Mittwoch - 8.4 - Dear Namjoon!
Don't forget - it's fiction!
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Im Wohnzimmer finde ich endlich die äußere und innere Ruhe, um den ersten der sieben Briefe zu beginnen. Wie immer, wenn ich etwas schreibe, musste ich erst eine Weile damit „schwanger gehen", aber jetzt flutscht es.
Lieber Namjoon!
Noch ein Tag, und dann verschwindest Du wieder aus meinem Leben. Ja, ich weiß: Ihr habt in den letzten Tagen viele Signale gesetzt, dass Ihr uns nicht vergessen werdet. Aber ich würde mich lieber zwölf Stunden lang non stop von Dir philosophisch in die Mangel nehmen lassen, als zu erleben, dass ich wahrscheinlich zwölf oder vierundzwanzig oder noch viel mehr Monate warten muss, bis ich Euch persönlich wiedersehen werde. Ich würde viel, sehr viel dafür geben, dass Euch das Leid dieser letzten Tage erspart geblieben wäre. Aber ich möchte auch um nichts in der Welt missen, dass Ihr so lange hier ward und wir so eine intensive und mit Zuneigung und Verständnis erfüllte Zeit zusammen hatten.
Ich weiß nicht, ob Du genauso fühlst wie ich. Aber ich fühle mich Dir geistig so nahe, so sehr verbunden, dass es ist, als würde ein Teil von mir gehen. Du bist ein toleranter, loyaler, sensibler, tiefsinniger und einfach wundervoller Mensch. Ich mag Deine Ernsthaftigkeit und Deinen Humor, Deine Redlichkeit und Deinen Fleiß, Deine freie Art zu denken und Deine Kreativität. Du bist so viel von dem, was ich gerne auch wäre. Bitte bleib immer stark gegenüber all den Meinungen und Kommentaren und Fan-Phantasien und Vorschriften. Bleib Du selbst! Lass Dich nicht verbiegen.
Du hast die Gaben, Gefühle zu verstehen, Menschen zu verbinden, Streit zu schlichten, Seelen aufzurichten, neue Wege zu beschreiten und Ideen zu verknüpfen. Darum möchte ich Dir eine Kleinigkeit schenken. Ich habe Dir einen Schlüsselanhänger aus Legosteinen gebastelt. Steine, die sich endlos immer wieder anders verbinden lassen, Steine, die zueinander passen und zueinander gehören. Sie sollen Dich daran erinnern, was in Dir steckt, wenn Du mal wieder an Deiner eigenen Kraft zweifeln möchtest. Du bist großartig darin. Lass Dich nicht entmutigen. Wer auch immer das versucht - er hat Unrecht!
Du darfst nur zweierlei nicht vergessen. Erstens achte Deine eigenen Grenzen. Wenn Du Dich überfordert fühlst, lass Dir helfen. Du musst nicht alles regeln können. Und darum zweitens – das ist mein Rat: höre auf, alleine Leader zu sein. Hast Du gemerkt, wieviel Yoongi erreichen konnte bei PD, weil er nicht höflich und ausgleichend und verständnisvoll sondern ganz klar und direkt war? Hol Dir Yoongi ins Boot. Seid ein Leitungs-TEAM, zusammen seid Ihr unschlagbar! Du musst die Last nicht alleine tragen. Da ist schon lange jemand an Deiner Seite, der geerdet ist und fest mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen steht. Du bist der Kopf, er ist der Praktiker. Und vielleicht ist es auch sinnvoll, wenn Ihr Euch noch Jin als Herz dazuholt. Das würde ihm auch helfen, sein Innerstes zu finden.
Namjoon – was kann ich sagen oder tun, um Dich spüren zu lassen, WIE wichtig Du mir geworden bist?! WIE wertvoll Du in meinen Augen bist? Ich kann nur hoffen und beten, dass Dein Leben weiterhin gelingt, dass Dein großer Geist sich weiter entfalten kann, dass Dein Job Dich nicht eines Tages zerbricht sondern Dich bereichert – so wie Du uns alle bereicherst.
Ich lege Dich und Deine Seele in die Hand des Gottes, an den Du nicht glaubst (was völlig in Ordnung ist!). Dann wird es für mich leichter, Dich gehen zu lassen. Weil ich Dich behütet weiß.
Für immer Deine Tina
Grade, als ich mir die letzten Worte abgerungen habe, kommt von der Musikanlage her „Umbrella". Ich stehe auf und drehe es lauter, weil diese Liveaufnahme leiser ist als alle Songs von den CD's. Ich schließe die Augen, tauche ab und summe mit. Das Lied passt so furchtbar gut ... Yuiko hat eine wundervolle Stimme, und obwohl ich kein Wort verstehe, weiß ich ja doch, worum es geht. Ich kann nicht mehr anders und fange an zu weinen.
„Tsa, tsa, tsa, tsa, ..."
Zu der Aufnahme und meiner Stimme mischt sich plötzlich noch eine - ganz leise, ganz tief, ganz rauh und ganz gefühlvoll. Dann wird die Anlage ausgemacht, und jemand nimmt mich in die Arme. Ganz sanft. Ganz lange. Es ist wohl wieder Zeit für ein Sofa-Gespräch ...
Schnell versuche ich, die Stimmung zu normalisieren.
„Schleich dich doch nicht so an, du erschreckst mich!"
„Lenk nicht ab! - Erinnerst du dich, was du uns erzählt hast, was du an dem Lied so sehr liebst? Es ist, weil am Ende der letzte Ton fehlt. Es ist noch nicht vorbei!"
„Nö, klar. Aber Übermorgen. Dann ist es vorbei. Und ich wünsche euch von Herzen, dass ihr wieder in ein normales Leben findet, weiter euren fantastischen Job macht und ich vielleicht eines Tages eine Fan-Cam vom Wasser-Tanz auf Youtube finde."
Puh, klingt das bitter! Das hat er nicht verdient.
„Jetzt bist DU aber in Fahrt! Und viel zu traurig. Was müssen wir tun, um dich glauben zu lassen, dass wir dich nie wieder aus unserem Leben verschwinden lassen?"
Ich sehe ihn groß an.
Wenn ich selbst das wüsste ...
„Und überhaupt. Ich meine, mir war ja klar, dass ich dich hier finden würde. Aber kannst du nicht einmal wie ein normaler Mensch ins Bett gehen? Musst du immer die Nächte mit fremden jungen Männern durchquatschen???"
Sein strenger Ton und seine lachenden Augen, und da – die Grübchen, weil er nun selbst grinsen muss.
Jetzt hat er mich.
Ich wische meine Tränen weg und grinse zurück.
„Ich quatsche nicht mit fremden Männern! Ich philosophiere mit sehr bekannten Männern. Und überhaupt war ich die meiste Zeit damit beschäftigt, genau diesen Männern die Tränen wegzuwischen!"
Er schüttelt den Kopf.
„Davon sind heute aber keine hier. Schluss mit Sirenengeheul. Was machst du also hier, wenn du nicht auf mich gewartet hast?"
Er schaut auf den Tisch. Und natürlich entdeckt er sofort den Briefbogen, auf dem groß und deutlich „Dear Namjoon!" steht.
Mist.
„Darf ich?"
Er schaut mich an, ich nicke schicksalsergeben, und er geht um den Tisch.
„Du schreibst mir einen Brief?"
Ich nicke wieder.
„Ich werde jedem von euch einen Brief schreiben. Und mit Deinem habe ich halt angefangen."
Plötzlich ist er nervös. Zögert, streckt seine Hand nach dem Brief aus, greift doch nicht danach.
„Wann wolltest du uns die Briefe geben?"
Er starrt das Blatt an.
„Dir. Ich will sie dir geben, damit du sie im Flugzeug verteilen kannst. Einfach für jeden ein persönliches Wort."
Schließlich gebe ich mir einen Ruck.
„Komm, setz dich, fremder junger Mann. Ich lese dir deinen Brief vor. Was solls, du kannst das auch gleich wissen."
Wir setzen uns nebeneinander aufs Sofa, ich lege meinen Arm um seine Schulter und lese ihm seinen Brief vor, lasse nur den Teil mit dem Geschenk weg. Das kriegt er morgen noch früh genug mit. Irgendwann kommen dann ihm die Tränen. Er lauscht ganz aufmerksam, es scheint, als ob er alles in sich aufsaugt.
„Das alles siehst du in mir?"
Sehr gerührt flüstert er diese Worte. Ich nicke. Dann sind wir eine Weile still.
„Du hast mich noch nicht ganz von der Existenz dieses Gottes überzeugt. Aber dass du mich unter den Segen dieses Gottes stellst, der dein Leben so bereichert und führt, bedeutet mir sehr, sehr viel. Danke!"
Und dann kann ich ihn endlich ins Bett scheuchen.
Wenn mich das Schreiben jedes einzelnen Briefes so sehr mitnimmt, wie soll ich dann bis Morgen Nacht noch sechs davon fertig kriegen??? Ich muss jedenfalls jetzt noch die Kraft aufbringen, an Yoongi und vielleicht Jin zu schreiben. Sonst habe ich keine Chance, bis morgen Abend fertig zu werden.
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26.11.2018 - 16.6.2019 - 30.10.2019
29.3.2020
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