1 Jahr ~ AntonioxDanny
Es war mitten in der Nacht, die Stadt wurde nur noch von wenigen Lichtern erhellt und die Uhren in all den Häusern hatten längst Mitternacht überschritten.
Antonio, ein für einen Alpha recht kleiner Junge, ging zügigen Schrittes durch die menschenleeren Straßen, seinen Rucksack geschultert. Er war ganz in schwarz gekleidet, sodass er fast mit der Dunkelheit um sich herum verschmolz und sogar seine hellbraunen Haare, die ihm sonst bis fast zum Kinn reichten und die er so gerne zu einem praktischen Zopf band, hatte er unter einer dunklen Beanie versteckt.
Das war sein Weg, unsichtbar für alle möglichen Bobachter zu werden, etwas, was bei seinen Machenschaften nötig war.
Heute Nacht hatte er wieder eines seiner größten Werke vollbracht, dieses Mal war die Mauer direkt neben dem Eingang des Zoos seine Leinwand geworden und er wusste, dass seine Kunst schon morgen unter seinesgleichen heiß diskutiert werden würde.
Toni gehörte zu den bekanntesten Sprayern der Stadt, seine Werke waren in ihrer Szene beliebt und bewundert und anders, als bei belanglosen Gritzeleien und Tags, die den Titel »Graffiti« gar nicht verdient hatten, wurde seine Kunst auch von so manchen unwissenden Passanten bewundert.
An dem heutigen Werk hatte er Zuhause lange getüftelt, unzählige Skizzen in seinem Blackbook entworfen, sowie wieder verworfen, bis er endlich zufrieden gewesen war.
Ein Omega, der Hals nackt, ohne Halsband, ungebunden. Er kniete vor hellgelb-weißem Background, der bloß rechts oben in ein blasses Rosa überging. In seiner Brust prangte ein sauberes Loch, dessen Ränder glitzerten und durch das das hellgelbe Licht fiel. Das Herz, das an dieser Stelle hätte sitzen sollen, trug der Omega auf beiden Händen und hielt es in die Richtung, aus der der Background rosa kam. Das Herz leuchtete ein wenig und der Blick des Omegas war hoffnungsvoll nach oben gerichtet.
Wahrscheinlich hatte die stille Einsamkeit ihn dazu getrieben, ausgerechnet dieses Motiv zu entwerfen. Das Alleinesein hatte ihn nie gestört, als alle anderen Alpha mit achtzehn oder neunzehn Jahren gegen Ende der Schule einen Omega an sich gebunden hatten, hatte er sich nie bemüht, ihnen nachzuziehen. Er wollte keinen Omega dazu zwingen, sich an ihn zu binden. Wenn ein Omega sich von einem Alpha binden ließ, sich ihm so auslieferte und dafür auf dessen Schutz hoffte, dann war das ein Geschenk, etwas, was es für Toni zu wahren galt und nichts, mit dem man leichtfertig umging. Ein Omega ordnete sich seinem Alpha unter und gehorchte ihm, dafür durfte er aber auf dessen Schultz und seine Zuneigung vertrauen.
Beinahe hätte der junge Sprayer laut aufgelacht, als er, wie als hätte jemand seine Gedanken gelesen, nur ein paar Meter von sich entfernt eine Gestalt auf dem Gehsteig sitzen sah. Ein Omega, das konnte Toni schon an seinem Körperbau erkennen, der Junge war nicht sonderlich groß, dafür aber ziemlich pummelig und als er näher kam, konnte er auch das Lederband um seinen Hals sehen.
Wem auch immer dieser Omega gehörte, er ließ ihn so spät in der Nacht alleine mitten in der Stadt auf einem Bürgersteig sitzen. Kein Omega gehörte alleine in die Stadt, und schon gar nicht nachts. Auch wenn er eindeutig gebunden war, war das kein sicherer Ort für ihn.
Toni spürte die Wut in sich aufsteigen, als er daran dachte, wie der Alpha dieses Jungen mit dem, was sein Omega ihm schenkte, umging.
»Ich ... Ich bin gebunden!«
Der Omega war leicht zurückgewichen, schien Angst vor Antonio zu haben, der ohne es zu merken vor ihm stehen geblieben war. Etwas in dem Alpha begann, zu arbeiten.
»Das sehe ich.«
Obwohl der Omega nicht zierlich und dünn war, eher im Gegenteil, war er hübsch, hatte ein weiches, aber gut proportioniertes Gesicht und große Augen, deren warmer Grünton dem dunklen Braun seiner Haare schmeichelte.
Toni schätzte ihn zwei oder drei Jahre jünger als er selbst, vielleicht auf siebzehn Jahre, eventuell sogar erst sechzehn.
Irgendetwas an dem Jungen faszinierte ihn, ließ ihn nicht mehr los und brachte ihn dazu, sich vor ihn zu knien und mit einer Hand über die kühle Haut seines Arms zu streichen.
Tonis Kopf hatte sich ausgedacht, ein Ergebnis geliefert und auch, wenn Toni versuchte, diesen Gedanken schnell wieder loszuwerden, schien es nicht recht zu klappen.
»Wie heißt du?«
»D- Danny«
Die Stimme des Omegas stockte.
»Du bist wunderschön, Danny.«
»Nein.«
Seine Antwort war so schlicht und so entschlossen, dass es Antonio regelrecht weh tat.
»Wer sagt das?«
»Jeder. Mein Alpha, ich ...«
»Aber es stimmt nicht. Du bist sehr hübsch.«
»Ich bin fett.«
»Du bist nicht fett. Du bist ein bisschen dick. Und du bist wunderschön.«
Der Omega schnaubte nur leise, senkte den Kopf und sagte gar nichts mehr.
Die Idee kehrte wie eine Mücke, die dich nicht in Ruhe ließ, bis sie dich endlich stechen konnte, zurück in seinen Kopf.
»Was machst du hier draußen um diese Uhrzeit?«
»Warten.«
»Auf was?«
»Dass ich wieder ins Haus darf. Mein Alpha hat mich rausgeschmissen und jetzt muss ich warten.«
»Was hast du gemacht?«
»Nichts.«
»Und warum hat er dich dann rausgeschmissen?«
»Weil er es kann.«
Warum eigentlich nicht? Die Idee war gewagt, wahrscheinlich sogar dumm, aber ... Toni tat sonst auch nie, was die andere richtig fanden.
»Pass auf dich auf. Nicht alle Alpha machen vor deinem Halsband halt.«
Der Omega nickte, schnaubte erneut.
»Ich weiß«
»Gut.«
Toni ging einen Schritt zurück, sah noch ein letztes Mal zu dem Jungen, bevor er weiter ging, zurück, in seine Wohnung.
Warum eigentlich nicht? Der Omega, Danny. Er war unglücklich mit seinem Alpha, wurde von ihm misshandelt. Er wurde weder wertgeschätzt, noch wurde ihm anscheinend sonderlich oft gesagt oder gezeigt, dass er etwas gutes war.
Natürlich würde er es besser mit ihm haben, aber das, was dort in seinem Kopf war und ihn nicht gehen zu lassen schien ... Das war Entführung.
Er konnte ihn nicht einfach mitnehmen. Auch wenn er es besser bei ihm haben würde. Auch wenn er Danny jetzt schon auf eine merkwürdige Art wirklich mochte. Entführungen ... Das war etwas für die Bösen, nicht für Leute wie ihn.
Wobei ... nur weil andere etwas taten, und es auf eine böse Art machten. Musste ihn das davon abhalten, das Gleiche zu machen, um Gutes zu tun?
Was zögerte er eigentlich noch? Er hatte seinen Entschluss doch schon lange gefasst, in dem Moment, in dem er sich von dem Omega abgewandt hatte, um nach Hause zu gehen.
Wenn Danny schon weg war, wieder bei dem Alpha war, der ihn rausgeschmissen hatte, dann war das so. Dann sollte es nicht sein. Aber wenn nicht, dann würde Antonio ihn zu sich holen. Er war schon gebunden, also konnte er ihn nicht einfach offiziell überreden, sich an ihn zu binden. Also mussten andere Mittel her. Der Omega durfte keine Wahl haben, sonst würde er sich für seinen Alpha entscheiden müssen. Antonio hatte nicht vor, ihm weh zu tun, oder ihn zu verletzen, nein. Danny würde es bei ihm besser gehen, als es ihm jetzt bei seinem Alpha ging und sollte er wirklich - von sich aus, nicht aus Angst vor der Strafe seines Alphas - zurück wollen, würde Toni ihn nicht zwingen, zu bleiben.
Trotz seiner guten Absichten fühlte es sich merkwürdig an, als Antonio Stricke und Klebeband, sowie ein paar Tücher packte und ins Auto legte. Er versuchte, nicht weiter daran zu denken, sondern trug seinen Rucksack mit den Spraydosen ins Haus, bevor er mit einer weichen Decke zurückkam und diese im Kofferraum ausbreitete. Er zögerte kurz, holte dann aber noch zwei Kissen, die er dazu legte.
Dann stieg er selbst ein und fuhr den Weg, den er eben gekommen war, zurück, hielt nur wenige Meter auf der gegenüberliegenden Straßenseite von dem Ort, an dem Danny gesessen hatte, und parkte.
Tatsächlich, dort war immer noch die kleine Gestalt des Omegas.
Toni schaffte es, bis auf ein paar Meter zu ihm zu kommen, bis Danny ihn bemerkte.
»Du schon wieder hier?«
Antonio bemühte sich, nichts zu sagen. Als er direkt vor dem Omega stand, wich dieser irritiert ein Stück zurück, doch Toni ließ sich nicht beirren.
»Alles wird gut, Kleiner.«
Antonio nahm den Schwächeren mit einer Bewegung so in den Griff, dass dieser sich nicht mehr befreien konnte und hielt ihm mit der anderen Hand den Mund zu, während Danny überrascht begann, in seine Hand zu schreien und in seinen Armen zu zappeln.
»Pscht. Alles wird gut.«
Antonio hob den Omega hoch und trug ihn über die Straße, wo er nach einem der Seile griff, die er im offenen Kofferraum (um diese Uhrzeit würde eh niemand etwas aus dem Auto stehlen) liegen gelassen hatte. Er setzte den Omega auf dem Kofferraumrand ab, hielt ihn aber weiterhin fest.
»Sei bitte still, Danny. Wenn du schreist muss ich dich knebeln. Und wenn es irgendwie geht, würde ich das erstmal gerne vermeiden, okay?«
Der Omega zögerte einen Moment, nickte aber dann und als Toni seine Hand von seinem Mund nahm, blieb er tatsächlich leise.
»Was wird das? Entführst du mich? Soll Leon Lösegeld oder so für mich zahlen?«
Toni versuchte ein beruhigendes Lächeln, ging aber nicht auf die Fragen des Omegas ein.
»Ist Leon der Alpha, der dich rausgeworfen hat?«
»Ja, aber ... Nicht ganz. Also nur für ein paar Stunden, nicht für immer. Ich bin immer noch gebunden!«
»Ich weiß. Mach dir keine Sorgen, ich tu dir nicht weh, wenn du vernünftig bleibst. Gib mir bitte deine Hände, ich muss dich fesseln.«
»Ich ... nein! Bitte nicht.«
»Es wird nicht schlimm werden, versprochen. Ist auch nicht lange.«
»Nein, bitte! Du hast mich doch auch so unter Kontrolle.«
»Darum geht es nicht.«
»Bitte. Leon ... Also mein Alpha hat ... hat mir vor einigen Tagen die Handgelenke gebrochen. Wenn du mich jetzt fesselst, wird es höllisch weh tun. Bitte.«
»Das - warum hat er das getan?«
Auch wenn es wie eine Ausrede klang, Toni glaubte Danny. Die Angst in seiner Stimme, als er von diesem Alpha erzählte, war echt.
»Weil ich versucht habe, mich gegen ihn zu wehren, als er mich zum Sex gezwungen hat. Das war seine Strafe.«
»Er hat - «
Antonio stockte. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen, dass er Danny von diesem Alpha weg holte, auch wenn der Weg nicht ganz legal war.
»Okay. Ich werde deine Handgelenke in Ruhe lassen, keine Angst.«
Antonio griff nach den Unterbeinen des Omegas, hielt sie fest und legte den Strick aus seiner Hand darüber.
»Ich fessle nur deine Beine. So lange du nicht versuchst, die Fesseln abzumachen oder so, lass ich deine Hände in Ruhe.«
Ohne noch weiter auf eine Reaktion des Kleineren zu warten, begann er, dessen Fußgelenke zusammenzubinden und drückte ihm schließlich doch noch eines der Tücher in den Mund, wobei er sich mehrmals entschuldigte, während er ein weiteres um dessen Kopf band, damit er es nicht ausspucken konnte.
Der Omega sah etwas hilflos zu Toni auf, nutzte seine Armfreiheit aber wie versprochen nicht aus, um zu versuchen, sich zu befreien, als Antonio ihn vorsichtig in den Kofferraum drückte, eine Hand auf seinem Kopf, damit er sich nicht anschlug, bis er auf der Decke lag, den Kopf auf eines der Kissen gebettet.
Erst dann schloss er die Luke vorsichtig und stieg ein, um endlich nah Hause fahren zu können.
*
»Vorsicht, Kleiner, ich leg' dich hier ab. Halt' bitte still.«
Sanft legte Antonio den Omega auf seinem Bett ab. Kurz betrachtete er Danny, wie er nun in seiner Wohnung lag, immer noch die Beine gefesselt und geknebelt, die Augen groß. Danny hatte sichtlich Angst, nun, da er wirklich aus seiner vertrauten Umgebung weg war, noch mehr als zuvor. Antonio verschloss die Tür, setzte sich neben ihn auf das Bett und nahm ihm den Knebel ab, die Fesseln folgten.
Danny setzte sich etwas ungelenk wieder auf, nun, da er davon wusste, sah Antonio auch, wie er versuchte, seine Handgelenke zu schonen.
Draußen dämmerte es inzwischen schon wieder, doch die schweren Vorhänge hielten die dunkel-wohlige Gemütlichkeit in Antonios Zimmer.
»Was ... Warum bin ich ... hier?«
Zärtlich strich Toni dem Omega durch die Haare, versuchte, zu ignorieren, wie dieser dabei etwas zurückwich.
»Mach dir darum keine Gedanken. Du wirst jetzt erst einmal hier wohnen, mehr musst du nicht wissen. Keine Sorge, ich werde dir nicht weh tun, im Gegenteil. Ich will, dass es dir gut geht. Wenn irgendetwas ist, sag es mir bitte. Dort ist ein Bad. Vom Bad führt auch eine Tür in den Flur, aber die wird vorerst abgesperrt bleiben, so wie die Zimmertür hier auch. Das Zimmer hier wird in den nächsten Tagen der Ort sein, an dem du dich aufhältst. Aber keine Angst. Ich werde dich nicht zwingen, den Rest deines Lebens in einem dunklen Keller ohne Fenster oder so zu verbringen. Die Fenster hier sind zwar abgesperrt und ich wäre dir auch äußerst dankbar, wenn du hier keine der Scheiben einwerfen würdest, aber du wirst bald wieder raus dürfen, versprochen.
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Hayho, Leute!
Jaaa, ich habe lange gebraucht, um dieses letzte Special-Kapitel zu updaten.
Aber als ich es fertig hatte, habe ich mich so in die Charaktere verliebt, dass ich sie einfach nicht mehr gehen lassen kann!
Es wird bald eine neue Geschichte geben.
Antonio und Danny bekommen eine eigene Geschichte, die auch im A/B/O-Universum spielen wird, aber komplett unabhängig sein wird!
Die beiden werden nie etwas mit unseren anderen Charakteren zu tun bekommen.
Von daher, wer Lust hat auf eine OC-boyxboy-Geschichte von mir, folgt meinem Profil oder schaut in naher Zukunft öfter mal vorbei!
Ich freue mich darauf :)
Hiermit ist das 1-Jahr-Special für dieses Mal auch beendet. Danke an alle, die es gelesen haben.
Noch eine Anmerkung zu den Videodays oder an allgemein alle Leute, die zum 24./25. in Köln sind und Lust haben, sich mit mir zu treffen:
Ich weiß, fremde Leute und Handynummern ist immer so eine Sache, aber wenn man sich persönlich trifft, tauscht man ja eh meistens Nummern aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es wahnsinnig schwer ist, sich so zu organisieren, dass man sich trifft auf solchen Events. Deswegen:
Es gibt eine Whatsappgruppe in die alle können, die am 24./25. in Köln sich mit uns treffen wollen.
Eure Nummern bleiben selbstredend vertraulich. Ihr kriegt dadurch ja genauso meine Nummer, deswegen ist das eine Sache des gegenseitigen Vertrauens. Wer also in diese Gruppe will UND zu der Zeit in Köln ist (für alle anderen hat es wenig Sinn) kann mir gerne eine PN schreiben.
Wenn eure Eltern Bedenken haben, euch mit uns treffen zu lassen (ich kenn das Problem), könnt ihr sie ja gerne am Anfang mitbringen, dann können sie ja schauen, ob sie das wollen oder nicht (Bis jetzt ist noch kein Elternteil schreiend vor mir weggerannt ;)).
Ich hoffe, ich kann möglichst viele von euch da treffen!
Liebe Grüße, minnicat3
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