Kapitel 11
Ungeschickt stieg ich über das Geländer. Es war der einzige Weg nach unten. Die Terrassentür war ja verschlossen worden.
„Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nich.", flüsterte ich immer wieder und wieder. Ich stand am Abgrund, vor mir das dunkle Schwarz, die unerbittliche Leere. Nichts. Doch dann fasste ich all meinen Mut zusammen und sprang.......
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Ich kneife die Augen zusammen. Bitte, ich muss auf der Hecke landen. Doch ich streife sie nur und schlage auf dem harten Untergrund auf.
Anweisungen, die geschrien werden, meine flachen Atemzüge. Ein Weinen, jemand, der mich auf den Armen hält..... Das alles nehme ich verschwommen war, doch ich schaffe es nicht, die Augen aufzuschlagen. Bin Ich jetzt etwa tot? Das kann nicht sein, nein. Es darf nicht sein. Was wird dann aus meinen Freunden? Werden sie mich einfach ersetzen? Vergessen? Nein, ich weiß, das sie das niemals könnten. Jemand schreit meinen Namen. Moment, wieso höre ich meinen Namen so deutlich, wenn ich doch tot bin? „NELLI!" Darauf konzentriere ich mich: Auf die stetigen Rufe, meinen Herzschlag und meine Atemzüge. Ich kann es schaffen!, sporne ich mich an. Ich kann leben! Doch dann drifte ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf ab.
♥ ♥ ♥
Es ist hell, nahezu grell hier. Bin ich jetzt im Himmel, oder etwa im Nirwana? Ist es dort denn auch so schrecklich hell? Hoffentlich nicht. Piep,..... piep,.....piep,.... Ich öffne die Augen. Ein weißer Raum erstreckt sich vor meinen Augen. Wie im Krankenhaus. Nein, das hier ist ein Krankenhaus ! Neben mir steht ein kleiner Nachttisch. Auf diesem liegt ein roter Umschlag. Mamas Umschlag! Viviana und Simon haben ihn mir wahrscheinlich gebracht, sie wissen nämlich, dass ich ihn gern in meiner Nähe habe. Ich hole ihn zu mir, wobei ich wegen diesem erbarmungslosen Schmerz zusammenzucke. Für einen Moment kann ich mich nicht rühren, doch dann strecke ich die Hand aus und schaffe es, das leuchtend rote Papier zu mir zu holen. In diesem Moment öffnet sich die Tür und Vivi kommt herein. Sie geht auf mich zu und nimmt mich lachend in die Arme. „Wie gehts dir? Moment, sag nichts, ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Ich kann leider nicht lange bleiben, aber Simon kommt in einer Viertelstunde vorbei. Was du jetzt erst mal wissen musst, ist: Als du vom Dach gesprungen bist, sind Marlene und Jakob einfach abgehauen. Einer von den beiden hat aber sein Handy liegen gelassen und so konnten wir dann einen Krankenwagen rufen. Die beiden wurden dann auch geschnappt. Oh, entschuldige, hab ich mal wieder zu schnell gesprochen?" Erst runzle ich die Stirn, dann setze ich ein Lächeln auf. „Macht nichts.", tue ich ab. Ich bin einfach nur heilfroh, sie zu sehen. Da kann sie noch so schnell reden. Vivianas Handy gibt ein Geräusch von sich, das signalisieren soll, das eine Nachricht angekommen ist. „Oh, Simon schreibt. Er will, dass ich mal schnell nach unten komme. Keine Ahnung, was er will." Sie begibt sich wieder zur Tür, dreht sich jedoch noch mal zu mir um. „Du weißt aber, dass das nicht eine deiner schlausten Ideen war, oder? Naja, ich bin dann mal weg, wir sehen uns dann später." Mit diesen Worten verschwindet sie zur Tür hinaus.
Und endlich, nach so vielen Jahren beschließe ich, dass nun der rechte Augenblick ist, um in den Worten meiner Mutter zu versinken. Der Augenblick, um zu erfahren, was solch gravierende Folgen haben könnte, dass ich es nicht mündlich mitgeteilt bekommen konnte, sondern nur schriftlich. Ich schließe die Augen und Erinnerungen über mein einstiges Leben überfluten mich: Meine Mutter, wie sie mich auf ihrem Schoß hält und vor und zurück schaukelt. Wie sie mich vor dem bewahren will, was noch kommen würde. Sie wusste, sie würde sterben. Wir beide wussten, dass wir im Hier und jetzt leben mussten, nicht in der Zukunft. Die Zukunft kommt so oder so, doch das Jetzt währt nicht ewig. Nur einen einzigen kleinen Moment und dann ist es fort. Einen Wimpernschlag. Eine Träne kullert mir die Wange hinab. Dann noch eine und noch eine...Wie ein Strom rinnen die Tränen und fallen zum Teil in meinen Schoß. Ich bin am Leben, sie ist tot. Das ist so unfair! Es ist so grausam, dass sie ihr Leben aufgeben musste, vorallem, da ich sie, als sie starb noch so schrecklich brauchte! Doch was geschehen ist, ist geschehen. Es kann nicht rückgängig gemacht werden. Nie wieder. Und zum ersten Mal spreche ich es laut aus: „Mama ist tot." Erst diese Worte bringen mich in die Wirklichkeit zurück. Jetzt erst fühlt es sich echt an. Jetzt erst kann ich es akzeptieren. Mit zitternden Fingern ziehe ich ein weißes Stück Papier aus dem Umschlag und beginne zu lesen.
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Sooo, das war das vorletzte Kapitel...
Und ja ich weiß, dass es ab hier im Präsens weiter geht xD
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