𝟒 - 𝐀𝐧𝐝𝐞𝐫
Schon als ich das Gebäude betrat fühlte ich mich fehl am Platz. Überall waren diese reichen Schickimicki Leute, mit denen ich nichts zu tun hatte. Guzman kannte sich auf diesem Terrain jedoch aus.
Er lächelte die Leute freundlich an und grüßte sie, als wären sie alte Freunde. Ja, vielleicht lag es einfach daran, dass mein Kumpel einfach öfter zu solchen Veranstaltungen ging, als ich, was nicht schwer war, denn ich besuchte sowas nie.
»Komm, zieh nicht so ein Gesicht. Das wird schon«, flüsterte Guzman leise in mein Ohr. Ich erwiderte darauf nichts, folgte ihm schweigend zum Buffet und nahm mir einen kleinen Snack. Wenigstens war das Essen hier gut.
»Okay, wie findest du es bis jetzt? Ich weiß, dass ist nicht das, was du unter feiern kennst, aber es geht ja nur darum, dass du endlich mal aus deinem Bau heraus kommst«, sprach Guzman, während er nach einem Glas Champagner griff.
Ich zog nur die Augenbrauen hoch und sah mich um. Ja, wie fand ich es? Der Saal war sehr imposant. Die riesigen Kronleuchter, die von der Decke baumelten, der klare Marmorboden. Ja, es war ein schöner Saal, aber die Veranstaltung erschien mir doch schon ziemlich steif.
»Also ich fand es in meinem Bau eigentlich ziemlich gemütlich«, gab ich zurück.
Guzman verdrehte daraufhin nur die Augen, doch als mich eine Stimme ansprach, registrierte ich, dass es wohl wegen der Störung gewesen war.
Langsam drehte ich mich um und blickte in zwei grüne Augen, die so zu funkeln schienen, wie es die Kronleuchter an der Decke taten. Ich kannte den Jungen. Oft liefen wir uns in der Schule über den Weg und jedes mal dachte ich ganz leise für mich alleine, wie gut er doch aussah. Dennoch wollte ich momentan wirklich keinen One Night Stand und dieser Junge sah so aus, als würde er ziemlich viele haben, so wie er auftrat.
Irgendwann schien es Guzman zu reichen. Er ging weg, ließ mich mit dem Fremden alleine. Leise schnaubte ich und wandte mich dann ihm zu.
Patrick hieß er, wie ich erfuhr. Sein dunkles Haar schimmerte im Licht und sein männlicher Duft stieg mir in die Nase, als er mich zur Tanzfläche führte.
Ich hatte keine Lust auf tanzen, aber vielleicht würde er mich danach in Ruhe lassen.
Mich wirst du so schnell nicht mehr los.
Immer wieder spukten diese Worte in meinem Kopf umher. War ich nun seine Beute? Ich wollte nicht seine Beute sein, wollte nicht, dass er die Lust an mir verlor, nachdem wir einmal miteinander geschlafen hatten. Nein, ich hasste One Night Stands. Viel lieber hatte ich einen Partner an meiner Seite, der all meine Macken kannte und mich trotzdem von ganzem Herzen liebte.
Ich schluckte und wandte den Blick von der Ferne ab. Stattdessen blickte ich Patrick in die Augen und hatte plötzlich das Gefühl, am Meer zu stehen. Sie waren so türkis. Türkis mit kleinen dunklen Sprenkeln, die man aber nur sah, wenn man ganz genau und lange genug hinsah.
»Du kleiner Lügner. Von wegen „Ich kann nicht tanzen"«, verließen die Worte seine verführerischen Lippen und ich konnte nicht anders, als ein kleines bisschen zu lächeln.
»Vielleicht hab ich ein wenig geflunkert«, gab ich zurück.
Ich spürte, wie eine Hand von Patrick sich fester an meinen Rücken legte und mich so mehr an sich drückte. Er wollte wohl sicher gehen, dass ich seinen Geruch niemals vergessen würde.
Kurz schloss ich die Augen, als Patrick mich plötzlich drehen ließ. Wie bei einer Spieluhr hielt er eine Hand in die Höhe und ich drehte mich an dieser, was ihn zum schmunzeln brachte.
Mein Herz schlug schneller, denn sein Lächeln war wohl das schönste, das ich seit langem gesehen hatte.
»Du bist wunderschön«, hauchte er mir verführerisch entgegen. Seine Stimme war etwas tiefer geworden, was er mit Sicherheit mit Absicht gemacht hatte. Patrick schien genau zu wissen, welche Schalter er umlegen musste, damit sein „Opfer" nachgab.
Ich jedoch nicht. Mit aller Gewalt stemmte ich mich gegen die süße Versuchung und drückte ihn vorsichtig von mir.
»Danke, aber ich denke das reicht an dieser Stelle«, meinte ich und räusperte mich kurz.
Ein letzter Blick in die Augen von Patrick und ich wandte mich ab.
Schnell schlängelte ich mich durch die Menge, versuchte schon fast, mich zu verstecken, damit er nicht nachkommen und mit seiner Süßholz Raspellei weitermachen würde.
Mein Atem ging stoßweise und ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich so leicht zu haben war. Patrick musste sich ja noch nichtmal besonders anstrengen. Einmal lächeln und schon hatte er mich um den Finger gewickelt. Das war doch unglaublich!
Als ich durch die Eingangstür nach draußen hastete, sah mich ein Mädchen mit weinrotem Kleid kopfschüttelnd an. Vielleicht hatte ich sie versehentlich angerempelt, war mir aber egal. Ich wollte einfach nur raus aus diesem Gebäude, auch wenn es peinlich war, wie ich vor dem anderen flüchtete.
Tief sog ich die kühle Luft in meine Lungen und blieb so lange draußen stehen, bis ich zu frieren begann. Ich starrte in den Himmel hinauf und seufzte. Vielleicht war ich schon bereit für eine neue Beziehung. Schön wäre es schon. Ich müsste nicht mehr alleine in meinem großen Bett schlafen, hätte jemanden, der mich in den arm nahm, wenn man meine Mutter mal weg ließ.
Ja, das wäre wahrlich wunderschön.
Ich schluckte schwer und dachte daran zurück, als noch alles gut zwischen Omar und mir gewesen war. Es war so schön gewesen und mit einem Mal waren die Gefühle weg gewesen.
Krampfhaft hatte ich versucht, sie wieder zu erwecken, doch das Feuer zwischen uns war von meiner Sicht aus erloschen gewesen. Ich brach ihm das Herz, war im Nachhinein nur mehr als Freund für ihn da und nun stand ich hier und war bereit für einen neuen Prinz, doch ob dieser genau Patrick war, wagte ich zu bezweifeln.
Sex alleine war nicht das, nachdem sich meine Seele sehnte. Ich brauchte mehr. Viel mehr. Ein Band, das uns verband und in schlechten Zeiten zusammen hält und wenn dieser Prinz noch nicht kommen wollte, dann sollte es so sein.
Ich würde warten.
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