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01. Der Bettler

♪ Minute Waltz – Frédéric Chopin


Seit mehr als einer Stunde saß ich vor dem alten Piano, spielte hin und wieder einige Melodien und freute mich, dass ich es hatte erwecken können.

Es schien zufrieden zu sein, sich in seinem neuen Umfeld wohl zu fühlen, was mir äußerst wichtig war.

Musikinstrumente besaßen eine Seele, nur leider ahnten das die meisten Menschen nicht. Man musste sie gut behandeln, dann offenbarten sie ihr Innerstes; die schönsten Klänge.

Für einen Moment hielt ich inne, nahm die Hände von den Tasten und erhob mich von dem gepolsterten Hocker, der nun vor meinem Piano stand. Mir war nach einer heißen Tasse Tee, weshalb ich meine Schritte in die Küche lenkte, um mir einen Kräutertee aufzubrühen. Dieser belebte mich stets, erweckte neue Ideen in mir und hielt mich außerdem wach.

In dieser Nacht wollte ich nicht schlafen, ich wollte nur auf diesem alten Piano spielen. Wie durch eine unsichtbare Macht getrieben, konnte ich meine Hände nicht von dem Instrument lassen.

Dem inneren Zwang folgend, betrat ich mit der Teetasse in der Hand erneut den Raum, in dem das Piano verweilte. Bedächtig nippte ich an der heißen Flüssigkeit und stellte die Tasche anschließend vorsichtig auf dem kleinen Beistelltisch ab, der direkt neben dem Instrument seinen Platz hatte.

„Also mein liebes Piano, was wollen wir beide nun gemeinsam spielen?" Im Gegensatz zu den meisten Menschen fand ich es nicht merkwürdig, mit einem Musikinstrument zu reden und schon gar nicht mit einem, das verzaubert sein sollte.

Verzaubert – die meisten Leute glaubten nicht an solche Dinge, aber wer konnte schon mit Bestimmtheit sagen, dass das nicht der Wahrheit entsprach? Ich war in dieser Hinsicht offen für alles.

Kurz horchte ich in mich hinein, schloss die Augen und fühlte die nächste Melodie in mir aufsteigen: Minute Waltz von Chopin.

Sanft berührte ich mit meinen Fingern die Tasten und einen Wimpernschlag später flogen meine Hände über selbige. Leicht, geschmeidig, extravagant, wie Chopins Komposition.

Die Musik nahm mich stets gefangen, beim Spielen vergaß ich Zeit und Raum und würde nicht einmal bemerken, wenn jemand ins Zimmer kommen würde. Dieser Gedankengang erfolgte rein hypothetisch, da ich alleine lebte und absolut niemand mich stören konnte. Schon gar nicht zu dieser Uhrzeit.

In dieser Nacht war jedoch alles anders.

Bei den letzten Klängen von Chopin bemerkte ich im Augenwinkel eine Bewegung und als ich den Kopf hob, traute ich meinen Augen nicht. Auf dem Piano saß eine winzige Gestalt, ein kleiner Weihnachtself, dessen Beinchen umherbaumelten.

Fest kniff ich die Augen zusammen, glaubte einer Illusion erlegen zu sein, aber als ich die Lider wieder öffnete, saß das kleine Wesen noch immer da.

Sein verschmitztes Grinsen lud mich förmlich dazu ein, eine Konversation mit ihm einzugehen. Ich konnte mit einem Piano reden, warum dann nicht auch mit einem Weihnachtself?

„Hallo, wer bist du denn?", richtete ich eine höfliche Frage an ihn, während ich ihn gleichzeitig einer Musterung unterzog.

Der Elf trug ein rotes Oberteil mit weißem Kragen, das bis über seine Hüften reichte und mittels eines schwarzen Gürtels, durch eine goldene Schnalle geziert, zusammengerafft wurde. Dazu passend rot-weiß-geringelte Strumpfhosen, sowie eine rote Zipfelmütze mit weißer Bommel auf seinem Kopf. Unter der Mütze lugten einige braune Haare hervor und seine braunen Augen wirkten freundlich, als er antwortete: „Ich bin Liam und du hast mich gerufen."

„Bitte was?", entfuhr es mir überrascht. „Ich habe dich gerufen?"

„Ja, mit deiner Melodie. Immer, wenn jemand dieses Lied auf dem Piano spielt, komme ich zu besagter Person."

Verblüfft starrte ich den Elf an, der sicher nicht mehr als einen Fuß maß. Das musste ein Traum sein, anders konnte ich mir das nicht erklären. Kurz räusperte ich mich: „Und wann hat man dich zum letzten Mal gerufen?"

„Das ist fast hundert Jahre her", erwiderte er und schwang seine Beine hin und her, sodass seine schwarzen, spitz zulaufenden Stiefelchen das Holz des Pianos leicht berührten. „Seitdem hat sich einiges verändert, aber wir wurden darauf vorbereitet."

„Wer ist wir?" Verwirrt fuhr ich mir durch das Haar.

„Na wir, aus dem Wunderland." Liam zog eine lustige Grimasse, hob den dünnen rechten Arm, streckte seine Hand aus und zeigte auf mich. „Wie heißt du eigentlich?"

Schmunzelnd erwiderte ich: „Mein Name ist Harry und ich bin Pianist."

Nachdenklich neigte Liam den Kopf ein wenig zur Seite: „Also, lass uns gehen."

Ich drehte mich auf dem gepolsterten Hocker, blickte in seine lustigen Knopfaugen und fragte: „Wohin?"

„Na ins Wunderland. Du hast mich gerufen, also führe ich dich nun dorthin."

Er tat so, als sei dies das normalste von der Welt, aber ich fühlte mich leicht überrumpelt. Wo immer dieses Wunderland lag, war es da nun warm oder kalt wie zurzeit in London?

Automatisch wanderte mein Blick zum Fenster und im Schein der Straßenlaterne, die direkt vor meinem Grundstück stand, sah ich noch immer dicke Schneeflocken, die vom Himmel fielen.

Ich trug nur meine knallgelben Pantoffeln, meinen blau-gold-gestreiften Schlafanzug und darüber einen dünnen Morgenmantel aus Seide. Sicher fror ich mir den Hintern ab, wenn ich das Haus verließ.

„Ich muss mich erst umziehen", entgegnete ich, doch Liam schüttelte seinen Kopf.

„Musst du nicht, du bekommst dort sowieso andere Kleidung."

„Nun denn", sprach ich, „auf, ins Wunderland."

Zu meiner großen Überraschung führte Liam mich zunächst in den Keller. Trotz seiner geringen Körpergröße lief er mit beachtlicher Geschwindigkeit an dem gut gefüllten Weinregal vorbei und ich folgte ihm voller Neugier.

Woher kannte er sich so gut hier aus und wie wollte er aus dem Keller, der nicht von außen begehbar war, hinausgelangen?

Vor der Steinmauer, am Ende des Kellerraumes, blieb er schließlich stehen. „Bitte schließ deine Augen, Harry und lege deine Hände auf die Steinwand."

Voller Aufregung, die in meinen Adern ein prickelndes Gefühl hinterließ, tat ich wie mir geheißen. Mit geschlossenen Augen spürte ich, wie die Wand urplötzlich in Bewegung geriet und nachgab. Ich war sehr gespannt auf dieses Wunderland. Nur alleine der Name klang verheißungsvoll und ich war mir sicher, in einer zauberhaften Welt zu landen.

Als der Elf mich dazu aufforderte, die Augen wieder zu öffnen, erlebte ich allerdings eine Überraschung. Es war nicht der viele Schnee, der mich erschreckte, sondern die Tatsache, dass ich halb zerfetzte Lappen an den Füßen trug. Außerdem ein braunes, sackähnliches Gewand, mit einem Gürtel, der einer dicken Kordel ähnelte.

„Was soll das?", schnaufte ich erbost. „Soll das hier etwa das Wunderland sein?"

Ich sah aus wie ein Bettler, es war bitterkalt und ich fror mir den Hintern ab. Keine einzige Lampe brannte in dieser Gegend, lediglich die Sterne erhellten den verschneiten Weg, der vor uns lag.

„Natürlich ist das das Wunderland, oder denkst du, ich würde lügen?", erwiderte Liam ungerührt. Dann zupfte er an meinem Gewand und zeigte mit seinem Finger geradeaus: „Wir müssen hier entlang, in die Stadt."

Unser beschwerlicher Fußmarsch, bei dem der Elf auf meiner rechten Schulter hockte, erstreckte sich auf ungefähr zwei Kilometer. Mittlerweile fühlten sich meine Füße wie Eisklumpen an und meine Zähne klapperten unaufhörlich.

Je näher wir der Stadt kamen, desto mehr Lichter erblickte ich. Alles schien weihnachtlich geschmückt zu sein und automatisch wanderten meine Augen zu dem großen Hügel, der sich oberhalb der Stadt befand. Darauf stand ein prächtiges Schloss, unglaublich toll beleuchtet und alleine bei dem Gedanken, dass dort bestimmt ein warmes Feuer im Kamin prasselte und es etwas zu Essen gab, trugen mich meine Füße schneller in diese Richtung.

Aber Liam, der wohl meine Absicht erkannte, machte mir einen Strich durch die Rechnung: „Du kannst dort nicht hin, Harry. Nur einem Prinzen ist der Eintritt zum Schloss erlaubt. Aber du bist ein Bettler."

„Zum Teufel mit dir", herrschte ich den kleinen Elf an, „wieso bin ich überhaupt ein Bettler? Hast du etwas damit zu tun?"

Leicht neigte Liam den Kopf zur Seite: „Eigentlich nicht. Ich glaube, das steht mit der Melodie in Zusammenhang. Vielleicht spielst du beim nächsten Mal eine andere."

Beim nächsten Mal? Irritiert fasste ich mir an den Kopf, fühlte, dass mein Haar feucht war und seufzte tief. Der nächste Gedanke, der durch meinen Kopf schoss, ließ mich innerlich frösteln. Laut sprach ich diesen aus: „Und wie komme ich wieder zurück in meine Welt?"

Liams Antwort ließ mir das Blut in den Adern gefrieren: „Indem du die richtige Melodie auf dem Piano spielst."

Hektisch begann ich zu atmen. „Das Piano steht in meinem Haus! Das ist unmöglich!"

Auf was hatte ich mich hier bloß eingelassen? Hoffentlich war das nur ein Traum, aus dem ich bald erwachte. Und wieder überraschte mich der Elf an dieser Stelle.

„Das Piano befindet sich hier, in der Stadt. Du kannst also ohne Probleme darauf spielen. Nur wie gesagt, ich kenne nicht das richtige Lied. Das musst du selbst herausfinden."

Sehr hilfreich war das nicht gerade, aber immerhin besser als nichts. Wie konnte das Piano an zwei unterschiedlichen Plätzen, in zwei verschiedenen Welten stehen? Vermutlich, weil es sich um ein verzaubertes Exemplar handelte.

Bevor ich weiter darüber nachdachte und noch verrückt wurde, folgte ich dem Elf, der inzwischen von meiner Schulter hinabgeklettert war, durch die verschneiten Gassen. Alles wirkte wie in einer mittelalterlichen Welt, einschließlich der Menschen, die auch so gekleidet waren. Jemand reichte mir ein Stück Brot und als ich den Blick hob, schaute ich in das Gesicht eines gut gekleideten Mannes. Er trug einen edlen Umhang, der warm und teuer wirkte.

„Danke", murmelte ich und hätte alles dafür gegeben, seine Klamotten zu besitzen.

„Das war einer der reichen Kaufleute", erklärte Liam, als wir uns von dem Mann entfernten.

„Darf er denn das Schloss betreten?", erkundigte ich mich und biss anschließend von dem Brot ab, das noch leicht warm und frisch schmeckte. Der Elf schüttelte seinen Kopf. „Nur auf Geheiß der Prinzessin. Also, wenn sie sich seine Waren anschauen möchte. Dann dürfte er hinein."

Für einen Moment blieb ich stehen, atmete die kalte Luft ein und fragte: „Es gibt eine Prinzessin?"

„Klar."

Nun packte mich die Neugier ein weiteres Mal. „Wie ist sie so?"

Der Elf kicherte vor sich hin. „Sie ist wunderschön."

„Bist du ihr schon einmal begegnet?"

„Natürlich." Er kratzte sich an einem seiner spitzen Ohren. „Ich bin ein Elf, ich komme überall hin. Auch dort, wo es einigen Menschen verboten ist."

„Verstehe."

Nun war ich nicht nur neugierig auf das Schloss, sondern auch noch auf diese Prinzessin.

Wir gingen weiter und plötzlich stellte Liam eine Frage: „Wieso bist du eigentlich so versessen in dieses Schloss hineinzugelangen?"

„Weil es mich magisch anzieht", erwiderte ich und ließ die Prinzessin außen vor. „Aber jetzt lass uns erstmal das Piano finden."

Wir entdeckten es tatsächlich, versteckt in einem alten Schuppen. Enthusiastisch ging ich darauf zu und begrüßte es, wie einen alten Freund.

„Hey, da bist du ja. Ich hoffe, ich finde die Melodie, die uns beide wieder nach Hause bringt."

Ein alter wackeliger Stuhl stand vor dem Instrument und ich setzte mich darauf, auch auf die Gefahr hin, dass er zusammenfiel. Glücklicherweise knarrte er nur und ich begann meine kalten Finger auszustrecken. Sie mussten erst warm werden, bevor ich richtig spielen konnte. Der Elf sah mir dabei zu, sprach jedoch kein Wort.

Grinsend dachte ich darüber nach, dass ich jederzeit ins Wunderland zurückkehren konnte, wenn ich Chopin aus meinen Fingern fließen ließ. Liam würde auftauchen und mich hierherbringen. Die Frage war nur, wie sollte ich jemals in dieses Schloss gelangen? Wie sollte ich von einem Bettler zu einem Kaufmann oder idealerweise zu einem Prinzen werden?

Zuerst versuchte ich es mit Toccata, aber nichts tat sich. Anschließend probierte ich Chopin. Vielleicht brachte mich die gleiche Melodie wieder zurück in mein gemütliches Wohnzimmer. Aber auch bei diesem Gedankengang lag ich falsch. Ich saß hier fest, zumindest so lange, bis ich die richtige Melodie finden würde.

Und wenn ich sie niemals fand, dann würde ich für immer gefangen im Wunderland sein.

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Na, seid ihr überrascht? Hättet ihr gedacht, dass ich einen Elf aus Liam mache?

Ich musste so lachen bei dem Gedanken daran.

Wie hat euch das Kapitel gefallen?

Und seid ihr nun gespannt, wie es weitergeht?

Nächsten Sonntag kommt das neue Update. Ich wünsche euch einen schönen zweiten Advent.

LG, Ambi xxx

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