다섯
@ ma-seokjin
Hab' ich etwas
Falsches gesagt?
@ ma-seokjin
Bist du sauer?
@ morgentau-
Nein. Mir geht es
nur einfach nicht so
gut.
@ ma-seokjin
Und du willst
wirklich nicht darüber
reden?
@ morgentau-
Es geht mir
bereits besser,
also nein.
Das ist eine der größten Lügen, die sie ihm bisher aufgetischt hatte. Abgesehen davon, dass sie ihm nicht erzählt hatte, dass sie taub-stumm ist.
Aber sie hatte ihn ja nicht angelogen, sondern es ihm schlicht und einfach nicht erzählt, und das war doch um einiges besser, oder?
Iseul kann nicht sagen, dass dies ihr Gewissen beruhigt, im Gegenteil, es plagt sie bereits einige Zeit, aber was sollte sie tun?
@ ma-seokjin
Okay. Ich glaube dir
jetzt einfach. Hast du
gut geschlafen?
@ morgentau-
Ja. Und du?
Die zweite Lüge, die sie ihm heute auftischt.
In Wirklichkeit war sie mindestens drei Mal in der Nacht wach geworden und einige Schritte in ihrem kleinen Zimmer gelaufen, bevor sie sich wieder auf ihr bequemes Bett geworfen hatte.
Heute Morgen waren ihre Augen von den vielen Tränen so verklebt, dass sie Mühe hatte, sie überhaupt zu öffnen.
Iseul hat sich in diesem Chat mit Seokjin eine andere Identität angeschafft. Eine Identität, in der sie weder taub-stumm ist, noch eine totale Außenseiterin.
@ ma-seokjin
Ich hatte gestern einen
anstrengenden Tag.
Ich habe geschlafen, wie
ein Stein.
@ morgentau-
Hattest du viel Arbeit?
@ ma-seokjin
Wie man es sieht.
Ich habe mir mein Hobby
zum Beruf gemacht und es
gibt wirklich nichts, was ich
lieber machen würde.
Wirklich.
Aber manchmal wächst mir
der ganze Trubel vielleicht
ein wenig über den Kopf
hinaus.
@ morgentau-
Ich wünschte, ich
könnte mein Hobby
ebenfalls zu meinem Beruf
machen. Das ist wirklich
erstrebenswert!
@ ma-seokjin
Du schaffst das,
Fighting!
Iseul schmunzelt leicht.
Es tut gut, sich mit jemandem zu unterhalten und um ehrlich zu sein, wird ihr Seokjin immer sympathischer.
Sie kann nicht verleugnen, dass sie sich gut mit ihm versteht und sie ständig das Bedürfnis hat, sich im mitzuteilen.
Ihr Herz macht immer einen kleinen Sprung, wenn ihr Handydisplay aufleuchtet und eine neue Nachricht von ihm ankündigt.
Natürlich ist ihr aufgefallen, dass Seokjin sich bezüglich den Informationen, die er ihr über sich erzählt, etwas zurückhält, aber sie kann es ihm auch nicht verübeln.
Auch wenn sie furchtbar neugierig ist.
@ morgentau-
Danke. Das macht
mir Mut.
@ ma-seokjin
Nichts zu Danken.
Auch wenn das Gespräch zwischen Seokjin und ihr im Moment ziemlich unproblematisch ist, spürt sie trotzdem ein unsicheres Gefühl, dass sie einfach nicht loslassen möchte.
Wäre Seokjin enttäuscht, wenn er herausfände, dass sie gar nicht so ist, wie er sie sich vorstellt?
Iseul an seiner Stelle, wäre furchtbar enttäuscht. Aber sie kann sich einfach nicht dazu aufrappeln, es ihm zu erzählen. Stattdessen steht sie auf und schleppt ihren müden Körper nach unten in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen.
Mit Leichtigkeit füllt sie Wasser in das Glas und nimmt einen großen Schluck, der ihr aber nicht dabei hilft, dass unangenehme Gefühl wegzuspülen, wie sie es insgeheim vielleicht doch gehofft hatte.
Es ist noch früh, der Tag hat gerade erst begonnen, aber Iseul fühlt sich furchtbar einsam und verspürt das erdrückende Gefühl von Langeweile und das, obwohl sie gerade erst aufgestanden ist.
Hana macht sich jetzt bestimmt auf den Weg zu ihrem Zeichenkurs, also fällt diese Option aus.
Ein bisschen fühlt sie sich schlecht, weil sie das Gefühl hat, das kleine Mädchen nur auszunutzen.
Iseul trifft sich nur mit Hana, wenn sie Langeweile verspürt und auch dann ist Hana nur die zweite Wahl.
Erschrocken stellt sie fest, dass sie eine furchtbare Freundin ist, wenn man das zwischen ihr und Hana überhaupt Freundschaft nennen konnte.
@ morgentau-
Ich gehe jetzt
ein wenig frische
Luft schnappen.
@ ma-seokjin
Viel Spaß. Es dauert
wohl noch ein wenig,
bis ich selbst kurz an
die frische Luft kann.
@ morgentau-
Danke. Überarbeite
dich nicht, Seokjin.
Iseul meint es Ernst. Sie möchte nicht, dass sich der Junge überarbeitet. Ihr Wissen über ihn und seinen Beruf ist ziemlich beschränkt, aber es hört sich an, als wären seine Tage lang und anstrengend.
@ ma-seokjin
Ich versuche es.
@ morgentau-
Das hoffe ich doch.
Auf Iseuls Gesicht bildet sich ein zufriedenes Lächeln, als sie ihr Handy in ihre Jeanstasche steckt und nach ihrer Jacke greift, um sie sich überzuziehen.
Zu dieser Uhrzeit ist es draußen noch ziemlich frisch und Iseul möchte sich auf keinen Fall erkälten.
Der Weg zu der Bushaltestelle in die Innenstadt ist nicht sonderlich weit und sie muss auch nicht allzu lange warten, bis der Bus vor ihr hält und sie einsteigen kann.
Iseul reicht dem Busfahrer das Geld und nickt ihm freundlich lächelnd zu, so wie sie das immer tut, wenn sie mit dem Bus in die Innenstadt fährt.
Manche alltägliche Dinge funktionieren auch, ohne dass sie sonderlich eingeschränkt ist.
Viele Menschen halten sie vielleicht einfach nur für schüchtern, oder schlichtweg abwesend.
Aber irgendetwas verrät Iseul, dass der Busfahrer mittlerweile Bescheid weiß, oder zumindest Verdacht schöpft.
Der Busfahrer nickt ihr mit einem breiten Grinsen zu und entblößt dabei seine, nicht wirklich geraden, Zähne.
Iseul setzt sich lächelnd auf den erstbesten freien Sitz und wendet ihren Blick nach draußen, durch das etwas schmutzige Busfenster.
Häuserreihen ziehen an ihr vorbei und Iseul merkt erst jetzt, wie müde sie eigentlich wirklich ist. Dabei hatte sie heute doch noch gar nichts getan?
Sie schafft es gerade noch so gegen den Drang, ihre Augen zu schließen, anzukämpfen. Wenn sie hier einschlief, wäre sie geliefert. Wer würde sie wecken? Würde sie überhaupt reagieren? Vermutlich nicht.
Als der Bus zum Stehen kommt, schnappt sie sich schnell ihre Tasche und verlässt ihn zügig, aber nicht ohne dem Busfahrer zum Abschied noch einmal zuzunicken. Ihr geheimes Ritual.
Ihre Füße tragen sie wie von allein in die überfüllte Einkaufsstraße und Iseul atmet einmal tief die Luft um sich herum ein.
Hier riecht es nach jeder Menge Trubel, nach Freude und nach Abenteuer.
Die vielen verschiedenen Menschen, die an ihr vorbeihuschen.
Sie tragen bunte Designerklamotten oder teure Anzüge. An einer Ecke sitzt ein Bettler, der seinem flauschigen Freund beruhigend über das Fell streichelt.
Iseul stellt sich gerne in die Innenstadt, um die fremden Menschen zu beobachten und sich für jeden von ihnen eine kleine Geschichte auszudenken.
Vielleicht hilft ihr das, für einen Moment nicht an ihre Beeinträchtigung zu denken.
•••
[ 1041 Wörter ]
Gosh. Es tut mir so Leid, dass ich so langsam im Updaten bin.
Ich hoffe ihr verzeiht mir.
Ich versuche die Geschichte so realistisch, wie nur möglich zu halten. Weist mich gerne darauf hin, wenn euch etwas unrealistisch oder komisch erscheint!
- Annika.
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