gestank entgegenweht, fühlt sie eine weitere Welle der Übelkeit in ihr aufsteigen.
Siri rümpft angewidert die Nase.
Dann klopft es an der Haustür.