𝟔 - 𝐀𝐧𝐝𝐞𝐫
Ich wusste nicht, was mich in diesem Moment geritten hatte, aber als dieser unverschämt gutaussehende Typ angefangen hatte über Sternbilder zu reden, war es um mich geschehen. Nicht, weil es mich so interessierte, aber ich war Romantiker und diese Sternbilder waren romantisch. Egal, wie langweilig sie auch sein mochten.
Schweigend liefen wir durch die Gassen von Madrid. Keiner von uns sagte ein Wort. Es gab ja auch nichts zu sagen. Seine Hand lag fest in meiner und ich musste sagen, dass es sich gut anfühlte. Zu gut für das, dass er Morgen wahrscheinlich nicht einmal mehr meinen Namen wissen würde. Ich war nicht mehr als einer von vielen für ihn. Patrick konnte jeden haben. Er suchte eben bloß jemanden für heute Nacht und das musste mir verdammt nochmal klar werden.
Nach einer Weile bogen wir jedoch in Richtung Wald ab. Ich lief mit Patrick einen kleinen Hügel hinauf, wo bloß eine schmale Straße entlang führte. Hier war nie viel los.
»Wo willst du hin? Entführst du mich?«
Patrick blieb stehen und zog seine Hand aus meiner. Ich sah ihn an, sein Gesicht lediglich vom Mond erleuchtet und doch so wunderschön.
»Vielleicht. Wer weiß das schon«, sagte ich nur mit einem leichten Schmunzeln. Vorsichtig streckte ich meine Hand wieder nach seiner aus, ließ ihm die Wahl, ob er mit mir kommen wollte oder es lieber sein ließ, doch Patrick ergriff sie, drückte sie sogar leicht und wir gingen weiter.
Bald befanden wir und auf einem kleinen Campingplatz, auf dem nur mehr ein Wohnwagen stand, der bereits von außen ziemlich herunter gekommen war. Patrick zog die Augenbrauen hoch und ich konnte mir schon denken, was gerade in seinem Kopf vorging.
Was zur Hölle hatte dieser Typ nun vor?
Wortlos ging ich zu der Tür des Wohnwagens. Er würde schon noch sehen, was ich vor hatte.
Ich stieg die kleine Stufe zum Wohnwagen hoch und trat ein. Licht gab es hier keines mehr, aber das brauchten wir auch nicht. Patrick folgte mir und sah sich um. Der Wohnwagen war einer der Treffpunkte, den ich oft mit meinen Freunden aufsuchte. Es war ein Verlassener auf einem verlassenen Campingplatz. Keiner vermisste ihn also, weshalb wir ihn uns zu eigen gemacht hatten. Wir hatten ihn eingerichtet. Mit Kissen, Decken und so weiter. Es sah wirklich gemütlich aus und das schien Patrick nun auch festzustellen, denn sein Blick glitt umher bis er schließlich wieder an mir hängen blieb.
»Ich weiß, zum vögeln hast du dir wahrscheinlich was anderes vorgestellt, aber hier hört uns wenigstens keiner«, kam es aus meinem Mund und als ich den verwirrten Blick von Patrick sah, war auch ich irritiert. Hatte ich nun etwas falsches gesagt? Er wollte doch darauf hinaus oder nicht? Hatte ich vielleicht meinen Reiz verloren, weil ich zu schnell nachgegeben hatte?
Patrick schüttelte leicht den Kopf und biss sich auf die Unterlippe, was ich verdammt sexy fand.
»Was ist, wenn ich das gar nicht will?«
Kurz setzte mein Herz aus. Ja, nun war ich wirklich verwirrt. Patrick, von dem man wusste, dass er beinahe jede Nacht einen anderen Typen hatte, wollte nicht mit mir schlafen? Träumte ich etwa oder war ich so hässlich, dass er keinen hoch bekam?
»Kannst du nicht oder was?«
Ja, das war vielleicht ein etwas unhöflicher Ton, doch ich war gekränkt. Natürlich wollte ich nicht weggeworfen werden, nachdem er mich benutzt hatte, aber wenn man einem dann so offensichtlich nicht mehr gefiel tat es nunmal weh.
Langsam kam Patrick auf mich zu. Er legte seine Hände auf meine Hüften und zog mich ganz dicht zu sich.
»Ich kann. Verlass dich drauf, aber ich möchte nicht«, flüsterte er in mein Ohr. Sofort stellten sich die feinen Härchen an meinem Nacken auf. Mein ganzer Körper stand unter Strom, wenn er mir so nahe war und seine Hände schienen regelmäßig kleine Blitze über meine Haut zu schicken.
»Bin ich hässlich?«, brachte ich hervor und ärgerte mich über mich selbst. Ich hörte mich an, wie ein verzweifelter Idiot, aber Patrick grinste nur.
»Du und hässlich? Du kannst nicht mal hässlich sein, wenn du tot bist. Warum solltest du es denn dann jetzt sein, mein Hübscher?«
Seine Stimme war schon fast ein Knurren und plötzlich wünschte ich mir, dass er mich benutzte. Ich wollte es so sehr, dass ich meine Hände an den Gürtel seiner Anzugshose legte, um diesen zu öffnen. Doch Patrick hielt mich auf.
»Nein, ich möchte nicht«, sagte er wieder und ich sah hoch.
»Warum? Du willst doch immer.«
Patrick schnaubte und sah sich um. Dann blickte er wieder zu mir und ging an mir vorbei hinüber zum Bett, das Guzman erst vor kurzem frisch bezogen hatte.
»Weil ich das hier...«
Er brach ab und sah kurz auf seine Hände, so als wäre er verlegen.
Langsam trat ich zu ihm und ließ mich neben dem attraktiven Jungen nieder.
»Das hier ist etwas besonderes. Ich möchte es nicht so beenden, wie die ganzen Male zuvor. Ander, ich möchte nicht, dass du einer von vielen bist«, sagte er und seine Augen glänzten verdächtig. Weinte er etwa gleich?
»Woher der Sinneswandel? Als du mich angesprochen hast, hätte es doch nicht schnell genug gehen können oder?«
Patrick seufzte und zuckte mit den Schultern.
»Ich denke manchmal spürst du einfach, wann du was tun musst. Da ist ein Gefühl in dir, das dich leitet und mein Gefühl sagte mir, dass ich dich kennenlernen will. Ich möchte dich nicht nur für eine Nacht haben«, fing Patrick an zu sprechen und ich schluckte schwer. Das war dann doch ziemlich überraschend, auch wenn er recht hatte. Ich wusste, wovon er sprach, denn mir ging es nicht anders.
»Soll das heißen, dass du willst, dass ich dich date?«
Ich fuhr mir durch meine Locken und merkte, wie schnell mein Herz nun auf einmal schlug. Patrick machte mich wahnsinnig, brachte mich um den Verstand und schien mich jedes Mal aufs Neue zu überraschen. Ich wusste nie, was als Nächstes kam.
Patrick legte eine Hand auf meinen Oberschenkel und blickte mir in die Augen.
»Ja, date mich«, flüsterte er.
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