열둘
Iseul
@ morgentau-
Lass mich in Ruhe.
@ ma-seokjin
Iseul!
@ ma-seokjin
Was ist los?
@ morgentau-
Was zur Hölle, hast du an
'Lass mich in Ruhe' nicht
verstanden?
@ ma-seokjin
Iseul, es tut mir Leid.
@ morgentau-
Mmh.
@ ma-seokjin
Es hat Gründe.
@ morgentau-
Gründe, die du mir
nicht verraten kannst?
@ ma-seokjin
Ja.
@ morgentau-
Vergiss es es einfach.
Lass mich in Ruhe.
@ ma-seokjin
Iseul...
Iseul wirft ihr Handy mit grimmiger Miene zurück in ihre Tasche, die sie dann schließt.
Was sind das für Gründe, die er ihr nicht verraten kann?
Hat er überhaupt Gründe oder macht er sich nur über sie lustig?
Ihre Füße finden ihren Weg alleine und sie starrt überrascht die riesige und etwas ältere Hausfassade nach oben.
Iseul hat nicht damit gerechnet, noch einmal einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen.
Sie ist zu dem Gebäude gelaufen, in dem der Selbsthilfekurs stattfindet, und das obwohl sie eigentlich nicht wollte.
Wieso ist sie ausgerechnet hierher gelaufen?
Innerlich verdammt sie ihre verfluchten Füße dafür, sie hierher getragen zu haben.
Ist das ein Zeichen ihres Unterbewusstseins?
Hat ihre Mutter vielleicht doch Recht und Iseul braucht den Kurs, die Kontakte?
Unsicher mustert sie die heruntergekommene Haustür und das Klingelschild, das schon etwas verblichen ist und nach Erneuerung schreit.
Sollte sie es noch einmal versuchen?
Ein letztes Mal?
Jeder hat eine zweite Chance verdient, wieso sollte sie dem Kurs nicht auch eine geben?
Sie muss ja nicht lange bleiben. Iseul kann gehen, sobald sie keine Lust mehr hat.
Aber andererseits nagt der Gedanke an ihr, dass sie dadurch ihre Schwäche beweißt.
Sie zeigt aller Welt, aber vorallem sich selbst, dass sie ein Problem hat, das sie nicht selbstständig bewerkstelligen kann.
Zieht sie dieser Gedanke nicht nur noch mehr herunter? Hat dieser Kurs dann überhaupt einen Sinn?
Noch bevor sie sich weiter darüber den Kopf zerbrechen kann, landet eine federleichte und dürre Hand auf ihrer Schulter und drückt sanft zu.
Iseul muss sich nicht herumdrehen, um zu wissen, dass es die Leiterin des Kurses ist.
Dennoch tut sie es und starrt überrascht in das Gesicht, dass sich in der letzten Zeit so sehr verändert zu haben scheint.
Die Wangen der Kursleiterin sind etwas eingefallen und ihre Haare um einiges ergraut. Die Brille die sie trägt, ist schwarz und klobig und lässt ihr dünnes Gesicht zerbrechlich und farblos wirken.
'Iseul. Schön dich zu sehen.', gebärdet sie und auf ihrem Gesicht breitet sich ein schwaches Lächeln aus, dass ihre Augen nicht erreicht.
Iseul muss schlucken, bevor sie unsicher nickt.
Sie sollte gehen solange es noch geht.
Die Leiterin scheint jedoch andere Absichten zu haben. Sie schiebt Iseul sanft aber bestimmt in Richtung der Tür und manövriert sie geschickt in den Raum, den Iseul über alles hasst.
Weiße Wände, grellgelbe Vorhänge, grauer Boden.
Der Raum hat sich kein bisschen verändert, seit sie das letzte Mal hier war.
Vielleicht sollte sie das beruhigen, aber Iseul fühlt sich unbehaglich.
'Du warst echt lange nicht mehr hier. Wie geht es dir?', die Leiterin wendet ihren Blick nur kurz zu ihr. Als sie Iseuls unschlüssige Miene erkennt, schiebt sie ihr einen Stuhl hin und zeigt mit ihrer knochigen Hand darauf.
Iseul lässt sich schnell darauf nieder, bevor ihre Füße sich wieder selbstständig machen und sie den Raum fluchtartig verlassen kann.
'Es geht.', entgegnet sie, aber sie ist sich sicher, dass die Leiterin bereits an ihren Handbewegungen erkennen kann, dass sie erschöpft ist.
Die Leiterin legt den Kopf schief, als die Tür sich ein weiteres Mal öffnet und Hana den Raum betritt.
Das junge Mädchen verharrt einige Sekunden regungslos an der Tür und starrt ihre ältere Freundin verwirrt an.
Auf dem Gesicht der Leiterin bildet sich ein breiteres Lächeln und dieses Mal funkeln sogar ihre Augen ein wenig, was sie lebendiger wirken lässt.
'Iseul!', Hana lässt sich neben ihr auf einem der Plastikstühle nieder und sieht sie mit einem erleichterten und fröhlichen Blick an.
Hat sich Hana genauso viel Sorgen gemacht, wie ihre Mutter?
Ist sie wirklich so schwach, so durchschaubar?
'Hallo, Hana.', Iseul schenkt dem blonden Mädchen ein kleines, aber ehrliches Lächeln.
Vielleicht braucht sie wirklich mehr soziale Kontakte. Sie sollte sich wirklich zusammenreißen, immerhin möchte ihr ja niemand etwas Böses.
Obwohl Iseul sich zunächst so sehr gegen den Kurs gewehrt hat, tun ihr die Abwechslung und die neuen Kontakte gut.
Sie fühlt sich erleichtert, als wäre ihr eine schwere Last von den Schultern gefallen.
Hanas dünner Finger bohrt sich in ihre Seite und Iseul wendet ihre Aufmerksamkeit auf ihre kleine Freundin.
'Was ist los?', fragt sie und Hana streicht sich eine ihrer hellblonden Strähnen hinter das rechte Ohr.
'Du weißt doch, dass ich Fan von dieser Band bin. BTS.', beginnt sie und ihre Handbewegungen werden kürzer und hektischer vor Aufregung.
Iseul nickt leicht mit dem Kopf. Sie kann sich daran erinnern, dass das kleine Mädchen Fan dieser Band ist.
'Sie fliegen morgen wieder nach Korea. Ich möchte sie unbedingt sehen, Iseul. Nur kurz. Meine Mum würde mir nicht erlauben, alleine loszuziehen. Geh mit, bitte.", die Augen des Mädchens funkeln vor Vorfreude und geballter Hoffnung und Iseul kann nicht anders als zu nicken.
Sie hasst menschenüberfüllte Plätze zwar, aber wenn sie ihrer kleinen Freundin damit einen unvergesslichen Tag bereiten kann, ist es ihr das wert.
'Aber nicht allzu lange.', gebärdet sie und das Lächeln auf Hanas Gesicht wird größer.
Iseul begleitet ihre Freundin nach Hause. Das Mädchen freut sich so auf den nächsten Tag, dass sie wild in Iseuls Richtung gestikuliert und Iseul Schwierigkeiten hat, ihrer plötzlich so gesprächigen Freundin zu folgen.
'Wir sehen uns morgen?', fragt Hana noch einmal vorsichtshalber vor der Haustür und sieht mit einem seligen Lächeln zu ihr hoch, was Iseul ein breites Grinsen hervorlockt.
'Ja. Morgen.', entgegnet sie und drückt Hana kurz an sich, die danach, vor Freude strahlend, die Haustür aufreißt und dahinter verschwindet.
Sie würde kurz mit Hana vorbeischauen, was sollte das schon schaden?
Iseul würde ein wenig an die frische Luft kommen und mal etwas anderes sehen, als ihr eigenes Zimmer.
Gut gelaunt begibt sie sich auf den Weg zu ihrem eigenen Zuhause.
Der Ausflug morgen und die damit verbundene Abwechslung wird ihr und Hana guttun.
•••
[ 1015 Wörter ]
A/N: Hey. Ich habe die nächsten 2 Wochen Praktikum, deshalb seid darauf gefasst, dass vielleicht keine Updates kommen werden. :)
-Annika.
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