하나
@ ma-seokjin
Wann räumst du endlich
das scheiß,vergammelte
Brot weg, Jungkook?
@ morgentau-
Jungkook?
Iseul blickt ungläubig auf die Nachricht in ihrem Messenger.
Wer ist der Absender dieser kuriosen Nachricht? Wer ist Jungkook und was hat es mit dem vergammelten Brot auf sich?
@ ma-seokjin
Das Brot, dass in deinem
Zimmer liegt, du Idiot.
Es stinkt wie sonst was!
Iseul schmerzen die Gliedmaßen von dem anstrengenden Tag. Ihre Beine baumeln lustlos über den Boden und sie dreht die Musik etwas lauter, auch wenn sie weiß, dass es jeden Moment Stress mit ihrer Mutter geben wird.
Aber sie MUSS die Musik so laut drehen, den Bass bis auf den Anschlag aufdrehen, damit sie die Musik fühlt.
Die Schwingungen und das Beben des Basses auf dem Boden.
Ihr Herzschlag, der sich dem Vibrieren des Basses anpasst. Nur so fühlt sie sich lebendig.
Nur so fühlt sie überhaupt etwas, außer ihre müden Knochen, die nach Ferien schreien.
@ morgentau-
Ich glaube du verwechselst
mich da mit jemandem.
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis eine Antwort kommt. Iseul weiß nicht einmal, wieso sie sich die Mühe macht der anonymen Person zu antworten, die im Moment schreckliche Probleme mit einem vergammelten Brot zu haben scheint. Sie könnte sie auch einfach ignorieren oder sogar blockieren, denn es war mehr als offensichtlich, dass mit Jungkook nicht sie gemeint ist.
@ ma-seokjin
Oh, verdammt.
Die Manieren des anderen kommen Iseul verdammt schlecht vor. Nicht einmal eine Entschuldigung?
Sie legt ihr Handy zur Seite, als ihre Mutter das kleine Zimmer betritt und laut seufzt, jedenfalls glaubt Iseul, dass sie das tut. Die gesamte Körperhaltung ihrer Mutter zeigt ihr, dass sie richtig genervt ist. Die Art, wie sie ihre fast schon grauen Haare unordentlich zu einem Dutt hochgebunden hat und ihr vereinzelte, widerspenstige Strähnen in die Stirn fallen, verrät ihr, dass sie wohl gerade am Arbeiten war. Staubsaugen vielleicht, oder generell ein verspäteter Frühjahrsputz, denn jetzt erkennt sie auch die gelben Gummihandschuhe, die ihre Mutter mit einer müden Handbewegung von ihren Händen streift.
'Kannst du nicht die Musik leiser machen?', deutet sie mit ihren Händen und zeigt zur Verstärkung nochmal auf die Boxen. Iseul zieht ein enttäuschtes Gesicht, ehe sie die Musik ausschaltet. Alles in ihr fühlt sich plötzlich so leer an. Müde lehnt sie ihren Kopf an die Wand und beobachtet, wie ihre Mutter die Tür hinter sich schließt und sie allein in der unendlichen Stille zurücklässt.
Ein Blick auf ihr Handy verrät ihr, dass der mysteriöse Fremde ihr nicht mehr geschrieben hat.
Ist es ihm peinlich, dass er der falschen Person geschrieben hat?
Hat er sie wohlmöglich sogar blockiert, jetzt, wo er weiß, dass sie nicht Jungkook ist?
Gerade ist sie dabei ihr Handy frustriert auf die weiche Bettdecke fallen zu lassen, als es in ihrer Hand vibriert.
@ ma-seokjin
Tut mir Leid, die
Nachricht sollte an
einen Freund gehen.
@ morgentau-
Ich weiß.
@ ma-seokjin
Kenne ich dich? Wie
heißt du, Fremde?
Iseuls Finger schweben ganze Sekunden, nein, ganze Minuten über der Handytastatur, aber sie antwortet nicht.
Soll sie dem Fremden ihren Namen verraten? Oder soll sie besser sofort den Kontakt abbrechen? Noch ist es nicht zu spät, sie könnte ihn jederzeit blockieren.
Iseul bringt es einfach nicht über das Herz, den Fremden zu blockieren.
Vielleicht, weil sie ihn interessant findet? Weil sie noch nie mit fremden Leuten ein 'Gespräch' geführt hat?
Aber insbesondere wahrscheinlich, weil er nichts von ihren Problemen weiß, weil er nicht weiß, dass sie weder Hören noch Sprechen kann.
Iseul ist taub-stumm.
@ ma-seokjin
He, bist du noch da?
Soll sie ihm ihren Namen verraten? Was wenn er irgendein Perversling ist?
Tief in ihrem Inneren weiß Iseul, dass sie einsam ist, viel zu einsam.
Sie hat keine Freunde, mit denen sie sich treffen kann, oder denen sie ihre Geheimnisse anvertrauen kann.
Und das liegt nicht daran, dass sie einfach schüchtern und verschreckt ist.
Iseul kann keine Freundschaften schließen oder Bekanntschaften machen, indem sie sich in einen mit Menschen überfüllten Club begibt, denn sie kann keine Konversationen mit den Menschen dort führen.
Und keine Konversation bedeutet kein Austausch und verdammt unangenehme Situationen.
Die einzigen Menschen, mit denen sie sich jemals 'unterhalten' hat, sind ihre Mutter und das kleine, schüchterne Mädchen aus dem Selbsthilfekurs, den sie eine kurze Zeit lang immer regelmäßig besucht hatte.
Sie hieß Hana und stach mit ihren blonden Haaren immer aus der Masse hervor.
Iseul hat sich ein zwei mal mit dem kleinen Mädchen getroffen, denn sie ist die einzige in dem Kurs, die die Gebärdensprache beherrscht, aber sie haben keine gleichen Interessen, was nicht zuletzt daran liegt, dass das kleine Mädchen viel jünger, als Iseul selbst ist.
Vielleicht antwortet sie dem Fremden genau aus diesem Grund, weil sie sonst keine Kontakte hat.
@ morgentau-
Iseul.
@ ma-seokjin
Schöner Name.
Mehr nicht?
Will er ihr seinen Namen etwas nicht verraten?
@ morgentau-
Und wie heißt du?
Iseul klingt so unglaublich neugierig, aber sie kann nichts dagegen unternehmen. Wenn sie schon mit der Person schrieb, wollte sie auch den Namen wissen, auch wenn das ganze dann viel persönlicher wird. Immerhin hat sie ihm auch ihren Namen verraten, ist es da nicht mehr als gerecht, wenn er ihr seinen Namen auch verrät?
Es kommt nichts mehr, keine einzige Nachricht und Iseul fängt an zu glauben, dass sie ihn mit ihrer Neugier verscheucht hat. Vielleicht ist sie einfach nicht dazu geschaffen, Kontakte aufzubauen.
Sie legt ihr Handy auf das dunkelrote Kopfkissen und betritt die Küche, in der ihre Mutter fleißig Obst für einen Obstsalat kleinschnippelt.
Als sie die Schritte von ihrer Tochter hört sieht sie fragend auf.
Iseul fragt sich, wie sich ihre Schritte wohl auf dem Fließenboden anhören. Hört man sie überhaupt?
Sie schüttelt den Kopf und verdrängt den Gedanken in den hintersten Teil ihres Gehirns. Über solche Sachen wird nicht nachgedacht, hat sie sich geschworen.
Mit einer müden Bewegung schnappt sie sich einen Joghurt aus dem viel zu vollen Kühlschrank - ihre Mutter kocht leidenschaftlich gerne - und setzt sich an den Küchentisch, um ihn Löffel für Löffel in sich hineinzuschaufeln.
'Alles in Ordnung?', ihre Mutter sieht sie besorgt an. Iseul nickt heftig mit dem Kopf, um sie nicht zu beunruhigen.
Jetzt, wo sie mit dem Fremden geschrieben hat, merkt sie, wie einsam sie wirklich ist.
Vielleicht sollte sie ihm später nochmal schreiben.
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[1036 Wörter]
Hey,
das ist das erste Kapitel meiner kleinen Kurzgeschichte.
Es würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung dalassen würdet. :)
- Annika.
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