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Sophia

Ich nippte an meinem dritten Cocktail. Der süße Ananasgeschmack wurde von einem komischen Geschmack wie von Eisen überdeckt. Als hätte jemand Metallspäne dazu gemischt.

Seit einer geschlagenen halben Stunde wartete ich nun schon auf Cheyenne und Chantal und meine Stimmung wurde mit jeder Sekunde düsterer.

Sprunghaft stand ich auf und lief zur Bar hinüber. Dabei wankte ich leicht hin und her. Der Alkohol war mir bereits zu Kopf gestiegen und machte alles leichter und mich mutiger. Ich würde nicht länger warten und wollte Antworten.

Der Typ mit den gruseligen Tattoos am Kopf hatte mir den Rücken zugekehrt und ich räusperte mich, um die Musik im Hintergrund zu übertönen. Er drehte sich zu mir um und hob fragend eine Augenbraue.

»Wo hat dieser Kerl meine beiden Freundinnen hingebracht?«, fragte ich ihn und war froh, dass meine Stimme nicht zitterte.

Ein fieses Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus und er kam einen Schritt auf mich zu. Zum Glück trennte uns die Theke voneinander. Denn mein angetrunkener Mut schmolz mit einem Mal wie Eiswürfel in der Wüste und ich zog leicht den Kopf ein.

»Sie sind hinten bei Jeremias und verbringen mit Sicherheit gerade die beste Nacht ihres Lebens.« Er lachte kurz auf und drehte mir dann wieder den Rücken zu.

Ich straffte meine Schultern und musterte sein Kreuz. Aus ihm würde ich sicher nichts herausbekommen, also entschied ich, sie selbst zu suchen.

Entschlossen wandte ich mich nach links und lief den Tresen entlang zu der Tür, in der Sissi - wie ich das Duo liebevoll nannte – und dieser Schmierklumpen verschwunden waren.

Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und plötzlich stand der Barkeeper vor mir. Erschrocken kreischte ich auf, ich hatte ihn nicht kommen sehen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich riss vor Angst die Augen auf.

Seine Kiefermuskeln mahlten und ich hätte schwören können, dass sich die tätowierte Schlange bewegte, die sich von seiner linken Schläfe bis zum Hinterkopf erstreckte. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein und der Alkohol war schuld. Wer trank auch ohne Frühstück und Mittagessen einen Cocktail? Ich verfluchte meinen neuen Diätversuch im Stillen. Mein Magen knurrte schon den halben Tag und der Alkohol ging mir direkt ins Blut. Besonders schlau war das von mir nicht gewesen.

»Lass mich durch«, sagte ich so laut, wie ich konnte. Doch meine Stimme blieb mir im Hals stecken und nur ein Krächzen kam heraus.

Der Typ grinste mich schief an, beugte sich zu mir runter und flüsterte: »Sonst was?«

Das gab mir den Rest und ich schluckte schwer. Ich hatte es doch vorher gewusst, dass es eine dumme Idee war, sich mit diesem Kerl zu treffen. Und dann noch in so einer heruntergekommen Bar. Warum hatte ich bloß zugesagt? Achja, weil ich meine Freundinnen vor einem großen Fehler bewahren wollte, den sie dann doch begangen hatten – sich auf Jeremias einzulassen. Und nun stand ich hier und konnte ihnen nicht helfen.

»Sonst rufe ich die Polizei«, stotterte ich, doch meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

Der Barkeeper lachte gehässig und richtete sich wieder gerade auf. »Versuch es ruhig.«

Seine Selbstsicherheit bescherte mir eine Gänsehaut und die Haare in meinem Nacken stellten sich auf. Kleinlaut wandte ich mich ab und kehrte zu meinem Platz zurück. Diesen Kampf hatte er vielleicht gewonnen, aber mein Geist war noch lange nicht gebrochen.

Ich warf einen Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk. Es war bereits fünf Uhr am Nachmittag. Ich sollte langsam nach Hause gehen, wenn ich die Kekse für die Arbeit noch machen wollte. Wieso hatte ich auch zugestimmt, unserer Chefin Schokocookies zu backen? Ich mochte Brittany nicht einmal. Aber Jenny und Adrian hatten mich mit ihrem Hundeblick weichgekocht und mir Honig ums Maul geschmiert.

»Du bist die beste Bäckerin von uns.«

»Keiner kann Schokokekse so gut wie du.«

Mir war bewusst, dass sie mich einwickelten, damit ich die ganze Arbeit erledigte und sie sich zurücklehnen konnten. Aber ich war in diesem Moment so geschmeichelt gewesen, dass ich nicht anders gekonnt hatte, als zuzusagen. Daher hätte ich wohl den restlichen Tag damit zu tun, meine berühmten Triple Chocolate Cookies mit Zimt zu backen.

Unruhig wippte ich mit dem Fuß. Sie waren schon verdammt lange weg. Wie lange konnte ein Dreier denn dauern? War ihnen vielleicht etwas passiert? Sollte ich doch besser die Polizei rufen?

Ich schielte zu dem Schlangentypen hinüber und unsere Blicke trafen sich. Eis rann mir den Nacken hinab und ich sah schnell wieder weg. Wie war es möglich, so viel Hass und Kälte mit seinen Augen auszustrahlen?

»Verfluchter Mist«, murmelte ich. Warum musste mir das immer passieren? Aus welchem Grund rannten Chanty und Yenni irgendeinem dahergelaufenem Schwanz mit zu viel Geld und gutem Aussehen hinterher? Sie lagen diesen Kerlen wie winselnde Welpen zu Füßen, dabei hätten sie jeden haben können. Sie sahen so verdammt gut aus, hatten lange Beine, blonde Haare und ein hübsches Gesicht. Trotzdem träumten sie davon, einen Millionär zu treffen, zu heiraten und nie wieder arbeiten zu müssen. Oder berühmt zu werden. Das war Plan B. Dazu war ihnen leider jedes Mittel recht. Ich hatte es daher schon lange aufgegeben, auf sie einzureden und an ihre Vernunft zu appellieren. Dieser Wunsch nach Luxus und Reichtum hat sich so sehr in ihr Gehirn gebrannt, das gesunder Menschenverstand keinen Platz mehr fand.

Das schlechte Gewissen nagte an mir. Sorge fraß sich wie Säure durch meine Brust und verätzte mein Herz. Ich sollte es noch einmal versuchen. Irgendwie müsste es mir doch möglich sein, sie da rauszuholen.

Entschlossen stellte ich das nun leere Cocktailglas auf den Tisch und erhob mich. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Hinterzimmer und Erleichterung durchflutete mich. Ich erkannte Cheyenne und Chantal sofort und eilte zu ihnen. Dieser reiche Möchtegernmillionär hielt die beiden im Arm, schleifte sie regelrecht hinter sich her. Ich stutzte.

»Was hast du mit ihnen gemacht?«, fuhr ich ihn an, sprang los und war mit drei kräftigen Schritten bei ihm. Cheyenne und Chantal hingen wie zwei Puppen in seinen Armen und rührten sich nicht. Sie waren blass, konnten sich kaum aufrecht halten.

»Sie haben das gute Zeug wohl nicht vertragen«, witzelte dieser Arsch, lachte dabei und überreichte mir Chantal. Ihr Gewicht traf auf mich und ich stolperte einen Schritt zurück.

Meine Freundin war nicht schwer, ganz im Gegenteil, sie war viel zu dünn. Aber ich war nicht sonderlich groß und besaß kaum Kraft in den Armen, daher hatte ich selbst mit ihrem Fliegengewicht zu kämpfen.

»Sind wir schon zu Hause?«, nuschelte sie an meiner Schulter, ihre Stimme nur ein Flüstern.

»Gleich, wir fahren gleich«, erklärte ich ihr und strich über ihren Rücken. Mein schlechtes Gewissen meldete sich wieder und ich bereute es, nicht mehr getan zu haben. Dieser Arsch hatte ihr irgendetwas verabreicht, das sie vollkommen ausgeknockt hatte. Vielleicht K.O-Tropfen?

»Was hast du ihr gegeben?«, fauchte ich diesen Schnösel an. Böse starrte ich zu ihm auf. Es brodelte in mir, Wut kochte hoch.

Er hob ergeben eine Hand und reichte mir nun auch Cheyenne. Ich ächzte unter ihrem Gewicht, konnte mich selbst noch kaum auf den Beinen halten.

»Kann ich doch nichts dafür, dass sie nichts abkönnen. Hätten sie es eben nicht nehmen sollen.«

»Arschloch!«, beschimpfte ich ihn, doch er grinste nur noch breiter. Hätte ich nicht beide Hände voll zu tun gehabt, hätte ich ihm eine verpasst. Dieser Kerl machte mir weniger Angst als der Barkeeper.

Jeremias, oder wie der Wichser auch immer hieß, beugte sich zu mir hinunter und ich roch abgestanden Rauch.

»Nimm deine beiden Freundinnen und verschwindet von hier! Du willst keinen Stress mit mir, glaub mir, Dickerchen.«

Dickerchen? Hatte er gerade ernsthaft Dickerchen zu mir gesagt?

Wie ein Vulkan brach der Ärger aus mir raus. Ich schnappte nach Luft und verengte die Augen.

»Jetzt hör mir mal ganz genau zu, Arschloch! Ich besitze vielleicht mehr Körperfett als du, aber dafür habe ich wenigstens nicht mein Gehirn gegen Anabolika getauscht! Ich würde also lieber still sein oder soll ich dich und den Laden wegen Körperverletzung verklagen?«

Stille.

Jeremias verengte seinerseits die Augen, sein Kiefer malte. Dann richtete er sich wieder auf, legte eine belustigte Maske auf und zuckte mit den Schultern.

»Versuch es doch, Dickerchen. Du wirst schon sehen, wohin das führt. Und nun Abmarsch!« Er hob seinen Arm und deutete auf den Ausgang.

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu erwidern, wurde aber kurzerhand von Jeremias und zwei weiteren Muskelprotzen, die aus dem Nichts aufgetaucht waren, aus dem Club geworfen. Lautstark protestierte und wehrte ich mich gegen die rauen Hände. Doch es nützte nichts.

Plötzlich stand ich draußen, balancierte Sissi auf meinen Armen und die Tür schlug laut hinter uns zu. Noch immer kochte es in meinen Adern und ich brüllte: »Wichser!«

»Na, na, na. So etwas sagt doch eine junge Dame wie du nicht«, tadelte mich der bullige Türsteher. Entgeistert starrte ich in sein rundliches Gesicht. Diese Situation war mir mehr als suspekt.

Drei junge Frauen waren gerade hochkant von Schlägertypen auf die Straße gesetzt worden, zweien davon ging es offensichtlich schlecht und das Einzige, was der Türsteher zu sagen hatte, war ein Tadel gegen mich auszusprechen? In welchen Film war ich denn hier hineingeraten?

»Leck mich, Arschloch!«, spie ich ihm entgegen und packte meine Freundinnen um die Taille.

»Wann?« Der Typ hob herausfordernd eine Augenbraue und ich schnaubte.

»Träum weiter.« Ohne sein hämisches Lachen weiter zu beachten, kämpfte ich mich mit Sissi die Gasse entlang Richtung Hauptstraße. Dort rief ich uns ein Taxi und hievte das Duo hinein. Ich war froh, dieses Loch hinter mir zu lassen. Ich würde niemals wieder dorthin zurückkehren, das stand fest.

Erschöpft ließ ich mich auf dem Beifahrersitz nieder und nannte die Adresse von Sissi. Ich wollte hier nur noch weg.

»Harten Tag gehabt?«, fragte mich der Taxifahrer.

Ich linste zu ihm hinüber. Er hatte wohl indische Wurzeln, sprach aber akzentfrei.

»So kann man es wohl sagen«, erwiderte ich und warf noch schnell einen Blick auf seinen Ausweis, der vor mir am Armaturenbrett befestigt war. Darauf grinste mich ein jungenhafter Mann mit braunen Locken und einem graukarierten Hemd an. Darunter stand ein Name – Adam Prasad. Er wirkte nett und ungefährlich. Ich entspannte mich etwas und atmete tief durch.

»Was ist mit deinen Freundinnen?«, fragte er weiter.

»Die haben von irgendeinem Arsch Drogen verabreicht bekommen«, brummte ich missmutig.

»Oh.« Adam warf einen Blick in den Rückspiegel und musterte Sissi. »Sind sie okay?«

Ich drehte mich zu ihnen um. Chantal hatte den Kopf an Cheyennes Schulter gelegt und schnarchte hörbar. Chantal schmatzte gerade und rutschte tiefer in den Sitz.

»Ich schätze schon.« Aber sicher war ich mir nicht. Ich setzte mich wieder gerade hin und starrte nach draußen. Es war bereits dunkel geworden und die Stadt hell erleuchtet. Ampeln und Werbeplakate, auf denen unglaublich attraktive Menschen zu sehen waren, zogen an mir vorbei und ich dämmerte leicht weg. Kein Essen und drei Cocktails forderten ihren Tribut.

Zwanzig Minuten später hielt der Wagen und ich schreckte aus dem Schlaf. Vor mir baute sich ein mir bekanntes Wohnhaus auf und ich stieg aus. Gemeinsam mit Adam schleppte ich die benommenen Blondinen in ihr Appartement und legte jede in ihr Bett. Ich positionierte beide in die stabile Seitenlage und stellte einen Eimer an jedes Bett. Unschlüssig stand ich im Flur und sah zwischen den Zimmern hin und her.

»Was ist los?«, fragte Adam, der schon in der Tür stand.

»Ich kann doch nicht einfach gehen«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm. Ich konnte hören, wie er neben mich trat.

»Dann bleib.«

»Kann ich nicht, ich muss noch Kekse backen.« Ich sah zu ihm auf und er erwiderte verwirrt meinen Blick. Seine Augen waren so dunkelbraun, dass sie fast schwarz wirkten.

»Meine Chefin hat morgen Geburtstag und ich habe die Aufgabe, meine Spezialität zu backen.«

Erkenntnis schlich sich auf Adams ockerfarbenes Gesicht.

»Ruf doch jemanden an und frag, ob derjenige auf sie aufpassen kann.«

Ich warf einen Blick auf mein Handy. Hatte ich so jemanden in meinen Kontakten? Nicht dass ich wüsste.

»Oder back sie hier«, fügte Adam hinzu.

Ich sah wieder zu ihm auf. »Aber ich habe die ganzen Zutaten nicht da«, stöhnte ich und verzog das Gesicht. Ich fuhr mir nervös über die Haare, straffte meinen Pferdeschwanz.

»Wenn du willst, kann ich warten, damit du einkaufen gehen kannst. Hier um die Ecke müsste ein Supermarkt sein.«

Mein Blick huschte zu ihm hinüber. Abschätzend sah ich ihn an. Er schien in meinem Alter zu sein, vielleicht ein Jahr jünger. Seine Lippen waren zu einem breiten Grinsen verzogen und seine Augen leuchteten freundlich. Er machte einen wirklich vertrauenswürdigen Eindruck.

»Das würdest du tun?«, fragte ich ihn freudig überrascht.

Adam sah auf seine Uhr und zuckte mit den Schultern. »Klar, ich hab jetzt Pause.«

Bevor er es sich anders überlegen konnte, stürzte ich mich auf ihn, stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm unbeholfen einen Kuss auf die Wange.

»Danke dir! Ich bin so schnell wie möglich zurück«, rief ich über meine Schulter und flog bereits die Treppe hinunter. Zwar war mir etwas unwohl dabei, meine beiden Freundinnen mit einem Fremden allein zu lassen. Aber Adam kam mir wie ein aufrichtiger Mensch vor. Lieber ließ ich sie mit ihm allein als mit Jeremias.

Schnaufend trug ich die zwei sauschweren Tüten in den vierten Stock hinauf. Mir war leicht schwindelig und kleine Sterne tanzten vor meinen Augen. Sicher rührte mein Zustand von meinem leeren Magen und nur dem langsam abklingenden Alkoholpegel. Oben hämmerte ich an die Tür und Adam öffnete mir mit einem panischen Ausdruck in den Augen.

»Da bist du ja endlich«, rief er und nahm mir direkt eine der Tüten ab. »Ich dachte schon, du lässt mich einfach hier zurück.« Er schien es eilig zu haben und lief in die Küche hinüber.

»Ja, sorry. Ich musste noch Karamellsirup besorgen, den hatten sie in diesem kleinen Laden nicht«, entschuldigte ich mich, schloss die Tür und folgte ihm. Ich stellte meine Tüte neben die von Adam und atmetet erleichtert auf.

»Du, ich muss los«, erklärte mir Adam.

»Oh, ja, natürlich. Wie viel macht das?«, fragte ich ihn und fischte mein Portemonnaie aus der Umhängetasche.

»Fünfunddreißig Dollar«, erwiderte er.

Ich drückte ihm fünfzig in die Hand. »Für deine Hilfe. Danke dir.« Ich lächelte ihn an, er lächelte zurück.

»Cool, danke.« Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Küche. Ich wühlte bereits in meinen Einkaufstüten herum und kramte alles hervor. In meinem Kopf ging ich das Rezept durch, listete alle Zutaten und Mengen auf, die ich brauchte.

Da sprach mich Adam noch einmal an. »Bitte entschuldige, aber ...« Ich drehte mich zu ihm um. »... kann ich deine Nummer haben?«

Mein Herz verkrampfte sich, meine Kehle wurde trocken und ich schluckte. Schweiß brach mir aus und mir wurde schlecht. Erinnerungen kamen in mir hoch, Wellen brachen über mir zusammen und das Wasser zog mich hinab in einen tiefen Strudel.

»I-ich weiß nicht, Adam«, stotterte ich, knetete nervös meine Hände. »Die gebe ich nur ungern raus.« Ich fühlte mich, als würde mich das Meer wieder ausspucken. Als wäre ich ein Fisch auf dem Trockenen, zappelnd, panisch.

»Oh, das verstehe ich.« Beschämt wischte er sich die Hände an der beigen Hose ab. »Verrätst du mir dann wenigstens deinen Namen?«

Ich stieß angespannt die Luft aus und zwang mich zu einem Lächeln. Dann trat ich einen Schritt auf ihn zu und reichte ihm meine Hand. »Tut mir leid, ich habe mich ja gar nicht vorgestellt. Ich bin Sophia. Aber nenn mich gerne Phi.«

Seine Mundwinkel hoben sich, er ergriff meine Hand und erwiderte. »Schön dich kennenzulernen. Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder.« Wir lösten unsere Hände und traten jeweils einen Schritt zurück.

Plötzlich kam es mir vor, als würden uns Welten trennen. Er der offene Taxifahrer, ich die verkorkste Bäckerin. »Bestimmt. New York City ist ja nicht so groß.«

Das entlockte Adam ein Grinsen. Er winkte unbeholfen und verschwand aus der Wohnung.

Als er die Tür hinter sich zugezogen hatte, drehte ich mich wieder um und sortierte meine Gedanken. Heute Abend war einiges passiert, das ich erst einmal verdauen musste. Zum Glück konnte ich beim Backen immer super abschalten und entspannen.

Ich war etwas traurig, nicht in meiner Küche zu stehen. Sie war gut ausgestattet und hatte allerlei großartigen Schnickschnack. Die Küche von Sissi war dahingegen alt und klein. Aber es sollte reichen.

Nach und nach kramte ich die Zutaten aus den Tüten hervor und stellte sie auf die Kochinsel. Ein halbes Dutzend Eier, unterschiedliche Sorten Schokolade, Nüsse, Milch, Mehl und Zucker. Natürlich hatte ich noch Zimt und meine Geheimzutat gekauft, eine frische Orange.

Auf der Suche nach einer Schüssel und Backutensilien durchforstete ich die Küche. Dabei drehte sich der Raum leicht um mich und immer, wenn ich mich wieder aufrichtete, war mir schwindelig. Einmal setzte ich mich kurz auf einen Stuhl und trank einen Apfelsaft. Danach ging es mir besser und wenig später hatte ich alles zusammengesammelt. Die Kochinsel war nun vollgestellt mit Schüsseln, Löffeln, Backblechen und mehr.

Ich hatte leichte Anfangsschwierigkeiten und schnell breitete sich ein feiner, weißer Nebel in der Luft aus. Das Rührgerät entwickelte regelmäßig ein Eigenleben und verwandelte die Küche in eine Schneelandschaft. Doch irgendwie schaffte ich es, einen halbwegs guten Teig hinzubekommen und Kekse zu formen.

Ab und an naschte ich etwas von der rohen Masse und mein Magen dankte es mir mit einem hungrigen Knurren. Ich entschied, nachher etwas Anständiges zu essen, damit ich keine Bauchschmerzen bekam.

Als der Teig im Ofen backte, sah ich nach meinen Freundinnen. Chantal und Cheyenne atmeten beide, hatten sich aber keinen Zentimeter bewegt, seit ich sie ins Bett gebracht hatte. Ein Seufzen entfuhr mir. Das schlechte Gewissen meldete sich erneut und ich fühlte mich schrecklich. Ich hätte eindringlicher auf sie einreden, sie davon abhalten sollen, sich mit Jeremias zu treffen. Es war meine Schuld, dass es ihnen nun so schlecht ging. Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen.

In meinem Kopf überlegte ich bereits, wo ich heute schlafen würde. Denn es kam nicht in Frage, dass ich nach Hause fuhr, bevor sie aufwachten. Ich sah es schon kommen, dass ich hier übernachtete und dann morgen mit denselben Klamotten vom Vortag auf der Arbeit erschien. Ich konnte mir schon jetzt die belustigten Blicke meiner Kollegen vorstellen. Mal ganz davon abgesehen, was meine Chefin von mir denken würde.

Ich nutzte die Zeit, die die Cookies zum Backen brauchten, und machte mich im Bad frisch. Mehl bedeckte meine Stupsnase, die Wangen und das Kinn. Ich wusch es ab, dabei verschmierte meine Schminke und ich entfernte sie mit den Abschminktüchern meiner Freundinnen. Zum Vorschein kamen traurige, blaue Augen, ein dickliches Gesicht und helle Haut. Ich setzte ein gequältes Lächeln auf und mein linkes Grübchen trat hervor. Ich sah müde und erschöpft aus, so fühlte ich mich auch. Tiefe Schatten zeichneten sich unter meinen Augen ab, meine Lippen waren zu schmal, meine Haut zu blass und mein Kinn zu dick. Mir gefiel nicht, was ich sah und das Lächeln erstarb auf meinen Lippen.

Schnell sah ich weg, trocknete meine Hände ab und kehrte zurück in die Küche. Ein Blick in den Ofen verriet mir, dass die Cookies bald fertig waren. Um die Zeit zu überbrücken, stellte ich mich ans Fenster und schob die Gardinen zur Seite.

Die Straßenlaternen erhellten die hereinbrechende Nacht. Die Sonne war schon vor Stunden untergegangen und hatte Schwärze zurückgelassen. Autos sausten vorbei, jemand hupte, auf den Fußwegen herrschte noch reges Treiben.

Eine Bewegung auf der anderen Straßenseite zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich schaute zu der kleinen Gasse neben dem Supermarkt. Doch da war nichts, nur ein Schatten. Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte, etwas zu erkennen. Ein Bus fuhr vorbei, nahm mir die Sicht. Als er vorbeigefahren war, war der Schatten fort. Ich runzelte die Stirn. Hatte ich ihn mir nur eingebildet? Genau wie die Bewegungen der tätowierten Schlange auf dem Kopf des Barkeepers? War es der Alkohol? Oder der Hunger?

Als hätte mein Magen mich gehört, fing er an, zu knurren. Ich wandte mich von dem Fenster ab und plünderte den Kühlschrank, schmierte mir vier Toasts mit Erdnussbutter und Marmelade. Dann holte ich die Cookies aus dem Ofen und ließ sie zum Abkühlen auf dem Herd stehen. Mein trauriges Abendessen genehmigte ich mir auf der kleinen Couch in Sissis Wohnzimmer. Es war ruhig in der Wohnung. Ich lauschte den Geräuschen des Hauses. Aus einem der Zimmer hörte ich eine Uhr ticken, einen Wasserhahn tropfen und aus der Nachbarwohnung den Fernseher.

Irgendwann schlief ich ein, wachte aber regelmäßig auf, um nach meinen Freundinnen zu sehen. Zum Schluss legte ich mich erschöpft zu Chantal ins Bett und wurde am nächsten Tag von Polizeisirenen geweckt.

Mit den Cookies in einer Dose unterm Arm fuhr ich gestresst und übermüdet zur Arbeit. Meine Kollegen warfen mir natürlich abschätzige Blicke zu und ich konnte Jenny und Adrian hinter meinem Rücken flüstern hören. Ich blendete ihre gehässigen Stimmen aus, drapierte die Kekse auf dem Schreibtisch unserer Vorgesetzten und machte das Beste aus dem Tag.  

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