Kapitel 9
Verwundert starrte ich auf das für mich bestimmte Papier. Noch nie hatte ich von meinen Freunden eine Nachricht auf Papier verfasst bekommen.
Ich setzte mich nach draußen, in den Schatten zweier Bäume und öffnete den Umschlag. Aus diesem fiel ein kleiner Zettel, der viel zu klein für einen normalen Umschlag war. Ich faltete ihn auf und blickte auf die geschwungene Schrift Vivianas. Doch während ich las, verkrampften sich meine Finger. Ich klammerte mich an das Stück Papier, bis meine Knöchel weiß hervortraten.
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NELLI
Komm in die Mozartstraße Nummer 37. Geh nach oben, das Haus steht leer. 🏚 Sie haben Simon und mich. Ich wurde gezwungen, diesen Zettel zu schreiben. Beeil dich! Vivi
Das Blut gefror mir in den Adern. Ich konnte mich kaum noch rühren. Mozartstraße 37. Handeln, das musste ich jetzt. Es war klar, dass ich jetzt nicht zögern dürfte. Ich musste ihnen helfen!
Darauf achtend, dass mich keiner beobachtete, schlüpfte ich durch den Spalt im Zaun, der sich über die letzten Jahre mit der Zeit vergrößert hatte. Den Vordereingang konnte ich jetzt nicht benutzen, sonst würde ich gefragt werden, wo ich denn hinwolle. Wir brauchten außerdem eine Erlaubnis, damit wir irgendwo hingehen konnten. Und ich konnte sicherlich nicht ein verlassenes Haus besuchen. Vor allem nicht, wenn ich wusste, dass dort jemand meine zwei besten Freunde festhielt und ich selbst in Gefahr schwebte.
Ich stapfte durch das Waldstück und blickte mich nicht mehr nach hinten um. Es war klar, dass das vielleicht nicht gut ausging, doch ich ertrug den Gedanken nicht, dass ich nicht wusste, was mit meinen Freunden war. Als ich auf eine Straße stieß, folgte ich den Schildern bis zur Mozartstraße. Jetzt nur noch die Hausnummer. Zuerst sah ich nur Nummer 36, da Nummer 37 ein Stück ums Eck lag und zusätzlich das Haus so verwuchert war, dass es das Nummernschild verdeckte. Ich sah auf zum Haus. Es hatte zwei Stockwerke. Von außen war es verdreckt. Einst war es vermutlich mal komplett weiß gewesen, doch nun stand es mir in einem trotzigen Grauton gegenüber. An der Hauswand gab es bereits einen Efeu Ansatz, der sich mit der Zeit vergrößern würde. Die Fensterscheiben waren vergilbt und starrten nur so vor Dreck, doch wenn ich die Augen schloss, konnte ich mir das Haus in seiner prächtigsten Zeit vor Augen rufen.
Die Fassade hatte vielleicht fast schon weiß geglänzt und die Scheiben waren von oben bis unten poliert gewesen. Möglich, dass es einen gepflegten Garten gegeben hatte, um den sich Tag für Tag jemand kümmerte. Vor mir konnte ich eine Frau mittleren Alters sehen, wie sie hübsche Blumen goss, ganz in ihrem Element. Mit bedächtigen Schritten ging ich auf das Haus zu. Die Tür war extra für mich wohl nicht verschlossen worden.
Seitdem ich den Umschlag in die Hand gedrückt bekommen hatte, hatte sich in mir ein mulmiges Gefühl breit gemacht. Doch erst jetzt, wo ich der Gefahr so nahe war, verspürte ich den starken Drang, einfach wieder umzudrehen. Doch ich konnte es nicht. Nicht, wenn ich wusste, dass meine Freunde hier waren. Nicht, wenn sie in Gefahr schwebten. Ich wusste, dass ich mich jederzeit für sie opfern würde. Sie waren mir in meinem „zweiten Teil" des Lebens nach dem Tod meiner Mutter und meinem Umzug ins Waisenhaus die wichtigsten Menschen geworden.
Ich öffnete die Tür, die leise knarzte und betrat das Haus. Ich sah mich um. Niemand. Keiner war hier. Ich beschloss, in den nächsten Stock zu gehen, wie es mir Vivi in ihrem Brief geschrieben hatte. Man wollte also, dass ich dort nach oben ging. Doch, wieso konnten wir uns nicht auch hier unten treffen? Ich versuchte nicht darüber nachzudenken und mich auf meine Taten zu beschränken. Leicht zitternd ein-und aus atmend stieg ich die steil nach oben führenden Stufen hinauf. Oben erstreckte sich ein lang gezogener Flur, an dem am anderen Ende, gegenüber von mir eine Tür prangte. Sie wirkte einschüchternd, wegen ihrer dunklen Farbe, doch was untypisch für ein lange verlassenes Haus war, dass der Türgriff nicht verstaubt war, was hieß, dass jemand diesen Durchgang vor kurzem erst benutzt hatte. Also war ich richtig hier. Ich überlegte, dass Ich jetzt auf der anderen Seite des Hauses sein musste, die man außen, von der Straße aus, von der ich kam nicht nicht sehen konnte. Auf der Seite, auf der ich nun stand, konnte man, wenn man zum Fenster hinaus sah, eine kaum benutzte Straße sehen und das einst mal so prächtig erstrahlte Wohngebiet war nur noch spärlich bewohnt und hatte seinen früheren Glanz verloren, was hieß, dass es unwahrscheinlich war, dass man uns sehen konnte. Wirklich ein perfekter Platz für eine solche Art von Treffen. Mit hoch erhobenem Kopf drückte ich die Klinke hinunter, die mich hoffentlich zu meinem Ziel führen würde. Ich trat in einen von Sonnenlicht durchfluteten Raum. Und in den letzten Momenten meines Bewusstseins, nahm ich noch eine Tür war, die zu einer breiten Terrasse führte, auf der Viviana am Geländer der Terrasse festgebunden war und Simon von einem fünfzehnjährigem Mädchen fest umklammert wurde. Und in der letzten Sekunde vor dem Schlag, registrierte ich noch Simons und Vivis vor Schock, Schreck und Angst verzerrte Gesichter war, dann schlug mir etwas schweres auf den Kopf und ich bekam einen kräftigen Tritt in die Rippen und mir wurde schwarz vor Augen.
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Okay jetzt wird es vielleicht einmal ausnahmsweise spannend, bin schon auf eure Meinung gespannt.
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