
Schwachstellen
Kapitel 7:
Schwachstellen
Raika und Broly flogen über ein dicht bewaldeten Gebiet, bis sie an eine etwas weniger bewachsene Stelle kamen. Nun konnten sie sich auch die Tatsache erklären, dass die Oberfläche des Planeten nicht nur grüne, sondern auch rote Anteile hatte. An einigen Stellen sickerte Lava durch die Erdkruste und bildete Ströme aus heißer, hellrot leuchtender Masse.
Die Kämpfer machten in der Luft Halt und sahen sich mit ernster Miene um. Raika bemerkte aus ihrem Augenwinkel heraus, dass sich Paragus direkt hinter ihnen befand und seine Hand schon griffbereit an die kleine, graue Tasche an seiner Hüfte legte. In dieser Tasche befand sich die Fernbedienung, die die beiden Saiyajin mit schrecklichen Schmerzen in Verbindung brachten.
Raika unterdrückte ein Knurren. Konnte sich dieser Dreckskerl nicht einfach aus dem Staub machen? Sie würden diese Mission auch ohne einen Babysitter erledigen können. Aber nein, Paragus hatte offensichtlich Spaß daran, sie und Broly immer wieder zu quälen. Doch Raika ermahnte sich gedanklich, sich von nun an nur noch auf den Auftrag zu konzentrieren. Schließlich wollte sie einen guten Eindruck machen und sich keine Fehler erlauben. Sie wusste jetzt, was von ihr verlangt wurde und hatte sich in den letzten Tagen darauf vorbereiten können. Ob sie mit dem sinnlosen Abschlachten anderer Lebewesen ein Problem hatte, würde sich schon bald herausstellen. Zumindest gedanklich hatte sie sich darauf vorbereitet. Und jetzt musste sie Paragus ausblenden, damit sie ihren Fokus nicht verlor.
Nur leider konnte man durch das dichte Blätterdach des Waldes kaum etwas erkennen und im Bereich der Lichtung rührte sich nichts.
Broly drückte in der Zwischenzeit auf den Scouter und ortete die Einheimischen. „Theoretisch müssten sie direkt hier sein...", erklärte er, sah sich dabei suchend um.
„Machen wir es uns doch einfacher", entschied die Jüngere und schoss zielgerichtet zwei kleiner Energiebälle auf das kleine Waldstück unter sich. Sie ging davon aus, dass sich die Thron-Zianer in den Wäldern versteckten. Ihre Annahme bestätigte sich.
Kaum lichtete sich der Rauch, krabbelten einige etwa zwei Meter lange, sechsbeinige Wesen über den Boden. Tatsächlich sahen sie eher aus wie Insekten, auch wenn ihre Körperproportionen beinahe menschlich wirkten, wenn man von den zusätzlichen Gliedmaßen mal absah. Außerdem hatten sie lange Fühlern an ihren Köpfen. Die Saiyajin erkannten, dass ein dunkelgrüner Panzer ihren Rücken bedeckte. Aufgeregt krabbelten die Thron-Zianer durcheinander, bis sich einer von ihnen auf die Hinterbeine stellte und wie wild zu fauchen begann, als er die Angreifer entdeckt hatte. Dadurch wurden auch die Anderen aufmerksam, richteten sich ebenfalls auf und rückten dichter aneinander. Sie schienen ein Schwarmdenken entwickelt zu haben, was sie vor starken Gegnern schützen sollte.
Broly und Raika nickten sich gegenseitig zu und begaben sich in Kampfstellung. Die Beiden hatten im Vorfeld besprochen, dass es wohl einfacher wäre, sich fliegend auf Fernangriffe zu verlassen, da der Boden nicht sonderlich gut zum Kämpfen taugte.
Die Kleinere streckte ihre Arme hoch über ihren Kopf und sammelte ihr Ki. Anschließend ließ sie die Arme im Halbkreis neben ihren Körper sinken und führte sie dann vor ihrer Brust zusammen. „Delta-Flash!", rief sie und feuerten ihren grünblauen Ki-Strahl nach unten gerichtet in die Masse der Thron-Zianer.
Broly schien es nicht für nötig zu halten, eine größere Attacke zu laden. Stattdessen schoss er mehrere große Ki-Bälle in einer bläulichen Farbe auf die Gegner zu. Doch die Attacken schienen keinen sonderlich großen Effekt zu haben.
Raika schnaubte gereizt. „Wahrscheinlich ist ihre Panzerung zu hart. Wir müssen näher heran und ungedeckte Stellen treffen!"
Nickend zeigte der 19-Jährige sein Einverständnis und flog näher auf seine Gegner zu. Doch während er sich in Sicherheit wog, schüttelten sich einige der Thron-Zianer und ihre beinahe durchsichtigen, grünlichen Flügel kamen zum Vorschein. Gleich sechs auf einmal flogen surrend auf den Krieger zu, der erschrocken die Augen weitete. Reflexartig wechselte er in eine Nahkampfstrategie. Unter dem ersten Insekt duckte er sich hinweg, schlug gegen dessen Bauch, der allerdings auch gepanzert war. Broly stieß auf ein härteres Material, als er erwartet hatte. Derweil hatte sich aber Raika schon genau hinter ihm positioniert und schob die Angreifer mit einem weiteren Ki-Strahl auf Abstand.
Die Insekten wurden zwar ein Stück zurück gedrängt, doch näherten sie sich den Saiyajin direkt wieder. Bei genauerer Betrachtung bemerkten die Krieger, dass die Thron-Zianer zwar eine menschliche Kopfform und Augen hatten, doch ihre Kiefer waren ausgestattet mit scharfen Zangen, von denen lilafarbener Speichel tropfte.
»Wie gut, dass ich Handschuhe trage... Diese Viecher sind echt widerlich!«, dachte Raika und versuchte damit gedanklich den Völkermord zu legitimieren. Es war einfacher, etwas zu töten, was biologisch und intellektuell eher auf dem Stand eines Insektes war. Und irgendwie musste sie sich die grausame Tatsache, dass sie hier eine ganze Spezies auslöschen sollten, schließlich schön reden.
Anschließend schoss Raika auf einen der Thron-Zianer zu, packte sich eines seiner sechs Beine und schleuderte ihn gegen ein weiteres Insekt. Beide fielen zu Boden, schüttelten sich kurz und richteten sich mit lautem Zischen wieder auf, während sie ihre Kieferzangen klappern ließen.
„Diese Krabbelkäfer sind zäher als gedacht", rief Raika ihre Gegner musternd. Irgendetwas musste sie sich einfallen lassen, um durch diese Panzerung dringen zu können. Vielleicht sollte sie einfach nur mehr Energie in ihre Angriffe stecken. „Dann machen wir mal Ernst!"
Kurzentschlossen winkelte die 14-Jährige ihre Arme an und ballte ihre Hände zu Fäusten. Unter einem lauten Schrei ließ sie ihre durchsichtige Aura aufflackern und konzentrierte ihr Ki. Sie zog ihre Augenbrauen tiefer ins Gesicht, verlieh den kindlichen Zügen einen furchterregenden Ausdruck. Ihre Kampfkraft kletterte merklich in die Höhe.
Ihrem Bruder im Geiste fiel dies natürlich sofort auf und auch er ließ sein Energieniveau ansteigen. Während der Ältere noch dabei war, sich aufzupowern, war Raika schon bereit und bewegte sich mit erhöhter Geschwindigkeit auf einen der Gegner zu. Raika packte mit einer Hand zwei seiner Beine, damit er nicht fliehen konnte. Der Thron-Zianer wehrte sich mit aller Kraft, strampelte mit all seinen Extremitäten und streckte den Kopf nach oben.
»Da!« Raikas Augen weiteten sich. Am Übergang von Rücken zum Hals war eine Lücke im Panzer, wahrscheinlich um ihre Beweglichkeit zu gewährleisten. Jedenfalls musste das ihre Schwachstelle sein!
Die junge Kriegerin lud mit ihrer freien Hand einen Energieball, mit dem sie auf einen Spalt im Panzer zielte, den sie eben am Hals der Insekten entdeckt hatte. Durch den Druck und die Energie, die in den Thron-Zianer einströmte, blähte sich dessen Körper auf. Bevor Raika reagieren konnte, platzte der Panzer mit einem lauten Knacken und der Thron-Zianer wurde von Innen zerfetzt. Seine Innereien verteilten sich auf dem gesamten Körper der 14-Jährigen. Angewidert wischte sie sich mit dem Handrücken den zähflüssigen, violett-roten Schleim aus ihrem Gesicht.
»Ürgs, ist das widerlich!«, dachte sie und spürte, wie ein kalter Ekelschauer ihren Rücken hinab schoss. »Das sind wirklich einfach nur zu groß geratene Insekten. Dann ist es ja nicht ganz so schlimm, sie alle zu töten...«, redete sie sich weiterhin ein, obwohl sie merkte, dass sich ein gewisser Teil in ihr dagegen sträubte. Aber für den Moment musste sie tun, was von ihr verlangt wurde. Alleine schon aus dem Grund, weil sie weder die Mission, noch ihre Teamkameraden gefährden wollte.
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Schnell hatte auch Broly begriffen, wie er die fliegenden Thron-Zianer erledigen konnte, sodass er und Raika einen nach dem anderen mit ihrer neuen Technik tötete. Immer mehr Innereien und Gedärme fiel auf die übrigen Einheimischen herunter, wodurch diese immer unruhiger und aggressiver wurden. Zwischendurch warfen sie mit größeren Steinen oder entwurzelten kurzerhand einen Baum, mit dem sie auf Raika und Broly zielten. Doch die beiden Krieger konnten immer rechtzeitig ausweichen, waren ihre Reflexe doch um einiges schärfer, als die der Thron-Zianer.
Nachdem die fliegenden Insekten vernichtet waren, konzentrierte Broly sein Ki auf seinen rechten Zeigefinger. In der Zwischenzeit sorgte Raika mit leichten Energieangriffen dafür, dass sich die Thron-Zianer aufrichteten und so die verwundbare Stelle am Hals freigaben. Der Ältere schoss mit einem dünnen dunkelgrünen Strahl genau auf diesen Spalt, sodass nach und nach die Angreifer zusammen klappten oder, wie die Vorherigen, platzten.
Innerhalb weniger Minuten hatten die beiden Teenager dafür gesorgt, dass nichts mehr regte und nachdem sie sich wirklich sicher waren, dass die letzten Zuckungen erstorben waren, drückte Raika auf ihren Scouter, um die nächsten Energien aufzuspüren.
„Nordöstlich gibt es eine weitere Ansammlung hoher Kampfkräfte", erklärte die Jüngere und versuchte ihre Rüstung von dem Schleim zu befreien. Sie streifte sich ihre Haare aus dem Gesicht, jedoch fiel eine Strähne immer wieder zurück. Kurz entschlossen riss sie an ihrem Handgelenk das Bündchen ihres Kampfanzuges heraus und band sich damit die Haare zusammen. Normalerweise kämpfte sie am liebsten mit offenen Haaren, weil sie es liebte, wie ihre Haare im Wind des Kampfes umherflogen und ihren Körper umspielten. Doch in dieser schlammigen Gegend und wenn sie immer wieder mit Innereien vollgespritzt werden würde, war es wohl besser, mit einem Zopf zu kämpfen. Einfach damit die Haare nach dem Kampf nicht zu sehr verklebt und verdreckt waren.
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Ähnlich wie das erste Aufeinandertreffen mit der Bevölkerung des Planeten, verliefen auch die nächsten. Schon nach wenigen Stunden hatten die Saiyajin den Großteil der Bevölkerung ausgelöscht.
Irgendwann piepsten die Scouter von Broly und Raika und Vegeta meldete sich mit den Worten: „Vegeta hier. Lagebesprechung am Schiff - sofort!"
Dieser Kerl war wirklich kein Mann der großen Worte. Die Augen verdrehend amüsierte sich die Jüngste über seine ernst klingende Ansage, denn auch das würde ihre Laune nicht verschlechtern. Sie war hoch motiviert und bisher klappte alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Besonders, dass sie bislang keine großen Probleme mit dem Töten der indigenen Spezies hatte, freute sie sehr. Sie wollte nicht schon bei ihrem ersten Auftrag negativ auffallen, oder für Schwierigkeiten sorgen.
Also taten sie, was ihnen befohlen wurde, um den Prinz nicht länger warten zu lassen. Sie flogen zurück zu ihrem Raumschiff und wenig später fanden sie sich alle anderen dort ein.
„Wie sieht's aus?", fragte der Anführer des Teams mürrisch. Keine Begrüßung, keine Spur von Freundlichkeit oder Anstand. Er musste aber auch immer das Arschloch heraushängen lassen.
„Gut", antwortete Raika knapp, schenkte ihm ein provokantes Lächeln. Nach einem strengen Blick und einem ungeduldig klingenden Knurren von Seiten Vegetas, weitete sie ihre Antwort dann doch etwas aus: „Die Thron-Zianer haben keine großen Probleme dargestellt. Mit dem Scouter kann ich keine größeren Ansammlungen mehr orten, nur noch vereinzelte Energien, die über den Planeten verteilt sind." Sie atmete durch, konnte es sich dennoch nicht verkneifen, dem ewigen Miesmotz grinsend einen blöden Spruch zu drücken: „Waren meine Ausführungen in des Prinzen Erwartungsbereich, oder habe ich etwas vergessen?"
Doch der Angesprochene konterte lässig: „Lady Raika sollte ihre Zunge zügeln, sonst nehme ich mir das Recht heraus und werde ich sie ihr herausreißen!" Nach dem Spruch zuckte sein linker Mundwinkel leicht nach oben.
Er mochte diese kleinen Neckereien. Das wusste Raika nur zu gut; sie konnte es ihm ansehen, auch wenn er es vielleicht zu verbergen versuchte. Sie durfte ihn nur nicht zu sehr reizen. Wo genau seine Grenze war, wusste sie bislang noch nicht. Aber das würde sie sicherlich bald herausfinden. Besser, sie tastete sich erst einmal langsam und vorsichtig heran, bevor sie dafür noch in Schwierigkeiten geriet.
Vegeta fuhr indes mit ernstem Blick fort: „Wie dem auch sei. Bei uns sieht es ähnlich aus. Ich schlage vor, dass wir uns von nun an alleine auf den Weg machen, um die restlichen Insekten so schnell wie möglich ausfindig zu machen. Umso schneller können wir wieder zurück fliegen".
Alle Anwesenden nickten und wollten gerade schon loslegen, da hatte Paragus noch einen Einwand: „Ich bin nicht dafür, dass Raika und Broly getrennt von einander unterwegs sind. Ich kann mich ja schlecht zweiteilen und auf sie beide aufpassen".
Genervt rollte der Prinz die Augen. „Dann bleib hier und lass die Beiden alleine kämpfen! Meine Güte, sie sind doch wirklich alt genug. Ich komme mir langsam vor, wie ein verdammter Kindergärtner!" Mit einer Handbewegung befahl er Broly und Raika, sich auf den Weg zu machen und ihren Auftrag zu Ende zu bringen. Anschließend sprangen seine zu drohenden Schlitzen verengten Augen wieder zurück zu Brolys Vater. „Das mit dem Zweiteilen hättest du lieber nicht sagen sollen. Du willst nicht, dass ich auf dumme Ideen komme. Ich habe schon länger Lust, dich in zwei Hälften zu zerreißen, Paragus!" Er schnaubte verächtlich, blickte an Paragus herab und fügte abfällig an: „Wenn du schon unbedingt mitkommen musst, dann halt dich wenigstens zurück und behindere die Mission nicht!"
Mit diesen Worten wendete er sich von Paragus ab und schoss davon. Radditz verließ ebenfalls den Ort des Geschehens, um die restlichen Thron-Zianer zu eliminieren.
Während auch Vegeta und Radditz ihren Auftrag fortsetzte, knurrte Paragus laut auf und ballte wütend seine Fäuste. Natürlich ärgerte er sich, aber was sollte er schon dagegen tun? Sich Prinz Vegeta widersetzen, der ihn mit nur einem einzelnen Angriff eliminieren konnte? Nein, definitiv nicht. Das Risiko war viel zu groß. Er musste auf den richtigen Moment warten und den Prinzen in einen Hinterhalt locken. Bis dahin musste er gehorchen, ob es ihm passte oder nicht. Paragus zog sich also in das Raumschiff zurück und wartete dort auf die Rückkehr der Jugendlichen.
~
Raika hatte das Gefühl, das erste Mal tief durchatmen zu können, einfach weil sie nicht unter dem wachsamen Auge von Paragus agieren musste. Freudig lächelnd flog sie mehrere Saltos hintereinander, schlug Haken und genoss das Gefühl von Freiheit. Broly beobachtete sie schmunzelnd, bis sich ihre Wege trennten und beide für sich allein die restlichen Bewohner des Planeten aufspürten.
Die Buntaugen-Saiyajin sah sich genauestens um und achtete währenddessen auf die Anzeigen ihres Scouters. »Irgendwo hier müssten sie doch sein...«, dachte Raika und ließ ihren Blick umher schweifen. Sie befand sich in einem kaum bewaldeten Gebiet, also konnten sich die Thron-Zianer auch nicht verstecken. Dennoch konnte sie sie nirgendwo entdecken, obwohl der Scouter sie genau hier lokalisierte. »Vielleicht muss ich doch etwas näher heran. Es könnte ja sein, dass sie sich tarnen können... Ich will nicht die Einzige sein, die Probleme bei diesem Auftrag hat.« Raika war immer sehr selbstkritisch und hatte Angst, ihr Umfeld zu enttäuschen, oder gewisse Erwartungen nicht zu erfüllen. Für sie war das hier alles noch so neu, sie musste sich erst einfinden. Sie wollte unbedingt einen guten Eindruck hinterlassen und sich nichts zu Schulden kommen lassen. Der Prinz, Radditz und auch Broly setzten unter Garantie große Maßstäbe.
So entschied sie sich dazu, ein Stück weit Richtung Oberfläche zu sinken. Der Boden unter ihr war von Lavaströmen durchzogen. Je näher sie ihnen kam, umso heißer wurde es. Sofort sammelte sich Schweiß an ihrer Stirn. Diese drückende Hitze ließ sie schwer keuchen, aber sie würde sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Raika ließ ihren Kopf wieder von links nach rechts wandern, auf der Suche nach Gegnern, während sie über einen größeren Knotenpunkt flog, an dem mehrere Ströme aus kochend heißer Gesteinsmasse zusammenkamen. Ihr Scouter schlug plötzlich Alarm und ortete eine Kampfkraft von über 5000 direkt hinter ihr. Im selben Moment nahm sie Bewegungen und brodelnde Geräusche hinter sich wahr.
Erschrocken drehte sie sich blitzschnell um und erkannte einen Thron-Zianer, der deutlich größer war als die Übrigen und eine noch dickere Panzerung trug. Dieses Insekt schoss aus der Lava hervor und spuckte der Kämpferin einen lilafarbenen Ki-Strahl aus dem Mund entgegen. Zum Ausweichen war es bereits zu spät, also verschränkte Raika die Arme vor ihrem Gesicht und blockte den Angriff, wodurch sie ein ganzes Stück zurück gedrängt wurde.
Die Saiyajin bemerkte, dass dieser Thron-Zianer deutlich stärker war, als die bisherigen Exemplare seiner Art, gegen die sie gekämpft hatte. Sie senkte ihre Arme und sah, dass der Angreifer schon wieder auf sie zu stürmte. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen, hatte dieses Insekt sichelförmige Arme und holte schwungvoll mit diesen aus, um Raika zu verletzen. Die 14-Jährige sprang nach hinten, um dem Angriff zu entkommen, doch eine Klinge erwischte sie am rechten Oberarm. Die scharfe Sichel durchtrennte den blauen Stoff ihres Kampfanzuges und hinterließ einen tiefen Schnitt in der Haut. Ein brennender Schmerz breitete sich innerhalb weniger Herzschläge von der getroffenen Stelle in ihrem ganzen Arm aus. Mit der anderen Hand hielt sie die Wunde, aus der das Blut tropfte.
„Shit!", knurrte sie gereizt mit schmerzverzerrtem Gesicht, unterdrückte jedes weitere Geräusch, welches auf Schmerz oder Schwäche hinweisen konnte. Es blieb keine Zeit, sich um die Verletzung zu sorgen. Sie musste jetzt schnell handeln und diesen zu groß geratenen Käfer besiegen, damit sie sich nicht noch weitere schwere Verletzungen einhandelte.
Also schluckte sie ihren Schmerz hinunter und schwebte nach oben, in der Hoffnung, dass dieser Gegner nicht fliegen konnte. Zu ihrem Entsetzen schüttelte sich dieser und es zeigten sich auch bei diesem Wesen, dass es Flügel unter seinem Panzer trug. Die kurze Zeit, die es brauchte, um die Insektenflügel zu entfalten, nutzte Raika, um sich aufzupowern.
Der Thron-Zianer kam auf sie zu geflogen und griff sie erneut an. In dem Moment ertönte wieder Raikas Scouter, dieses mal aber nicht aufgrund eines weiteren Gegners. Diesmal war es ein anderes Piepsen. Sie wurde von ihren Teammitgliedern kontaktiert.
„Hey Leute. Ich orte noch einzelne hohe Kampfkräfte, kann sie aber nirgends entdecken. Habt ihr was gesehen?", fragte Radditz, der wohl alle Kanäle freigeschaltet hatte und somit eine Gruppenkonferenz gestartet hatte.
„Nein, bisher noch nicht", antwortete Broly, während sich Raika kaum auf die Worte ihrer Kameraden konzentrieren konnte, weil sie den schnellen Angriffen des Insektes ausweichen musste.
„Negativ", knurrte der Prinz knapp.
„Kacke! Wie sieht's denn bei dir aus, Raika?", harkte Radditz nach.
„Ich habe hier zu tun! Nervt mich nicht!", blaffte sie ihn an. Eigentlich wollte sie gar nicht so ruppig antworten, doch es stresste sie etwas zu sehr, die permanenten Angriffe zu parieren und gleichzeitig dem Gespräch zu folgen.
„Scheint so, als hätte Raika sie gefunden...", schlussfolgerte ihr bester Freund.
„Kannst du uns wenigstens sagen, wo sie sich verstecken?" Der Langhaarige versuchte weiterhin halbwegs freundlich zu sein, doch auch sein Tonfall nahm eine genervte Färbung an.
„In den Lavaströmen", entgegnete die 14-Jährige knapp und duckte sich unter dem nächsten Sichelhieb weg. „Verpiss dich, du elendes...!". Den Rest des Satzes konnte man kaum mehr verstehen, weil sie einen erneuten Angriff ausübte. Doch die Panzerung des Insekt war zu stark, nichts schien einen Effekt zu haben. Bisher konnte sie auch noch keine ungedeckte Stelle ausfindig machen.
Zögerlich ergriff der Saiyajin, mit dem sie aufgewachsen war, das Wort: „Brauchst du Hilfe, Raika?"
„Ich schaffe das alleine!", knurrte sie völlig genervt davon, dass man ihr anscheinend nichts zutraute. Kurzerhand trat sie ihrem Angreifer gegen den Kopf, sodass er ein Stück zurück flog und sich schüttelte. Diesen Moment nutzte Raika, griff ihren Scouter und ließ ihn achtlos fallen.
So langsam wurde es der jungen Kriegerin zu bunt. Dieser Thron-Zianer stellte eine wirklich große Gefahr dar, nicht wie die Anderen, die in nur wenigen Stunden ausgelöscht worden waren. Aber dieser Käfer war alleine. Es war nur ein einziger! Diesen Gegner würde sie doch wohl alleine besiegen können.
In ihr staute sich langsam aber stetig eine ungeheure Menge Wut an und ließ ihre Kampfkraft in die Höhe schießen. Raika entschloss sich dazu ihren Lieblingsangriff auszuführen. Sie hob ihre Arme hoch über ihren Kopf um ihr Ki zu sammeln, doch ihr rechter Arm zuckte bei der Bewegung krampfhaft zusammen. Fast hatte sie ihre Verletzung vergessen. Aber durch die große Bewegung breitete sich der Schmerz bis ihre Schulter aus.
Sie durfte jetzt nicht aufgeben! Krampfhaft schüttelte sie die Gedanken an den Schmerz erneut ab und fuhr unbeirrt fort. Nachdem sie noch einmal tief Luft geholt hatte, streckte sie ihre Arme nach vorne und legte die Handballen aneinander. „DELTA-FLASH!", brüllte sie und kanalisierte den grünblauen Strahl, der sein Ziel jedoch weit verfehlte. Das Insekt bewegte sich einfach zu schnell. Zornig und frustriert knurrte Raika auf. „Verdammte Scheiße!"
Das hatte sie sich anders vorgestellt. Ihre Verletzung schmerzte immer mehr. Mittlerweile war ihr gesamter Arm heiß geworden und pulsierte heftig. Sie hatte das Gefühl immer schwächer zu werden, obwohl sie immer wütender wurde und ihrem Ki immer mehr Raum verlieh. Es schien aber nichts zu bringen. Nur ihr Kampfeswille und ihre Überzeugung, dass sie diese leichte Aufgabe auch alleine schaffen könne, trieb sie weiter an.
~
Vegeta und die Anderen hatten in der Zwischenzeit bemerkt, dass das einzige Mädchen in ihrem Team große Schwankungen in ihrer Kampfkraft aufwies. Die Zahlen auf dem Scouter rauschten nach unten und wieder nach oben. Irgendetwas stimmte da nicht. Außerdem bekamen die übrigen Saiyajinkrieger keine Rückmeldung mehr von Raika. Vermutlich hatte sie ihren Scouter ausgeschaltet.
„Was ist da bei Raika los?" Ein Hauch von Sorge lag in Radditz' Stimme.
„Ich sehe mir das mal an. Sie ist in meiner Nähe", entschied der Prinz. „Radditz, flieg zu Broly und bleibt zusammen. Sicher ist sicher...".
Die beiden anderen männlichen Kämpfer stimmten zu und Vegeta folgte den Scouterdaten zu der Jüngsten.
Kaum war er in ihrer Reichweite, erkannte er, dass sie in einem miserablen Zustand war. Ihre Kampfkraft war gerade wieder an einem Tiefpunkt. Schnaufend konnte sie sich gerade noch so in der Luft halten. Sie zitterte am gesamten Leib. Ihr rechter Arm war angeschwollen. In kleinen Rinnsalen lief eine Menge Blut aus der Wunde an ihrem Arm entlang. Vegeta verengte erkennend seinen Blick und schoss auf sie zu. Er wusste genau, was hier vorging und warum Raika so plötzlich so viel Energie verlor. Gut, dass er hergekommen war. Ansonsten würde sie diese Mission wahrscheinlich nicht überleben.
Ohne hinzusehen feuerte der Prinz einen Ki-Strahl auf den Thron-Zianer und schob ihn damit auf größeren Abstand, um fürs Erste mal zu beschäftigen. Sein Blick klebte an der Wunde der Jüngeren.
Raikas Kopf fuhr schreckhaft zu dem Älteren herum. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er auf einmal neben ihr aufgetaucht war. Viel zu sehr war sie mit ihrem Kampf und ihrem schwindenden Körpergefühl beschäftigt.
„Womit hat er dich erwischt?", wollte Vegeta wissen, während er die Verletzung näher begutachtete.
„Mit...". Sie verzog schmerzverzerrt ihr Gesicht. „Mit den Klingen...an seinen Vorderbeinen. Wieso?" Statt zu antworten, griff Vegeta nach ihrem Arm, doch sie riss ihn hektisch weg. „Was soll das? Der kleine Kratzer ist doch nicht der Rede wert!"
„Nicht der Rede wert? Du wurdest vergiftet, du Idiotin!", schnaubte der Prinz. Erneut zog er ihren Arm zu sich und riss kurzerhand den Stoff herunter, um den Schaden, den die Wunde angerichtet hatte, besser beurteilen zu können.
Erst jetzt betrachtete Raika ihre Verletzung genauer und weitete geschockt ihre Augen. Von der Hand bis nach oben zur Schulter war der gesamte Arm geschwollen und dunkelrot, fast violett verfärbt. Außerdem blutete die Wunde wirklich stark. Raikas Atem wurde bei dem Anblick hektisch. Warum hatte sie nicht auf ihren Körper gehört? Warum wollte sie unbedingt weiter machen? Warum hat sie nicht früher um Hilfe gebeten? Aber all das war jetzt egal. Jetzt konnte sie nichts mehr daran ändern. Vegeta hatte Recht. Sie war so eine verdammte Idiotin...
„Ich habe dir doch erzählt, dass einige der Thron-Zianer über Giftklingen verfügen! Das Gift wirkt stark blutverdünnend. Du solltest wirklich besser zuhören!" Vegeta wirkte wütend, sah ihr aber nicht in die Augen, sondern beschäftige den erneut herannahenden Angreifer mit einem weiteren Ki-Strahl, nahm dann den Fetzen von Raikas Kampfanzug und band ihn um ihre Schulter. So eng, dass das Blut nicht weiter zirkulieren konnte. Er wollte vermeiden, dass sich das Gift im gesamten Körper ausbreitet. Als er fertig war, blickte er ihr das erste Mal in die Augen und befahl in einem strengen Ton: „Flieg zurück zum Schiff! Sofort!"
Raika betrachtete ihren Arm, sah dann in das wütende Gesicht des Prinzen und nickte schließlich. Sie sah ein, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte direkt auf die Anzeichen ihres Körpers reagieren sollen. Vegeta würde mit dem Insekt schon alleine fertig werden. Musste er. Raika war nicht mehr in der Lage ihm zu helfen. Zu sehr hatte das Gift schon ihren Körper geschwächt.
Etwas niedergeschlagen davon, dass sie in ihrem ersten Auftrag einen solchen Fehler begangen hatte, gehorchte sie dem Prinzen und flog zurück zum Raumschiff.
Vegeta hatte unterdessen keine sonderlich großen Probleme mit dem Thron-Zianer. Die hätte Raika vermutlich auch nicht gehabt, wäre sie nicht zu Beginn des Kampfes direkt schwer verletzt und vergiftet worden. Der Thronfolger hatte zum Glück relativ schnell erkannt, dass auch die größeren Insekten eine Schwachstelle hatten. Sie waren zwar besser gepanzert, doch ihr Nacken war fragil. Jedes mal, wenn sie angriffen, streckten sie ihren Kopf nach vorne, wodurch der Nacken ein Stück aus der Panzerung herausragte. Ein gezielter Tritt und der Kopf löste sich ganz einfach vom Rest des Körpers. Diese Information übermittelte er Broly und Radditz, sodass sie in kurzer Zeit die restlichen Thron-Zianer ausfindig machen und besiegen konnten.
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