Gespräche unter Artgenossen
Kapitel 6:
Gespräche unter Artgenossen
Am Raumhafen angekommen landeten Raika und Radditz. Vegeta und Broly warteten offensichtlich schon an einem größeren Raumschiff, was direkt einige Fragen aufwarf.
„Ich dachte wir fliegen mit den kleinen Kapseln", wunderte sich die 14-Jährige an den Prinzen gerichtet. Als sie ihren Blick schweifen ließ, sah sie Brolys Gesicht, welches leichte Besorgnis ausdrückte. Sofort wurde ihr klar, dass hier irgendetwas nicht stimmte. „Was ist hier los?", fragte sie skeptischer nach.
Vegeta blickte zwischen Broly und Raika hin und her und nachdem Paragus' Sohn auch weiteren Sekunden nicht antwortete, rollte der Prinz genervt seine Augen und erklärte knapp: „Paragus ließ sich nicht davon abhalten uns zu begleiten".
„WAS?!" Die junge Saiyajin stieß einen resignierten Seufzer aus und verzog verstimmt ihren Mund nach unten. „Verdammte Scheiße! Das gibt's doch nicht!"
„Hör auf dich zu ärgern, das bringt nichts", versuchte Broly sie zu beruhigen, ging auf sie zu und legte einen Arm um ihre Schulter. Die Kleinere lehnte sich an den jungen Mann heran, der gerade wieder einmal für sie sorgte wie ein großer Bruder.
Der Prinz konnte sich das Mitgefühl zwischen den Beiden wohl nicht mit ansehen. „Könnt ihr diesen sentimentalen Quatsch sein lassen? Ich könnte im Strahl kotzen, wenn ich so was sehen muss!"
„Dann schau halt weg", giftete Raika zurück.
„Pass lieber auf, wie du mit mir sprichst, verstanden?", knurrte Vegeta und ballte drohend eine Faust.
„Heh, ruhig bleiben, Vegeta!" Radditz mischte sich ein, der seinen besten Freund an den Schultern packte und ihn die Rampe hinauf ins Raumschiff schob, um ihn aus der Schussbahn zu bringen und um seine Klamotten in das Innere des Schiffs zu bringen. Das war für alle Beteiligten das Beste. So konnte Vegeta sich schon mal um die Einstellungen des Bordcomputers kümmern.
Raika und Broly standen noch eine Weile draußen vor dem Raumschiff. Der Ältere hatte ihr Gepäck schon im Schiff verstaut. Sie warteten nur noch auf Paragus.
„Hat dein Vater gesagt, warum er unbedingt mitfliegen will?", wollte Raika wissen.
„Er meinte zu mir, dass er unseren ersten Auftrag überwachen will, damit wir keine Dummheiten anstellen", erklärte Broly.
„Heißt das, er ist beim nächsten Mal nicht dabei?" In Raika schlummerte ein leichtes Gefühl der Hoffnung.
„Stell dich lieber darauf ein, dass er mitkommt... Er wird sich bestimmt etwas einfallen lassen und immer wieder Gründe finden, warum er uns nicht aus den Augen lassen kann". Broly beugte sich etwas zu ihr herunter und wisperte in ihr Ohr: „Vergiss nicht, wofür wir eigentlich hier sind!"
Die 14-Jährige nickte stumm. Sie wusste genau, wovon der Größere sprach. Eines Tages sollten sie an Vegeta und dessen Vater Rache nehmen, dafür, dass sie als Kinder aussortiert worden waren und ausradiert werden sollten. Aber mittlerweile kamen ihr einige Zweifel. Stimmte das denn überhaupt? Oder steckte der simple Plan dahinter, dass Paragus den Thron besteigen konnte? Waren sie und Broly nur Mittel zum Zweck, damit Paragus die Macht erlangen konnte? Je länger sie hier war und je mehr Zeit die junge Frau mit ihren Artgenossen verbrachte, umso mehr zweifelte Raika an der Glaubwürdigkeit von Brolys Vater. Vegeta und der König waren vielleicht etwas abgehoben, stolz und ziemlich launisch. Doch waren sie wirklich böse? Waren sie im Stande eine solch grauenvolle Schandtat zu begehen?
In Raikas Kopf sammelten sich immer mehr Fragen und Zweifel. Angestrengt von ihren eigenen Gedanken stieß sie einen lauten Seufzer aus, löste sich von Broly und bestieg das geräumige Raumschiff. Mit Broly konnte sie darüber nicht reden. Egal, was passierte, er stand immer voll und ganz hinter seinem Vater. Besser sie machte sich für sich selbst ein paar Gedanken dazu und fand erst mal heraus, ob sie Radditz und Vegeta vertrauen konnte.
Broly wartete noch, bis sein Vater eintraf. Währenddessen betrat Raika die Brücke und sah sich dort um. Radditz saß entspannt auf einem der Stühle. Vegeta saß auf einem anderen Stuhl und war gerade dabei die richtigen Parameter für ihre Reise einzugeben.
»Am besten beobachte ich unseren Prinzen etwas genauer, um ihn besser einschätzen zu können«, entschied sich Raika gedanklich, während sie sich hinter ihn stellte, sich an dessen Stuhl abstützte und überprüfte, ob er einen Fehler machte.
„Rückst du mir gerne so auf die Pelle?", fragte der Prinz genervt ohne sich umzudrehen, oder sein Gesicht von den Anzeigen abzuwenden.
„Lass mich doch die Nähe unserer strahlenden Lichtgestalt genießen", witzelte sie grinsend. „Oder ist dir die Nähe von anderen Männern lieber?"
„Da muss ich dich enttäuschen, Püppchen. Ich stehe auf richtigen Frauen und nicht auf kleine Gören, wie dich". Wieder verzog er nicht eine Miene und sprach einfach trocken aus, was er dachte.
Doch auch Raika kam jetzt erst richtig in Fahrt. „Du meinst, du stehst auf dicke Titten, wie jeder hormongesteuerte Vollidiot in deinem Alter", ließ die Jüngste verlauten, woraufhin sie einen Lacher von Radditz erntete.
Der Prinz hingegen knurrte leise auf. Er schien sich ertappt zu fühlen und das gefiel ihm absolut nicht.
„Ganz Unrecht hat sie da nicht", bestätigte der Langhaarige ihren Verdacht.
„An deiner Stelle würde ich mich zu dem Thema geschlossen halten, Radditz", fauchte Vegeta drohend und setzte gleich nach: „Soweit ich weiß, bist du noch Jungfrau". Mittlerweile hatte der Prinz sein Augenmerk von den Anzeigen abgewendet und versuchte Radditz vor Raika zu diffamieren, wahrscheinlich um sich selbst besser zu fühlen.
Der Langhaarige war schon dabei rot anzulaufen, doch Raika fiel sofort der richtige Konter ein. Sie legte eine Hand an Radditz' Oberarm, blickte ihn lächelnd an und sprach ruhig: „Ich finde das toll. Du wartest wenigstens auf die Richtige und bumst nicht wahllos alles, was dir vor die Flinte läuft". Den letzte Teil des Satzes richtete sie wieder mehr an den Prinzen, der daraufhin kurz sprachlos war. Raika sah ihm sofort an, dass er keine schlagfertige Antwort parat hatte. Grinsend drehte sich die Kleinere auf dem Absatz um und verschwand von der Brücke.
Perplex stand der Prinz auf und stammelte in ihre Richtung: „Ich... Ich bumse nicht alles, was... Was?" Irritiert schluckte der Prinz und blickte seinen besten Freund völlig entgeistert an. „Was ist hier gerade passiert?"
„Ganz einfach, Vegeta... Die Kleine hat gewonnen, so ungern ich es auch zugebe", log Radditz. In Wahrheit konnte er sich das Lachen kaum noch verkneifen und freute sich, dass die Kleine ihm wohl auch verbal das Wasser reichen konnte. »Die wird bestimmt mal eine wahnsinnig toughe Frau!«, dachte er, während er ihr über seine Schulter hinweg hinterher schaute.
~
Wenig später war auch endlich Paragus eingetroffen. Vegeta hatte sich wieder gefasst und hatte die restlichen Vorbereitungen getroffen. Während des Starts waren alle auf der Brücke versammelt. Es waren genügend bequeme Sitze vorhanden, sodass jeder einen Platz hatte. Nachdem sie die Atmosphäre durchquert hatten und das Raumschiff angenehm durch das Weltraum glitt, schnallten sich die Anwesenden wieder ab und gingen ihrer Wege, bis auf Vegeta, der weiterhin die Anzeigen im Blick behielt. Etwas verwundert, entschloss sich Raika dazu auf dem Stuhl neben ihm Platz zu nehmen.
„Was willst du schon wieder?", schnaufte dieser genervt ohne sie anzusehen. Er war offensichtlich von eben noch ziemlich beleidigt.
„Ich habe mich nur gewundert, dass du so viel Mühe in die Überwachung der Parameter steckst. Ich dachte, ein Prinz wäre sich dafür zu fein", fragte sie so freundlich es ging, ohne ihn weiter zu verletzen.
Er seufzte und rieb mit zwei Fingern über seine Stirn, direkt oberhalb seiner Augen. „Hast du es dir eigentlich zur Aufgabe gemacht, mir heute nur auf den Sack gehen?"
„Nein, es interessiert mich wirklich", entgegnete sie ihm weiterhin in einem ruhigen Tonfall.
Ein weiteres genervt klingendes Stöhnen ertönte. Aber Vegeta entschied sich dennoch dazu, ihr zu antworten. „Ich fliege lieber alleine. Aber wenn wir schon mit einem größeren Schiff fliegen, dann will ich die Kontrolle behalten...".
„Das kann ich nachvollziehen. Mir geht es da ähnlich. Deswegen ist es für mich auch relativ schwer, mich hier einzufinden. Es ist alles neu und für mich nicht kontrollierbar. Das ist echt furchtbar", erzählte die Jüngere. Tatsächlich hatte sie öfters mit diesem Problem zu kämpfen. Für sie war es leichter, wenn sie wusste, was auf sie zukam. Auch jetzt war sie extrem nervös und angespannt, weil sie in eine Situation geschmissen wurde, die sie noch nicht kannte. Aber davon würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Bisher hatte sie noch jedes Problem irgendwie überwunden und war mit jeder Gefahr klargekommen. Also würde sie auch diese Mission meistern.
Das leuchtete dem Prinzen ein. Ihm huschte ein flüchtiges Lächeln über die Lippen.
Im selben Moment schnaufte Raika, ließ sich in ihrem Sitz nach hinten fallen und fuhr fort: „Vielleicht sollte ich ein bisschen mehr auf dich hören. Immerhin weißt du, wie der Hase hier läuft".
Ohne seinen Kopf zu drehen, blickte er sie für einen kurzen Moment aus einem Augenwinkel heraus an und sagte: „Kluges Mädchen".
Raika lehnte sich wieder nach vorne, blickte ihn von der Seite an und fragte: „Okay, erzähl mir doch mal ein bisschen was von dem Planeten, auf dem unsere Mission stattfindet. Dann kann ich von deinen Erkenntnissen und Erfahrungen vielleicht sogar profitieren".
Zufrieden grinste der Prinz und wendete sich ihr jetzt ganz zu. Immerhin hatte er seine Pflichten abgeschlossen, das Raumschiff blieb auf Kurs. Also begann er zu erzählen: „Wir fliegen nach Thron-Zi, etwa eine Woche Flugreise von uns entfernt. Der Planet wird von zahlreichen Wesen bevölkert, die allerdings kein hohes kulturelles Niveau haben. Sie haben keine Regierung, keine Wirtschaft, kein System... Kurz gesagt: Sie sind primitiv und haben keine weitere Daseinsberechtigung. Allerdings gibt es auf ihrem Planeten angeblich ein hohes Aufkommen an Bodenschätzen. Die Thron-Zianer sind relativ stark, daher wurden wir beordert, diese Mission zu erfüllen. Daher werden wir den Planeten säubern...".
Schon nach dem zweiten Satz des Prinzen war Raika in ihren Gedanken abgedriftet. Sie schaute ihn so lange an, dass es ihr gar nicht mehr auffiel, wie intensiv sie sein Gesicht musterte. Wie sich seine Augen in stetiger Arroganz nach hinten rollten, während er über die Bewohner des anderen Planeten sprach. Wie seine Nase und seine Lippen zuckten, während er sprach. Merkwürdigerweise versuchte sie einen kurzen Blick auf seine Zunge zu erhaschen. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie das wollte. Irgendetwas hatte dieser Kerl an sich, was sie faszinierte... War es sein strenger Gesichtsausdruck? Er versuchte sich, wohl keine Gefühle anmerken zu lassen. Doch als sie sich eben ihr kurzes Wortgefecht geliefert hatten, konnte sie ganz klar erkennen, dass er erstaunt und auch ein wenig eingeschnappt war, nach dem letzten Spruch ihrerseits. Ein leichten Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie darüber nachdachte. Man musste den stolzen Prinzen nur aus seinem Schneckenhaus herauslocken.
Der Prinz schnippste direkt vor ihrem Gesicht mit seinen Fingern. „Hast du mich verstanden?", fragte er erneut nach, obwohl er genau wusste, dass sie ihm nicht zugehört hatte.
„Hm? Was?" Raika schreckte aus ihrer Trance heraus, schüttelte sich leicht und wiederholte stumpf die letzten Worte, an die sie sich erinnern konnte. „Ja klar, wir sollen den Planeten säubern. Verstanden!"
Der Prinz wendete sich wieder von ihr ab. „Gut, ich will mich nicht wiederholen müssen", sprach er, während er sich wieder auf den Bordcomputer konzentrierte und nur noch einen flüchtigen Blick aus seinem Augenwinkel auf das Mädchen warf.
„Kein Problem, Vegeta!", meinte sie entschlossen, doch eine Frage drängte sich ihr dann doch noch auf. „Was genau ist mit 'säubern' gemeint? Alle Einheimischen zu eliminieren oder werden sie umgesiedelt?"
„Umgesiedelt". Der Prinz lachte bei diesem Wort kurz auf. „Du bist vielleicht naiv, Schätzchen. Sie werden schlicht und einfach ausgerottet. Ich sagte doch eben, dass sie keinen Wert haben!"
Das hatte Raika natürlich nicht mitbekommen, aber sie ließ sich nichts anmerken. „Aber muss man sie deswegen ausrotten? Vielleicht brauchen sie für ihre Entwicklung einfach etwas länger als Andere".
„Die Viecher haben Pech gehabt. Wir werden sie vernichten und ihren Planeten an den Meistbietenden verkaufen. Vielleicht plündern wir noch einen Teil der Bodenschätze, um unseren Gewinn zu optimieren, aber das war's auch schon. Der Käufer kann auf dem Planeten dann eine Zivilisation aufbauen", erklärte der Prinz weiter.
„Oh... Okay", ließ die Jüngere verlauten. „Na, dann bis später". Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Etwas niedergeschlagen von dieser Nachricht, stand sie auf und ließ den Prinzen auf der Brücke alleine.
Zielstrebig ging sie zum Zimmer von Broly und Paragus und linste vorsichtig hinein, ob Broly eventuell alleine war, doch er war es leider nicht. Der Bärtige lag auf seiner Liege und döste vor sich hin, ebenso wie sein Sohn. Also ließ Raika sie weiter schlummern und setzte ihren Weg fort, bis sie an Radditz' Zimmer vorbei kam. Dort angekommen klopfte sie zögerlich an die Türe. An sich hätte sie lieber mit ihrem Bruder darüber gesprochen, aber auf Paragus hatte sie gerade wirklich keine Lust. Vielleicht war Radditz zu mehr Empathie in der Lage, als Vegeta.
Einen Moment später wurde die Tür geöffnet. Radditz hatte offensichtlich mit dem Prinzen gerechnet. So war er ziemlich erstaunt, als er Raika vor seinem Zimmer hatte stehen sehen. „Was machst du denn hier? Und ich dachte schon, Vegeta hätte mal dazu gelernt und würde anklopfen". Er grinste die Kleinere schief an.
„Kann ich reinkommen?", fragte sie mit großen Augen.
„Klar". Der Langhaarige öffnete die Tür weiter und ließ sie herein. Sie sah bekümmert aus. „Wo drückt denn der Schuh?"
„Wusstest du, dass wir die Bewohner des Planeten ausrotten sollen?"
„Klar, das ist doch immer so". Er zuckte gleichgültig mit den Schultern, doch dann sah er ihren bestürzten Gesichtsausdruck. Raika wusste es offensichtlich vorher nicht. Und wenn er jetzt so darüber nachdachte, waren Raika und Broly wahrscheinlich viel zu gutherzig, als dass sie ohne jedwede Skrupel andere Lebewesen umbringen könnten. Das würde sie noch vor eine große Herausforderung stellen. „Mach dir nichts draus, Raika! Thron-Zianer sind meines Erachtens nieder entwickelte Kreaturen, auf einem ähnlichen Niveau wie Insekten, nur um einiges größer und stärker".
„Aber das gibt uns doch noch lange nicht das Recht, sie einfach auszurotten", gab die Jüngere zu bedenken. Sie bekam das einfach nicht in ihren Kopf. Selbst auf dem Planeten Vampa hatte sie ein Problem mit dem Töten. Wenn es um ihr Überleben ging, war das etwas Anderes. Aber dann tötete sie nur einzelne Lebewesen und nicht gleich eine gesamte Rasse. Das war doch noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Missgelaunt verzog die Langhaarige das Gesicht.
Radditz hingegen schnaubte, packte seinen Scouter, schaltete diesen aus und warf ihn unachtsam hinter sich auf sein Bett. Auf einen fragenden Blick Seitens Raika, erklärte er: „Mein Vater ist der Überzeugung, dass wir über diese Scouter abgehört werden".
„Von wem?"
„Von Freezer und dessen Leuten".
Raika überlegte. Den Namen hörte sie hier andauernd. Sie wusste, dass er für die Aufträge verantwortlich war, aber in welcher Beziehung die Saiyajin grundsätzlich zu diesem Freezer standen, wusste sie nicht. „Was genau hat dieser Typ mit uns zu tun?", wollte sie also wissen.
Der Ältere ging durch den Raum, lehnte sich an die nächste Wand und ließ sich an dieser hinunter sinken. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er erklärte: „Freezer ist das mit Abstand stärkste und gefährlichste Wesen in diesem Universum. Er und sein Vater unterjochen uns Saiyajin schon seit vielen Jahren. Ich kenne es gar nicht anders. Für ihn führen wir die Aufträge aus. Er nutzt unsere Stärke, um das gesamte Universum unter sein Kommando zu bringen und sämtliches, für ihn wertlose Leben auszulöschen".
„Und warum wehrt sich dann keiner gegen ihn?"
Radditz lachte kurz amüsiert auf. „Du hast echt keine Ahnung, oder?" Sein Gegenüber zuckte nichtsahnend mit den Schultern und sah ihn weiter interessiert an, während er sein Gesicht von ihr abwendete und fort fuhr: „Glaub mir, es gab schon genügend Aufstände gegen Freezer. Aber dieser Dreckskerl ist einfach zu stark. Er pulverisiert ganze Planeten mit einer einzigen riesigen Ki-Kugel. Und ich gehe schwer davon aus, dass er uns ebenfalls komplett ausradieren wird, wenn wir nicht weiterhin gehorsam seine Befehle ausführen und in irgendeiner Weise für ihn nützlich sind...".
„Hätten wir denn nicht mal eine Chance, wenn wir uns alle zusammen tun würden? Wir sind so viele Saiyajin, das muss doch irgendwie möglich sein".
Doch Radditz schüttelte den Kopf und erklärte: „Der König würde das nicht zulassen. Er hält die Zusammenarbeit mit Freezer für notwendig und sinnvoll, um unser Volk wirtschaftlich und technologisch voran zu bringen und um unsere Macht zu demonstrieren. Er zerschlägt alle Widerstandsgruppen, noch bevor diese aktiv werden können. Widerstandskämpfer werden grundsätzlich mit dem Tod bestraft... Du siehst, selbst wenn wir es wollten, würde es nicht gehen. Und selbst wenn auch der König im Widerstand wäre... Gegen Freezer hätten wir auch mit vereinten Kräften keine Chance".
Die Jüngere hielt für einen kurzen Moment geschockt die Luft an. Das waren ja wirklich keine guten Aussichten. „Ist der König echt so ein Arsch?"
„So würde ich das nicht ausdrücken... Ich denke, er hat einfach Angst vor Freezer. So, wie die meisten von uns".
„Und was ist mit dem Prinzen?", harkte Raika interessiert nach.
Radditz lächelte und ließ seinen Hinterkopf gegen die Wand plumpsen, während er seinen Blick nach oben richtete. „Prinz Vegeta ist schlauer, als es den Anschein macht. Er ist zwar launisch, doch er handelt meistens sehr überlegt. Er weiß genau, dass er noch keine Chance gegen Freezer hat, deswegen hält er sich bedeckt und tut das, was man von ihm verlangt. Aber er trainiert extrem hart, um seine und unsere Knechtschaft eines Tages zu beenden. Ich denke, es geht ihm hauptsächlich darum, dass er als Prinz keine Lust hat, nach Freezers Pfeife zu tanzen und nicht darum, seine Artgenossen zu befreien". Sein Lächeln verbreiterte sich. „Wenn es jemand eines Tages schaffen könnte, Freezer zu besiegen, dann er. Es gibt niemanden, der so verbissen trainiert, wie Vegeta. Doch es bringt nichts, sich jetzt in den Tod zu stürzen, wenn man dem Gegner einfach nicht gewachsen ist. Das weiß er und solange hält er sich zurück".
Die Erklärung von Radditz wirkten sehr plausibel und ließen auch die Jüngere lächeln. »Radditz und Vegeta scheinen wirklich keine schlechten Kerle zu sein. Wenn dieser Freezer wirklich so übermächtig ist, dann bleibt uns wohl keine andere Wahl, als weiter zu trainieren, bis wir ihn eines Tages besiegen können«, dachte Raika.
Das Gespräch mit Radditz tat wirklich gut. Auch, wenn sie immer noch geschockt war, dass sie während ihrer Mission eine gesamte Spezies ausrotten sollten, nahmen ihr die Worte des Älteren ein wenig die Furcht und beruhigten sie. Immerhin schienen sich Radditz und Vegeta nicht einfach ihrem Schicksal zu fügen, sie wussten nur, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich dagegen zu wehren. Und Radditz hatte Recht. Es machte keinen Sinn, sich gegen Freezer aufzulehnen, wenn sie sowieso noch keine Chance gegen ihn hatten.
„Aber das bleibt unter uns, okay?"
Die Frage des Langhaarigen riss die Kleinere aus ihren Gedanken. Erschrocken schüttelte sie sich wieder leicht. „Ja, klar. Das bleibt unter uns!", erneut gab sie nur die letzten Worte wieder, die sie wahrgenommen hatte. Sie hoffte, dass sie nicht schon wieder wichtige Informationen verpasst hatte, während sie gedanklich weggedriftet war. Den Teil über Freezer und Vegeta hatte sie definitiv mitbekommen, das war vermutlich das Wichtigste.
Radditz richtete sich auf, ging auf sie zu und wuschelte ihr durch die Haare, während er einen Mundwinkel nach oben zog und ein schiefes Grinsen formte. „Du bist manchmal ganz schön abwesend, kann das sein?"
„Nein, gar nicht!", log Raika, verschränkte die Arme vor der Brust und lief unwillkürlich knallrot an. Als ihr dies bewusst wurde, senkte sie beschämt ihr Haupt.
„Lügen kannst du schon mal nicht". Radditz grinste sie einen Moment lang weiter an und schlenderte an ihr vorbei in Richtung Brücke.
~
Der Rest des Fluges verlief weitestgehend ruhig. In der Woche, in der sie unterwegs waren, schliefen die Saiyajin die meiste Zeit über. Etwas Anderes konnten sie kaum machen. Zwischendurch unterhielten sich die Teenager mal miteinander, tauschten sich über die Mission oder über Privates aus, oder sie dehnten ihre verspannten Muskeln, die bei dieser erzwungenen Trainingspause schon begannen zu schmerzen. Für ein anständiges Trainings war hier einfach nicht genügend Platz und die ganze Zeit über zu meditieren, war einfach langweilig. Ein wahrer Saiyajin kreuzte lieber mit seinem Gegenüber die Fäuste, als seinen Geist zu stählen.
Da sich Raika ebenfalls gut mit Technik und Raumschiffen auskannte, erklärte Vegeta ihr etwas widerwillig den speziellen Umgang mit diesem Schiff. So konnte er wenigstens zwischendurch mal die Kontrolle über die Parameter und Flugdaten abgeben. Zumindest merkte er schnell, dass die Jüngere ein gewisses Händchen für diese Dinge zu haben schien und, dass er ihr ohne Probleme die Verantwortung über das Schiff übertragen konnte. Etwas, was er bei den anderen Mitgliedern seines Teams bisher vermieden hatte. Sobald Radditz auch nur in die Nähe des Bordcomputers kommen würde, würden sie mit dem nächstbesten Himmelskörper kollidieren.
Den Landeanflug auf den Planeten, der eine teilweise grünliche und teilweise rötliche Oberfläche aufwies, übernahm der Prinz dann aber doch lieber wieder selbst. So viel Vertrauen hatte er in der kurzen Zeit zu der 14-Jährigen noch nicht aufgebaut, als dass er sie hätte landen lassen. Vielleicht beim nächsten Mal.
Nachdem Vegeta für das Raumschiff einen geeigneten Landeplatz gefunden und das Schiff präzise abgestellt hatte, wartete er noch auf die Analyse der Luftzusammensetzung. Nach wenigen Sekunden waren auch diese Daten ersichtlich. „Die Atmosphäre ist ähnlich zusammengesetzt wie unsere. Atemmasken oder Raumanzüge sind nicht nötig", erklärte Vegeta knapp, während er den Antrieb des Raumschiffs abschaltete und sich schließlich von seinem Platz erhob.
~
Nur wenige Minuten später hatten die fünf Saiyajin das Schiff verlassen und sahen sich etwas skeptisch um. Sie waren am Rande eines Waldgebietes gelandet. Hier wuchsen allerlei Pflanzen, Blumen und riesige Bäume. Die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch. Beinahe wirkte als so, als könne man die Luft schneiden. Außerdem war es sehr warm. Die Hitze in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit, sorgte dafür, dass den Kriegern schon der Schweiß auf der Stirn stand, obwohl sie sich kaum bewegten. Dazu kam, dass die Gravitation etwas höher war, als auf dem Planeten der Saiyajin. Das war zumindest für Radditz und Vegeta eine größere Belastung. Broly, Raika und Paragus kannten es von Vampa nicht anders.
Die Jüngste von ihnen ging ein paar Schritt umher, den Blick nach oben gerichtet. Die grünlichen Wolken bildeten über dem Regenwald aus zu meist violetten Blättern eine dichte Decke. Raika drehte sich um die eigene Achse und ging rückwärts weiter. Sie spürte wie Aufregung und vorfreudige Anspannung in ihr aufkeimten. Endlich erlebte sie Abenteuer, bereiste neue Welten und konnte ihre Kraft und Teamfähigkeit unter Beweis stellen.
Während sie in Gedanken vertieft war, achtete sie nicht auf den Untergrund, der sich unter ihr veränderte. Zuerst war sie über einen festen, dicht bewachsenen Waldboden gegangen. Doch als sie weiter rückwärts ging, wurde der Untergrund immer schlammiger, bis sie plötzlich mit einem Fuß versank. Vor Schreck und aus Reflex begann sie zu schweben und versuchte ihren Fuß herauszuziehen, doch es wollte ihr nicht richtig gelingen. Je fester sie zog, desto tiefer sank ihr Bein ein.
Kurz entschlossen schoss sie einen kleinen Ki-Ball auf den Schlamm, der dadurch nachgab, woraufhin sie ihren Fuß schnell befreien konnte. „Es ist wohl besser, wenn wir fliegen", schlug die Saiyajin etwas verlegen grinsend vor, sah sich erst dann nach ihren Artgenossen um.
„Ach wirklich?", fragte Vegeta, der, wie alle anderen, längst schwebte und gar nicht erst zu Fuß unterwegs gewesen war.
Raika senkte beschämt ihren Kopf, schüttelte das negative Gefühl aber schnell ab und flog ihren Artgenossen hinterher.
Oberhalb des Waldstücks drückte der Prinz auf seinen Scouter und ortete einige starke Energien unweit von ihnen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis das Gerät die Energien exakt lokalisiert und genauer bestimmt hatte.
„Die Kampfkräfte liegen alle in etwa zwischen 2000 und 3000", berichtete Vegeta schließlich und sah wieder zu seinen Teamkameraden, die auf ihre Befehle warteten. „Ich schlage vor wir teilen uns auf. Broly, Raika? Ihr werdet nördlich von hier beginnen. Radditz und ich fliegen nach Westen. Wenn es Probleme gibt, benutzt die Scouter". Der Prinz wusste, dass Raika und Broly die Kommunikationsgeräte nicht gerne benutzten, doch auf einem fremden Planeten mit starken Gegnern, war es sinnvoll und teilweise unabdingbar zwischendurch Rücksprache zu halten. Etwas irritiert und abwertend blickte der Prinz dann zu Paragus. „Und was genau machst du jetzt? Helfen kannst du mit deiner bescheidenen Kampfkraft nicht".
„Ich werde meinen Sohn und Raika überwachen, damit sie sich genau an die Mission halten und damit sie nicht die Kontrolle verlieren".
„Wird es nicht Zeit, dass die beiden ein wenig Selbstkontrolle erlernen?" Vegetas ohnehin schon schmaler Blick verengte sich noch weiter.
„Das ist leider nicht so einfach umzusetzen. Aber dafür bin ich ja hier, mein Prinz", erklärte der Bärtige und nachdem der Thronfolger als Anführer dieses Teams zögerlich nickte, schossen die drei Saiyajin los, während Radditz und Vegeta zurück blieben.
Vegeta knurrte verstimmt auf. „Ich kann diesen Kerl echt nicht ab!"
„Paragus?", fragte der Langhaarige nach. Der Prinz nickte stumm und Radditz fuhr fort: „Geht mir genauso. Ich gehe fast davon aus, dass er die Entwicklung der beiden eher hemmt, statt sie zu fördern".
„Das ist mir egal", schnaubte der Thronfolger. „Paragus ist schwach und stellt sich dennoch über die Beiden. Dass Broly und Raika das einfach so hinnehmen ist echt zum Kotzen! Dabei könnten sie ihn im Handumdrehen erledigen!"
Radditz zuckte mit den Schultern. „Dein Vater ist auch wesentlich schwächer als du, dennoch gehorchst du ihm".
„Mein Vater ist der König! Das ist etwas völlig anderes!", zischte der Prinz aufgebracht und ballte seine Fäuste.
„Wie du meinst". Radditz grinste, doch er beließ es dabei. Er wollte den Prinzen nicht weiter provozieren und widmete sich lieber wieder seiner Mission. Immerhin durften sie nicht unnötig viel Zeit verschwenden. Das würde sich nur negativ auf ihren Lohn auswirken.
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