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Dienstag - 7.6 - Warum lässt Gott das zu???

Don't forget  -  it's fiction!

Nochmal philosophische Nachtgedanken. Wie immer gilt: der Story fehlt nichts, wenn man sie überspringt. Für mich gehören sie aber konsequenterweise hier hin. Viel Spaß!

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„Ansonsten hätte ich nämlich noch ein paar Fragen zu unserem letzten Religionsgespräch. Bist du nochmal bereit, dich meinem kritischen Hirn zu stellen?",
sagt Namjoon dann noch. Ich nicke, etwas verblüfft über den abrupten Wechsel.
Unser Zusammensein zu Elft bekommt eine neue Dynamik. Wir alle haben plötzlich das Gefühl, noch ganz schnell ganz viel erledigen zu müssen. Das wird spannend.
„Schieß los!"

„Ich rede gar nicht lange um den heißen Brei drumrum. Warum hat Gott heute Morgen zugelassen, dass Jin, Yoongi, Hoseok und Jimin innerlich so sehr verletzt worden sind, dass sie vielleicht ihr Leben lang damit belastet sein werden???"

„Uh. Kuck mich nicht so böse an, Namjoon. Und gib mir einen Moment zum Nachdenken. Das ist die schwerste Frage, die ein Christ sich selbst stellen oder von jemand anderem gestellt bekommen kann."
Ich gehe kurz zur Gebetsecke, nehme einfach meinen kleinen Bronzeengel in die Hand und setze mich wieder zu ihm.
Ja, Gott, warum? Warum hast du das meinen Schützlingen angetan? Oder es nicht verhindert? Oder – was hast du mit ihnen vor? Wozu soll es ihnen dienen? Denn das ist die eigentliche Frage: wozu soll das bitte gut sein???

„Namjoon, zunächst – ich werde vermutlich keine befriedigende Antwort für dich haben. Das Leben gibt nicht auf alles eine Antwort."
Streng schaut er mich an.
„Aber dein Gott gibt dir doch Antworten!"

„Hui, du bist ganz schön in Fahrt! O.K., pass auf. Noch ein kleiner Exkurs in mein religiöses Weltbild. Ich glaube, dass die Kraft außerhalb von mir, von der wir schon gesprochen haben und die ich Gott nenne, alles Existierende geschaffen hat. Also auch die Naturgesetze. Etwas flapsig ausgedrückt: was wär das für ein Stress, wenn er für jeden einzelnen Grashalm auf dieser Erde entscheiden müsste, ob der jetzt nach links oder nach rechts wachsen soll! Ich glaube, dass Gott die Welt und die Natur gut geschaffen und mit guten Regeln ausgestattet hat. Sozusagen: alles läuft. Dazu gehört, dass Tiere andere Tiere essen. Dazu gehört, dass Lebewesen und ganze Arten kommen und gehen, dass das Klima sich verändert, dass Kontinente wandern. Und im Kleinen gehört dazu, dass ich als Mensch geboren wurde, in dieser Natur lebe und irgendwann wieder gehen und Teil davon sein werde.
Gott hat uns und mir Regeln gegeben, die mir manchmal, sogar oft, nicht passen. Aber: ich bin NICHT seine Marionette. Er hat einen Plan, wie Leben ansich gelingen kann, aber er hat nicht bis ins Detail ausgearbeitet, wie MEIN Leben verlaufen wird. Denn: er gibt jedem Lebewesen die Freiheit, das eigene Leben zu steuern, eigene Entscheidungen zu treffen, Wege zu wählen oder zu verwerfen – und sich an seine Regeln zu halten oder eben nicht. Ich bin frei, keine programmierte Maschine. Da niemand von uns isoliert lebt sondern Teil aller Zusammenhänge ist, beeinflusse ich mit meinem Handeln oder Lassen alle und alles andere, und alle anderen beeinflussen mich. Kannst du soweit mitgehen? Denn was ich bisher gesagt habe, lässt sich problemlos auch ohne eine Existenz Gottes so formulieren."
Namjoon nickt.
"Klar. Es gibt diese Welt, es gibt die Naturgesetze, wir sind Teil von allem, was existiert, und wir beeinflussen uns ständig gegenseitig."

„O.K. Weiter. Ich vermute, du bist auch einverstanden, wenn ich sage: oft entscheide ich mich für meine Handlungen, weil ich einen Grund habe, ein Ziel, irgendetwas, womit ich meine Tat begründen kann. Noch viel öfter aber entscheidet mein Unterbewusstes mit – weil meine Seele einer Angst ausweicht, weil ich bestimmte Personen mag oder auch nicht, weil meine Wünsche mit Notwendigkeiten kollidieren, weil ...was auch immer. Der Mensch hat sich immer weiter entwickelt, hat Gebäude aus Stein und aus Gedanken errichtet, hat sich immer mehr Möglichkeiten erarbeitet und Dinge erfunden. Wir haben entdeckt, wie man die Energie in Atomen nutzen kann – und haben begonnen, sie zu nutzen. Leider nicht immer zum Guten sondern viel zu oft zum Schaden der Erde und der Menschheit.
Und jetzt kommt wieder mein Glaube ins Spiel. Ich glaube, dass Gott nur höchst selten seine eigenen Naturgesetze außer Kraft setzt. Warum sollte er auch. Er hat sie gut geschaffen. Wenn wir Menschen also Atomkraftwerke bauen, dann schaut Gott sich das an – und dreht vielleicht die Augen zur Decke und denkt sich:'Hoffentlich geht DAS gut!' "
Wir müssen beide grinsen.
„Aber der Mensch hat Biblis gebaut, der Mensch kam zur Einsicht, dass Biblis abgebaut werden sollte, und der Mensch hat beim Rückbau dieses Atomkraftwerks so nachlässig gehandelt, dass es zu der technischen Störung kam, die uns alle hier sieben Tage lang ans Haus gefesselt und in Unsicherheit gestürzt hat. Der Mensch hat Pläne für Katastrophenschutz ausgearbeitet, die beinhalten, dass dauernd die Sirenen heulen. Und diese Pläne sind eigentlich gut. Man wollte uns beschützen. Es bleibt: Gott hat das alles nicht geplant oder gelenkt. Er hat sozusagen Gewehr bei Fuß gestanden, um da zu sein, wenn er gebraucht wird."
Energisch schüttelt er den Kopf.
„Aber das 'Gewehr bei Fuß' würde ja doch heißen, dass er eingreift."

„Hm. Ich kann da nicht für andere Christen sprechen, ganz allein für mich. Ich glaube nicht, dass Gott uns hilft, indem er das Atomkraftwerk aus der Erde rupft und es - für uns ungefährlich - entsorgt nach dem Motto 'ab damit ins All nach Beta 7' oder 'auf den großen Wagen'. Gott greift nicht oder nicht mehr auf diese Weise ein. Wir müssen sozusagen schon selbst ausbaden, was wir verbockt haben.
Ich glaube stattdessen, dass Gott eine Kraft ist, die auf mein Inneres einwirkt. Wenn ich grundsätzlich daran glaube, dass er da ist, und bereit bin, mich auf ihn einzulassen, mache ich meinen Geist und meine Seele aufnahmebereit und kann hören und fühlen, wozu ich vielleicht alleine, abgelenkt, in Ängsten, in Überforderung, nicht in der Lage wäre. Das kannst du jetzt meine eigene mentale Kraft nennen, ein Freisetzen meines Innersten durch Selbstmanipulation, oder was auch immer. Ich nenne es Gott. Weil ich ohne die Verbindung zu diesem Größeren nicht in der Lage wäre, so ausdauernd und kräftezehrend für elf Menschen da zu sein, Entscheidungen zu fällen, Stimmungen und Spannungen wahrzunehmen und zu lenken, wie ich es in den letzten Tagen getan habe. Ich würde das gerne immer können. Aber frag' meine Familie – normalerweise habe ich mal geniale Momente und dann lange Phasen der Erschöpfung und des Rückzugs. Markus ist in den letzten Tagen weit weniger im Vordergrund gewesen als ich, das Spüren ist mehr mein Metier. Aber er war die ganze Zeit da – und hat mich genau beobachtet, um rechtzeitig einschreiten zu können, wenn mich die Kraft verlässt. Er kennt mich gut – ich bin impulsiv und sensibel, aber ich bin nicht spontan und flexibel. Das weiß er, und er kennt meine Grenzen. Die ich in dieser Woche erstaunlich weit, weit ausdehnen durfte, weil – so glaube ich – Gott mir die Kraft dazu gegeben hat. Weil wir alle es gebraucht haben, damit wir nicht NOCH größeren Schaden an unseren Seelen nehmen."

„Jetzt nimmst du mir den Wind aus den Segeln, denn natürlich hätte alles noch viel schlimmer kommen können. Das ist mir und uns auch sehr bewusst. Aber trotzdem: warum musste es so weit kommen?"
Ich denke kurz nach, wie ich das noch erklären kann.
„Darf ich dir eine Geschichte erzählen? Aus der Bibel? Sie hat mich irgendwann mal begreifen lassen, warum uns Dinge widerfahren, die wir bestimmt nicht gewollt haben."
Namjoon nickt.
„Ja, nur zu. Ich habe nicht die ganze Bibel durchgelesen."

„Es gab eine Zeit, in der Könige über das Volk Israel geherrscht haben. Eines Tages heiratete ein israelischer König eine Frau aus einem anderen Land. Sie brachte ihre Religion und ihre Priester mit. Und sie wollte diese Religion in ihrem neuen Heimatland verbreiten. In Israel gab es immer Propheten - das waren Menschen, die in besonderer Weise mit Gott verbunden, sozusagen besonders hellhörig waren für seine Gebote und seinen Willen. Der Prophet zu dieser Zeit war Elia. Er war schon alt und weise, und er sah mit Besorgnis, wie das Volk Israel sich vom eigenen Gott ab- und dem fremden Gott Baal zuwandte. Er predigte den Menschen Treue zum eigenen Gott, aber die Königin hasste ihn dafür. Eines Tages kam es zum Streit. Die Baalspriester wurden vernichtet – wie, ist Glaubenssache und führt jetzt zuweit. Jedenfalls wusste Elia genau, dass sein Leben nun keinen Pfifferling mehr wert war. Er floh in der Nacht in die Wüste.
Du hast die Wüste in Dubai gesehen. Was meinst du, wie weit er gekommen ist? Irgendwann war er so erschöpft, körperlich und geistig, dass er sich unter einen Dornenstrauch legte und innerlich aufgab. 'Gott, lass mich sterben, ich schaffe das nicht mehr.' Während er schlief, kam ein Engel, weckte ihn, versorgte ihn mit Wasser und Brot und brachte ihn bis zu einem hohen Berg. Dort stellte er Elia in eine Felsspalte und verbot ihm hinauszusehen. Als Elia dort stand, ging Gott an ihm vorüber. Erst, als er vorbei war, durfte Elia hinausschauen. Er begriff im Nachhinein, im 'Nachsehen', dass Gott da gewesen war, und ging gestärkt zurück an seine Aufgabe.
Das ist es, was ich glaube: wenn ich so richtig in der Scheiße stecke, macht das überhaupt keinen Spaß. Und es ist völlig egal, ob ich selbst mich in die Scheiße geritten habe oder die 'Umstände' zu einer unerträglichen Qual werden. Ich möchte oft den Mut verlieren, möchte oft aufgeben. Heute morgen war ich ganz kurz davor, weil es auch mir unglaublich weh getan hat, was den Dreien da passiert ist, das hat Maja sehr richtig gespürt. Aber wenn ich hinterher erlebe, was sich aus dem Geschehenen entwickelt, was sich ändern, was nun erst wachsen kann, dann erlebe ich oft, dass das im ersten Moment Schreckliche einen Sinn und ein Ziel für mein Leben gehabt hat. Die Frage ist also nicht:'Warum hat Gott das nicht verhindert?' sondern:'Wozu ist das geschehen???' Gott konnte das nicht verhindern, aber er kann etwas Gutes daraus wachsen lassen, wenn ich es zulasse. Klammere ich innerlich an Leid und Ungerechtigkeit, bleibe ich darin stecken. Aber lass uns schauen, was wir vielleicht in diesen Tagen gewonnen haben:
Klar ist, wenn ihr hier rechtzeitig weggekommen wärt, wäre euch, vor allem den Dreien, dieses Leid erspart geblieben. Seid ihr aber nicht. Stattdessen hat jeder von euch seine inneren Grenzen neu ausgelotet, Neues über sich selbst gelernt, der Gruppenzusammenhalt ist mal wieder gestärkt worden. Und: wer weiß, wo Jimin jetzt wäre, wenn wir es nicht geschafft hätten, ihm den Ausweg aus der Krankheit zu zeigen, und Zeit und Geduld gehabt hätten, ihn auf den ersten Schritten zu begleiten. Zumindest Jimin hat diese Zwangspause dringend gebraucht."

Da schaut er mich richtig böse an.
„Das ist aber ganz schön makaber, dass drei ihre Gesundheit drangeben, damit einer etwas gesünder wird."
Ich muss ihm Recht geben.
„Wenn du es so formulierst, dann ist es gradezu sadistisch. Ohne Frage. Aber ich hoffe einfach, dass auch für die Drei daraus irgendwann noch Gutes wächst. Und wenn es das ist, dass sie mit so schweren Traumata bestimmt nicht zum Militär müssen und BTS dadurch nicht in vier Jahren auseinander gerissen wird sondern frühestens, wenn Jimin oder Tae so weit sind. Ganz ehrlich? Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was ich jemals über Militärpflicht gehört habe, würde diese Zeit gerade für diese Drei ein einziges Martyrium werden. Aber das ist Spekulation.
Du hast mich gefragt, wie ich noch an Gott glauben kann nach dem, was heute Morgen geschehen ist. Weil ich glaube, dass Gott aus all dem Müll, den wir selbst verzapfen, doch noch Gutes für uns wachsen lassen kann, wenn wir ihm vertrauen. Und weil ich die Dinge erlebt habe, von denen ich dir schon erzählt habe. Ich kann nicht einfach aufhören zu glauben. Ich glaube einfach. Ich weiß nicht, was passieren müsste, damit ich das Handtuch werfe. Gott hält mich fest."

Stille. Es ist, als wäre Namjoon leer gefragt, und ich leer geredet. Er hebt den Kopf wieder, forschend ruhen seine Augen auf meinem Gesicht.
„Habe ich dir sehr zugesetzt?"

„Du hast mich herausgefordert, aber nicht überfordert. Es ist wohl so, dass es einem besonders wichtig ist, sinnvoll und 'gut' zu antworten, wenn einem der Mensch besonders wichtig ist, der fragt."
Tadaaaa – da sind sie wieder, die staunenden Kulleraugen. Hihi – er ist sprachlos.
„Ich bin ..."
„... für mich zu einem ganz besonderen, einzigartigen und wertvollen Menschen geworden. Ja. Und ich vermisse dich und unsere Gespräche schon jetzt, wo du noch gar nicht weg bist."

Stumm nimmt er mich in die Arme und trollt sich dann ins Bett.
„Schlaf gut!"

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22.11.2018    -    12.6.2019    -    16.8.2019
29.3.2020

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