Widerstand
Kapitel 61:
Widerstand
„Vegeta!“
Eine aufgeregte Stimme durchbrach die sonst so friedliche Stille der Bibliothek im Palast von Vegeta-Sai. Prinz Tarble kam hinein gestürmt. Mitten im Raum blieb er stehen, sah sich hektisch suchend und keuchte vor Anspannung.
„VEGETA! Wo bist du?“, rief er erneut, diesmal lauter.
Genervtes Knurren war von Seiten des Älteren zu hören. „Hier hinten! Brüll' nicht so, Tarble!“ Vegeta saß an einem Tisch, vor ihm Bücher und Unterlagen ausgebreitet. Er blätterte gerade in einem dicken Wälzer, scheinbar auf der Suche nach wichtigen Informationen. Seinen Kopf hielt er aufgestützt in einer Hand. Es schien ihm nicht sonderlich Spaß zu machen, aber die Pflichten der Krone verlangten des Öfteren nach Tätigkeiten, die ihm keine Freude bereiteten. Schnaubend setzte er in leiserem Tonfall nach: „Wir sind immerhin in einer Bibliothek, nicht im Trainingsraum“.
Tarble folgte der Stimme und lief seinem Bruder entgegen, der sich im hinteren Teil der königlichen Bibliothek aufhielt. In diesem Abschnitt waren vor allem die wichtigen Dokumente der vergangenen Jahrzehnte archiviert. Ein ungewöhnlicher Aufenthaltsort für den Thronfolger, sorgte er sich doch sonst nicht freiwillig um Papierkram. Normalerweise war dies die Aufgabe des jüngeren Prinzen.
Auch wenn er sich kurz darüber wunderte, verwarf der junge Prinz diesen Gedanken. Es gab schließlich einen dringlichen Grund, aus dem er hier war. Direkt vor dem Tisch, an dem Vegeta saß, stoppte der Jüngere und begann hektisch zu erzählen: „Radditz! Er ist verletzt! Schnell!“
Vegeta hob den Blick von den Schriftstücken und sah seinen kleinen Bruder ermüdet an. „Jetzt noch mal langsam und in ganzen Sätzen. Was ist passiert?“
Tarble stand so unter Stress, dass er verdrängt hatte, dass sein Bruder mit diesen kryptischen Halbsätzen nichts anfangen konnte. Zweimal tief durchatmend versuchte sich der Prinz zu beruhigen. Schweiß stand auf seiner Stirn und seine Augen waren zuvor panisch erweitert gewesen. Vegeta hatte natürlich sofort begriffen, dass irgendein Notfall vorlag. Das konnte er an der Körpersprache seines Bruders nur zu leicht erkennen. Aber er würde sich nicht unnötig aus der Ruhe bringen lassen.
Endlich wurde Tarbles Atmung etwas ruhiger und er erklärte: „Radditz wurde im nördlichen Randbezirk von einer Gruppe Rebellen überfallen und schwer verletzt! Oniara hat ihn gerade eben gefunden und sofort zum Krankenflügel gebracht. Die Unruhen innerhalb der Bevölkerung… Sie scheinen immer schlimmer zu werden“.
Sofort drang ein wütendes Knurren durch die Lippen des Thronfolgers. Schwungvoll klappte er das Buch zu, welches er bis gerade studiert hatte und erhob sich von seinem Sitzplatz. „Verfluchte Scheiße! Ich wusste, dass das früher oder später passiert. Dann werde ich diesen Rebellen wohl mal einen Besuch abstatten müssen“. Unbeachtet ließ er die Unterlagen an Ort und Stelle und verließ gemeinsam mit Tarble schnellen Schrittes die Bibliothek.
Der Jüngere konnte bei dem strammen Gang seines Bruders kaum mithalten und eilte ihm hinterher.
„Wo ist Broly?“, wollte der Kronprinz auf seinem Weg durch die endloslangen Gänge wissen.
Ein kurzer Blick auf seinen Kommunikator am Handgelenk verriet ihm die Uhrzeit und alles, was er wissen musste. „Laut Plan ist er noch im Trainingsraum“.
„Setze ihn über Radditz‘ Zustand in Kenntnis und sage ihm, dass er mir schnellstmöglich folgen soll! Wir müssen diesmal wohl ein bisschen unnachgiebiger auftreten. Ich habe wirklich keine Lust, ständig gegen diese beratungsresistenten Schwächlinge zu kämpfen!“
Planet Vegeta war nun seit knapp zwei Monaten wieder in seinem ursprünglichen Sonnensystem, es war also schon mehr als ein Jahr vergangen, seitdem der Junge aus der Zukunft die Saiyajin vor den Cyborgs gewarnt hatte. Leider hatten sich schon kurz nach der Machtübernahme von Vegeta und Tarble einige Widerständler im Untergrund zu größeren Gruppen zusammengefunden. Die Rebellen waren mit der neuen Regierungsform nicht einverstanden, auch, wenn es erst mal nur eine Übergangslösung war. Sie wollten einen König, eine Königin und, dass alles wieder so wurde, wie sie es gewohnt waren. Leider waren viele Saiyajin sehr traditionell und nicht in der Lage, sich schnell auf Veränderungen einzustellen.
Anfangs brachen die Widerständler lediglich in Häuser und Wohnungen reicher Gegenden ein, hinterließen ein bisschen Verwüstung, stahlen Wertgegenstände und verschwanden wieder. Doch seit Neuestem wurden auch andere Saiyajin von den Rebellen angegriffen. Das konnte Vegeta nicht länger auf sich sitzen lassen. Besonders nicht, wenn einer seiner engsten Vertrauten darunter leiden musste.
Auf direktem Wege und mit wirklich übler Laune verließ der Kronprinz das Schloss, stieß sich mit wehendem Umhang vom Boden ab und flog in die Richtung, die ihm sein Bruder auf dem Weg zum Palastgarten beschrieben hatte.
Knurrend sortierte er seine Gedanken. Eigentlich war er gerade dabei gewesen, eine sehr wichtige Sache zu erledigen. Für den Fall, dass Raika irgendwann wieder nach Vegeta-Sai zurück kehren würde, wollte er herausfinden, was mit ihren Eltern geschehen war… Schließlich mussten im Archiv noch irgendwelche Aufzeichnungen über sie zu finden sein. Bisher hatte seine Recherche leider nichts ergeben.
Aber die plötzliche Attacke gegen seinen besten Freund hatte natürlich in diesem Augenblick eine höhere Dringlichkeit. Zumindest war dieser schon im Krankenflügel und wurde versorgt. Darum musste er sich also keine Sorgen mehr machen. Dennoch wäre es fatal, wenn Vegeta diese Rebellen erneut ungestraft davonkommen ließe. Sie verlangten geradezu nach einer angemessenen Züchtigung.
Was wäre er für ein baldiger König, wenn er sich von diesen Hampelmännern auf der Nase herum tanzen ließe?
~
Wenig später landete Vegeta in einem der äußersten Randbezirke der Hauptstadt – einer Gegend, in der ausschließlich Unterklassekrieger lebten – und ließ seinen aufmerksamen Blick schweifen.
»Normalerweise kann Radditz sich in den Vierteln der Unterklasse, ohne Probleme zu bekommen, sehen lassen… Seitdem Tarble und ich das Kommando übernommen haben und Radditz zu meinen engsten Vertrauten gehört, sieht das anders aus. Was haben diese dämlichen Schwächlinge nur für ein Problem? Sind die wirklich zu stolz einen neuen König zu akzeptieren? Früher oder später wäre ich doch ohnehin König geworden. Ich verstehe das einfach nicht!«
Nachdenklich grummelte der Prinz der Saiyajin und setzte sich langsam in Bewegung. Seine Sinne geschärft und immer in Alarmbereitschaft, für den Fall, dass ihm suspekte Krieger über den Weg liefen. Durch die schmalen Gassen schreitend, näherte sich Vegeta langsam dem Marktplatz. Eher reflexartig rümpfte er die Nase, als ihm der beißende Geruch von verdorbenen Lebensmitteln auffiel. Die Straßen hier waren nicht ausgebaut; der Boden bestand eigentlich nur aus Schlamm und Lehm, ebenso wie die Häuser, von denen einige mit einfachen Holzbalken verstärkt waren. Auf dem Marktplatz waren ein paar Stände aufgebaut, die vorwiegend von Frauen geführt wurden. Hier wurde ein einfaches, nahezu erbärmliches Leben geführt. Zumindest im Vergleich zu dem Leben, was der Kronprinz gewohnt war.
»Was für ein widerliches Drecksloch. So will doch kein Saiyajin leben…«, dachte der zukünftige König, während er sich weiter umsah.
Die meisten seiner Artgenossen trauten sich gar nicht, ihn anzusehen, verneigten sich nur flüchtig im Vorbeigehen. Etwas entfernt von ihm stand eine Gruppe, die aufgeregt tuschelte. Aber es war nur ein Haufen Weiber, die sich über die Anwesenheit des Prinzen wunderten. Nichts Außergewöhnliches. Bisher gab es nichts Auffälliges zu sehen. Alles schien wie immer zu sein.
Verärgert darüber, dass ihm bisher nichts ins Auge gesprungen war, was auf die Rebellen geschlossen hätte, wendete Vegeta seinen Kopf vom Marktplatz ab. Er war schon im Begriff sich in die Lüfte zu erheben und einen anderen Bezirk abzusuchen, da lief eine blauhaarige Gestalt durch sein Blickfeld. Er kannte nur eine einzige Person, die blaue Haare hatte und hier auf Vegeta-Sai zu finden war.
„Bulma...?“, fragte er, mehr als überrascht darüber, dass sie sich hier, so weit entfernt vom Palast, herumtrieb.
Die Angesprochene blieb abrupt stehen und entdeckte den Prinzen unweit von ihr stehen. Sofort zierte ein erfreutes Lächeln ihr Gesicht, als sie sich auf ihn zu bewegte und ihn begrüßte.
„Was machst du hier draußen?“, wollte Vegeta sofort wissen, ohne auf ihre freundlichen Floskeln einzugehen.
„Na, einkaufen. Wonach sieht's denn aus?“, entgegnete sie ihm ebenso bissig.
Seinen Blick irritiert verengt ließ der angehende König sein Augenmerk wieder zu den Marktständen gleiten und gab schließlich ein abfälliges Schnauben von sich. „Du bekommst im Palast alles, was du dir wünschen kannst. Diesen verdorbenen Fraß würde ich an deiner Stelle nicht anrühren…“.
Kaum hatte er es ausgesprochen, bekam Vegeta von mehreren Seiten wütende Blicke zugeworfen. Auch wenn er der Prinz war, gehörte es sich nicht, dass er damit prahlte, was er im Palast alles zur Verfügung hatte und dann auch noch das bisschen, was die Leute hier draußen besaßen, abwertete.
Bulma bemerkte die Veränderung der Stimmung sofort, sah den Prinzen empört an und zog ihn mit sich in eine ruhigere Ecke, abseits des Trubels auf dem Marktplatz. Der Mitgeschliffene sträubte sich anfangs, wollte jedoch nicht noch mehr Blicke auf sich ziehen und ließ sie gewähren.
„Du dummer Vollidiot!“, schimpfte die Blauhaarige.
„Wie bitte?“, fauchte Vegeta. Jetzt platzte ihm aber wirklich der Kragen. Zwei Dreistigkeiten dieser Größenordnung waren zu viel, auch wenn Bulma zum Kreis der engsten Vertrauten gehörte.
Der Prinz verengte seine Augen, wollte ihr gerade einen Denkzettel verpassen, da fuhr die Erfinderin von der Erde zischend fort: „Willst du dich eigentlich noch unbeliebter in der Unterklasse machen?!“
Eingeschnappt drehte er seinen Kopf zur Seite und verschränkte abwehrend die Arme vor seiner Brust. „Was interessiert's dich?“
„Hast du nicht schon ein Problem mit Rebellen? Wenn du so schlecht über das Leben hier draußen sprichst, wird sich das nicht ändern! Was machst du überhaupt hier?“
„Dasselbe habe ich dich eben gefragt und warte immer noch auf eine adäquate Antwort…“. Genervt musterte der Prinz die Erdlingsdame vor sich mit einem abschätzigen Blick.
„Ich bin hier, weil es auf diesem Markt die besten Schnäppchen gibt. Ich kaufe hier keine Lebensmittel, sondern Technikequipment. Hier bekomme ich Spulen, Generatoren und viele kleine Ersatzteile für einen Bruchteil des Marktwertes“, erklärte sie mit strengem Blick. „Außerdem finde ich es wichtig, sich vor Augen zu führen, wie die armen Leute am Rande der Hauptstadt leben. Es hilft ihnen schließlich, wenn ich zumindest ein bisschen Geld hier lasse“.
Der Prinz konnte sich ein abwertendes Knurren nicht verkneifen. „Diese undankbaren Idioten sollten froh sein, dass mein Vater nicht mehr regiert… Ich will doch etwas an ihrer Situation ändern, aber sie geben mir ja keine Zeit. Nicht nur das – es gibt Aufstände. Das lasse ich nicht länger auf mir sitzen! Nicht, nachdem sie Radditz überfallen haben!“
Bulma holte tief Luft und ließ beinahe ihren Einkaufskorb aus der Hand fallen. „Radditz wurde angegriffen?“
Vegeta nickte. „Deswegen bin ich hier… Ich will wissen, wer dafür verantwortlich ist“.
„Wie geht es ihm?“
„Er ist auf der Krankenstation und wird versorgt. Der wird schon wieder“, gab der stolze Thronfolger möglichst gleichgültig von sich. Doch jeder, der ihn näher kannte, konnte die Wut in seinem Blick erkennen. Er fand es überhaupt nicht lustig, dass sein bester Freund attackiert worden war. Und er wusste ganz genau, dass dieser Angriff ihn persönlich treffen sollte. Radditz war nur ein Mittel zum Zweck.
Nachdenklich drehte Bulma ihren Kopf zur Seite und ließ ihren Blick über den Marktplatz gleiten. „Vielleicht versuchst du mal zu verstehen, dass sich für die Unterklassekrieger hier draußen noch nicht wirklich etwas geändert hat… Ich meine, sieh dich doch mal um! Würdest du hier leben wollen? Wärst du an ihrer Stelle zufrieden?“
„Wie soll das denn von heute auf morgen funktionieren? Ich kann mir das nötige Geld dafür nicht einfach aus den Rippen schneiden!“ Frustriert ließ der baldige König einen Seufzer über seine Lippen kommen. Er trug jetzt immerhin die Verantwortung für sein Volk. Er war dafür verantwortlich, dass es allen gut ging. Und bisher klappte die Versorgung nur in den höheren Klassen. „Auch, wenn wir Freezer und Cooler besiegt haben, so haben die meisten anderen Völker des Universums immer noch ein extrem schlechtes Bild von uns Saiyajin… Bislang ist die Auftragslage sehr schlecht. Es kommt einfach zu wenig Geld rein. Wie soll ich also die Verbesserung der Lebensqualität finanzieren?“
Ermutigend legte Bulma eine Hand auf Vegetas Schulter und sprach: „Mach dir keinen Kopf, Vegeta! Das wird schon. Das braucht einfach mehr Zeit“.
„Wenn diese Rebellen weitermachen und noch mehr Kämpfer anstacheln, werden wir uns in ein paar Jahren gegenseitig ausrotten. Dann habe ich unser Volk in den Untergang geführt“.
Die Blauhaarige schenkte ihm ein motivierendes Lächeln. „Versuch doch einfach, dich der Unterklasse so zu zeigen, wie du es gerade bei mir tust“.
„…schwach?“ Vegeta hob misstrauisch eine Augenbraue.
„Verständnisvoll“, korrigierte sie ihn grinsend. „Du bist Jemand, der sich ernsthaft Sorgen um sein Volk macht. Zeig ihnen, dass sie sich auf dich verlassen können!“
„Tze…“. Der Kronprinz riss seine Schulter weg und warf der Bulma einen erzürnten Blick zu. „Du scheinst immer noch kein bisschen verstanden zu haben, wie wir Saiyajin ticken. Wir wollen keinen Anführer, der verständnisvoll ist, sondern einen, der sich durchsetzen und das Volk ohne Gnade führen kann. Einen Anführer, der die Saiyajin mit eiserner Faust in eine glorreiche Zukunft führt. Ich lasse mir nicht länger auf der Nase herumtanzen! Ich werde diese Unruhen nicht länger dulden! Dafür werden Köpfe rollen!“
Etwas enttäuscht ließ Bulma ihre Hand sinken und schüttelte leicht den Kopf. „Das sagst du nur, weil du es nie anders kennengelernt hast“.
So langsam wurde es dem Thronfolger zu bunt. Wer war sie, dass sie sich ein Urteil darüber erlauben konnte? Sie war ein einfacher, schwacher Mensch – sie hatte doch überhaupt keine Ahnung! Als wäre er oder sein Volk so einfach zu durchschauen.
Wütend fauchte er: „Wer hat dich eigentlich nach deiner Meinung gefragt?!“
Die Dame von der Erde wich perplex einen Schritt zurück. „Du. Vor nicht ganz 30 Sekunden…?“
Daraufhin bekam sie nur ein eingeschnapptes Schnauben zurück.
Bulma stemmte ihre Hände in ihre Hüften. Vegeta stellte sich also stur und wollte ihre gut gemeinten Ratschläge nicht hören? Na schön. Stur sein konnte sie auch. Sie holte tief Luft und zischte: „Außerdem sind es immer noch meine Erfindungen und Technologien, die überhaupt etwas Geld in die Staatskassen spülen, also habe ich ja wohl auch ein gewisses Mitspracherecht!“ Schwungvoll wendete sie sich von ihm ab. „Ich werde jetzt meine Einkäufe erledigen. Es hat keinen Zweck mit einem uneinsichtigen Sturkopf wie dir zu diskutieren!“ Erhobenes Hauptes stolzierte sie zurück zum Marktplatz und ließ den Blaublütigen stehen.
Dieser ballte zornig seine Fäuste und sah ihr mit verengten Augen hinterher: »Miststück! Was fällt ihr ein, mich so bloßzustellen? Am liebsten würde ich sie...«
Vegeta brach seine Rachegedanken ab, da sich ihm eine bekannte Aura näherte. Zu gern hätte er Bulma für diese Anmaßungen bestraft, aber das hätte seine Situation gerade auch nicht verbessert.
Nur wenige Sekunden später landete Broly direkt neben ihm. Der Prinz hatte sich derweil mit verschränkten Armen gegen eine Häuserwand gelehnt.
„Schon etwas Auffälliges entdeckt?“, fragte dieser ohne Umschweife.
Eine Eigenschaft, die der Prinz an dem Größeren ungemein schätzte. Er kam direkt zur Sache, ohne sich mit sinnlosen Förmlichkeiten oder banalen Floskeln aufzuhalten.
„Nein“, grummelte Vegeta mürrisch zur Antwort.
Seine Laune war sowieso schon nicht gerade gut, weil sich die Suche nach Informationen über Raikas Eltern im Archiv der Bibliothek als sehr mühselig erwiesen hatte. Dann die Nachricht, dass sein bester Freund angegriffen wurde und jetzt musste er sich auch noch von einer Frau von der Erde beleidigen lassen? Das hatte er wahrlich nicht nötig. Er war immerhin bald ein König. Seine Stimmung war an einem absoluten Tiefpunkt. Dieser Tag konnte kaum mehr schlimmer werden. Jeder weitere Funke würde das Pulverfass namens Vegeta wohl zur Explosion bringen.
„Mhmm…“. Broly verschränkte ebenfalls die Arme vor seiner Brust und ließ seinen Blick ausgiebig über den Marktplatz und die vielen Stände gleiten, bis auch er Bulma entdeckte und sich über ihre Anwesenheit wunderte. „Was zur…? Was macht Bulma denn hier?“
„Sie ist auf der Jagd nach Ersatzteilen und Schnäppchen“, erklärte der Prinz und rollte genervt mit den Augen. Anschließend stieß er einen resignierten Seufzer aus und stieß sich von der Wand ab. Er sollte hier nicht länger herumstehen und seine Zeit verschwenden. Er musste diese Rebellen finden und seinen besten Freund rächen und sich nicht über dieses blauhaarige Miststück echauffieren. „Hier passiert eh nichts mehr… Wir sollten einen anderen Bereich durchforsten“.
„Alles klar“. Broly nickte ihm zu.
Gemeinsam schwebten die Elitekrieger in die Höhe, um ihr nächstes Ziel anzusteuern.
Auf einmal ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Eine Explosion. Feuer. Unmengen Staub und Holzbalken, aus denen die Marktstände gemacht waren, flogen durch die Luft.
Dunkle Rauchschwaden stiegen empor und verdeckten die Sicht. Schrilles Geschrei kroch aus sämtlichen Ecken. Die aufgeschreckten Saiyajin rannten hektisch durcheinander.
Mit gedehnten Augen starrten die beiden Elitekrieger auf den Marktplatz, der urplötzlich in Flammen stand, stiegen höher in die Luft, um nicht von umherfliegenden Splittern getroffen zu werden und eventuell einen besseren Überblick zu behalten.
„Was zur Hölle ist passiert?! Hast du irgendetwas gespürt?“, fragte der Kronprinz seinen Teamkollegen.
Vegeta hatte sich sicherheitshalber in Kampfstellung begeben, suchte den Marktplatz ab, in der Hoffnung eine verdächtige Bewegung zu sehen. Doch der Rauch stieg immer höher und umhüllte nun auch ihn.
Hustend wedelte Broly mit der Hand vor seinem Gesicht, um den beißenden Qualm nicht direkt einzuatmen. „Nein! Gesehen habe ich auch nichts“.
Verärgert zischte der Prinz, streckte eine Hand nach vorne aus und schob mit einer leichten Druckwelle die Rauchschwaden von sich, sodass er wieder freien Blick auf den unter ihm liegenden Platz hatte.
Die Stände waren verwüstet und niedergebrannt. Alle Waren und Lebensmittel waren vernichtet. Einige der Händlerinnen lagen am Boden, schrien vor Schmerzen.
„Verfluchte Scheiße! Was soll das? Warum greifen diese Rebellen ihre eigenen Leute an?! Was zur Hölle haben die davon?“, fragte sich Vegeta immer verzweifelter. Kurzentschlossen tippte er auf den Kommunikator an seinem Handgelenk und kontaktierte seinen kleinen Bruder. „Tarble! Wir brauchen sofort medizinisches Personal und magische Bohnen am Marktplatz des nördlichen Außenbezirks! Etwa ein Dutzend Unterklassekrieger sind verletzt!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete der ältere Prinz das Gespräch wieder und starrte immer noch fassungslos auf den Marktplatz, versuchte sich zu erklären, was die Rebellen damit bezweckt haben könnten. Er verstand ein derartiges Verhalten einfach nicht. Überfälle und Raub konnte er ja noch auf eine gewisse Weise nachvollziehen, wenn es den Leuten in den Randbezirken nicht gut ging. Aber wieso griffen sie sich gegenseitig an? Oder hatte der Anschlag ihm gegolten? Sollte Prinz Vegeta hierher gelockt und angegriffen werden? Aber so dumm konnte doch niemand sein! Eine Explosion dieser Größenordnung hätte dem Prinzen nicht mal ein Haar gekrümmt. Was war also der Sinn des Ganzen?
Broly, der die gesamte Zeit über den Ort des Geschehens mit all seinen Sinnen abgetastet hatte, wurde plötzlich kreidebleich. „Bulma!“, stieß er leicht heiser aus, seine Augen panisch geweitet.
„…w-was?“, fragte Vegeta nach.
„Sie haben Bulma! Deswegen haben sie den Marktplatz angegriffen! Sie haben sie entführt!“
Sofort ballte Broly seine Fäuste, suchte angestrengt nach ihrem Ki, welches unter den vergleichsweise starken Energien der vielen Saiyajin, nicht so leicht ausfindig zu machen war. Doch nachdem er sich etwas beruhigt hatte und besser konzentrieren konnte, hatte er ihre Aura gefunden und flog, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, voraus.
Vegeta folgte ihm und verfluchte sich gedanklich selbst. Hätte er sich nicht auf dem Markt so offen mit der Erdlingsdame gezeigt, hätten die Rebellen sie garantiert nicht ins Ziel gefasst. Die Widerständler wussten jetzt, dass sie wichtig für ihn war oder zumindest irgendwie mit ihm im Kontakt stand. Bulma hätte sich niemals in diese Gefilde wagen sollen! Jetzt würden die Rebellen sicherlich eine Menge Lösegeld fordern…
~
Schon nach wenigen Kilometer verharrte Broly in der Luft und sah sich prüfend um. Sie waren außerhalb der Stadtgrenzen angekommen, am Rande eines dicht bewachsenen Waldes, der zum Leidwesen der Suchenden viele Möglichkeiten zum Verstecken bot. Genau konnte der Hüne die Aura von Bulma nicht lokalisieren, weswegen er seinen Blick grimmig verengte.
Dem Prinzen ging es genauso. Dieser blieb gleich neben ihm in der Luft stehen und streckte kurzentschlossen eine Hand nach vorn aus. Er lud sein Ki, wollte den Wald schlichtweg niederbrennen. In ihm hatte sich schon so viel Frust und Wut angestaut. Es war für ihn die einzig logische Konsequenz.
„Nein, Vegeta!“, fauchte Broly ruppig und hielt ihn an seinem Arm zurück. „Wenn du einen Waldbrand entfachst, wird auch Bulma verletzt!“
„Mir doch scheißegal! Ich habe ihr gleich gesagt, sie soll sich nicht in den Randbezirken rumtreiben. Jetzt muss sie mit den Konsequenzen leben. Hauptsache diese Feiglinge gehen dabei drauf!“
„Vegeta!“ Entschlossen stellte sich der Größere dem baldigen König entgegen. „Komm runter! Wir brauchen Bulma! Wir sollten den Wald auf altmodische Weise auskundschaften!“
Widerwillig ließ der Angesprochene seine Hand sinken. Broly hatte Recht. Bulma war momentan die Einzige, die durch ihre Erfindungen und Technologien Geld in die Kassen spülte. Und auf ihrem Gebiet war sie nun mal unschlagbar.
Langsam sank Vegeta mit seinem Artgenossen zu Boden und schritt auf das dunkle Unterholz zu. „Du gehst links lang – ich nehme den anderen Weg!“, befahl der zukünftige König.
Der beste Freund von Raika nickte nur stumm und stürmte sofort los.
Bulmas Aura die ganze Zeit im Blick haltend, rannte Broly durch den Wald auf der Suche nach ihr. Sein Herzschlag beschleunigte sich rapide. Warum musste ausgerechnet sie entführt werden? Sie konnte sich nicht einmal wehren… Die Rebellen wussten wahrscheinlich, wie wichtig sie war und was für ein leichtes Opfer sie war.
Knurrend erhöhte er seine Geschwindigkeit, als ihm der Gedanke kam, dass die Entführer sie quälen, foltern oder gar töten könnten.
»Ich bin gleich bei dir! Halte durch, Bulma!«
Er näherte sich ihrer Aura. Sie musste ganz in der Nähe sein. Gerade sprang er über einen umgestürzten Baum und landete gleich hinter diesem, da fiel ihm ein metallisches Klacken auf, als er den Boden berührte.
Sofort hielt der Hüne inne und besah sich den Boden genauer. Tatsächlich hatte sich unter dem laubbedeckten Boden eine Geheimtür versteckt. Schnell schob Broly das Laub zur Seite, ließ seine Kampfkraft sprunghaft nach oben schießen, um Vegeta zu informieren.
Jetzt musste alles ganz schnell gehen. Er durfte keine Zeit verschwenden. Immerhin ging es um Bulmas Überleben! Schon im nächsten Moment öffnete er die Falltür und sprang, ohne einen Gedanken daran, was für Gefahren hier lauern könnten, hinein.
Broly fand sich in einem schmalen, schwach beleuchteten Tunnelsystem wieder.
»Die haben sich also tatsächlich im Untergrund eine Basis geschaffen…«, stellte er fest und setzte mit finsterer Miene seinen Weg fort. Bulma war ganz in der Nähe, das spürte er deutlich. Er durfte sich nur nicht von den vielen Abzweigungen verwirren lassen.
Als er um die nächste Biegung kam, entdeckte er einen Saiyajinkrieger. Anstatt seiner üblichen Rüstung, trug er eine eher traditionelle Tracht. Es war die Kleidung, die die Saiyajin früher getragen hatten, bevor sie von Freezer unterjocht worden waren. Eigentlich wurden diese Rüstungen, weil sie deutlich weniger Schutz boten, nur noch zu kulturellen Festtagen getragen. Aber auch die Rebellen, die damit ihre Ablehnung gegen die derzeitigen Herrscher ausdrückten, zeigten sich in dieser Rüstung.
Broly verengte seinen Blick und erkannte seine Chance, Bulma noch rechtzeitig zu befreien. Sofort schoss er auf den Krieger zu, der ihn bis zu diesem Moment noch nicht einmal bemerkt hatte und nagelte ihn blitzschnell an der nächstbesten Wand fest.
„Wo ist Bulma?“, fragte der Größere fauchend, während er sich aufplusterte und seine Kampfkraft unkontrolliert anstieg.
„W-wer?“, stammelte der Krieger mit vor Angst weit gedehnten Augen. Abwehrend hatte er seine Hände gehoben, versuchte krampfhaft Abstand zu dem Elitekrieger aufzubauen, was ihm aber überhaupt nicht gelingen wollte. Er konnte Broly nichts entgegensetzen.
„Die blauhaarige Erdlingsfrau, die deine Kumpels eben entführt haben!“
„Ich weiß nichts von einer Entführung!“
„LÜGNER!“, brüllte Broly. Er hatte keine Zeit und keine Lust sich mit solchen Spielchen aufzuhalten. Sein Zorn ließ den gesamten Tunnel vibrieren. Steine und Dreck lösten sich von den Wänden und der Decke, ließen diese wirken, als stünden sie kurz vor dem Einsturz.
Panisch blickte sich der Unterklassekrieger um, verschränkte seine Arme schützend über seinem Kopf, in der Angst in diesem Tunnel sein endgültiges Grab zu finden.
„Sag mir, was ich wissen will, oder ich werde eure gesamte Basis sprengen!“
„Sch-schon gut!“, stammelte der Kleinere, woraufhin die heftigen Vibrationen im Boden sogleich stoppten. „M-mein Boss ha-hat sie eben bis zum Ende dieses Ganges geführt…“. Er deutete nach links. „Mehr kann ich dir wirklich nicht sagen“.
„Herzlichsten Dank“, schnaubte der Hüne und ließ ruckartig von dem Krieger ab, der sogleich zu Boden sackte und ihm mit entsetztem Blick hinterher sah.
Broly spurtete den Gang entlang, kam um die nächste Biegung. Als er registrierte, was für ein Bild sich ihm bot, blieb er vor Schreck wie angewurzelt stehen.
Bulma saß gefesselt auf einem hölzernen Stuhl mitten in einem Raum. Durch die sich nähernden Schritte hatte sie ihren Kopf angehoben und sah nun den erschrockenen Saiyajin. Tränen liefen ihre Wange heran und sie versuchte ihm aufgeregt etwas zuzurufen, doch es drangen nur klägliche, gedämpfte Laute nach außen, da sie mit einem Stofftuch geknebelt war.
__________________________
Meike: Ob Broly und Vegeta es schaffen werden, Bulma rechtzeitig aus den Händen der Entführer zu befreien? Oder stoßen sie noch auf Schwierigkeiten? Es bleibt spannend, Freunde! *__*
Vegeta: Na ja... Es ist doch wohl klar, wie die Sache ausgeht.
Meike: Ach, ist es das? Du wolltest eben noch den gesamten Wald niederbrennen. Dabei wäre auch Bulma drauf gegangen... Und das wird Broly garantiert nicht zulassen!
Goku: Genau! Wäre ich da, hätte ich genauso wie Broly reagiert!
Vegeta: ... Ihr solltet mich wirklich nicht reizen, ich habe sowieso schon äußerst schlechte Laune. -.-
Meike: Da geht es einmal wieder um dich und du bist trotzdem nicht zufrieden...
Goku: Wir können ja auch gerne wieder ein Kapitel über mich und Raika einschieben, nicht wahr Meike? ^_^ *Hundeblick aufleg*
Meike: Tja, das könnten wir theoretisch tun... *grins*
Vegeta: Ist ja gut, ist ja gut. >__> Ich sag ja schon gar nichts mehr! *wütend die Arme vor der Brust verschränk*
Meike: Aber die lieben Leser wollen jetzt natürlich wissen, wie es auf Vegeta-Sai weiter geht und das seht ihr im nächsten Kapitel. (: Und ich muss ja mal dazu sagen, obwohl die FF momentan pausiert und ich ja "nur" an der Überarbeitung arbeite, stehen wir trotzdem kurz davor die 30K Views zu knacken! *___* Ich danke euch!!
Goku: *jubel* Wuuuh! *___*
Vegeta: *genervt stöhn* *facepalm* Du weißt doch noch nicht mal wie viel 30K sind...
Goku: Weiß ich wohl! *Wangen aufblas*
Vegeta: Ach ja...?
Goku: Das... *Kopf schief leg* Das ist... sehr viel!
Vegeta: ... *fast vom Stuhl kipp*
Meike: Ja, Vegeta... Ich kann dich manchmal sehr gut verstehen... *seufz*
Vegeta: Dann tu etwas dagegen!
Meike: Was soll ich denn dagegen machen? Du weißt doch wie...besonders...unser lieber Goku ist.
Vegeta: Innerhalb der FF ist er auch nicht so dumm...
Meike: Das stimmt. Im Outro ist er ein bisschen überspitzt dargestellt. Aber das mache ich nur, damit es für alle Beteiligten lustiger ist.
Vegeta: LUSTIGER?! Für ALLE Beteiligten? Bist du dir da sicher?! ò.ó
Meike: *hebt beschwichtigend ihre Hände* Hee, locker bleiben. Ich meine die Leser. Nicht dich... *räuspert sich und wechselt schnell das Thema* Alsoooo liebe Leser: Ich hoffe, euch hat das neue Kapitel gefallen. :) Die Story nimmt ab jetzt wieder Fahrt auf. Es folgen einige spannende Kapitel. Aber das werdet ihr sehen. Bis zum nächsten Mal, macht's gut und bleibt gesund! ♥
Goku: Bis dann *wink*
Vegeta: *eine Hand heb und nick*
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